Geistliche Impulse der vergangenen Sonntage

Hinweis: 

Dies ist bis auf Weiteres die letzte Andacht in dieser Form, da unsere Sonntagsgottesdienste wieder in üblicher Form stattfinden können. Wir hoffen, dass Ihnen dieses Angebot Freude und andächtige Minuten bescheren konnte, und freuen uns über Ihren Besuch in den Gottesdiensten an unseren drei Kirchtürmen.

 

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes, 
 Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,
im Namen Jesu Christi,
Du befreist uns zu neuen Wegen,
im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,
die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.
AMEN.

 

Eine andere Perspektive auf den Text des heutigen 13. Sonntags nach Trinitatis, 29. August 2021 – 1. Mose 4,1-16a

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Kain und ich möchte euch meine Geschichte erzählen. Vor gar nicht langer Zeit lebte ich mit meinen Eltern und meinem Bruder zusammen direkt vor den Pforten des himmlischen Gartens. Oft war ich müde, weil die Arbeit auf dem Feld am Tag so anstrengend gewesen war. Meinem Bruder ging es da häufig nicht anders, auch wenn er nicht wie ich auf dem Feld arbeitete, sondern die Tage mit seiner Schafherde durch die Berge zog.

Wenn wir nicht arbeiteten oder beieinandersaßen, unterhielten wir uns regelmäßig mit dem Ewigen, dem Schöpfer von allem. Wer oder was er ist kann ich gar nicht wirklich beschreiben. Meine Eltern werden immer sehr traurig, wenn wir fragen, woher sie ihn kennen und was er eigentlich genau ist. Sehen kann ich ihn nicht, aber wenn ich mit ihm rede, ist er da, ganz nah bei mir, als ob er neben mir stünde und trotzdem so viel mehr sieht und ist als ich.

Doch nun zu meiner Geschichte: Es ist noch nicht lange her, da standen mein Bruder Abel und ich morgens vor dem großen Stein, auf den wir unsere Dankesgaben für den Einen, die Heilige, für Adonai legen. Mein Bruder trug in einer Hand ein frisch geschlachtetes Lamm und in der anderen noch eine Schüssel mit Fett. Ich hingegen hatte einen Beutel mit vielen gerade erst geernteten Feldfrüchten. Das Schönste hatte ich ihm ausgesucht und es noch gewaschen, denn nur das Beste gebührt dem Größten. Meine Arbeit auf dem Feld und das, was ich für meine Familie und für unseren Gott ernte, ist mein ganzer Stolz, meine Existenz, mein Beitrag zu unserem Leben. Wenn die Ernte gelingt und ich dafür sorge, dass wir wieder für einige Zeit etwas zu essen haben, weiß ich, dass ich meine Aufgabe gut gemacht habe und meine Verantwortungen wahrnehme. Wie ich es gelernt hatte, kniete ich mich nieder, legte den Inhalt meines Beutels auf den großen Stein und sprach mit geschlossenen Augen zu dem Einen:

„Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Gott aller Götter, denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Herrn aller Herren, denn seine Güte währet ewiglich.“

Und ich saß und wartete auf seine Antwort, auf eine Reaktion, einen Zuspruch, einen Auftrag. Auf seine Worte, die mich durch den Tag begleiten. Ich wartete und wartete, doch es kam keine Reaktion, kein Zeichen, dass er mich gesehen hatte, gesehen hatte, was ich vor ihn gebracht hatte. Als ich nach endlosem Warten meine Augen öffnete, war nichts geschehen, kein Wort, und ich fühlte mich so allein, so einsam. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was ich in diesem Moment gefühlt habe. Tausende Fragen tanzten durch meinen Kopf: Warum ist nichts passiert? Habe ich etwas falsch gemacht? Sind meine Gaben dieses Mal nicht gut genug? War ich nicht gut genug?

Neben mir schlug auch Abel, mein Bruder, seine Augen auf, aus denen eben die Freude leuchtete, die ich nur zu gut kenne. Scheinbar war es ihm anders ergangen als mir, die Verbindung war also nicht für alle, sondern nur für mich gestört. Nur ich hatte keine Beziehung zu dem Höchsten, während mein Bruder strahlend um sich blickte. Scheinbar war sein Opfer dem Schöpfer genehm gewesen, scheinbar war er dem Schöpfer genehm. Wodurch sollte er sich das verdient haben? Ich war doch der Erstgeborene, der erste überhaupt geborene Mensch. Ich sollte das Erbe meiner Eltern, der ersten Menschen überhaupt und damit auch sein Wohlwollen erhalten. Mein Vorrecht sollte es sein dem HERRN zu dienen, ihm die Ehre zu erweisen und seinen Namen unter allen unseren Kindern zu verkünden. Und er, er besaß die Unverschämtheit mir ins Gesicht zu lachen, mich zu verspotten, mir meinen Rang abzulaufen und meine Vorrechte zu stehlen. In diesem Moment wurde mir schlagartig klar, was mein Bruder tat: Er stahl mir meine Rechte als Erstgeborener, er wollte meine Stellung haben, er hatte mir meine Beziehung zu dem Heiligen gestohlen und sich zu eigen gemacht. All meine Mühe, all mein Dienst, er hatte dafür gesorgt, dass ich von unserem Gott verworfen wurde. ER, Adonai, hatte sich von mir ab- und meinem Bruder zugewandt und sah gar nicht, dass seine Gunst mir nur gestohlen worden war. Warum sah er mich plötzlich nicht mehr an? Hat er mich vergessen? Ich will, dass er mich wieder sieht, mich wieder liebt – koste es, was es wolle.

Das ist alles seine Schuld! Hätte er mich genauso behandelt wie ihn, dann hätte das nicht passieren müssen. Was sollte ich denn machen? Er kann doch nicht einfach ihn besser behandeln als mich. Warum soll mein Bruder besser gewesen sein? Das war ungerecht von ihm. Ich wollte nur, dass er auch mich für voll nimmt und sieht, dass ich es gut meine. Und jetzt ist er tot… Was habe ich bloß getan? Ist es nicht seine Aufgabe, auf uns aufzupassen? Er hätte doch wissen müssen, was passiert. Und trotzdem sucht er bei mir die Schuld. Hätte er nur mein Opfer auch angenommen, dann wäre es nie dazu gekommen. Das ist nicht meine – das ist alles seine Schuld! Warum hat er zugelassen, dass ich so etwas mache? Hat er nicht den bösen Trieb in mir geschaffen, der dazu geführt hat? Er hat mir damit quasi gestattet so zu handeln und ihn zu töten. Ich wäre nicht eifersüchtig geworden, wenn er nur mein Opfer angenommen hätte. Und nun fragt er mich, was mit meinem Bruder ist?! Als ob er das nicht wüsste. Er soll doch angeblich alles wissen, was versucht er damit zu beweisen? Abel, warum musstest du nur besser vor ihm aussehen?

Und was soll jetzt mit mir passieren? Hier kann ich nicht bleiben, was werden nur unsere Eltern und die anderen sagen? Sie werden mich töten für das, was ich getan habe. Wie soll ich mit dieser Schuld leben? Warum hat mich niemand, warum hat er mich nicht daran gehindert? Ich muss weit weg von hier. Ich möchte niemanden sehen, ich möchte nicht ihre Blicke sehen, wenn sie erfahren, was ich getan habe. Aber werden sie mich nicht trotzdem töten, wenn sie mich finden? Ich muss so schnell wie möglich fliehen.

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Kain und dies ist meine Geschichte. Ich habe das Unaussprechliche getan, ich habe mich an Gott, meinem Schöpfer, dem Schöpfer aller Dinge verschuldigt. Ich habe die Schuld bei ihm gesucht, weil ich ihn nicht verstehen konnte. Seine Gründe sind mir verborgen, ich kann sein Handeln nicht begreifen. Noch immer weiß ich nicht, warum Gott mein Opfer nicht angenommen hat. Ich weiß nicht, warum er mich als weniger wert als meinen Bruder angesehen hat. Ich weiß nur, dass Abel nichts dafür konnte. Was mit mir und Gott ist, fragt ihr? Aus Angst um mein Leben bin ich vor so vielen Jahren geflohen und trotzdem lebe ich noch und das dank seines Beistandes. Er hat mir den Schutz versprochen und gegeben, dass niemand sich an mir räche. Noch immer ist er bei mir, nur anders. Seit jenem Tag höre ich nicht mehr seine Stimme, aber ich spreche immer noch zu ihm. Manchmal spüre ich ihn noch ganz deutlich und dann gar nicht. Mittlerweile ist mir klar, dass ich ihn nicht verstehen kann und vermutlich niemals werde. Er war gut zu mir, trotz meiner Schlechtigkeit. Er gab mir seinen Segen, trotz des Blutes, das an mir klebt.

Jeden Tag denke ich noch an meinen Bruder und das was nun schon vor so langer Zeit geschehen ist. Mein Zorn auf Gott ist inzwischen verflogen. Ich weiß nicht, weshalb er damals so handelte, wie er es tat. Ich weiß auch nicht, weshalb er mich beschützte nach dem, was ich getan habe. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich seit diesem Tag die Welt anders sehe. Ich sehe meine Verantwortung für das, was ich tue. Ich sehe meine Verantwortung für meinen Bruder und meine Schwester, für meine Frau, meine Söhne und Töchter und meine Eltern. Als Begnadeter, Beschützter und von Gott Ausgezeichneter muss und darf ich leben. Und noch immer bringe ich ihm jeden Morgen mein Opfer da, danke ihm für das was er mir gibt, bitte um Verzeihung für meine Fehltritte und bitte um seinen Beistand mit denselben Worten, wie damals.

 

GOTT segne Dich und behüte Dich.
GOTTES Antlitz hülle Dich in Licht, und sie sei Dir zugeneigt.
GOTTES Antlitz wende sich Dir zu, und sie schenke Dir heilsame Ruhe.
AMEN.

 

Andacht von Vikarin Julia Nikolaus

 

 

Andacht zum 11. So. n. Trinitatis, 15. August 2021 von Pastorin Kerstin Wackerbarth 

Liebe Gemeinde,

„für eines ist es gut gewesen, dass ich die Schwermut kennengelernt habe“, sagte meine Schwester im Rückblick auf die bisher schwerste Phase ihres Lebens zu mir, „für eines ist es gut gewesen, denn ich habe begriffen, dass ich nicht einfach ein weiteres, sondern nur dieses eine Leben habe.“ Auf dies gute Gefühl sich wieder rausgekämpft zu haben, hätte sie auch verzichten können, aber für ihre Erkenntnis das Leben betreffend sei sie zutiefst dankbar. Sie seufzt und schüttelt sich als holte sie sich noch einmal aktiv ins Jetzt. „Ja, die Auseinandersetzungen mit sich selbst haben meine Schwester verändert,“ denke ich. „Die Lebensfreude hat sie wieder!“ – oder Halt: „Hat sie ihre Lebensfreude wiedergefunden?“ Was meinen Sie? Was denkt ihr? Wer hat da eigentlich wen wieder? Je mehr ich darüber nachsinnen, desto sicherer werde ich mir, dass es die Lebensfreude ist, die mich packt und nicht andersherum. Ich kann einzig die Gelegenheit beim Schopfe packen, wie eine Redewendung sagt, und zugreifen so sich mir die Chance bietet. Wird ein Charakter als ‚zupackend‘ beschrieben, so ist dies meist eine Beschreibung dafür, dass es guttut, diesen Menschen im Team dabei zu haben, ereifert sich dieser Mensch wohl eher selten in langen Monologen, sondern steht dem Klischee nach „mit beiden Beinen mitten im Leben“.

Wir haben nur dies eine Leben – der Erkenntnis folgt die Frage: Und, was machen wir daraus? Ratgeber empfehlen den Moment zu leben, aber was heißt das? Was heißt das für Sie und Euch, was heißt das für mich? Für mich heißt den Moment zu leben, jeden von ihnen als Geschenk zu begreifen – nicht festhalten zu wollen, sondern ihn durch mich hindurchfließen und mich von ihm verändern oder auch prägen zu lassen. Dies fällt besonders dann schwer, wenn mich der Moment zu erdrücken droht und es gilt im Vertrauen auf Gott und in die Menschen um mich herum auf Zukunft hin zu leben. „Ich traue allein mir selbst! Dem, was ich selbst gesehen oder auch miterlebt habe.“ – Diese Einstellung ist nicht selten anzutreffen und jedes Mal frage ich mich, was hat diesen Menschen so misstrauisch oder auch skeptisch dem Leben und seinen Mitmenschen gegenüber werden lassen und wie viel positive Ereignisse braucht es eigentlich, um ein negatives Erlebnis ab- und aufzufangen? Vertrauen lässt sich weder einfordern noch machen. Auch dieses ist wie der Moment ein Geschenk. Ein Geschenk, das seinen Ursprung außerhalb von mir selbst hat, für das ich vielleicht mehr oder weniger empfänglich bin, aber im Ursprung liegt die Gabe und auch die Fähigkeit vertrauen zu können außerhalb meiner selbst. Vertrauen auf Gott und die Menschen um mich herum: Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht töten, du sollst nicht neiden. Du sollst den Feiertag heiligen, meinen – den Gottes Namen nicht unnötig gebrauchen und keine anderen Götter haben neben mir. Mit den 10 Geboten ist uns ein Leitfaden gegeben. Ein Leitfaden, der eine Gemeinschaft beschreibt, der nicht aus einer Idealzeit stammt, der aber hinaus will darauf, dass es sich lohnt, die aktive Gestaltung von Zusammenleben und Gemeinschaft anzugehen. Viele reagieren empfindlich gegenüber Formulierungen, von denen sie meinen, ihre Freiheit würde beschnitten – hier habe ich vor ein paar Wochen schon einmal gefragt: Ist das eigentlich ein richtig verstandener Begriff von Freiheit? So beschreibt der Begriff der Freiheit nicht immer nur die Tatsache einer Freiheit von …, sondern aus meiner Sicht charakterisiert der Freiheitsbegriff hauptsächlich die Freiheit zu … und dieser zeichnet sich wiederum aus, durch die Bindungen und Beziehungen, die ich eingehe. Zugleich hat Freiheit genauso wenig wie die Liebe etwas damit zu tun, im Anderen aufzugehen. „Und ich sag‘: Ich liebe dieses Leben …“

Stichwort „Lebensfreude“: Liebe und lebe – kein einfacher Auftrag, denn so viel scheint dem immer wieder im Weg zu stehen. Liebe und lebe – denn was ist die Alternativen und sind diese wahrhaftig? Liebe und lebe – vertraue nicht allein in dich, nicht einzig in Gott oder deine Mitmenschen. Liebe und lebe – Gott und deinen bzw. deinem Nächsten wie dich selbst. So wird aus dem Doppelgebot der Liebe eigentlich ein Dreifachgebot der Liebe: Gott, deinen Nächsten wie dich selbst – nicht im Sinne ein Rang- bzw. Reihenfolge, sondern im Sinne der Vollständigkeit und Allumfassenheit. Liebe und lebe, denn du hast nur dies eine Leben. Gott macht sich mit dir auf dem Weg und hat dir Weisungen zur Orientierung mit auf den Weg gewesen. Diese zu interpretieren ist dir seine Gemeinschaft geschenkt, die in Jesus Christus nicht ihren Anfang wohl aber einen weiteren Schritt ging. Er schenkte seinen Sohn und weil dieser nicht nur ganz Gott, sondern auch ganz Mensch war, konnte auch er nicht ewig auf Erden wandeln. Darum schickten sie die Heilige Geistkraft, uns spüren zu lassen: Du bist uns täglich nahe – in deinen Weisungen, aber auch in deiner Gemeinschaft. Liebe und lebe, denn es ist dir nur dies eine Leben geschenkt. Lass dich mitnehmen – wo es hinführt? Gott wird auf jeden Fall schon da sein und dir die Türe öffnen.

Amen.

 

Andacht zum 10. Sonntag nach Trinitatis, 8. August 2021 

von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde,

Freunde, dass der Mandelzweig, wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt. Freunde, dass der Mandelzweig, sich in Blüten wiegt, bleibe uns ein Fingerzeig, dass das Leben siegt.“ Ich möchte die Predigt mit Worten von Schalom Ben-Chorin eröffnen. Dieser Mann, der als Fritz Rosenthal als Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie am 20. Juli 1913 in München zur Welt kam. Der hat dieses schöne Bild eines blühenden Mandelzweigs aus dem Prophetenbuch des Jeremia herangezogen, um seinem Glauben, um seiner Hoffnung Ausdruck zu geben! Angesichts einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, sagte er: „Aber muss man nicht ein bisschen verrückt sein, um die Hoffnung nicht aufzugeben in dieser Welt, und den Glauben an Gott?“ Ben-Chorin versuchte als Religionswissenschaftler einen Mittelweg zwischen einer der Welt angepassten und einer der Welt entrückten Religiosität zu finden. Ihm haben wir die Entstehung und das Vorankommen des jüdisch-christlichen Dialogs zu verdanken. Ben-Chorin hat eine Theologie nach Auschwitz versucht und entwickelt. Wie können wir an Gott glauben, angesichts dieser Katastrophe, angesichts des Holocaust. Es ist und bleibt eine Herausforderung darüber nachzudenken, zu reden und zu predigen. Für einige von uns erscheint diese Thematik weit weg, sie fragen sich: Was habe ich damit zu tun? Was geht mich das an? Es ist ein schweres Erbe, das wir da im Gepäck haben. Umso angebrachter ist es, eine eigene Position in der Beziehung von uns Christinnen und Christen zum Judentum zu finden. Eine Position, die die verheerenden Geschehnisse der Vergangenheit beachtet und nicht verdrängt.

Im jüdisch-christlichen Dialog sollten wir nicht die Gegensätze hervorheben, sondern das, was uns verbindet. Wir ChristInnen haben ein jüdisches Erbe. Und zwar allein und nicht zuletzt deshalb, weil Jesus Jude war. Auch wenn das einige nicht gerne hören: Jesus von Nazareth ist als Kind in diese Welt von einer jüdischen Frau geboren worden. Seine irdische Herkunft liegt also in Israel, der Sohn Gottes, hat dort das Licht der Welt erblickt. Das steht fest! Unser christlicher Glaube, der in Christus seinen Ursprung hat, der wurzelt also im Judentum.

Schauen wir auf unser Kirchenjahr mit seinen christlichen Festen, spiegeln sich einige jüdische Feste und der jüdische Jahreskreis darin wider: Unser Osterfest fällt zusammen mit dem jüdischen Passahfest. Unser Pfingstfest entspricht dem jüdischen Pentecoste/Pfingsten zusammen. Es ist also sonnenklar, dass die jüdische Tradition sich auch in unserem christlichen Glauben und seiner Ausprägung in Gottesdienst und Theologie niederschlägt. Das lässt sich gar nicht voneinander trennen.

Unsere schriftliche Grundlage ist die Bibel. Die teilen wir. Nur kommt bei uns noch das zweite Testament dazu. Moderne Bibelforscher und TheologInnen trennen die Bibel nicht mehr in Altes und Neues, sondern in das erste und zweite Testament. Gleichwertig, nicht nachrangig, nicht bewertend in alt / verstaubt bzw. unwichtig und in neu/wichtig. Beide Testamente haben ihre Daseinsberechtigung und stehen miteinander nebeneinander.

Für den heutigen Israelsonntag hören wir Gedanken vom Apostel Paulus:

Predigttext: Römer 9, 1-5

Für das, was ich jetzt sage, berufe ich mich auf Christus. Es ist die Wahrheit, ich lüge nicht. Auch mein Gewissen bezeugt es und erhält dafür die Bestätigung durch den Heiligen Geist. Ich bin wirklich sehr traurig, ja, mir schmerzt immerzu das Herz. Denn es geht um meine Brüder und Schwestern. Ich wünschte nur, ich könnte an ihre Stelle treten und selbst verflucht sein- ausgeschlossen aus der Gemeinschaft mit Christus. Es sind schließlich meine Landsleute, mein eigenes Fleisch und Blut. Sie sind doch Israeliten! Sie sind Kinder Gottes und haben Anteil an seiner Herrlichkeit. Mit ihnen hat Gott mehrfach einen Bund geschlossen. Er hat ihnen das Gesetz gegeben und sei gelehrt, ihn in rechter Weise zu verehren. Und er hat ihnen sein Versprechen gegeben. Sie sind nachkommen der Stammväter, von denen auch Christus seiner leiblichen Herkunft nach abstammt. Gott, der über allem steht, sei in Ewigkeit gelobt! Amen. 

Schon Paulus leidet unter der aufkommenden Trennung zwischen Juden und denen, die an Christus glauben. Paulus war selbst Jude, wurde dann Christ. Die Israeliten sind seine Stammverwandten nach seiner leiblichen Herkunft. Er fühlt sich nach wie vor mit ihnen verbunden. Und Paulus stellt klar: Dass die Gotteskindschaft den Kindern Israels gehört. Er zählt die sogenannten Gnadengaben auf: Kindschaft, Herrlichkeit, Bundesschlüsse, Gesetz, Gottesdienst, Verheißungen, die Väter (Abraham, Isaak und Jakob). Aus denen kommt Christus „seiner leiblichen Herkunft nach“, Jesus Christus, wahrer Mensch aus Fleisch und Blut, und zugleich Gott.

Paulus führt damit vor Augen, dass in Jesus von Nazareth der verheißene und lang ersehnte Messias in die Welt gekommen ist. Dass sich in Jesus die Verheißung erfüllt hat.

Die Juden erwarteten und erwarten nach wie vor den Messias, den Gesalbten Gottes, den Christus. Sein Kommen steht noch aus.

Paulus und seine Glaubensgeschwister haben Jesus als CHRISTUS erkannt, in ihm den ersehnten Messias gesehen und sich zu ihm bekannt. Sie haben Christus gepredigt und verkündet und die Menschen auf Gott hin getauft, der sich in Christus und dem Heiligen Geist offenbart hat. Und das tun wir bis heute.

Paulus‘ Zeitgenossen aber haben sich nicht alle überzeugen lassen. Sie sind keine Christen geworden, sind entweder im jüdischen Glauben geblieben oder gehörten keiner Religion an. Und das zerreißt schon dem Paulus das Herz.

Liebe Gemeinde, im Laufe der Jahrtausende hat sich gezeigt, dass die Menschheit gut daran tut, sich als Geschwister in der EINEN WELT zu betrachten. Als Kinder eines schöpferischen Gottes, wie auch immer dieser Gott genannt, verehrt oder angebetet wird. Wir wissen wie verheerend ein religiös-einseitiger-bornierter Glaube werden kann. Wenn der normale Menschenverstand verblendet wird und Hassparolen geschrien werden und mörderische Taten bis hin zu Selbstmordattentaten folgen. Da nimmt Religion die unmenschlichsten, verzerrtesten Formen an. Da kann ich jeden und jede verstehen, die mit Religion nichts mehr zu tun haben will. 

Seit Jahren schon steht der lebensbedrohliche Terror wieder direkt vor unserer Haustür. -

Es bleibt ein Traum, eine Vision, vielleicht auch eine Utopie, eine Vorstellung, die hier auf Erden keinen Ort hat, und doch ist diese Vorstellung in uns: Die Sehnsucht nach Frieden, nach einem guten Miteinander der Menschen, im Kleinen, im privaten-familiären Umfeld, als auch im Großen, in der Stadt, im Land, in dem wir leben.

Und das, liebe Gemeinde, ist ein weiteres verbindendes Element, das wir Christinnen mit unseren jüdischen Geschwistern teilen: Die Sehnsucht nach dem Reich Gottes, nach dem Himmelreich, nach der Verwirklichung von Gottes Liebe mitten auf der Erde, mitten unter uns, die wir hier ins Leben gerufen wurden. Für uns Christen ist dieses Reich der Himmel, dieses Friedensreich, schon angebrochen, in Jesus Christus selbst ist es schon Wirklichkeit geworden. In Christus und durch ihn war schon spürbar, dass der Tod nicht das letzte Wort hat; es war durch ihn schon spürbar, wie es einst sein wird, wie es sich anfühlt, wenn endlich der Friede sich durchsetzt und Versöhnung.

Was uns Juden und Christen vereint ist die Sehnsucht nach Frieden, der Glaube an den Schöpfergott, der am Anfang alles gut gemacht hat. Es ist die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft, es ist die Hoffnung auf Auferstehung.

Ein wichtiges Symbol genau dafür ist der Mandelzweig! Die Pflanze, die in Israel nach dem Winter als erstes blüht und zeigt, dass das Leben sich neu durchsetzt.

So möchte ich diese Predigt mit denselben Worten von Schalom Ben- Chorin beenden, wie wir sie eingangs schon gehört haben. Als Stärkung und Ermutigung für uns alle:

„Freunde, dass der Mandelzweig, wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt. Freunde, dass der Mandelzweig, sich in Blüten wiegt, bleibe uns ein Fingerzeig, dass das Leben siegt.“

Amen.

Es segne und behüte dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft,

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

9. Sonntag nach Trinitatis, 1. August 2021

 

Geistlicher Impuls nicht nur für Frühaufstehende

von Pastorin Kerstin Wackerbarth

 

 

Das walte Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen.

»Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Deinen lieben Sohn Jesus Christus! Denn Du hast mich heute Nacht ruhig und ohne Angst schlafen lassen. Ich bitte Dich: Gib mir Kraft und Mut, heute so zu leben wie es Dir gefällt! Denn ich lege mich mit Leib und Seele und allem, was mich ausmacht, in Deine Hände. Lass Deinen Engel an meiner Seite sein, damit das Böse keine Macht über mich hat.«

(Luthers Morgensegen in einer Übertragung von Johannes Luck, 2017)

 

„Halte deine Träume fest – nicht zu zaghaft, nicht zu sicher.“

Liebe Gemeinde,

rechtzeitig, deutlich und entschlossen – dies waren die drei Attribute meines Fahrlehrers für den Verkehr. Rechtzeitig wissen, was ich will, dies deutlich anzeigen – Blinker setzen, Arm und Tempo raus, runter vom Gas – und entschlossen umsetzen. Die Ratgeber empfehlen nicht nur im Konfliktfall „freundlich und bestimmt“. Dass der Ton in aller Kommunikation die Musik macht, ist an sich nicht neu und doch scheitert so manche Auseinandersetzung genau an dem Punkt, dass sich eine Partei stimmlich „im Ton vergreift“. Auch die Häufigkeit etwas mit Bestimmtheit sagen zu können, scheint nicht nur durch Corona, sondern auch allgemein durch die herrschende Schnelllebigkeit abzunehmen. Viele Menschen schwimmen – in ihrem Verhältnis zu sich selbst und ihrer Mitwelt gegenüber. Viele Dinge scheinen einfach nicht mehr sicher zu sein und so halten sie sich an alles, was Sicherheit und ein Standing zu versprechen scheint und so manches Mal gerät dabei die Nachhaltigkeit von Lösungen ins Hintertreffen …

               

„Halte deine Träume fest – nicht zu zaghaft, nicht zu sicher.“

Halte deine Träume fest – eine Aufforderung oder auch ein Rat, die es in sich haben. Festhalten, ohne sich zu verbeißen, liebevoll dranbleiben, nicht aufgeben – immer wieder neu: der Versuch. „Träume sind Schäume“ mag manch einer spotten und doch: Wo wären und blieben wir ohne sie?

Halte deine Träume fest – nicht um sich in ihnen zu verlieren und sich wegzuträumen, sondern um sie nach meinem und deinem Stand in der Welt gefragt parat zu haben und sie anbieten zu können nicht als Gegenentwurf zu dem was ist, sondern als Arbeitshypothese, die davon lebt, verfolgt zu werden, nicht stur, sondern gewissermaßen als mögliches Korrektiv.

 

„Halte deine Träume fest – integriere sie ins Leben!“

Und die Kraft dazu, schenke dir der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Und nun fröhlich in den Tag gegangen.

Amen.

 

Vielleich denkst du an diese Verse oder sie liegen dir gar auf den Lippen bei allem, was du anfängst und was dir gelingen möge:

 

„Halte deine Träume fest – nicht zu zaghaft, nicht zu sicher:

Im Gelärm der Welt klaren Kurs zu behalten.

 

Halte dein Erbarmen fest – manchmal streng immer herzlich:

Fürchte keinen Streit, such‘ das Tor zur Versöhnung.

 

Halte dein Erstaunen fest – wild entschlossen, sanft im Wesen:

Weil von Gott geliebt, es selbst auszuprobieren.“

 

Gesehen, geliebt, gehalten –

Amen.

 

Geistlicher Impuls über das Evangelium (Joh. 6,1-15) zum 7. Sonntag nach Trinitatis (18. Juli 2021)

von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen

 

Liebe Gemeinde!

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, das weiß fast jeder.

„Essen und Trinken miteinander“ stärkt die Gemeinschaft und führt oft zu einem guten Miteinander!

In der Bibel gibt es eine Reihe von Geschichten, in denen es um gemeinsames Essen und Trinken geht:

Da gibt es neben der Abendmahlsgeschichte vor allem die Geschichte von den 5000 hungrigen Menschen, die den ganzen Tag Jesus um Tipps für ihr Leben gebeten haben und sich ausführliche und spannende Predigten darüber von ihm angehört haben (Joh. 6,1-15).

Aber nun haben sie so langsam auch mal Hunger, und zwar richtig Hunger!!!

Und der muss irgendwie gestillt werden, sonst werden die ersten bald umkippen, denn es war ein anstrengender und sehr warmer Tag dort im israelitischen Galiläa.

Nach Hause schicken will Jesus die Menschen nicht, aber 5000 Leute mal eben so – spontan – satt zu bekommen, ist auch nicht so leicht…

Immerhin ist da ein Kind, das hat zwei Fische und 5 Brote dabei und stellt diese Dinge den Leuten als Beitrag zum Abendbrot zur Verfügung.

2 Fische und 5 Brote liegen also auf dem Tisch.

Mehr aber auch nicht…

Da segnet Jesus im Namen Gottes die 2 Fische und 5 Brote.

Die Menschen fangen an zu teilen und es reicht für alle.

Und am Schluss sind sogar noch 12 Körbe mit Resten übrig…

 

Wenn alle auf der Welt so teilen würden, bräuchte niemand zu hungern!

Man kann auch sagen:

Wenn wir anfangen, auf unserer Erde die Dinge, die da sind, besser miteinander zu teilen, dann wird schon bald niemand mehr hungern müssen.

 

Aber was hat das Ganze mit uns hier in Norddeutschland zu tun?

Nun:

Das Gefühl, fast zu verhungern, kennen die meisten von uns nur indirekt aus dem Fernsehen.

Manche von uns - aus der etwas älteren Generation – haben das aber tatsächlich auch noch selber erlebt,

dass sie nicht wussten, was sie am nächsten Tag essen sollten oder wie sie den Tag, der gerade war, mit fast gar keinem Essen eigentlich überhaupt bewältigen sollten.

Vor allem auf der Flucht von Pommern oder Ostpreußen hierher ins westliche Norddeutschland haben Viele das erlebt.

Ich weiß das aus einer ganzen Reihe von Erzählungen…

Diese Zeit des Hungers ist hier bei uns längst vorbei.

Und selbst wer bei uns nur sehr kleine monatliche Einnahmen hat, kann doch sehr preiswert die wichtigsten Lebensmittel erwerben oder sie notfalls auch bei der Tafel im Gemeindehaus bei der Schafstallkirche umsonst bekommen…

Das ist aber nicht überall auf der Welt so!

Es gibt Armut und natürlich auch Kriege in vielen Teilen der Welt.

Und inzwischen passiert, was Wissenschaftler schon seit über 25 Jahren vorausgesagt haben:

Es kommen vermehrt Menschen aus den entsprechenden Ländern hierher zu uns nach Europa, weil sie es in ihren Herkunftsländern einfach nicht mehr aushalten.

Manche kommen, weil dort Krieg herrscht, wie in Syrien, im Irak oder in Afghanistan, und wir gewähren ihnen für die Zeit des Krieges Asyl, damit sie bis zum Kriegsende in Sicherheit sind.

Es gibt heute neben den Kriegsflüchtlingen aber auch eine ganze Reihe von Armutsflüchtlingen, die einfach weg wollen aus Afrika und keine Lust mehr haben, dass zu Hause in ihrem Land nichts richtig klappt und die Armen dabei immer ärmer und hungriger werden und in nicht geringer Zahl ja auch tatsächlich verhungern – in einer Welt, in der eigentlich alles da ist!

Genau diesen Ländern hilft Brot für die Welt mit der „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit dem Ziel, dass es den Armen besser gehen soll und keiner dort mehr an Hunger sterben muss.

Zugleich kann man damit aber langfristig zugleich auch dem Ziel näherkommen, dass die dortigen Menschen in ihrer Heimatregion bleiben und nicht aus Hunger-gründen auch noch alle versuchen, zu uns nach Europa über zu siedeln.

Somit hilft „Brot für die Welt“ nicht nur den Menschen in den Armutsgebieten von Afrika, sondern auch uns hier in Deutschland, indem man hilft, die Gründe für die Wanderung in den Norden an Ort und Stelle in Afrika zu bekämpfen…

Jesus rief die Menschen zu sich vor 2000 Jahren und alle wurden satt, weil sie lernten zu teilen.

Und weil sie merkten, dass Teilen nicht ärmer macht, sondern das Miteinander und die Gemeinschaft und damit die Lebensqualität insgesamt stärkt und die Menschen dadurch glücklicher und zufriedener macht…

Das ist auch heute noch so.

Und gerade die Deutschen haben das zu einem großen Teil lange schon verstanden. So möge Gott, möge unser Glaube, mögen uns unsere Mitchristen uns allen helfen, wenn wir – so oder so – materiell oder seelisch – einmal in Not geraten oder es schon sind und uns gute neue Perspektiven auch in der christlichen Gemeinschaft schenken.

Möge Gott uns stärken und uns die Fülle des Lebens schenken. Und möge er unsere Herzen öffnen auch für andere, egal woher sie kommen und welche Hautfarbe sie haben mögen. Amen.

 

Ihr

Dr. Johannes Schoon-Janßen, Pastor in Munster

 

5. Sonntag nach Trinitatis, 04.07.2021 

Pastorin Kerstin Wackerbarth

 

Alles, was wir beginnen, geschehe im Namen des Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Amen.

Liebe Gemeinde,

mit diesem Impuls möchte ich Sie und Euch einladen, wenn noch vorhanden, Ihre und Eure Taufkerze aus dem Schrank zu holen und zu entzünden. Sollte Ihre Taufkerze bereits abgebrannt sein, dann vermag auch das Licht und der Schein einer jeden anderen Kerze uns daran zu erinnern, dass Jesus Christus Dir zugesagt hat: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben. (Joh. 8,12)

 

baptivw – Ich bin getauft! Martin Luther, der Theologe und Reformator, schrieb es deutlich mehrfach mit einem Griffel in die Platte seines Holzschreibtisches. In allen Unsicherheiten seines Lebens, in aller Anfechtung war dieser Ausspruch sein Lebenselexier: „Ich bin getauft. Gottes Geschenk für mich. Jeden Tag neu. Gottes Geschenk. Weiß mich behütet, weiß mich verwandelt, jeden Tag neu.

 

Liebe Gemeinde,

hohe Geschwindigkeiten und die Federung schafft nahezu jede Art Straßenbelag; mehr ein Lebensgefühl als eine Sportart, in Kurven durch seine Form gut gängig bietet es auch einfach mehr Stabilität als andere Boards – das Longboard. So charakterisiert zeichnet das Longboard ein Bild vom Leben, von dem, was das Leben liebenswert erscheinen lässt. Ein Board, das in sich schon relativ viel Stabilität zeigt – zumindest stabiler und tragfähiger ist als vergleichbare Boards. Es hat Stil und es lässt sich geschmeidig in Kurven gehen – Irrungen und Wirrungen nicht umfahren, aber gut durchlavieren, sodass ich am Ende mir vielleicht eine Schramme geholt habe, aber jetzt wieder locker aufrecht gehen und stehen kann. Die Beschaffenheit des Bodens ist und mag von unterschiedlicher Qualität sein und jene sich vielleicht auf die Geschwindigkeit schlagen, doch im Grunde bin ich abgefedert, weiß mich aufgefangen, wenn ich mich vertreten sollte. Das Leben zeichnet uns und wir hinterlassen unsere Spuren bei den Menschen, denen wir begegnen. Es gibt Menschen, die sind uns wichtig und Menschen, denen wir wichtig sind und so ist es im Allgemeinen von Bedeutung, was und wie wir vom Leben erzählen, erzählen können; von dem, was uns stark macht und stark gemacht hat. Es ist von Bedeutung, wovon du träumst im Leben und es wird immer einen geben, der oder die nach dir fragt. Du bist geliebt! Ein Kind Gottes. Und darum fragt er nach dir, er geht dir nach und es ist ihm wichtig, darum zu wissen, wie es dir geht und dann will er nur eins: Er hilft dir hindurch. Freut sich mit dir, wenn du fröhlich bist, weint mir dir, wenn du traurig bist, hört dich, wenn du seinen Namen nennst und lässt sich von dir finden, wenn du ihn bittest: Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen neuen und festen Geist. (Ps. 51,12)

 

baptivw – für alle Fälle. Was Martin Luther schon damals Gewissheit war und ihm die Kraft gab in allen Herausforderungen, die das Leben so mit sich brachte, dürfen auch wir uns heute zur Kraftquelle werden lassen in allen Dingen. baptivw – Ich bin getauft! Ein Kind Gottes. Und so erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen neuen und festen Geist. Dir zu Ehren und uns und mir und dieser Welt zum Besten.

Amen.

 

Schenke mir, Gott

1.) Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz, das seinen Ohren traut in dieser Welt. Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz, das seinen Ohren traut in dieser Welt! Ref.: Schenke mir, Gott, ein Herz, das lebt und schlägt, das für das Leben schlägt. Schenke mir Gott, ein Herz, das lebt und schlägt, das für das Leben schlägt. 2.) Schenke mir, Gott, ein sehendes Herz, das mir die Augen öffnet für die Welt. Schenke mir, Gott, ein sehendes Herz, das mir die Augen öffnet für die Welt!   3.) Schenke mir, Gott, ein fühlendes Herz, das für den andern aufgeht jeden Tag. Schenke mir, Gott, ein fühlendes Herz, das für den andern aufgeht jeden Tag!
 

So segne und behüte Dich der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Gehet hin in seinem Frieden.

Amen.

 

4. Sonntag nach Trinitatis, 27.06.2021

Der Bibeltext für meine heutigen Gedanken steht im Brief des Paulus an die Christen in Rom, in Kp. 12, Vers 17-21 und lautet folgendermaßen:

17 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.

     Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

18 Ist´s möglich, soviel es an euch liegt,

     so habt mit allen Menschen Frieden.

19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben,

     sondern gebt Raum dem Zorn Gottes;

     denn es steht geschrieben:

     „Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der

       Herr.“ (5. Mose 32,25)

20 Vielmehr „wenn dein Feind hungert,

      so gib ihm zu essen;

      dürstet ihn, so gib ihm zu trinken.

      Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf

      sein Haupt sammeln.“ (Spr. Sal. 25,21+22)

21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden,

     sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Amen.)

Herr, segne dieses Bibel-Wort in dieser Stunde an uns allen. Amen.   

 

                     Lieber Leser / liebe Leserin!

Manchmal ist es wirklich sehr schwer, ein guter Christenmensch zu sein!

Dann nämlich z. B., wenn jemand anderes einen andauernd anfeindet, provoziert oder vor anderen lächerlich macht.

Und noch schlimmer ist es, wenn er das nicht mit einem selber macht, sondern mit jemandem z.B. jüngeren, der sich nicht wehren kann…

Wenn ich so etwas mitkriege, steigt irgendwann die Wut in mir auf, und ich würde diesem gemeinen Menschen am liebsten eine runterhauen…

So ähnlich ist es wahrscheinlich den meisten von uns auch schon mal gegangen, vermute ich…

Auch Paulus, der den Brief an die Römer ja geschrieben hat, kennt solche Gefühle nur zu gut – auch bei sich selber -  aber er schreibt dazu nicht: „Ja, hau ruhig drauf auf den anderen!“, sondern: „Rächt euch nicht selber, sondern überlasst das Gott!“  Und dann schreibt er auch noch:

„Und wenn dein Feind richtig Hunger hat, dann gib ihm was zu essen! Und wenn er Durst hat, dann gib ihm was zu trinken!“

Paulus empfiehlt uns als Christenmenschen den Weg ohne Gewalt, man kann auch sagen: den Weg der Gewaltfreiheit.

Er sagt: Nur so könnt ihr euch in eurem Handeln als Christen auf Jesus Christus berufen, der ebenfalls diesen Weg gegangen ist.

Paulus denkt dabei sicher an Worte Jesu, wie z.B.:

„Wer das Schwert zieht, wird durch das Schwert umkommen!“

Und vielleicht auch daran, dass Jesus auch gegen seine Kreuzigung ja nicht groß was unternommen hat, sondern im Gebet zu Gott gesagt hat: Lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber dein Wille geschehe!

Und wahrscheinlich denkt er auch an das Wort aus Luk. 6,37f., wo Jesus uns zuruft:

„Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.

 Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt.

 Gebt, so wird euch vergeben.“

Tatsächlich sollte man andere Menschen so behandeln, wie man selber behandelt werden möchte!

Manchmal fällt uns das sehr schwer, vor allem, wenn jemand uns sehr unfreundlich angeht und dabei mit seinen Worten richtig aggressiv wird.

Dann ist der erste Impuls natürlich, dass man mit gleicher Münze zurückzahlt und dem anderen zumindest einmal richtig die Meinung sagt.

Schlau ist das allerdings überhaupt nicht, und christlich auch nicht…

Besser ist es da, die Wellen zu glätten, ruhig zu antworten und dabei Ruhe und Freundlichkeit auszustrahlen.

Und so schreibt der Apostel Paulus seinen Leuten:

„Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.

 Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“

Also: Setzt nicht noch einen drauf, wenn jemand böse zu euch spricht! Beleidigt ihn nicht, auch wenn er euch beleidigt haben sollte.

Sagt nicht etwas Schlechtes zu ihm, nur weil er etwas Schlechtes zu Euch gesagt hat.

Versucht, auf unfreundliche Anreden nicht unfreundlich zu antworten!

Denn ganz oft gibt ein Wort das andere:

Und zwar, je nach dem, wie man reagiert,

hin zum Schlimmeren oder eben auch hin zum Besseren, aber nur wenn man besonnen antwortet und ruhig.

Und wenn dies alles in einem Streitgespräch letztlich tatsächlich auch nichts nützt, dann muss ich jedenfalls kein schlechtes Gewissen haben oder mir vorwerfen lassen, ich hätte ja selber Schuld am schlechten Verlauf des Gespräches…

Am Schluss spitzt Paulus seine vorher geäußerten Tipps und Hinweise sogar noch mehr zu, wenn er am Ende sagt:

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden,

 sondern überwinde das Böse mit Gutem!“

Man könnte auch sagen:

Vertrau darauf, dass das Gute in der Welt wegen Gott stärker ist als das Böse!

Und zeige das deinem Gegenüber mit Selbstbewusstsein, Freundlichkeit und Verständnis.

Damit kannst du manchmal Berge versetzen.

Oder, wie die Bibel an anderer Stelle sagt:

Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!

.. und Mauern zwischen Menschen manchmal auch komplett abreißen…

Und manchmal gelingt es uns sogar, auch aus etwas eigentlich Bösem noch etwas zu entwickeln, was auch gute Seiten hat…

Möge uns das immer öfter und besser gelingen: aus etwas Schlechtem etwas Gutes zu machen und so letztlich das Böse mit Gutem zu überwinden! Amen.

  Bleiben Sie behütet und gesegnet!

                   Johannes Schoon-Janßen, Pastor

 

Andacht zum 3. Sonntag nach Trinitatis, am 20. Juni 2021

von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Andacht zu Lukas 15, 1-10 (Bibel in Gerechter Sprache)

1Es kamen immer wieder alle, die beim Zoll beschäftigt waren und zu den Sündern gezählt wurden, um ihn zu hören. Die Angehörigen der pharisäischen Glaubensrichtung und die Schriftgelehrten murrten und sagten: „Der akzeptiert ja sündige Leute und isst mit ihnen!“ Jesus aber gab ihnen folgenden Vergleich: „Gibt es jemanden unter euch, der 100 Schafe hat, und wenn er eines von ihnen verliert, nicht die 99 in der Wildnis zurücklässt, um dem Verlorenen nachzugehen, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, so setzt er es voll Freude auf seine Schultern. Zu Hause ruft er seine Freunde und die Nachbarschaft zusammen und sagt ihnen: ‚Freut euch mit mir: Ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war!‘ Ich sage euch: Vergleicht! Wird im Himmel Freude sein über einen Sünder, der umkehrt, oder über 99 Gerechte, die eine Umkehr nicht nötig haben?

Oder: Gibt es eine Frau, die zehn Silberstücke hat und eins davon verliert, die nicht eine Lampe anzündet und das Haus mit dem Besen kehrt und sorgfältig durchsucht, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und die Nachbarschaft zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir: Ich habe das Silberstück, das ich verloren hatte, wieder gefunden!‘ Ich sage euch: Genauso wird bei den Engeln Gottes Freude sein über eine sündige Person, die umkehrt.“ Amen

Liebe Gemeinde,

sie hat dieses Bilderbuch geliebt: Jesus und das Schaf! Die biblische Geschichte vom verlorenen Schaf für 3-Jährige. Immer wieder kam Hannah damit an, und ich sollte es ihr vorlesen. Umgeblättert hat sie es schon selbst, es war aus Pappe mit festen Seiten. Nach einiger Zeit hat sie es dann schon mitgesprochen. Sehr kurze, einfache Sätze mit der Frohen Botschaft: Jesus sucht das Verlorene, den, der verloren gegangen ist. Jesus gibt nicht auf, bis er die Verlorene gefunden hat, mag sie auch noch so schwer zu finden sein. Hannah fand es spannend, wie Jesus überall nachschaute, hinter jeder Ecke, jedem Stein, wie er sogar gefährliche Felsabgründe nicht ausließ, ob das Schaf nicht irgendwo abgerutscht und darauf gelandet war. Dann die Erlösung: Immer aufs Neue: Jesus findet das hundertste Schaf und nimmt es auf seine Schulter.

Dieser Moment war besonders berührend, das spürte schon damals meine dreijährige Tochter.

Jesus ist wie ein Hirte, Gott ist wie ein Hirte. Eigentlich sollen wir uns ja kein Bild von Gott machen. Das sagen uns die alten Gebote, an die wir uns halten sollen. Aber andererseits brauchen wir Bilder von Gott, um zu begreifen, WIE Gott ist. Und das heutige Lukasevangelium bietet uns zwei Bilder an: Gott ist wie der Hirte, und Gott ist wie eine Frau! Beide suchen und finden, was verloren ist und feiern vor Freude ein Fest! Diese Gleichnisse bietet Jesus seinen Mitmenschen damals an. Vor allem denen, die meinten, schon alles genau zu wissen, WIE Gott sei: Den Pharisäern und Schriftgelehrte, die sich also gut auskannten mit der Heiligen Schrift. Die waren belesen, gebildet, studiert und fromm, hatten also äußerlich gesehen eine feste Bindung zu ihrem Gott. Die sich über andere erhoben und meinten, sie seien etwas Besseres, wären auf der sicheren Seite sozusagen. Und genau denen erzählt Jesus diese Geschichten: Der Hirte, der das eine verlorene Schaf sucht, bis er es findet, auf seine Schultern legt und voller Freude zurückkehrt und zusammen mit seinen Freundinnen und der Nachbarschaft ein Fest feiert. „Ich sage euch: So wird im Himmel mehr Freude sin über einen Sünder, der umkehrt, als über 99 Gerechte, die eine Umkehr nicht nötig haben.“

Zum anderen verhält es sich mit Gott so wie mit einer Frau, die zehn Silberstücke hat und eines davon verliert und ihr ganzes Haus auf den Kopf stellt, um es wieder zu finden. Eine Drachme, bedeutet die Fülle, die Ganzheit. Und die ist nun verloren. Sie leuchtet bis in die letzte Ecke, dreht alles um, wendet die Matratze, rutscht auf den Knien, ganz nah am Boden, schaut genau nach, tut ALLES, um diese Münze wieder zu finden. Es ist ein Bild/ ein Sinn-Bild für uns selbst, für mich, für Dich! Wenn ich mich verliere, oder etwas in mir verloren gegangen ist, durch schwere Herausforderungen, durch Verluste, durch eine Trennung oder einen Abschied, durch Krankheit oder Tod, durch das gelebte Leben.

Dann zu merken: es gibt die eine, die sich auf die Suche macht, nach mir, nach Dir, nach allen, die im Dunkeln sind, die weggerutscht, irgendwie durchs Raster gefallen und verloren gegangen sind. Gott gibt nicht auf, die Frau gibt nicht auf, bis sie das Silberstück gefunden hat. Sie geht auf die Knie, bis in die letzte Ecke, um das Verlorengegangene zu finden, um mich und um Dich zu finden.

Stellen wir uns das noch einmal bildlich vor: Als flache Münze liege ich am Boden, bin im Dunkeln verloren und darauf angewiesen, gefunden zu werden. Die Münze selbst bewegt sich ja nicht. Ganz klein und platt bin ich, in der hintersten Ecke des Zimmers liege ich, vielleicht unter einem Schrank. Kein Lichtschein erreicht mich, bringt mich zum Strahlen.

Was alles von mir liegt denn noch im Dunkeln, ist noch wie verloren, und wartet darauf, in den Schein des Lichts zu kommen, um aufzuleuchten und aufgehoben zu werden?!

Was für eine Einladung, sich auf die Suche nach dem zu machen, was mein Leben reich macht, was die Fülle, das Ganze bedeutet!

Dazu brauchen wir Mut, denn es ist ein Wagnis, ein Licht anzuzünden, das in alle Räume meines Selbst leuchtet, das auch in die letzte Ecke geht, in den tiefsten Raum und das den miefigen Keller nicht auslässt. Es braucht Mut, alles anzugucken. Aber es ist wie eine Entdeckungsreise, die mich weiterbringt. Alles will entdeckt werden: Auch das, was unter den Teppich gekehrt worden ist, wo der Mantel des Schweigens drum gehüllt wurde.

Wo das Licht hinleuchtet, wird Verlorenes entdeckt und aufgehoben und kann angeschaut und neu bewertet werden. Einiges werde ich dann bewusst loslassen, anderes werde ich bewusst annehmen, vor allem erkenne ich mich in dem Licht und merke: Ich werde gesucht und gefunden, ich werde auf die Schultern genommen und getragen, da ist eine, die meinen Ballast trägt und mich entlastet. Ich darf erkennen: Gott sieht mich mit liebevollen Augen an und freut sich unendlich darüber, mit mir in Beziehung zu sein. Das Schaf, das da liebevoll gedrückt wird, bin ich, bist DU. Und das bedeutet Fülle, ich gehöre doch zum Ganzen! Ich gehöre dazu, bin Teil der Herde Gottes, erleuchte im Glanz der Fülle, die die Frau wiederfindet.

Es ist eine Suchbewegung, eine Finde-Bewegung in zwei Richtungen: Gott sucht und findet mich, uns; und ich selbst kann dann zu derjenigen werden, die einen offenen Blick und ein offenes Herz für die Mitwelt und ihre Mitmenschen hat. Und das gelingt am besten, wenn das eigene Innere ausgeleuchtet und einem vertraut ist, aufgeräumt und auch entrümpelt.

Liebe Gemeinde, freut euch! Freut euch darüber, dass Gott sucht und findet! Lasst Euch finden von Gott, lasst euch auf Gott ein und fühlt, dass Ihr in Beziehung zum Hirten seid, zur Quelle des Lebens, zum Schöpfergrund von allem, was uns umgibt, zur Lebenskraft, die überall leuchtet und Klarheit schenkt. Das bedeutet oft: UMKEHR! Herauszufinden, welcher Weg denn nun sinnvoll ist, welche Ziele sich lohnen, wofür möchte ich mich einsetzen, worin investiere ich meine Kraft, wie kann ich mit Gott in Beziehung sein und bleiben. Was kann und muss ich so verändern, dass die Kraft fließen kann? Dass ich mich nicht mehr so schnell so oft verliere, sondern dass nachhaltig das Gleichgewicht da ist zwischen der Gewissheit: Ich werde getragen und bin fest gehalten von meinem Gott! Und dem Impuls: ich bin Teil des Ganzen und werde aktiv und bringe mich ein.

Ich wünsche uns allen, dass wir uns auf diese Suchbewegung und Findebewegung einlassen und die Erlösung spüren können: Gott leuchtet überall hin, sie hat mich/ hat Dich schon längst gefunden, hebt dich voller Freude auf und trägt dich auf der Schulter. Amen.

Lied: Evangelisches Gesangbuch 557:

Unser Leben sei ein Fest. Jesu Geist in unserer Mitte, Jesu Werk in unseren Händen, Jesu Geist in unseren Werken. Unser Leben sei ein Fest, an diesem Morgen und jeden Tag!

Unser Leben sei ein Fest. Brot und Wein für unsere Freiheit, Jesu Wort für unsere Wege, Jesu Weg für unser Leben. Unser Leben sei ein Fest, an diesem Morgen und jeden Tag.

 

Es segne und behüte dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft,

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen. 

Alle wichtigen Informationen auf www.kirchengemeinde-munster.de

 

 

Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 13. Juni 2021

 

Wir Lebenden alle, wir Gottes Geschöpfe –

wir alle sind das Wunder Leben.

 

Liebe Gemeinde,

 

wir alle sind das Wunder Leben – und ich könnte auch sagen das Phänomen Leben. Wir wachsen, wir blühen, wir geh’n dahin – wir Lebenden alle. Hier unterscheidet den Menschen nichts vom Tier oder auch von der Pflanze. Zwischen Geboren werden und Sterben liegt das Leben. Manch einen erwischt es härter, an anderen zieht das Leben ereignislos vorbei. Manch eine genießt es in vollen Zügen und manch andere fragt sich: Worin liegt hier eigentlich der Sinn? Alles Leben und Erleben aber eint, es ist eine Erlebnis- und Ereignisart von Leben. Teilchen, Atome, Moleküle, Körper – das Leben gehört zu den komplexeren Dingen und es werden noch einige Jahre vergehen, bis wir sagen können: Wir hätten es in seiner Komplexität und Mehrdimensionalität vollständig erforscht und verstanden.

 

Wir wachsen, wir gehen auf und blühen und eines Tages ist unser Leben auf dieser Erde wieder zu Ende. Zwischen Geboren werden und Sterben haben wir hoffentlich das Privileg genossen, leben zu dürfen und d. h. ausprobieren zu dürfen, was es heißt zu leben, sind zur Entfaltung unserer Fähigkeiten gekommen, sind ins Gespräch gekommen mit anderen, waren gemeinsam auf dem Weg – immer auf der Suche danach, was es heißt zu leben. An Philosophien und Meinungen dazu, was es heißt zu leben mangelt es nicht. Auch der christliche Glaube hat seine Sicht auf das Leben und diese Welt – Christinnen und Christen glauben Gott als den Schöpfer. In Jesus Christus kam er zu Erde, um eine Zeit mit seinen Menschen hier zu leben. Ihre Freuden, Ängste und Sorgen zu teilen und uns zugleich darin zu zeigen, wie Gott ist. Manche Menschen ließen zu, dass Jesus ihre Sicht auf die Welt verändert, andere wiederum wollten nichts wissen, von diesem Gott. Für uns ist es lange her, dass Jesus auf die Welt kam und doch ist die Zusage, dass auch wir nicht ohne Gottes Geist sind. Wir Lebenden alle, wir Gottes Geschöpfe – wir alle sind das Wunder Leben und sein Geist lässt uns spüren, dass Leben etwas ist, das weit über uns hinaus geht. Wir haben es weder gemacht, noch haben wir es in der Hand und sind doch gleichzeitig ein entscheidender Teil desselben. Um zu wachsen, brauchen wir Nahrung, Kleidung und die Fürsorge anderer Menschen – Nahrung und Kleidung, die uns stärken und schützen und die Fürsorge liebender Mitmenschen, die uns den Raum gibt, den wir brauchen, mutig unsere Wege zu gehen. Gemeinsam erkunden, was es heißt als Christenmensch und überhaupt auf dieser Erde zu wandeln, zu arbeiten und zu leben, und zu schauen und danach zu fragen, was ein jeder von Euch und uns sich wünscht bzw. dazu braucht, um nicht nur wachsen, sondern auch in seiner vollen Pracht aufblühen zu können – dafür sind wir als Kirchengemeinde miteinander unterwegs und ich freue mich über jeden und jede, der/die sich mit uns auf den Weg macht. Gott ist es in jedem Fall dabei! Er ist da, wo Menschen leben, arbeiten, hoffen, fragen, rätseln, spielen und lieben.

Amen.

 

Eine gute Woche!

Ihre und Eure Pastorin Kerstin Wackerbarth

 

 

Andacht zu Trinitatis, zum Tag der Heiligen Dreifaltigkeit, 30. Mai 2021

von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Andacht zu 2. Korinther 13, 11-13

11 Zuletzt, Brüder und Schwestern, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 12 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen. 13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

 

Liebe Schwestern und Brüder,

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ Mit diesem Satz beendet der Apostel Paulus seinen zweiten Brief an die Christinnen und Christen in der Hafenstadt Korinth. Ich beginne damit oft meine Predigten, in der Hoffnung, dass damit die Aufmerksamkeit geschärft wird für die Worte, die dann folgen. Es ist der neue Wochenspruch, der mit dem Sonntag Trinitatis beginnt, dem Tag der Heiligen Dreifaltigkeit. Gott zeigt sich in dreierlei Gestalt: als Schöpfergott, der von Jesus als Vater, sogar als Papa angesprochen wird, und der eng verbunden mit Abraham, Isaak und Jakob die Generationen des Volkes Israel begleitet hat. Gott zeigt sich als Mensch in Jesus von Nazareth, verwundbar als Baby in der Krippe und als leidender Mann am Kreuz, der mit seinem Leben, mit seinem Sterben und mit seinem Aufstand aus dem Grab alle geltenden Werte auf den Kopf gestellt hat, um alle Kreatur zu retten. Gott zeigt sich schließlich und letztendlich und bis heute wirkungsvoll als Geistkraft, dessen Ankunft wir letzten Sonntag und Montag am Pfingstfest feiern konnten. Der Sonntag nach Pfingsten bringt nun noch einmal alle drei Wirk-Dimensionen Gottes auf den Punkt: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Oder wer es mit einem physikalischen Vergleich mag: Gott zeigt sich wie Wasser in drei Aggregatzuständen, fest, flüssig und gasförmig. Beim Element H2O handelt es sich immer um Wasser, egal ob es Eis, fließendes Wasser oder Wasserdampf ist.

Der eine mag es lieber griffig und fest, der andere spielerisch und nährend in fließender Form, wieder eine andere fühlt sich durch den Dampf (z.B. in einer Sauna) wohlig umgeben und gewärmt. Gott, eigentlich ja unbegreifbar und unverfügbar, von dem wir uns kein Bild machen sollen, gibt nicht auf, uns nahe zu kommen.

In Jesus hat Gott uns eindrucksvoll gezeigt: Wer zu mir kommt, den befreie ich (von bösen Geistern, von Leiden, aus der Isolation -> Zachäus (Lukas 19), Ehebrecherin (Johannes 8, 2-11)),

* den heile ich (den Lahmen/Gelähmten, den Taubstummen, den Blinden)

*den tröste ich (die gesamte Rede Jesu bevor er festgenommen und gekreuzigt wird, ist eine Trostrede, nachzulesen bei Johannes 14-16)

* den verändere ich (Saulus wird zum Paulus, vom Christenverfolger zum eifrigsten Missionar für die christliche Bewegung, er gründet Gemeinden; oder Petrus, der Jesus in der Nacht seiner Festnahme noch verleugnet, wird zum Fels (PETROS= FELS der Kirche).

* den erneuere ich (der Sohn eines Vaters, zieht in die Fremde, verliert alles; der Vater dachte, er hätte seinen Sohn verloren; da kommt dieser zurück zu seiner Familie und wird… mit offenen Armen empfangen, obwohl er Strafe fürchtete. Der Vater ruft alle zusammen und feiert ein Fest. Und der verlorene Sohn merkt: es ist nicht alles vorbei. Ich bekomme eine neue Chance, mir wird vergeben, ich darf neu anfangen! Nachzulesen bei Lukas 15, 11-32)

In all diesen Geschichten zeigt Gott: Ich bin die Liebe, die niemals endet. Wenn wir uns auf Gott einlassen, dürfen wir in nie endender Liebe baden. In Fülle ist sie da. 

Und damit es auch nach Jesu Rückkehr zum Ursprung weitergehen konnte, schickte Gott die Heilige Geistkraft, um die Menschen zu stärken, zu trösten, zu inspirieren und zu guten Taten zu motivieren. Denn wer in Liebe badet, bleibt mit dieser überbordenden, lebendigen Erfahrung nicht bei sich. Sie sprudelt heraus, will sich ausbreiten und andere Menschen erreichen und sich vermehren, spürbar mit unseren Händen. Die Liebe wird mehr, wenn wir sie teilen! Sie verströmt sich, wie ein flüssiger, wärmender Strom und kennt keine Grenzen.

Sie wirkt sich aus, macht sich breit, manchmal ganz fest und griffig durch eine Hand, die uns hält; manchmal eben fließend, wenn wir zu Tränen gerührt sind oder dankbar sind über erfahrenes Glück; und sehr oft in einem belebenden, erfrischenden Wind, der weht, in uns einströmt mit jedem Atemzug. Sie ist immer da, wie die Luft zum Atmen.

Die Gnade, die Liebe und die Gemeinschaft unseres Gottes sei mit euch allen. Amen.

 

Es segne und behüte Dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft,

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 

 

 

Andacht zu Pfingsten 2021 von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

 

Liebe Schwestern und Brüder,

was da Pfingsten in Jerusalem vor 2000 Jahren passiert ist, muss so gewaltig und umwerfend gewesen sein, dass es Spuren hinterlassen hat bis heute (nachlesen könnt Ihr das in der Apostelgeschichte 2: 1Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort.

2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen,

4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Amen.

Menschen werden beGEISTert, sie werden von einer Kraft berührt, die wie ein heftiger Atemhauch aus dem Himmel herabfährt und bis in die letzten Ecken hineinwirkt und der sich niemand entziehen kann, die alle Anwesenden entflammt (als ob eine Feuerszunge sich auf jeden einzelnen niederlässt) und dann jede*n Jünger*in die Frohe Botschaft von Gott in verschiedenen Sprachen verkündigen lässt. Der Heilige Geist bricht sich Bahn in eine zerrüttete, schon damals von Krieg und Krisen geschüttelten Welt hinein. Die Gäste auf dem Pfingstfest können vom Heilswirken Gottes in ihrer eigenen Muttersprache hören, sie verstehen plötzlich die großen Taten Gottes, die in Jesus Christus in der Welt sichtbar geworden waren: Heilung, Verständigung, Überwindung von Grenzen, die lebendige Liebe Gottes in einem fröhlichen Miteinander, in einer tragenden Gemeinschaft. Etwas von Gottes Reich war in Jesus von Nazareth auf die Erde gekommen und wird bis heute immer da Wirklichkeit, wo Menschen sich auf die Botschaft Jesu besinnen und daraus Taten folgen lassen.

An Pfingsten 2021 erleben wir wieder und immer noch eine zerrüttete und erschütterte Welt: Gewalt in kleinen und großen Zusammenhängen scheint unüberwindbar, im Heiligen Land sprechen Bomben statt Diplomaten, unsere Schöpfung ächzt weiter unter zu hohem CO-2-Ausstoß aufgrund unserer Lebensweise, die Pandemie zwingt uns trotz fortschreitender Impfungen immer noch zu Einschränkungen, die weh tun.

Gottes Heiliger Geist will uns stärken und ermutigen, die Herausforderungen unseres Lebens zu bewältigen: das eigene Leben Schritt für Schritt auf die Reihe zu kriegen;  unsere Gesellschaft positiv zu gestalten und zu beeinflussen; meinen Konsum zu überprüfen und zu überlegen, was ich ändern kann, um die Schöpfung zu bewahren.

Nach dem Pfingstfest sind die Menschen inspiriert von Gottes Heiligem Geist zurück in ihre Heimat gereist und haben Gemeinschaften gegründet, die zu Gemeinden wurden. Die Kirche war geboren… ihre Spuren reichen bis zu uns heute. Unsere Gemeinden sind Zeugnisse von der umwerfenden und gewaltigen Kraft des Heiligen Geistes.
Lasst uns selbst zu Zeuginnen und Zeugen werden, die sich trotz allem von diesem lebendigen Geist ausfüllen und entflammen lassen. Lassen wir uns weiter beGEISTern! Verändern wir unsere (eigene kleine) Welt ein bisschen in die Richtung, die Jesus uns gezeigt hat.         Amen.

Es segne und behüte Dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft,

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Pfingstlied: Refrain : Atme in uns, Heiliger Geist, brenne in uns, Heiliger Geist, wirke in uns, Heiliger Geist. Atem Gottes komm!
1. Komm du Geist, durchdringe uns, komm du Geist, kehr bei uns ein. Komm du Geist, belebe uns, wir ersehnen dich. Refrain
2. Komm du Geist, der Heiligkeit, komm du Geist der Wahrheit. Komm du Geist der Liebe, wir ersehnen dich. Refrain
3. Komm du Geist, mach du uns eins. komm du Geist erfülle uns. Komm du Geist und schaff uns neu, wir ersehnen dich. Refrain

(Text und Melodie: Gemeinschaft Emmanuel „Esprit de Dieu, souffle de vie“ 1982, Thomas Csanády und Roger Ibounigg)

 

Am Pfingstmontag findet der Ökumenische Pfingstgottesdienst unter freiem Himmel vor der St. Urbanikirche statt um 11 Uhr. Sie können einfach so kommen und am Eingang Ihre Daten hinterlassen oder sich im Vorfeld anmelden auf unserer Homepage:   www.kirchengemeinde-munster.de Dort finden Sie auch weitere Infos über unsere Angebote.

 

 

 

Andacht zum Himmelfahrtstag 2021

von Pastorin Kerstin Wackerbarth

Das weite Himmelszelt – es umspannt uns und kneift mensch ein Auge zu, schaut in den Himmel und hält seinen Daumen vor den Mond, dann ist dieser von keinem Punkt der Erde größer als der eigene Daumennagel.

Das weite Himmelszelt – es umspannt uns, wo auch immer wir fahren und wandeln auf dieser Erde. Und auch Gott lässt seinen Himmel aufgehen über alle, die wir hier auf Erden wohnen und leben – Menschen, Tiere und Pflanzen.

Und so grüße ich Sie und Euch zum Himmelfahrtstag mit dieser Leseandacht:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen.

    • EG 588:

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.

 

Das Himmelszelt umspannt uns, wo auch immer wir auf dieser Erde sein mögen und dort, wo Himmel und Erde sich berühren, da möge Frieden unter uns werden. Wo Gott sich zu uns aufmacht und auf die Erde kommt, Mensch wird zur Weihnacht und neu beginnt so ganz neu. Da berühren sich Himmel und Erde …

Unter einem Himmelszelt steht Gottes Himmel uns offen, sucht sich seinen Weg und bricht sich Bahn unter uns. Und so hat der englischsprachige Raum zwei Begriffe, zwei Worte für „Himmel“. Dabei bezeichnet sie das Himmelszelt, unsere Atmosphäre mit dem Begriff „Sky“ und das Himmelreich, das im Evangelium nach Matthäus das Herrschaftsbereich Gottes bezeichnet, mit dem Begriff „Heaven“. Was genau aber fasst „Sky“ und wie unterscheiden sich beide? Am Himmelszelt sind die Vögel zu Hause und auch ist er der Ort der Himmelskörper Sonne, Mond und Sterne. Hier spielen sich Wolkenschauspiele und Wetterphänomene ab. „Heaven“ ist dagegen weniger plastisch und zugleich doch unmittelbar spürbar – dort, wo Menschen sich begegnen können, sich die Hand reichen, dort, wo Worte der Zuwendung fallen und gesprochen werden. Gottes Himmel verbindet nicht nur Himmel und Erde, Gott mit seinen Menschen, sondern auch horizontal uns Menschen miteinander – Gottes Herrschaftsbereich mitten unter uns. Gottes Himmel erwartet uns nicht erst, wenn wir gestorben sind, sondern beginnt bereits jetzt und vermag zu verbinden – Große und Kleine, Alte und Junge, Denker und die handwerklich Geschickten, Menschen unterschiedlich Herkunft und Hautfarbe. Das weite Himmelszelt („sky“) – es umspannt uns und unsere Erde. Gottes Himmel („heaven“) verbindet uns untereinander und lässt uns zu einer Gemeinschaft wachsen im Namen dessen, der nicht nur Himmel und Erde gemacht hat, sondern der uns auch Hilfe, Kraft und Stärke ist. Sein Himmel geht über uns allen auf – verbindet, was zusammengehört, unabhängig aller Eigenschaften und vom Charakter.

Wie der Mond innerhalb von 24 Stunden einmal den Horizont abwandert, so ist auch Gott mit seiner Liebe zu seinen Menschen in jeder Zuwendung, die wir einander zuteilwerden lassen. Gott sei Dank!

Amen.

 

Lasst uns beten:

Gott, wir danken dir. Danken dir für deine Zuwendung, welche die Kraft hat auch durch uns hindurch zu fließen und uns als deine Menschenkinder miteinander zu verbinden und bitten dich: Halte uns stets offen für deinen Himmel, auf dass die Unruhe und der Trott des Alltags jene Offenheit nicht verschütten, denn nur so kann dein Geist wirken und Wiederhall finden – im Friede unter uns.

Amen.

Wo wir auch sind, gemeinsam eint alle Christinnen und Christen das Gebet, das Jesus allen, die ihm nachfolgten gelehrt hat:

Vater Unser, im Himmel, …

 

Und so segne und behüte Dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft, Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen.

 

 

Gedanken zum Sonntag Rogate, 9. Mai 2021 von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Liebe Schwestern und Brüder,

wann haben Sie zuletzt gebetet? Wann haben Sie zuletzt innegehalten und mit Gott gesprochen, gehadert, geschimpft, vielleicht auch in Gottes Angesicht geschwiegen, geweint oder sich gefreut? Jede Träne, jedes wohlige Seufzen, unsere Worte, aber auch unser Schweigen richten sich auf unser Gegenüber, auf die, die immer schon da war, jetzt bei uns ist und immer da sein wird, der zugleich sogar IN uns ist. Oder stockt es gerade in Ihrer Gottesbezogenheit und Sie sind leer und erschöpft und finden keine Kraft zum Beten, geschweige denn Worte?

Schon der Apostel Paulus machte sich Gedanken über die Kommunikation mit Gott und hat in seinem Römerbrief einen Satz gefunden, der mich seit vielen Jahren begleitet und an den ich auch an diesem Wochenende denken muss: Desgleichen hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen . (Römer 8, 26)

Diese Schwäche, als Gegensatz zur dynamis/ Stärke, kann nicht verhindern, doch mit Gott in Kontakt zu kommen. Auch wenn uns die Worte fehlen, es ereignet sich trotzdem ein Gebet, weil der Geist Gottes einspringt und bittend für uns eintritt. Wenn wir gerade nicht können, unser Verstand aussetzt und nichts Sinnvolles mehr zustande bringt, dann ist da noch der Geist Gottes, der Fürsprache einlegt und uns beisteht. Ich finde diese Botschaft sehr entlastend, weil mir oft genug die Worte fehlen angesichts der himmelschreienden Ungerechtigkeit und Dramatik des Lebens, oder wenn ich ohnmächtig und sprachlos verheerende Entwicklungen wahrnehme, die ich eigentlich ändern müsste aber kaum ändern kann; wenn sich Sorgen und Belastungen verdichten, der Druck zu groß wird und dann nur noch Verkorkstes aus mir heraus auf dem Weg zu Gott stecken zu bleiben scheint. Der Geist ist ja da, steht mir bei und gleicht meine Schwäche aus, so dass ich darauf vertrauen kann, dass meine Anliegen bei Gott ankommen. Überraschend anders, nicht wohl formuliert als Dank, Klage und Bitte, sondern mit wortlosem Seufzen. Ist das nicht beruhigend und ermutigend? Ich wünsche Ihnen Zeit, einmal wieder zum Beten zu kommen. Amen.

Es segne und behüte Dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft,

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Unsere Kirchen sind offen:

    • St. Urbani von 9:00-17:00 und die Schafstallkirche St. Martin von 10:00-18:00

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Geistlicher Impuls zum 1. Mai 2021 

von Dr. Johannes Schoon-Janßen, Pastor in Munster

 

Lieber Leser, liebe Leserin!

Am 1. Mai geht es einerseits um die menschliche Arbeit und andererseits um das Ausruhen von der Arbeit,

außerdem um das Erwachen, die Schönheit und die Bewahrung von Gottes guter Schöpfung,

symbolisiert durch das Aufstellen von Mai-Bäumen,

wenn das zu Zeiten der Corona-Pandemie auch leider so nur schwer durchführbar ist…

Das Feiern von Gottes guter Schöpfung, wenn diese wieder zum Leben erwacht,

illustriert in sehr poetischen Zeilen der Psalm 118.

Da heißt es u.a.:

„Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,

dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke.

Das ist das Tor des Herrn;

die Gerechten werden dort einziehen.

Ich danke dir, dass du mich erhört hast

und hast mir geholfen.

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,

ist zum Eckstein geworden.

Das ist vom Herrn geschehen

und ist ein Wunder vor unseren Augen.

Dies ist der Tag, den der Herr macht;

lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

O Herr, hilf!

O Herr, lass wohlgelingen!

Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! 

Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.

Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.

Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner

des Altars!

Du bist mein Gott, und ich danke dir;

mein Gott, ich will dich preisen.

Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,

und seine Güte währet ewiglich.“

Amen.

 

Die Freude über die Schöpfung wird auch ganz am Anfang der Bibel schon zum Thema gemacht:

Da lesen wir zu Beginn von 1. Mose 2 (V. 2-4a):

„So vollendete Gott am 7. Tage seine Werke,

die er machte,

und ruhte am 7. Tage von allen seinen Werken,

die er gemacht hatte.

Und Gott segnete den 7. Tag und heiligte ihn,

weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken,

die Gott geschaffen und gemacht hatte.“

 

Zum menschlichen Leben gehört eben nicht nur das Arbeiten, sondern auch das Ausruhen:

nicht nur die Pflicht, sondern auch dir Kür;

nicht nur, dass man etwas schafft,

sondern auch, dass man sich an den Dingen,

die Gott und Mensch geschaffen haben, erfreut,

wenn möglich inmitten einer guten Gemeinschaft!

 

Von der großen Freude an einem Fest handelt nicht nur der Psalm 118, davon weiß uns auch das Kirchenlied „Schmückt das Fest mit Maien“ einiges zu erzählen, wenn es die Menschen singen lässt:

„Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen, zündet Opfer an;

denn der Geist der Gnaden hat sich eingeladen,

machet ihm die Bahn!

Nehmt ihn ein, so wird sein Schein

euch mit Licht und Heil erfüllen

und den Kummer stillen.“

 

Um die Schönheit der von Gott geschaffenen Erde auch für unsere Nachfahren zu erhalten, bedarf es dann im Alltag der Welt allerdings auch wieder der Arbeit.

Denn: Wie heißt es doch etwas weiter hinten

in Kapitel 2 vom 1. Mose?

„Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase.

Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.

Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte…

… Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“

 

Bebauen und bewahren soll der Mensch das, was Gott uns allen zur Freude geschaffen hat!

Dazu gehört es auch, sich zu überlegen,

was gut zur Erhaltung der Schöpfung ist,

und was nicht.

Welche Art von Arbeit also Sinn macht

und welche Art von Arbeit eher etwas zerstört als etwas Gutes zu bewahren.

„Prüfet alles und das Gute bewahret“, sagt an anderer Stelle in der Bibel der Apostel Paulus.

So möge unser Tun und Schaffen der Bewahrung der Schöpfung und der Gemeinschaft der Menschen untereinander dienen.

Und sie möge gerecht aufgeteilt und gerecht entlohnt werden,

so wie schon im Psalm von dem Tor die Rede war, durch das die Gerechten hinein gehen werden…

Möge es also eine Art von Arbeit sein,

die wirklich Sinn macht für uns selbst

und sinnstiftend ist für das Große und Ganze,     

statt uns voneinander,

von uns selber

und von der Natur zu entfremden.

Dann lohnt es sich, auch – trotz Pandemie und trotz aller Einschränkungen - wieder frohe Lieder zu singen oder mit zu trällern, wie z. B. das schöne Lied:

„Der Mai ist gekommen,

  die Bäume schlagen aus!“

Amen.

 

Es segne und behüte Sie alle der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

Amen.

 

Hier der Link zur Andacht auf Youtube: 

Andacht zum 1. Mai aus Munster/Örtze - YouTube

 

Andacht zum Sonntag Jubilate, 25. April 2021 von Pastor i. R. Reinhold Schwind

Liebe Leserinnen und Leser,

der Sonntag am 25.04.2021 trägt den schönen klangvollen Namen Jubilate. Denn wir befinden uns nach wie vor in der österlichen Freudenzeit – obwohl viele das Osterfest wegen Corona gar nicht so richtig wahrgenommen haben, außer vielleicht durch zwei arbeitsfreie Tage. Aber die brachten nur das Gefühl für die Wochentage durcheinander, weil man noch nicht einmal richtig verreisen konnte. Die Ostergottesdienste waren jedenfalls sehr spärlich besucht. Und doch trägt der heutige Sonntag die österliche Aufforderung: Jubilate! Jubelt!

An diesem Sonntag hatte ich oft Konfirmandengruppen konfirmiert und die Kirche war brechend voll, man konnte ein erwartungsvolles Knistern geradezu spüren. Die Konfirmanden hatten Grund zum Jubel im Blick auf die Feier, die Geschenke, dass sie nicht mehr zum Konfer mussten etc. Alles gut nachvollziehbar.

Und heute? Es ist so anders, irgendwie trist. Corona scheint den Osterjubel zu ersticken. Und doch gibt es Grund zum Jubel. Es gibt ja nicht nur Katastrophenmeldungen, der tägliche Blick auf die „Corona-Fallzahlen“, die Zahl der Neuinfizierten und an Corona Verstorbenen, sondern auch Berichte von Menschen, die wieder gesund geworden sind. Dann natürlich die Erleichterung und der Jubel groß. Es gibt eben nicht nur die Katastrophenmeldungen, sondern auch gute Nachrichten: Menschen werden gesund, immer mehr Menschen erhalten einen Impftermin, es gibt Grund zum Optimismus.

Als Christen sind zum Osterjubel eingeladen, weil das Leben über den Tod triumphiert hat. Wir haben guten Grund zum Jubel – obwohl die Osterbotschaft bei Zeitgenossen nur Kopfschütteln und Spott hervorbrachte.  Eine Frau, die sich bei dem französischen Philosophen Voltaire einschleimen wollte belustigte sich in seiner Anwesenheit über die Botschaft von der Auferstehung. Der Philosoph hat so ähnlich geantwortet: Nichts ist selbstverständlicher als das. Sollte der, der im Anfang den Menschen erschaffen hat, dies nicht auch wieder tun können durch die Auferstehung von den Toten? Und das sagt ausgerechnet ein sehr kirchenkritisch eingestellter Philosoph.

Es ist dieser Jesus, der Auferstandene, dem wir nachfolgen, der uns Kraft und Durchhaltevermögen gibt, dessen Spuren wir in unsrem Leben entdecken können. Der setzt unser Herz in Schwingung, dass es zumindest innerlich jubiliert und Gott singt. Jubeln und Singen gehören zusammen. Hier im Gottesdienst in der Kirche können wir es momentan nur innerlich tun, aber das wird sich auch einmal ändern. Was wir aber in jedem Fall auch tun können, zuhause einfach mal nach Herzenslust zu singen und sich von dieser verwandelnden Fröhlichkeit anstecken zu lassen.

Bleiben Sie behütet in österlicher Freude und österlichem Jubel.

Reinhold Schwind





Geistlicher Impuls zum Sonntag Misericordias Domini, 18.4.2021 

In dem Bibeltext, der der heutigen Auslegung zugrunde liegt spielen Schafe eine große Rolle und dazu ein Hirte. Der Text steht in Luk. 15,1-7 + lautet:

    • Es nahten sich Jesus aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.
    • Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: „Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“
    • Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis u. sprach:
    • „Welcher Mensch ist unter euch, der 100 Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die 99 in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er´s findet?
    • Und wenn er´s gefunden hat, so legt er sich´s auf die Schulter voller Freude.
    • Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
    • Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“

 

                Liebe Leserinnen und Leser!

Mir scheint, in unserem Bibeltext geht es nicht in erster Linie darum, was das eine Schaf angestellt hat und auch nicht darum, in was für einem Verhältnis die 99 Schafe zu dem einen Schaf stehen.

Wenn ich mich in die Lage der 99 hineinversetze, dann würde ich vielmehr sagen:

Es ist ein Gleichnis vom verlorenen Hirten.

Dass da ein Schaf verloren gegangen war. Das regt in einer großen Herde niemanden auf. Das wurde vielleicht nicht einmal registriert.

Aber dass der Hirte verschwunden war – das fällt auf.

Das bringt die Herde in echte Schwierigkeiten!

Wir aber reagiert die Herde?

Es gibt natürlich Schafe, die sagen:

Wir müssen uns nach etwas Besserem als einem Hirten umsehen, nach einem Schutz, der nie verschwinden wird.

Und es ist eine große Sehnsucht in ihnen, sich nie mehr verlaufen zu müssen…

Aber das ist nur eine Antwortmöglichkeit.

Ich möchte eine andere danebenstellen, indem ich die Geschichte von der Schafherde ein wenig variiere:

Da war einmal eine Schafherde. Eines Tages war der Hirte verschwunden. Die Schafe wurden unruhig.

„Wo ist der Hirte?“ fragten sie aufgeregt.

Eines meinte: „Er kommt gleich wieder. Wir müssen nur geduldig warten.“

Ein anderes Schaf sagte: „Er ist für immer verschwunden, wir müssen ohne ihn auskommen.“

Ein drittes vermutete: „Vielleicht ist er hinter einem verlorenen Schaf her?“

Ein viertes fragte sich: „Vielleicht ist ihm etwas zugestoßen?“

Ein besonders kluges Schaf aber sagte:

„Wir müssen den Hirten suchen. Wir müssen selbst etwas tun, damit unsere Orientierungslosigkeit überwunden wird. Vielleicht ist der Hirte nur weggegangen, um unser Schafverhalten auf die Probe zu stellen. Vielleicht will er, dass wir uns ganz anders verhalten, als es Schafe üblicherweise tun!“

Man beschloss, den Hirten zu suchen!

Die Schafe bildeten kleine Spähtrupps und zogen durchs Land. Sie fanden den Hirten nicht. Aber:

Sie fanden viele verlorene Schafe und brachten sie alle heim.    Sie hätten sich nie vorstellen können, wie viele Schafe verlorengegangen waren.

Den Hirten aber hatten sie immer noch nicht gefunden.

Doch sie gaben nicht auf.

Endlich stießen sie auf ihn. Doch sie kamen zu spät.

Er war unter die Räuber gefallen.

In ohnmächtiger Wut mussten die Schafe zusehen, wie die Räuber ihn umbrachten, nachdem sie ihn zuvor ausgeplündert und beraubt hatten.

Verwirrt und in Trauer kehrten sie zurück.

Da aber trat ein kluges Schaf auf. Es sagte:

„Seid nicht traurig, liebe Mitschafe! Der Hirte lebt!“

Erstaunt hörten ihm die Schafe zu! Er lebt?

„Ja, er lebt;“ sagte das kluge Schaf.

„Wäre er nicht verloren gegangen, so hätten wir all unsere verlorenen Brüder und Schwestern nicht wiedergefunden.

Er ist für uns alle unter die Räuber geraten.

Wie viele verdanken ihm ihr Leben!

Er lebt weiter in uns, die wir unsere verlorenen Brüder und Schwestern suchen.

Er ist uns nahe, wenn wir sie finden, wenn wir die Gekränkten wieder auf den rechten Weg zurückbringen, wenn wir den Verlassenen Mut zum Handeln geben, wenn wir den Verkommenen neue Orientierung geben.

Ihr sucht nach einer Orientierung, nach einem Halt, nach einem Trost, nach einem Hirten?

Es gibt eine klare Orientierung für uns:

Wir haben uns an den Verlorenen auszurichten.

Wir haben uns schlicht zu fragen:

Wie sollen wir unser Leben und Zusammenleben einrichten, dass auch der Ärmste, der Behinderte, der Kranke, der Schwache, der Gefangene, der Kaputte, der mit einem schweren Corona-verlauf Infizierte mit uns leben kann? Wie können wir leben, dass die Verlorenen nicht verloren sind?“

So sprach das kluge Schaf zu seinen Mit-Schafen…

Tatsächlich ist diese Erkenntnis ein ganz wichtiger Aspekt unseres Predigttextes.

Hören wir dazu noch einmal das Gleichnis.

Jesus sagt:

„Und wenn er es gefunden hat – das verlorene Schaf – legt er es voll Freude auf seine Schulter!“ Das ist ein Bild der Geborgenheit und des Behütet-Seins!

Möge Gott auch uns behüten in diesen ungewöhnlichen Wochen und Monaten, dass wir moralisch und geistlich gestärkt aus ihnen hervorgehen mögen! Amen.

 

Es segne und behüte Sie und die Ihren Gott-Vater,

Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist! Amen.

  Ihr   Johannes Schoon-Janßen, Pastor

 

 

Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti, 11.04.2021 von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Predigt zu Johannes 21, 1-14

1 Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. 7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. 8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen. 9 Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot. 10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. 12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. 13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch. 14 Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Liebe Schwestern und Brüder,

„Ich gehe fischen.“ Was für ein Satz! Petrus wird aktiv und zieht die anderen Freunde mit sich. „Wir kommen mit dir.“ Sie sind zurückgekehrt in ihren Alltag, zurück in Galiläa, am See von Tiberias, das ist der See Genezareth, wo sie einst von Jesus zur Nachfolge bewegt worden waren. Jetzt waren sie wieder dort, wo alles begonnen hatte.

Sie gehen fischen!–  aus ihrer Erstarrung der Trauer und der Verlassenheit gelingt ihnen der erste Schritt, zurück in die beruhigende Normalität. Immerhin! Sie machen das, was sie gewohnt sind, was sie können, was sie gelernt haben. Sie gehen fischen! In der Nacht, wo der Fang eigentlich am größten ist, versuchen sie ihr Glück, und sie fangen nichts. Am Morgen dann die Gestalt am Ufer, die sie zunächst nicht als Jesus erkennen. Dieser fragt: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Wie ein väterlicher, weiser Freund nähert sich der Unbekannte am Ufer und legt den Finger in die Wunde.

Habt ihr nichts gefangen, was euch satt macht, was euch versorgt, was euer Einkommen sichert? Sind Eure Grundbedürfnisse befriedigt? Nein. Sie sind leer zurück geblieben, kriegen ihr Netz nicht gefüllt.

Daraufhin fordert diese Gestalt sie auf: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. – Das Wunder geschieht, gegen alle Naturgesetze, bei hellem Licht, wo die Fische eigentlich aufgeschreckt durch den Schatten des Bootes wegschwimmen, fangen sie Unmengen, so viele Fische, dass sie das Netz kaum ziehen können.

Da werden dem Lieblingsjünger Jesu die Augen geöffnet, er erkennt in der Gestalt am Ufer den auferstandenen Jesus: Es ist der Herr! Ganz offen spricht er das aus, wie ein Bekenntnis: Es ist der Herr! Als ob er sagen will: Er ist wirklich wahrhaftig auferstanden! Jesus ist hier, er hat uns doch nicht allein gelassen. Er ist hier, wo wir leben, wo wir arbeiten, wo wir verzweifelt sind, wo wir ums Überleben kämpfen, wo wir nach Sinn suchen, nach Trost, nach Freude, wo wir unsere basalen Bedürfnisse befriedigt bekommen wollen: Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf und Mitmenschen, die das Leben teilen. Der Jünger, den Jesus lieb hatte, öffnet allen die Augen.

Die Jünger werden überrascht! Nicht nur, dass sie gemeinsam ein volles Netz mit Fischen ans Ufer ziehen, das dem Druck des fetten Fangs standhält, sondern auch, dass sie mit dem Auferstandenen noch einmal gemeinsam essen. Jesus hat ein Kohlenfeuer am Boden mit Fisch und Brot vorbereitet. Jesus fordert sie auf, noch weitere Fische dazu zu legen, die sie gerade gefangen haben. Als ob er sie anleiten will, wieder für sich selbst zu sorgen, mit dem Fang etwas zu machen und ihn zu nutzen, auch zu genießen. Dann spricht er die vertrauten Worte, die die Jünger zum einen noch von der wundersamen Brotvermehrung kennen, wo 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen satt wurden. Zum anderen haben sie diese Worte noch vom letzten gemeinsamen Abendbrot mit Jesus im Ohr, am Abend bevor die Katastrophe ihren Lauf nahm: Kommt und haltet das Mahl! In der Gewissheit, dass da ihr Freund in wohltuender Nähe bei ihnen ist, teilen sie das Brot und genauso auch den Fisch. Statt Wein ist es der Fisch, der gereicht wird. Das Lebensmittel, von dem sie alltäglich leben, von dem ihr Wohl abhängt; das Tier, das zum Symbol wird für den christlichen Glauben.

Außerdem fällt auf, dass Simon Petrus hier heraussticht: er kommt in Bewegung und animiert die anderen, mit fischen zu gehen. Damals bei der ersten Begegnung hatte Jesus es doch schon zu ihm gesagt: Fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen. (Lukas 5, 10) Petrus wirft sich ins Wasser als er hört, dass Jesus da am Ufer aufgetaucht ist. Er schmeißt sich besonders ins Zeug, prescht wieder voran, hebt sich hervor, bekommt eine besondere Rolle: Fast so als ob er selbst das Netz ist, das Fische auffängt und zusammenbringt. Er steigt dann aus dem Wasser und er ist es, der das volle Netz an Land zieht. Petrus hat also besonders starke Kräfte. Die anderen Jünger können das Netz kaum ziehen, aber er bringt es dann ins Trockene.

Petrus bekommt bereits mit dieser Geschichte eine herausgehobene Stellung. Er wird verantwortlich sein für die Verbreitung der Osterbotschaft, er wird Gemeinden gründen und Menschen von Jesus erzählen, sie für seine Bewegung gewinnen. Simon, mit Beinamen Petrus, was übersetzt der Fels heißt, wird zu dem, auf dem die Kirche gebaut werden soll (Matthäus 16, 18). Die Kraft für diese Aufgabe bekommt Petrus aus dieser Begegnung und der Beauftragung, die dann in den letzten Sätzen vom Evangelisten Johannes festgehalten wird.

Liebe Gemeinde, „Es ist der Herr!“ Ein Ausruf der Verwunderung, des Staunens, der immer stärker werdenden Gewissheit: Jesus lebt! Er ist nicht tot! Die Frauen am Ostermorgen haben Recht gehabt, als sie erzählten, sie hätten Jesus gesehen.

Nach der schwerlastenden Traurigkeit und Verunsicherung brauchen die Freund*innen Jesu Gewissheit: sie brauchen Erlebnisse, die ihnen helfen, mit der Trauer und dem Verlust des Freundes fertig zu werden und das Vertrauen in ihn zu bewahren. Sie vertrauten ihm doch, dass er wirklich der Heiland und Retter der Welt war. Die Ostererlebnisse helfen ihnen, das zu begreifen und zu spüren: Das leere Grab als sie Jesus salben wollen, der Engel, der spricht: was sucht ihr den Lebenden bei den Toten, Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden. Er geht vor euch hin nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. (Markus 16, 7). Die Begegnungen mit dem auferstandenen Herrn.

Die Jünger am See von Tiberias sind zurück in Galiläa. Und es geschieht wirklich so, wie Jesus es vorhergesagt hat. Er hat sein Wort gehalten! Und damit die Jünger das wirklich glauben können, zeigt er sich sogar dreimal. Zumindest in der Fassung des Johannesevangeliums.

Liebe Gemeinde, Es ist der Herr! Auch wir brauchen österliche Erfahrungen, um Kraft zu bekommen für unseren Lebensweg. Können wir ihn erkennen? Den Auferstandenen am Ufer unseres Sees, auf dem wir unterwegs sind, auf dem wir schwer beschäftigt sind, auf dem wir in unseren alltäglichen Verrichtungen versuchen, unsere Netze auszuwerfen und gefüllt an Land zu ziehen? Viele von uns bleiben gerade ziemlich leer zurück, haben Existenzängste und verlieren immer mehr das Vertrauen, dass alles gut werden wird. Gerade da ruft der Auferstandene uns zu: Werft das Netz noch einmal aus, einfach mal zur anderen Seite.

Ich weiß, dass das schwer ist. Wir haben in den letzten 12 Monaten mehr als einmal die andere Seite ausprobiert, Ungewöhnliches und Neues gewagt, aus der Not eine Tugend gemacht. Privat, überall, wo Menschen zusammenkommen, an den Schulen, Kitas, öffentlichen Räumen, auch in der Kirchengemeinde. Es sind viele gute Ideen da, die helfen, die schweren Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen. Einiges wird bleiben, anderes vielleicht auch nicht. Wir dürfen den Mut nicht verlieren! Am heutigen ersten Sonntag nach Ostern sind wir aufgerufen, es noch einmal zu versuchen: Werft das Netz zur anderen Seite aus, und dann bringt von den Fischen, und kommt zusammen, haltet das Mahl, stärkt euch in der Gemeinschaft, die trotz Corona da ist, die über die Grenze von Zeit und Raum hinweg trägt.

Sich klar zu machen, dass der Auferstandene auch mir zuruft: Kind, hast du nichts zu essen? Dass er mich anspricht, ganz persönlich und mich ermutigt, nicht aufzugeben, sondern am Vertrauen fest zu halten, mit der Zusage: du wirst finden. Das ist Ostern mitten in unserem eigenen Leben. Mich tröstet es sehr, dass auch die engsten Weggefährt*innen von Jesus mindestens drei Begegnungen gebraucht haben, um ihren Zweifel zu besiegen. Dass sie mehrere Hinweise bekommen haben, um ihren Glauben zu bewahren und neues Vertrauen zu fassen. Mich beruhigt das, und es macht mir auch Mut, meine Sinne nach Ostererlebnissen auszurichten, die mitten in meinem Leben geschehen.

Das gibt mir Kraft, weiter zu machen und in meinem eigenen Bereich „fischen“ zu gehen, mein alltägliches Tun zu verrichten und Schritt für Schritt weiter zu gehen durch diese Zeit. Im Blick auf Jesus, der mich begleitet, der immer schon am Ufer steht und mich wahrnimmt, mich anspricht, mich einlädt in seine Gemeinschaft und mich stärkt.

Amen.

Es segne und behüte Dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft,

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Geistliches Wort zum Karfreitag 2021 von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen

 

Auslegung zum Kreuzigungsbericht nach Lukas (in der Bibel: Lukas-Evangelium, Kp. 23, Vers 32 - 49

 

Liebe LeserInnen!

Wenn man sich die Kreuzigungsgeschichte im Lukas-Evangelium durchliest, dann kann einem schnell Einiges deutlich werden:

Mir ist nach mehrmaligem Durchlesen dieser Geschichte eines sehr deutlich geworden:

Lukas erzählt zwar von der Kreuzigung und dem Tod Jesu Christi, aber er legt seinen Hauptschwerpunkt woanders hin, und zwar beschäftigt er sich ausführlich mit den Personen, die sich dort auf Golgatha um Jesus herumbewegen.

Die interessieren ihn sehr, denn an ihnen kann man viel darüber erfahren, wie Jesus die Menschen in der einen oder anderen Richtung anspricht oder auch kalt lässt, ganz wie wir es auch heute noch kennen.

Die am meisten hin- und hergerissene Person unter dem Kreuz ist der römische Hauptmann, der Chef des ganzen Hinrichtungskommandos.

Der tut zuerst einmal einfach seine Pflicht.

Aber als er Jesus hat sterben sehen, da merkt er plötzlich: Ich habe einen Fehler gemacht, dieser war ein frommer Mann, den hätten wir nicht hinrichten dürfen…

Der Hauptmann entdeckt – beeindruckt von der Art des Sterbens Jesu – plötzlich sein Gewissen.

Er tut Buße und wird innerlich ein anderer Mensch.

Er wird seinen Dienst in Zukunft sicher mit viel größerer Nachdenklichkeit und größerem Verantwortungsbewusstsein tun und gerade bei sehr weitreichenden Befehlen von oben auch sein eigenes Gewissen befragen, bevor er etwas tut.

Das ist etwas, was für den Soldatenberuf auch heute wichtig ist, was Viele auch wissen, aber was im Praktischen sicher längst nicht immer so zum Zuge kommt, wie es gut wäre…

Und dann ist da ganz am Ende in der Geschichte schließlich noch das Volk: Es schaut zu…  Wie auch immer man das bewerten möchte…

Und die Seinen?

Sie stehen in der Geschichte von Ferne, wie es im Text heißt.

Später werden sie teils recht aktiv, teils erst mal auch gar nicht…

Wo wollen und können wir uns einordnen unter denen, die sich zum Kreuz ja irgendwie stellen müssen?

Sind wir ein Teil des zuschauenden Volkes?

Werden wir selber aktiv?

Das wäre sicher gut, aber geschieht das denn auch?

Wie können wir uns zum Kreuz verhalten?

Das einfachste wäre, einfach wegzuschauen:

Karfreitag, das Leiden Jesu und das Leiden in der Welt einfach ignorieren und lustig immer weiter machen mit der Welt…

Das machen Viele.

Das ist für Christenmenschen allerdings keine Möglichkeit, sich dem Kreuz und dem Leiden zu stellen…

Das Zweit-Einfachste ist einfach zuzuschauen und zu beobachten.

Das ist schon viel besser;

Aber irgendwann muss natürlich auch ein Handeln folgen…

Und zwar in doppelter Weise:

Erstens sollen wir unser eigenes kleines Leben angucken und schauen, wo unser Verhalten Gott und Mensch gegenüber in Ordnung ist, und wo nicht.

In den Bereichen, wo es in Ordnung ist, sollen wir die Dinge bewusst so weitermachen, wie bisher.

Da, wo es nicht in Ordnung ist, sollen wir in uns gehen und uns versuchen zu ändern:

Auch wenn sich das natürlich leichter anhört als es dann in Wirklichkeit manchmal ist, das wissen wir mit einer gewissen Lebenserfahrung natürlich alle; aber manchmal kann man auch gegenseitig etwas voneinander lernen…

Und dann sollen wir als zweites auch unsere Welt anschauen und gucken:

Was kann ich selber dazu beitragen, dass das Zusammenleben weltweit besser wird?

Wenn ich darüber ernsthaft nachdenke, wird mir ganz sicher so Einiges zu diesem Thema einfallen,

und in einer Not-Situation wie heute inmitten einer Pandemie, sicher sogar noch mehr als sonst!

Möge Gott uns dazu die richtigen Gedanken schenken, damit wir gut miteinander umgehen und merken, wo wir gefragt sind von den Mitmenschen und von Gott! Amen.

 

Es segne und behüte Sie auch an diesem Sterbetag Jesu der dreieinige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen. 

Andacht zum Sonntag Judika, 21.03.2021 von Pn. Meike Müller-Bilgenroth

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Predigttext im 1. Buch Mose Kapitel 3 (Lutherübersetzung in revidierter Fassung von 2017)

1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? 2 Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; 3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet! 4 Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, 5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. 6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. 7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. 8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN zwischen den Bäumen im Garten. 9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. 11 Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? 12 Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. 13 Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß. 14 Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang. 15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. 16 Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. 17 Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. 18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück. 20 Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben. 21 Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. 22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! 23 Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war. 24 Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens. 

Liebe Gemeinde, heute begrüße ich besonders alle Frauen und Mädchen:

Am Sonntag „Judika“- (übersetzt: Schaffe mir Recht!) möchte ich einen Gedanken mit Ihnen teilen, den Kolleginnen ausgeführt haben: Sie sprechen auf der Grundlage von 1. Mose 3 (Vertreibung aus dem Paradies) über „Frauen und Macht“:  

Eva -Mutter aller Lebendigen. Sie wird im Vorderen Orient verehrt als Urmutter: stark und schön. Sie wird von Adam mit Jubel begrüßt. Sie bringt Leben hervor. Wie konnte es so weit kommen, dass sie später als „Tor zur Hölle“ bezeichnet wird, die Sünde, Fluch und Vertreibung zu verantworten hat und deren Sexualität Grund allen Übels ist? Worin besteht Evas Sünde? Geht es um Wissen und Erkenntnis? Geht es um Macht – Macht der Schlange über die Frau? Macht der Frau über den Mann? Und Adams Sünde? Seine Sünde ist die Übertretung des Gebots, nicht sein Machtstreben. Eva wird der Prototyp aller Frauen und Evas Schuld wird als Ursache für das Elend der gesamten Menschheit verstanden. Eva - das Tor zur Hölle; Maria - das Tor zum Himmel - jede ein Prototyp: Hure oder Heilige; Verführerin oder Gehorsame. Eva ist das Urbild der Verführbarkeit, der Charakterschwäche, des Ungehorsams. Adam wurde nicht verführt, wohl aber Eva. Die Sexualität der Frauen ist gefährlich, verführerisch, darum sollten sie z.B. keinen Schmuck tragen (Pastoralbriefe)! Die Schmerzen bei der Geburt sind die Sühne für die sexuelle Verführbarkeit Evas und somit für die Sexualität der Frauen. Es gibt zahllose von Männerphantasien und Männerängsten beflügelte Gedankenspiele über die Sünde Evas und deren sexuelle Spielarten. Frauensünde - Männersünde - Verführung - Macht - Erkenntnis. Eine archaische Geschichte gibt uns Rätsel auf und zugleich ahnen wir ihren Einfluss auf die Bewertung von Männer- und Frauenmacht, von Frauen- und Männersünde bis heute. Wenn Frauen mehr wollen als ihnen zugestanden wird, ist ihre Sünde Überheblichkeit. Ein Sündenbegriff, der bis heute eine unterdrückende Funktion hat. Emanzipation und Freiheitsstreben werden zur Frauensünde. Die Sünde der Frau ist der Missbrauch ihrer Freiheit - eine solche Deutungslinie zieht sich von den Pastoralbriefen des Neuen Testamentes bis ins 20. Jahrhundert. Von den „emanzipierten Weibern“ in Korinth ist lange zu lesen. Männern hingegen wird nicht Missbrauch neu gewonnener christlicher Freiheit vorgeworfen, ihnen wird gesunder Ehrgeiz und Gestaltungswille attestiert.

Wie sähe es denn aus, wenn wir die Mühe und Plage der Frau als Befreiungsarbeit verstünden, als Konsequenz eigenen Handelns und eigener Erkenntnis, für die sie die Verantwortung trägt? Was ist dann die Sünde der Frau? Dorothee Sölle über Sünde und Schuld stellt Weichen aus der Sicht feministischer Befreiungstheologie. „Ich-fähig werden heißt schuld- und handlungsfähig werden. Die christliche Tradition sieht den Menschen als schuldfähig und handlungsfähig an, ja sie erkennt seine Würde darin, dass er schuldig werden kann." Frauensünde bezeichnet sie als „Angepasstheit an die herrschenden Strukturen", als „Demut“, als „unentwickeltes Selbst“. „Sein-wollen-wie-Gott“ weist sie als für Frauen ungeeignetes Sündenverständnis zurück. Das leuchtet ein. Das wollte auch Eva nicht - sein wie Gott. Ich-fähigkeit, Handlungsfähigkeit, Verantwortungsübernahme, Selbstermächtigung - darum geht es. Ach Eva, so lange haben wir gebraucht, bis wir das verstanden haben. Frauensünde ist eher das Versäumnis, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen; nicht länger zu erwarten, dass andere für einen Garten Eden oder wenigstens für einen Rosengarten zu sorgen haben. Frauensünde ist dann eher, sich klein zu machen, sich aufzuopfern, sich zu begnügen. Wir wollen die Hälfte des Himmels, wir wollen die Hälfte der Mandate in den Parlamenten, wir wollen Verantwortung und Macht teilen. Kann Eva helfen - ist sie ein geeignetes Vorbild? Mit Eva sich ausstrecken nach dem scheinbar Unerreichbaren. Mit Eva Grenzen in Frage stellen. Mit Eva sich nicht zufrieden geben mit dem Zugebilligten - auch wenn es noch so viel Sicherheit verspricht. Mit Eva nach Wissen und Erkenntnis streben, auch wenn es riskant ist. Das bedeutet auch: die Konsequenzen zu tragen, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen, uns selbst zu ermächtigen, Verantwortung für Gottes Welt zu übernehmen - jenseits von Eden. Eva und Adam erfahren auch jenseits von Eden Gottes Fürsorge: er macht ihnen Kleider, er sorgt sich um sie. Sie müssen den Garten verlassen, weil Gott fürchtet, dass sie auch noch vom Baum des ewigen Lebens essen. Die Konsequenzen aus ihrer Erkenntnis, ihrer Selbstwahrnehmung müssen sie tragen. Vor sich selbst und vor Gott können sie sich nicht verstecken, sich nicht wegducken. Sie müssen, wir müssen uns zeigen: hier sind wir - bereit, Verantwortung und Macht zu übernehmen - um Gottes und der Menschen willen.

Amen (zur weiteren Vertiefung: www.frauenhilfe-westfalen.de)

 

Gebet:

Gott, Du sagst ich soll mein Licht nicht unter den Scheffel stellen Doch hole ich es endlich hervor, bin ich stolz, spreche ich ehrlich und direkt, bin ich schrecklich hart. Sage ich ja oder nein, bin ich undiplomatisch. Äußere ich Wünsche, bin ich egoistisch. Zeige ich mich echt, bin ich zu gefühlsbetont. Gott schenke mir trotz dieser Urteile den Mut ganz ich selbst zu sein. (Dagmar Bröker)

Es segne und behüte Euch Gott, die lebendige und liebevolle Kraft, Vater, Sohn und Heilige Geistkraft, Amen

 

Geistl. Impuls zum Sonntag Laetare 2021

von Pastor Johannes Schoon-Janßen

 

Der Bibeltext, der meinen Gedanken zum Sonntag Laetare (auch „Klein-Ostern“ genannt) zugrunde liegt, steht im Johannes-Evangelium, Kapitel 6, in den Versen 47-51 und lautet:

Jesus sprach:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“  Amen.

 

     Liebe Leserin / lieber Leser!

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, das weiß fast jeder. In der Bibel gibt es eine Reihe von Geschichten, in denen es um gemeinsames Essen und Trinken geht: Die vielleicht bekannteste unter ihnen ist die berühmte „Speisung der 5000“.

Da reicht es am Ende für alle und es sind sogar noch 12 Körbe mit Resten übrig… Wenn alle auf der Welt so teilen würden, bräuchte niemand zu hungern!

Man kann auch sagen: Wenn wir anfangen, auf unserer Erde die Dinge, die da sind, besser miteinander zu teilen, dann wird schon bald niemand mehr hungern müssen.

Aber was hat das Ganze mit uns hier in Norddeutschland zu tun?

Nun: Das Gefühl, fast zu verhungern, kennen die meisten von uns nur indirekt aus dem Fernsehen.

Manche von uns - aus der etwas älteren Generation – haben das aber tatsächlich auch noch selber erlebt,

dass sie nicht wussten, was sie am nächsten Tag essen sollten oder wie sie den Tag, der gerade war,

mit fast gar keinem Essen eigentlich überhaupt bewältigen sollten.

Diese Zeit des Hungerns ist hier bei uns – Gott sei Dank! – längst vorbei. Und selbst wer bei uns nur sehr kleine monatliche Einnahmen hat, kann doch sehr preiswert die wichtigsten Lebensmittel erwerben oder sie notfalls auch bei der Tafel fast ganz umsonst bekommen…

Das ist aber nicht überall auf der Welt so!

Es gibt Armut und sehr großen Hunger in vielen Teilen der Welt, und es ist sehr wichtig, die entsprechenden Hilfsorganisationen zu unterstützen, damit sie diesen Menschen helfen können…

Bei uns in Deutschland allerdings gibt es bei Vielen eine ganz andere Art von Hunger:

den Hunger nach Sinn im Leben nämlich – nach einem Sinn, den viele Menschen im reichen und oftmals übersättigten Deutschland für sich einfach nicht mehr erkennen können…

Auf diese Dimension von Hunger spielt unser Predigttext an, der im Johannesevangelium einen Tag nach der Speisung der 5000, ebenfalls am See Genezareth, verortet ist.

Hier geht es dem Prediger Jesus nun um den Hunger nach Sinn, den Hunger nach etwas Göttlichem, und letztlich den Hunger nach Unsterblichkeit…

Jesus sagt seinen Anhängern zu diesem Thema:

„Wer glaubt, der hat das ewige Leben!“

Er sagt nicht: „Wer glaubt, der wird dereinst das ewige Leben bekommen“; sondern: „Wer glaubt, der hat das ewige Leben!“

Damit sagt Jesus uns hier, wie an mehreren so ähnlichen Stellen im Johannes-Evangelium:

„Wer sein Leben auf einen festen christlichen Glauben aufbaut, der hat schon in diesem irdischen Leben ein Stückchen vom Himmel mitten in seinem ganz normalen Leben; denn der Glaube verhilft zu einer anderen Sicht der Welt!“

Diese andere Weltsicht sagt uns: Du musst nicht ständig den Sensationen im Leben hinterherrennen!

Du brauchst nicht die Angst zu haben, etwas zu verpassen! Du kannst einfach im Hier und Jetzt leben und wissen, Gott begleitet Dich: Er freut sich mit Dir über alles Gute, was Du erlebst und weitergibst.

Er stärkt und stützt Dich wie ein guter Freund immer dann, wenn es schwer wird im Leben und Du Hilfe und mentale Unterstützung gut gebrauchen kannst. So kannst Du tatsächlich die Nähe des liebenden Gottes und seine Mut-machende Unterstützung schon jetzt in Deinem ganz normalen Leben erleben und hast damit ein Stückchen vom Himmel schon jetzt im Hier und Heute.

Jesus bezeichnet sich hier interessanterweise selber als eine Nahrung, die vom Himmel kommt: als Brot vom Himmel, als Brot von Gott!

Dieses lebendige Brot vom Himmel, dieser Jesus,

kann den Hunger nach Sinn und nach einem erfüllten Leben stillen. Er tut das, indem er uns auf unsere Mitmenschen weist und indem er uns alle als Schwestern und Brüder anredet. Er verbindet uns alle untereinander und weist uns einander zu, damit wir einander gut ergänzen und einander vielleicht sogar dienen. Das geschieht, indem jedes Gemeindeglied die Dinge in die christliche Gemeinschaft mit einbringt, die er oder sie besonders gut beherrscht.

Damit tut man etwas, was einen selber zufriedener macht, und zugleich passiert dabei ganz viel, was zum weiteren Aufbau einer guten Gemeinschaft unter uns Christenmenschen eine ganze Menge beiträgt. Dies alles passt gut zur Passionszeit und zum Sonntag Laetare, denn Jesus sagt am Ende des Abschnitts ja:

„Dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“

Er weist damit auf sein bevorstehendes Leiden und Sterben hin – auf den Karfreitag also.

Und zugleich weist er, passend zu Laetare, ganz zart auch schon auf Ostern hin, denn er sagt ja, er gibt sein Leben für das Leben der Welt, also für uns Menschen, für unsere Erlösung, für unsere Zukunft bei Gott in seinem Himmelreich!

Ihnen einen gesegneten Sonntag u. bleiben Sie munter! 

                                     Ihr

          Johannes Schoon-Janßen, Pastor

Andacht zum Sonntag Okuli, 07. März 2021

von Diakonin Julia Götz

 

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes,

Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,

Im Namen Jesu Christi,

Du befreist uns zu neuen Wegen,

im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,

die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.

AMEN.

 

Impuls zur Epistel Epheser 5, 1-2 und 8-9

1 So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder 2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

 

Im Brief des Paulus an die Epheser erfahren wir uns als geliebte Kinder Gottes. Doch wird uns auch der Auftrag zuteil, in der Liebe zu wandeln – so wie Jesus die Menschen liebte. Eine Liebe die so stark war, dass er sich letztlich opferte und sich für die Menschen gab. Aber vom Gedanken Gottes und einer gewaltsamen Opferung seines Sohnes bewegen wir uns in dieser Andacht bewusst weg.

Aber kann es das auch überhaupt geben? Liebe, ohne Opfer bringen zu müssen? Ich fragte verschiedene Menschen und für die meisten fand sich schnell eine Antwort: Nein, das gibt es nicht. Es scheint nahezu automatisch zu passieren, dass der Mensch immer auch Liebe gibt, wenn Liebe erfahren wird. Es ist vielleicht kein reines Tauschgeschäft, aber der Mensch wird zumeist investieren, mit Liebe und Kraft, Vertrauen und Zuversicht für sein oder ihr Gegenüber. In der Liebe begegnet der Mensch Kompromissen und so manches Mal auch Schmerz. Sie finden Wärme und in den Menschen um sie herum, das ein oder andere Licht in der Dunkelheit.

In Epheser heißt es weiter, dass der Mensch – dass wir, Kinder des Lichts sind. Im Licht des Herrn bekommen wir die Möglichkeit im Leben unserer Mitmenschen und in der Welt zu wirken. Wir dürfen die Früchte dieses Lichts in die Welt tragen, die, so schreibt es Paulus, voller Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit sind. Wir kamen aus der Finsternis, doch jetzt sind wir im Licht. Verbinden wir nun einmal diese zwei starken Bilder: Wir Menschen, als Kinder des Lichts, die in der Liebe wandeln. Diese Bilder begegnen jedem Menschen auf eine andere Weise. Manch eine:r fühlt vielleicht eine Art der auferlegten Last, diesem Auftrag gerecht werden zu wollen. Anderen könnte es schwer fallen sich selbst als Licht wahrzunehmen, das im Leben anderer Menschen scheinen und wärmen kann.

Vielleicht schleicht sich aber auch der Wunsch ein, diesem Bild des Licht spendenden und in der Liebe wandelnden Menschen näher zu kommen. Überlegen wir doch einmal zusammen in einem kleinen Gedankenexperiment. Womit bringen Menschen in Ihrem Umfeld Licht in Ihr Leben? Ist es das Lächeln einer Passantin oder der Anruf eines guten Freundes, nach einer Zeit des Schweigens? Ein unerwartetes Kompliment oder eine herzliche Umarmung Ihres liebsten Menschen? Die Liste ließe sich vermutlich lange weiterführen und würde für jeden Menschen ein bisschen anders aussehen.

Folgen Sie mir noch ein bisschen weiter und fragen Sie sich: Was kann ich tun, um anderen Menschen ein Licht im Dunkeln zu sein? Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und erinnern Sie sich, an Augenblicke in Ihrem Leben. Halten Sie Ihre Antwort in der Gedankenblase fest.

Wann immer Sie an diese Gedankenblase denken, erinnern Sie sich an die Möglichkeiten wie Sie selbst ein Licht für andere sein können. Erscheinen Ihnen diese Gesten und Akte noch so klein, seien Sie gewiss, dass auch der kleinste Funke große Lichter entfachen kann. Denn die Liebe, in der Sie wandeln, findet immer auch ihren Ursprung in einem Akt der Nächstenliebe.

Als wir in der Konfirmand:innenstunde über Nächstenliebe sprachen waren sich alle ziemlich schnell einig, dass Nächstenliebe dann spürbar wird, wenn man einander hilft. Wenn man lernt, auch über seinen eigenen Schatten zu springen oder Opfer zu bringen zum Wohle seines Gegenübers. Jesus lehrt es uns im Matthäusevangelium sehr deutlich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Mt. 22, 39).

Ein Akt der Nächstenliebe – so weit es sich zunächst auch anhören mag, ist es meist gar nicht entfernt. Ein lieber Gruß, ein aufmunterndes Lächeln – ein wie geht es dir heute? Ein Mitanpacken, Rücksicht zeigen und Verantwortung übernehmen, für uns selbst und für unsere Gesellschaft. Denn wenn aus einem guten Gedanken gute Taten folgen, dann wandeln wir bereits in der Liebe.

 

Auf den Weg in die neue Woche möchte Ihnen und Euch das Gelassenheitsgebt des US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr mitgeben, der da spricht:


Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Amen.

 

Im guten Geist verbunden wandeln Sie in der Liebe Gottes und schenken den Menschen um Ihnen herum Licht, wie auch Ihnen selbst.

 

Der HERR segne dich und behüte dich.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Amen.

 

 

 

 

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Andacht von Vikarin Julia Nikolaus

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes,

Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,

Im Namen Jesu Christi,

Du befreist uns zu neuen Wegen,

im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,

die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.

AMEN.

 

Impuls zu Jesaja 5,1-7

„Ich bin nur für dich mit dir in Bridget Jones gegangen.            
Ich hab' nur für dich mit dem Joggen angefangen.      
Ich lief nur für dich stundenlang durch diesen Park.    
Ich aß nur für dich fettreduzierten Früchtequark.

Ich trug nur für dich im Sommer Birkenstock-Sandalen.           
Wirklich nur für dich. Ich musste die auch noch bezahlen!      
Ich hab' nur für dich behauptet, Heidi Klum zu hassen.            
Nur für dich! Und trotzdem hast du mich verlassen.“

So sangen die Wise Guys vor einigen Jahren in ihrem Lied „Nur für dich“. Sie erzählen von Herzschmerz, von einer gescheiterten Beziehung und von dem, was man alles für den anderen in einer Beziehung tut, was man sonst wahrscheinlich nicht getan hätte. Aber sie singen auch von dem Zorn, den das Ende mit sich bringen kann:

„Nur für dich, dieses Lied war früher deins.    
Das ist es jetzt aber nich' mehr, denn ab heute ist es meins.   
Ich hab's ein bisschen umgedichtet, und das macht mich froh.
Jetzt ist es nur für mich und geht ungefähr so:

Ich hab' nur für dich gesagt, dein blaues Kleid sei nett.             
Das war gelogen - dein Hintern wirkte ungewöhnlich fett.       
Im Einparken bist du die größte Niete aller Zeiten.      
Wenn dein Computer abstürzt, schau' halt in die gelben Seiten.“

Auch in der Bibel finden sich Lieder über Liebe, aber auch über enttäuschte Liebe. Ein solches singt Jesaja, der Sohn des Amoz, im Alten Testament: Ein Lied von meinem Freund will ich euch singen. Es ist das Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Ich stelle mir vor, wie er dabei mit Menschen in Jerusalem zusammensitzt, vielleicht gerade zur Zeit der Ernte bei einem gemeinsamen Becher Wein. Und die Leute freuen sich auf ein schönes, sogar auf ein romantisches Lied.

Auf fruchtbarem Hügel, da liegt mein Stück Land,        
dort hackt ich den Boden mit eigener Hand,    
ich mühte mich ab und las Felsbrocken auf,     
baute Wachtturm und Kelter, setzte Reben darauf.     
Und süße Trauben erhofft ich zu Recht,            
doch was dann im Herbst wuchs, war sauer und schlecht.

Jerusalems Bürger, ihr Leute von Juda,             
was sagt ihr zum Weinberg, was tätet denn ihr da?     
Die Trauben sind sauer – entscheidet doch ihr:             
War die Pflege zu schlecht? Liegt die Schuld denn bei mir?

Ich sage euch, Leute, das tue ich jetzt:              
Weg reiß ich die Hecke, als Schutz einst gesetzt;          
zum Weiden soll'n Schafe und Rinder hinein!  
Und die Mauer ringsum – die reiße ich ein!      
Zertrampelnden Füßen geb' ich ihn preis,         
schlecht lohnte mein Weinberg mir Arbeit und Schweiß!          
Ich will nicht mehr hacken, das Unkraut soll sprießen!
Der Himmel soll ihm den Regen verschließen!

(Jes 5,1b-6, Gute Nachricht)

Das ist nicht das Lied, mit dem die Leute gerechnet haben. Der Mann, von dem Jesaja da singt, ist wirklich wütend! Zeit, Mühe, Schweiß und Arbeit – nicht zuletzt auch Liebe hat er in seinen Weinberg, in seine Pflanzen investiert und dann sowas! Saure, schlechte Trauben – seine ganze Arbeit, seine ganze Mühe war vergebens und das macht ihn wütend. Und seine Wut, die lässt er an dem aus, der nicht so ist, wie er sein soll: am Weinberg. Wo dieser vorher von einer Mauer geschützt wurde, wird er jetzt von Tieren abgefressen und platt getrampelt. Geschieht ihm doch recht!

Doch Jesajas Lied vom Weinberg geht dann noch ein wenig weiter:

Der Weinberg des Herrn seid ihr Israeliten!     
Sein Lieblingsgarten, Juda, seid ihr!     
Er hoffte auf Rechtsspruch – und erntete Rechtsbruch,              
statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie!

(Jes 5,7)

Hier geht es nicht um einen Weinberg und einen wütenden Gärtner, sondern um Gott und sein auserwähltes Volk! Er schenkte ihnen Liebe, kümmerte sich um sie, passte auf sie auf und dankten sie es ihm? Nein! Viele Geschichten in der gesamten Bibel erzählen davon, wie Menschen die Regeln Gottes nicht einhalten oder sich sogar ganz von ihm wegwenden und anderen Göttern oder weltlichen Göttern, wie dem Geld, hinterherlaufen. Und dieses Lied richtet sich nicht nur an Israel zur damaligen Zeit, sondern hält auch uns heute den Spiegel vor: Sind wir ein guter Weinberg? Bringen wir nur gute und süße Trauben? Sind wir lieb und treu Gott gegenüber und handeln immer richtig und in seinem Sinne? Wenn ich in den Spiegel schaue, dann würde ich so gerne laut „Ja!“ auf diese Fragen antworten, aber das wäre gelogen. Dafür habe ich zu viele Fehler und will lieber meinen Willen bekommen, als Gott nach seinem Willen fragen. Und damit dürfte Gott auch auf mich wütend sein, wenn ich nicht so lebe und glaube, wie er das möchte.

Dieses Bild vom wütenden Gott jagt mir einen gehörigen Schrecken ein. Ich will nicht, dass Gott auf mich oder überhaupt auf uns Menschen wütend ist. Aber ich kann auch verstehen, dass es Gott wütend macht, wie wir Menschen miteinander und mit uns selbst und der Welt umgehen. Das Lied zwingt mich eine andere, eine unbequeme Seite Gottes anzuschauen.

Aber die Bibel berichtet nicht nur von Gottes Zorn, sondern auch von dessen Kehrseite: seiner unendlichen Liebe und Geduld. Mit Liebe hat er die Welt erschaffen, mit Liebe hat er den Menschen gemacht. Mit Liebe hält er weiterhin an Israel fest, nachdem das Volk ihn immer wieder enttäuscht hat – und auch an uns. Davon lesen wir im Evangelium für diesen Sonntag: Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3,16). Der zweite Sonntag der Passionszeit zeigt die beiden Aspekte von Passion: Passion heißt Leiden –wir leiden unter dem, was in der Welt, was bei uns schiefläuft und Gott leidet mit uns – und wird vielleicht auch mal wütend, wie es im Weinberglied geschildert wird. Aber Passion

heißt auch Leidenschaft: Gott ist leidenschaftlich in seiner Liebe zu uns, die jeden Wutanfall und jeden Liebeskummer übersteht und niemals endet – so wie es das Evangelium verkündet.

Und wegen dieser Liebeserklärung setze ich meine ganze Hoffnung darauf, dass Gott nicht aufgibt, auch wenn er mal wütend auf mich ist. Und diese Hoffnung wird auch durch die Antwort einer Winzerfamilie aus Südengland gestützt, die gefragt wurden, wie das denn mit der Liebe zu ihrer Arbeit aussieht: „Liebe hat viel zu tun mit einem Weinberg und all der Arbeit, die dort zu tun ist. Wir arbeiten alle das ganze Jahr sehr hart und hoffen, dass die Ernte gut wird. Wir stecken Liebe in die Pflege der Reben im Laufe der Jahreszeiten. Jedoch – unabhängig davon, wie viel Liebe und Sorgfalt wir in die Pflege der Reben investiert haben, liegt das Endergebnis nicht vollständig in unserer Kontrolle. Es kann sein, dass wir trotz all der Liebe keine gute Ernte bekommen, aber wir werden nächstes Jahr wieder dasselbe tun – mit genauso viel Liebe und Vertrauen in der Hoffnung, dass das Ergebnis den Aufwand lohnt. Wir lieben, was wir tun, auch wenn es manchmal schwierig und frustrierend sein kann. Wenn du nicht lieben würdest, was du tust oder nicht die Leidenschaft hättest, ein solches Produkt herzustellen, wärest du nicht in diesem Geschäft, insbesondere in England.“

Ich hoffe auf Gott, der trotz all seiner Liebe zu uns oft keine gute Ernte mit uns erzielt, und der trotzdem wieder dasselbe tut, Liebe und Vertrauen in uns setzt in der Hoffnung, dass das Ergebnis den Aufwand lohnt. AMEN.

 

 

GOTT segne Dich und behüte Dich.

GOTTES Antlitz hülle Dich in Licht, und sie sei Dir zugeneigt.

GOTTES Antlitz wende sich Dir zu, und sie schenke Dir heilsame Ruhe.

AMEN.

Andacht von Vikarin Julia Nikolaus

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes,

Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,

Im Namen Jesu Christi,

Du befreist uns zu neuen Wegen,

im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,

die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.

AMEN.

 

Impuls zu Jesaja 5,1-7

„Ich bin nur für dich mit dir in Bridget Jones gegangen.            
Ich hab' nur für dich mit dem Joggen angefangen.      
Ich lief nur für dich stundenlang durch diesen Park.    
Ich aß nur für dich fettreduzierten Früchtequark.

Ich trug nur für dich im Sommer Birkenstock-Sandalen.           
Wirklich nur für dich. Ich musste die auch noch bezahlen!      
Ich hab' nur für dich behauptet, Heidi Klum zu hassen.            
Nur für dich! Und trotzdem hast du mich verlassen.“

So sangen die Wise Guys vor einigen Jahren in ihrem Lied „Nur für dich“. Sie erzählen von Herzschmerz, von einer gescheiterten Beziehung und von dem, was man alles für den anderen in einer Beziehung tut, was man sonst wahrscheinlich nicht getan hätte. Aber sie singen auch von dem Zorn, den das Ende mit sich bringen kann:

„Nur für dich, dieses Lied war früher deins.    
Das ist es jetzt aber nich' mehr, denn ab heute ist es meins.   
Ich hab's ein bisschen umgedichtet, und das macht mich froh.
Jetzt ist es nur für mich und geht ungefähr so:

Ich hab' nur für dich gesagt, dein blaues Kleid sei nett.             
Das war gelogen - dein Hintern wirkte ungewöhnlich fett.       
Im Einparken bist du die größte Niete aller Zeiten.      
Wenn dein Computer abstürzt, schau' halt in die gelben Seiten.“

Auch in der Bibel finden sich Lieder über Liebe, aber auch über enttäuschte Liebe. Ein solches singt Jesaja, der Sohn des Amoz, im Alten Testament: Ein Lied von meinem Freund will ich euch singen. Es ist das Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Ich stelle mir vor, wie er dabei mit Menschen in Jerusalem zusammensitzt, vielleicht gerade zur Zeit der Ernte bei einem gemeinsamen Becher Wein. Und die Leute freuen sich auf ein schönes, sogar auf ein romantisches Lied.

Auf fruchtbarem Hügel, da liegt mein Stück Land,        
dort hackt ich den Boden mit eigener Hand,    
ich mühte mich ab und las Felsbrocken auf,     
baute Wachtturm und Kelter, setzte Reben darauf.     
Und süße Trauben erhofft ich zu Recht,            
doch was dann im Herbst wuchs, war sauer und schlecht.

Jerusalems Bürger, ihr Leute von Juda,             
was sagt ihr zum Weinberg, was tätet denn ihr da?     
Die Trauben sind sauer – entscheidet doch ihr:             
War die Pflege zu schlecht? Liegt die Schuld denn bei mir?

Ich sage euch, Leute, das tue ich jetzt:              
Weg reiß ich die Hecke, als Schutz einst gesetzt;          
zum Weiden soll'n Schafe und Rinder hinein!  
Und die Mauer ringsum – die reiße ich ein!      
Zertrampelnden Füßen geb' ich ihn preis,         
schlecht lohnte mein Weinberg mir Arbeit und Schweiß!          
Ich will nicht mehr hacken, das Unkraut soll sprießen!
Der Himmel soll ihm den Regen verschließen!

(Jes 5,1b-6, Gute Nachricht)

Das ist nicht das Lied, mit dem die Leute gerechnet haben. Der Mann, von dem Jesaja da singt, ist wirklich wütend! Zeit, Mühe, Schweiß und Arbeit – nicht zuletzt auch Liebe hat er in seinen Weinberg, in seine Pflanzen investiert und dann sowas! Saure, schlechte Trauben – seine ganze Arbeit, seine ganze Mühe war vergebens und das macht ihn wütend. Und seine Wut, die lässt er an dem aus, der nicht so ist, wie er sein soll: am Weinberg. Wo dieser vorher von einer Mauer geschützt wurde, wird er jetzt von Tieren abgefressen und platt getrampelt. Geschieht ihm doch recht!

Doch Jesajas Lied vom Weinberg geht dann noch ein wenig weiter:

Der Weinberg des Herrn seid ihr Israeliten!     
Sein Lieblingsgarten, Juda, seid ihr!     
Er hoffte auf Rechtsspruch – und erntete Rechtsbruch,              
statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie!

(Jes 5,7)

Hier geht es nicht um einen Weinberg und einen wütenden Gärtner, sondern um Gott und sein auserwähltes Volk! Er schenkte ihnen Liebe, kümmerte sich um sie, passte auf sie auf und dankten sie es ihm? Nein! Viele Geschichten in der gesamten Bibel erzählen davon, wie Menschen die Regeln Gottes nicht einhalten oder sich sogar ganz von ihm wegwenden und anderen Göttern oder weltlichen Göttern, wie dem Geld, hinterherlaufen. Und dieses Lied richtet sich nicht nur an Israel zur damaligen Zeit, sondern hält auch uns heute den Spiegel vor: Sind wir ein guter Weinberg? Bringen wir nur gute und süße Trauben? Sind wir lieb und treu Gott gegenüber und handeln immer richtig und in seinem Sinne? Wenn ich in den Spiegel schaue, dann würde ich so gerne laut „Ja!“ auf diese Fragen antworten, aber das wäre gelogen. Dafür habe ich zu viele Fehler und will lieber meinen Willen bekommen, als Gott nach seinem Willen fragen. Und damit dürfte Gott auch auf mich wütend sein, wenn ich nicht so lebe und glaube, wie er das möchte.

Dieses Bild vom wütenden Gott jagt mir einen gehörigen Schrecken ein. Ich will nicht, dass Gott auf mich oder überhaupt auf uns Menschen wütend ist. Aber ich kann auch verstehen, dass es Gott wütend macht, wie wir Menschen miteinander und mit uns selbst und der Welt umgehen. Das Lied zwingt mich eine andere, eine unbequeme Seite Gottes anzuschauen.

Aber die Bibel berichtet nicht nur von Gottes Zorn, sondern auch von dessen Kehrseite: seiner unendlichen Liebe und Geduld. Mit Liebe hat er die Welt erschaffen, mit Liebe hat er den Menschen gemacht. Mit Liebe hält er weiterhin an Israel fest, nachdem das Volk ihn immer wieder enttäuscht hat – und auch an uns. Davon lesen wir im Evangelium für diesen Sonntag: Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3,16). Der zweite Sonntag der Passionszeit zeigt die beiden Aspekte von Passion: Passion heißt Leiden –wir leiden unter dem, was in der Welt, was bei uns schiefläuft und Gott leidet mit uns – und wird vielleicht auch mal wütend, wie es im Weinberglied geschildert wird. Aber Passion

heißt auch Leidenschaft: Gott ist leidenschaftlich in seiner Liebe zu uns, die jeden Wutanfall und jeden Liebeskummer übersteht und niemals endet – so wie es das Evangelium verkündet.

Und wegen dieser Liebeserklärung setze ich meine ganze Hoffnung darauf, dass Gott nicht aufgibt, auch wenn er mal wütend auf mich ist. Und diese Hoffnung wird auch durch die Antwort einer Winzerfamilie aus Südengland gestützt, die gefragt wurden, wie das denn mit der Liebe zu ihrer Arbeit aussieht: „Liebe hat viel zu tun mit einem Weinberg und all der Arbeit, die dort zu tun ist. Wir arbeiten alle das ganze Jahr sehr hart und hoffen, dass die Ernte gut wird. Wir stecken Liebe in die Pflege der Reben im Laufe der Jahreszeiten. Jedoch – unabhängig davon, wie viel Liebe und Sorgfalt wir in die Pflege der Reben investiert haben, liegt das Endergebnis nicht vollständig in unserer Kontrolle. Es kann sein, dass wir trotz all der Liebe keine gute Ernte bekommen, aber wir werden nächstes Jahr wieder dasselbe tun – mit genauso viel Liebe und Vertrauen in der Hoffnung, dass das Ergebnis den Aufwand lohnt. Wir lieben, was wir tun, auch wenn es manchmal schwierig und frustrierend sein kann. Wenn du nicht lieben würdest, was du tust oder nicht die Leidenschaft hättest, ein solches Produkt herzustellen, wärest du nicht in diesem Geschäft, insbesondere in England.“

Ich hoffe auf Gott, der trotz all seiner Liebe zu uns oft keine gute Ernte mit uns erzielt, und der trotzdem wieder dasselbe tut, Liebe und Vertrauen in uns setzt in der Hoffnung, dass das Ergebnis den Aufwand lohnt. AMEN.

 

 

GOTT segne Dich und behüte Dich.

GOTTES Antlitz hülle Dich in Licht, und sie sei Dir zugeneigt.

GOTTES Antlitz wende sich Dir zu, und sie schenke Dir heilsame Ruhe.

AMEN.

von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Invokavit, 21.02.2021

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder,

gleich zu Anfang wird das Ende eingeläutet-  der Predigttext für diesen ersten Sonntag der Passionszeit führt uns nämlich schlagartig an das Ende des Lebensweges Jesu, zu seinem letzten Abend mit seinen Freundinnen und Freunden. Er sitzt mit ihnen gemütlich zum Abendessen zusammen, sie feiern das Passahfest, haben gegessen und getrunken. Vorher hat Jesus allen die Füße gewaschen. Der Evangelist Johannes berichtet davon, bevor es dann zum „Countdown“ kommt und die letzte Nacht anbricht, in der Jesus verraten wird, in der er verurteilt und ans Kreuz ausgeliefert wird, an dem er dann stirbt.

Diese Dramatik nimmt ihren Lauf und als Auftakt dazu gehört die Szene, die heute Predigttext ist. Bei Johannes im 13. Kapitel steht:

21Als Jesus dies gesagt hatte, war er innerlich aufgewühlt und bezeugte und sagte: „Amen, amen, ich sage euch: Jemand von euch wird mich ausliefern.“

22Die Jüngerinnen und Jünger blickten einander an und wussten nicht, von wem er redete.

23Einer von ihnen lag am Schoß Jesu, ihn liebte Jesus.

24Diesem nickte Simon Petrus zu, damit er Jesus frage, von wem er spreche.

25Jener lehnte sich also zurück an Jesu Brust und fragte ihn: „Rabbi, wer ist es?“

26Jesus antwortete: „Es ist der, für den ich das Stück Brot eintunken und ihm geben werde.“ Er nahm also das Stück Brot, tunkte es ein und gab es Judas, dem Sohn von Simon Iskariot.

27Und dann, nach dem Stück Brot, ging die teuflische Macht in ihn ein. Also sagte Jesus zu ihm: „Was du machen willst, das mache schnell!“

28Es verstand aber niemand von denen, die zu Tisch lagen, weshalb er ihm dies sagte.

29Einige meinten, dass Jesus, weil Judas die Kasse führte, ihm sagen würde: „Kaufe ein, was wir für das Fest brauchen!“ Oder dass er den Armen etwas geben sollte.

30Nachdem Judas das Stück Brot bekommen hatte, ging er sofort hinaus. Und es war Nacht. Amen

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus gibt seinem Verräter zu essen, er gibt ihm das Brot, stillschweigend, als Zeichen für seinen Auftrag. Jesus weiß um sein Schicksal, für ihn ist alles klar. Im Johannesevangelium wird Jesus zum Regisseur seines Leidens und Sterbens, er behält die Fäden in der Hand, er weiß, dass nun die Zeit erfüllt ist. Das ganze Evangelium hindurch sagt Jesus, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei. Nun ist es so weit: Die Zeit ist reif, er muss zurück zum Ursprung, von wo er gekommen war, zurück zum Vater, zu Gott. Von dort war er gesandt worden für eine gewisse Zeitspanne, nun muss er zurück. Und Jesus bestimmt selbst, welche Akteure wie agieren und dabei helfen, seinen Weg zu vollenden. Jesus erklärt seinen Freunden, dass einer von ihnen ihn verraten werde, dass es derjenige sei, dem er das Stück eingetunktes Brot gebe.   Es zeichnete sich vorher schon ab, dass dieser ausgewählte Jünger Judas Iskariot heißt. Ja, er wird ausgewählt, er hat seine Bestimmung, er wird zur Schlüsselfigur für die Leidensgeschichte Jesu. Er beschleunigt das Ende, so dass Jesus sehr bald am Kreuz landet. Groteskerweise gehorcht Judas, denn er tut, was Jesus von ihm verlangt: „Was du machen willst, das mache schnell!“ Judas geht sofort, sehr eilig hinaus, um zu erfüllen, was von ihm verlangt wird.

Jesus instrumentalisiert einen SEINER Freunde, einen aus SEINEM engsten Jüngerkreis, der mit ihm durch Dick und Dünn gegangen ist. Den setzt er ein und macht ihn zum Erfüllungsgehilfen des göttlichen Heilsplanes. So ist es vom Evangelisten Johannes interpretiert und inszeniert worden, wie ein spannendes Drehbuch eines Dramas. Jesus behält als Regisseur alle Fäden in der Hand, bis zuletzt. Sogar am Kreuz regelt er noch die letzten Dinge zwischen seiner Mutter und dem Lieblingsjünger Johannes. Das gesamte Johannesevangelium ist wie solch ein Drehbuch aufgebaut. Und die Zuschauerin bekommt immer schon andeutungsweise mit, dass Jesu Weg dramatisch enden wird.

Der Verräter kommt aus den eigenen Reihen… eine sehr menschliche Erfahrung, die einige von uns selber kennen. Da entpuppt sich jemand, dem man vertraut hat, als Feind, als Gegner. „Was ist nur in ihn gefahren?“ fragt sich mancher, der enttäuscht vor dem Scherbenhaufen einer Freundschaft steht. Als ob eine teuflische Macht in einen Menschen fährt und aus dem Freund einen Feind macht. Der SATAN fährt in Judas und stiftet ihn zum Bösen an. So als ob Judas die Kontrolle über sein eigenes Dasein, über seinen Willen und seinen Geist verliert und eine fremde Macht die Herrschaft in ihm übernimmt. Ein schrecklicher Zustand! Selbst ausgeliefert einem boshaften, zerstörerischen Wahn, dem man von sich aus nichts mehr entgegensetzen kann.

Es berührt mich, dass Jesus einen seiner engsten Weggefährten dazu bestimmt, sein Ende einzuläuten.

Es fällt mir aber schwer, das muss ich zugeben, in der Person des Judas eine frohe Botschaft zu erkennen. Wie kann ein Verrat, und die daraus folgende Tortur von der Verhaftung bis zum Tod am Kreuz die frohe Botschaft bedeuten? Ich werde wütend auf Judas und zugleich tut er mir leid, weil er ja nicht ganz freiwillig diese undankbare Rolle zugeschustert bekommt.

Ich wehre mich dagegen, den Verrat von Judas schön zu reden. Er wiegt nicht leichter, nur weil er das Leiden und den Tod Jesu schneller herbeiführt. Der Verrat bleibt erschütternd und belastend und bleibt wie eine Wunde auf der Haut zurück, die zwar vernarbt, uns aber immer daran erinnert, dass da etwas Zerstörerisches eingedrungen ist, das weh tut.

Was nehme ich nun aus all diesen Überlegungen mit in die angebrochene Passionszeit?

Ich sehe, wieder mal, ein, dass Gottes Wege unergründlich sind und ich sie manchmal einfach nicht verstehe. Ich sehe ein, dass mein menschlich gefälltes Urteil zu kurz greift, dass Gott mit anderem Maß misst als ich. Ich begreife so ganz langsam, was es wirklich bedeutet, dass Gott in Jesus von Nazareth zu uns Menschen kam: Er nimmt das gesamte Spektrum menschlichen Lebens mit, von der tiefsten Freude und Fülle bis hin zum schmerzlichsten Leiden, von tiefer freundschaftlicher Verbundenheit bis hin zum abgründigen Verrat. Jesus bleibt konsequent von der Liebe geleitet, von der göttlichen Liebe, die den Mitmenschen mit einschließt, der es nicht gut mit einem meint, der einem zu schaffen macht, der sogar zum Feind wird. Es ist der Weg Jesu, der sich dem schlimmsten Leiden aussetzt.

Der konsequente Weg der Liebe ist eben kein Sonnenspaziergang, sondern ein enger, schmaler, anstrengender, aufreibender Weg, der alles von einem abverlangt, der alles fordert. Aber nur dieser Weg führt letztendlich zum Ziel!

Gleich zu Anfang wird das Ende eingeläutet- und wir wissen es und spüren es und hoffen es: Es ist nicht das Ende! Sondern das Ziel und DER neue Anfang. Denn dieser Weg Jesu führt durch das Leiden und Sterben hindurch zum Leben! Paradox aber wahr!

Am dritten Tag wird es allen klar: Die Liebe hat gesiegt, hat die Macht des Satans gebrochen. Im Licht vom Ostermorgen erstrahlt diese Wahrheit, die schon jetzt mitten in unser oft dunkles, überschattetes Leben leuchtet.

Gott gebe uns offene Sinne und Herzen, das zu begreifen und zuzulassen.

Amen.  

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Es segne und behüte Sie und Euch der dreieinige Gott:

Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

 

Link zur Youtube-Andacht mit Kantor Daniel Heinrich und Pastorin Müller-Bilgenroth

https://youtu.be/wQGfzwCx0nQ

Andacht von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth zur Eröffnung der Klimafastenaktion "Soviel du brauchst"

Lesung: 2. Mose 16, 11-18

Wir hören die Lesung aus dem zweiten Buch Mose aus dem 16. Kapitel: 11-18 (Bibel in gerechter Sprache)

Gott sprach zu Mose: »Ich habe das Murren der Gemeinde Israel gehört. Sage ihnen: ›Gegen Abend bekommt ihr Fleisch zu essen, am Morgen sollt ihr euch an Brot sättigen. Ihr sollt einsehen, dass Ich da bin, eure Gottheit‹« Am Abend kamen Wachteln geflogen und bedeckten das Lager; am nächsten Morgen schlug Tau sich rings um den Zeltplatz nieder. Als der Tau verdunstete, blieb auf dem Wüstensand etwas Feines, Flockiges, wie feiner Raureif, übrig. Die Leute sahen es und riefen einander zu: »Was ist denn das?« Sie kannten das Zeug nicht. Mose klärte sie auf: »Das ist das Brot, das Er euch zur Nahrung gibt. Im Hinblick darauf gilt Ihre Anweisung: ›Sammelt, so viel ihr braucht , einen Krug pro Kopf der Bevölkerung. Jede Zeltgemeinschaft soll sich versorgen.‹« Die Israelitinnen und Israeliten taten das; die einen sammelten mehr, die anderen weniger. Als sie alles Gesammelte maßen, da hatten die Vielsammler keinen Überschuss und die Wenigsammler keinen Mangel, sie hatten gerade so viel heimgebracht, wie jede Person brauchte. Amen.

Wir halten einen Moment inne-

Stille

Lied: Soviel du brauchst vom Kirchentag 2013 in der Version von Netz/Teichmann (Text abgedruckt auf dem Zettel zum Mitlesen; Michael und Meike singen vor)

Predigt : Soviel du brauchst

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, der da war, der da ist und in Ewigkeit sein wird. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder,

„Soviel du brauchst…“

Ein Junge gießt mit einer alten Metallgießkanne Wasser auf ein kleines Kräuterbeet. Vielleicht hat er es selbst angelegt und die Samen gepflanzt, hat geduldig gewartet, bis die ersten Halme ans Licht kamen. Er übernimmt Verantwortung, er sorgt dafür, dass die Kräuter wachsen können, damit sie dann auch geerntet werden und auf ein leckeres Brot gelegt und verzehrt werden können. Ein kleines Beispiel für nachhaltiges Gärtnern und Haushalten vor der eigenen Haustür. Woche für Woche wird ein anderes Beispiel betrachtet und selbst ausprobiert, um einen eigenen Beitrag zu leisten, um das Klima zu schützen und den CO-2-Ausstoß zu verringern. Der eigene Lebensstil wird hinterfragt, in allen Facetten.

Soviel du brauchst… es geht um unseren Verbrauch, von Wasser, von Lebensmitteln, von Energie->

verbrauchen wir Gas, Erdöl oder Kohle, um es warm zu haben oder um ständig online zu sein oder um unsere zahlreichen Elektrogeräte am Laufen zu halten? Oder nutzen wir bereits grünen Strom, also regenerative Energie aus Sonne, Wind und Wasser. Nutzen wir stromsparende Angebote, schalten wir den Standby-Knopf aus, oder läuft ununterbrochen der Strom, auch wenn wir gar nicht zu Hause sind?!

Soviel du brauchst…

Es geht um das, was wir konsumieren, um unsere Ernährung, unsere Kleidung, unsere Lebensmittel, die wir täglich verbrauchen, um uns wohl zu fühlen. Wieviel Müll entsteht durch mich? Welche Produkte wähle ich? Möglichst viel, schnell, billig, schlecht in der Ökobilanz? Oder nachhaltig produziert, regional, ökologisch, ohne lange Wege hinter sich zu haben.

Was brauchst du wirklich? Du hast Gelegenheit in den nächsten 7 Wochen zu überprüfen, was Du wirklich brauchst und wovon Du dich auch verabschieden kannst.

Welche überflüssigen Gegenstände in deinem Zuhause kann Du aussortieren und weiter verschenken? Du brauchst viel weniger als du denkst. 

Soviel du brauchst… wie bewege ich mich, welches Verkehrsmittel habe ich? Ich fahre ja meistens mit meinem Fahrrad. Vieles lässt sich aber auch zu Fuß erreichen. Für andere stellt sich die Frage: Wie sehr hänge ich an meinem Auto und könnte mal meine Gewohnheit durchbrechen, mal verzichten! Das Auto stehen lassen und einen Spaziergang machen.

In der Bibel werden wir an vielen Stellen aufgefordert, im Einklang mit Gott zu leben. Im Einklang mit meiner Nächsten und mit der Schöpfung und mir selbst.

Von Anfang an zeigt sich der Mensch als Nimmersatt! Er nimmt sich mehr als er braucht. Er sammelt, hortet und muss dann das Vergammelte wegschmeißen. Zu groß ist aber die Angst, zu kurz zu kommen, nicht genug ab zu bekommen.

Gottes Volk in der Wüste erlebt eine Zerreißprobe. Wir haben das gerade als Lesung aus dem 2. Buch Mose gehört. Die Israelit*innen jammern den alten Zeiten nach, sie vermissen die Fleischtöpfe in Ägypten. Dort waren sie zwar Sklaven aber immerhin hatten sie genug zu essen. Sie murren und begehren auf, - da schenkt ihnen Gott Wachteln und Manna, also kleine essbare Vögel und die Absonderung von Schildläusen, die wie Honig schmeckt. Sie sind gerettet. Alle werden satt, keiner hat zu viel, keine zu wenig, sie halten Maß. Und darin liegt der Segen. Soviel du brauchst…

Liebe Brüder und Schwestern, wir sind eingeladen, uns auf das Wesentliche in unserem Leben zu konzentrieren, herauszufinden, was wir wirklich brauchen, Maß zu halten, unseren Konsum und unsere Verbräuche neu auszurichten, klimaneutral und schöpfungsbewahrend.

Die 7 Wochen der Passionszeit vor Ostern schärfen unsere Sinne für unseren Lebensstil und lassen uns klarer erkennen, wo wir noch was ändern können, wo wir im biblischen Sinne umkehren sollten. Wer schon einmal gefastet hat, weiß wie diese Klarheit sich anfühlt, wenn der Körper gereinigt ist von allem Ballast: es ist herausfordernd, manchmal sogar schmerzhaft, aber auch klärend, befreiend und kraftvoll. 

Mir hilft es, zu spüren, dass ich auf dem Weg durch die Passionszeit nicht allein bin. Es gibt andere, mit denen ich mich austauschen und vernetzen kann, die mit mir unterwegs sind. Und vor allem ist Gott an meiner Seite.

Und ich bin gewiss, dass Gott weiß, was und wieviel ich brauche. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Die Andacht zum Anschauen auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=meamjUO1Bsc

 

 

Andacht zum 1. Mai aus der St. Urbani-Kirche von Pastor Dr. Schoon-Janßen 

(Vorspiel: „Der Mai ist gekommen…“)

 

Begrüßung

Ich begrüße Sie und Euch aus der St. Urbani-Kirche in Munster zu einer kleinen biblischen Besinnung zum Mai-Feiertag, die sonst

immer mit dem Aufstellen des Maibaumes in der Ortschaft Trauen bei Munster verbunden ist, weshalb ich die Bewohner Trauens bei diesem kleinen geistlichen Anstoß auch ganz besonders vor Augen habe und eben auch ganz besonders willkommen heiße.

Für die passende Musik sorgt auch heute unser Kantor Daniel Heinrich.

Wir beginnen diese kleine Besinnung im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Am 1. Mai geht es im Allgemeinen um den Sinn der Arbeit und um den Beginn der warmen Jahreszeit;

zu Beginn des Mai-Monats 2020 außerdem um Entschleunigung und

um Gemeinschaft trotz körperlicher Distanz.

Es geht also um Arbeit als Brot-Erwerb und um einen gerechten Lohn dafür;

es geht um das Begrüßen des Frühlings und der dazugehörigen Gefühle bei Mensch und Tier;

es geht dieses Jahr für Viele ganz stark um eine oftmals erträumte, jetzt aber von oben einfach mal angeordnete Form von Entschleunigung;

und es geht darum,

wie man Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen und vielleicht auch mit Gott pflegt, wenn Treffen mit den Lieben, die nicht in der Wohnung mit leben, nicht erwünscht und gemeinsame Gottesdienste sogar verboten sind…

 

Vieles von alledem kommt auch im Text des Frühlings-Chorals „Wie lieblich ist der Maien“ vor, das im EG unter der Nummer 501 zu finden ist.

Wir hören nach und nach drei Strophen davon und können gerne auch selber mitsingen: zunächst also vom Lied 501 die Strophe 1!

 

EG 501,1…

 

Der Mai wird in Strophe 1 als Wonne-Monat besungen:

Alle – Mensch und Tier - freuen sich, weil die Natur erwacht;

die Vögel zwitschern, weil es überall grünt und blüht…

… Die Lied-Strophe schreibt all dieses Schöne unserm Gott zu, dem Schöpfer der Welt…

Deshalb loben in diesem Vers die Menschen Gott, und sogar die Vögel singen nicht nur einfach so: Auch sie loben mit ihrem Gesang ihren Schöpfer im Himmel…

 

Wir machen weiter mit der ebenfalls gut verständlichen Strophe 3:    

 

EG 501,3…

 

Die dritte Strophe ist ein vertontes Gebet:

Der Mensch, der da betet,

bittet Gott, ihm die finsteren Gedanken zu nehmen, die ihn offensichtlich manchmal überkommen.

… Das ist ein sehr aktuelles Gebetsanliegen, das im Zuge der Corona-Krise sicher so mancher aus tiefstem Herzen teilt.

Die betende Person bittet Gott außerdem, ihr zu helfen,

dass sie den Humor auch in einer unangenehmen Lage nicht verliert,

sondern fröhlich im Geist bleibt und von dieser Unverdrossenheit und diesem Vertrauen in die Zukunft auch anderen etwas abgeben kann…

 

Wir singen die 4. Strophe:

 

 

 EG 501,4

 

Hier geht es nun um die Arbeit und dass sie gesegnet sein möge.

Die betende Person bittet Gott um Kraft, damit sie ihre Aufgaben gut ausführen kann und etwas Gutes dabei herauskommen möge…

… Dabei kann es darum gehen, dass eine Frau, die mit den Kindern alleine zu Hause ist, weil Schule und KiTa geschlossen sind, Gott um Kraft bittet, dass sie das Homeoffice, das Home-Schooling und die Kleinkind-Betreuung irgendwie unter einen Hut bekommt, ohne verrückt zu werden…

Es kann sich auch um jemanden handeln, der im Krankenhaus oder im Rettungsdienst eine Sonderschicht nach der anderen machen muss.

Vielleicht ist es auch eine Person, die gerade in Kurzarbeit ist, die nicht weiß, ob das Geld langen wird, und die erstmal lernen muss, sich die Zeiten am Tage selber einzuteilen, um wenigstens aus der Entschleunigung noch was möglichst Gutes zu

machen.

… „Wie lieblich ist der Maien…“

Ja, das Wetter war immerhin tatsächlich lieblich in den letzten Wochen…

Möge Gott unsere Gebete erhören und allen vom Kontakt-Verbot besonders betroffenen Menschen Kraft und Ideen schenken,

auch in dieser Zeit durch das eine oder andere Medium, bis hin zum selbst verfassten Brief, Kontakt zu denen zu halten, die ihnen lieb sind, … und im Gebet auch zu Gott!

                                 Amen.    

Wir beten:

 

Lieber Gott!

Sei allen nahe, die sich Kraft und Stärkung von Dir erhoffen!

Hilf ihnen, in diesen besonderen Tagen und Wochen den Kontakt zu den Ihren auf die eine oder andere Weise zu halten.

Verhilf uns zu guten Ideen und lass uns auch die nicht vergessen, denen es weit schlechter geht als uns hier im Gott sei Dank sehr gut aufgestellten Deutschland…

… Gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel!

Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden!

Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldiger.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Es segne und behüte Euch alle der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Impulse zum Osterspaziergang

 

Gründonnerstag

„Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.“ Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem anderen: Bin ich’s? Er aber sprach zu ihnen:

„Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht.“

Markus 14, 18b-20- Das Abendmahl

 

 

Leonardo da Vinci- „Das letzte Abendmahl“ in Seccotechnik in den Jahren 1494 bis 1497 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza geschaffen. Es schmückt die Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen.

 

Einer von den Zwölfen wird Jesus verraten… einer der Weggefährten, eng mit Jesus verbunden. Judas Iskariot wird zum Verräter, das letzte Abendessen wird zur Henkersmahlzeit. Danach geht es geradewegs zum Kreuz, zur Hinrichtung Jesu auf Golgatha, für Judas in den Selbstmord.

Wo verraten wir Jesus? Wo verraten wir diejenigen, denen wir eng vertraut und verbunden sind? Wo fragen wir: Bin ich’s?

Wir erinnern uns an Jesus, der uns in seine Gemeinschaft einlädt, so begrenzt und schuldig wir uns oft fühlen. Die rettende, versöhnende Liebe öffnet ihre Arme und lädt uns ein, sie wahrzunehmen, sie zu genießen und (mit) zu teilen.  (MMB)

 

Karfreitag

Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?

Matthäus 27, 46/ Psalm 22, 2- Jesu Kreuzigung und Tod

 

St. Stephanskirche, Mainz, flankierendes Mittelfenster rechts, gestaltet von Marc Chagall ab 1978 bis 1985 als Beitrag zur jüdisch-deutschen Aussöhnung

Jesus stirbt, scheinbar verlassen und verloren! Er erfährt die letzte Grenze, den Tod am eigenen Leib. Der Corona-Virus führt uns das weltweit täglich tausendfach vor Augen. Ohnmächtige Verlassenheit angesichts des Todes.

Wir erinnern uns an Jesus, der seinen Weg in hingebungsvoller Liebe konsequent zu Ende gegangen ist, auch wenn das Leiden bedeutete. Gerade dadurch kann er uns allen in der Erfahrung von Leid angesichts der Zerbrechlichkeit des Lebens, nahe sein. (MMB)

 

Ostersonntag

Aber der Engel sprach zu den Frauen:

„Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“

Matthäus 28, 5+6- Jesu Auferstehung

 

 

 

Auferstehung von Matthias Grünewald, zwischen 1512-1516, Abbildung auf dem Isenheimer Altar

(heute im Museum Unterlinden in Colmar ausgestellt)

Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden, Halleluja!

So singen und jubeln wir es uns am Ostermorgen zu, nach den langen Todesnächten, nach der Angst und der ohnmächtigen Verlassenheit. Jesus bleibt nicht im Tod, er ist nicht im Grab zu finden, sondern ist auferstanden. Sein Weg ist am Kreuz nicht zu Ende, sondern findet eine Fortsetzung und führt zu neuem Leben. Im Ende ein neuer Anfang, ein Neubeginn aus dem Nichts, wie einst bei der Schöpfung der Welt.

Können wir uns darauf einlassen? Angesichts der Corona-Pandemie fällt das Vertrauen schwer.

Ostern erinnern wir uns daran, dass das Leben sich durchsetzt… und die Liebe; dass Gott uns nicht hängen lässt, sondern über alle Grenzen hinweg bei uns ist, uns nahe kommt, mit uns zu tun haben will und uns befreit. Das können wir spüren, besonders durch helfende Hände, die Kranke pflegen, versorgen und verarzten. Aber auch durch Gebete, Gesang, Musik und kreative Hilfsaktionen! (MMB)

Ostermontag

„Brannte nicht das Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?... Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen.“

Lukas 24, 32+33- Die Emmausjünger

 

 

 

Heute wie damals

 

Die Sache Jesu – gescheitert.

Wie soll es weitergehen?

fragten die zwei Jünger

auf dem Wege nach Emmaus.

 

All unsere Hoffnungen begraben!

Musste es wirklich so kommen?

Das haben wir nicht erwartet.

Ist alles nun aus?

 

Wie soll es weitergehen?

fragen auch wir manchmal,

wenn wir am Ende sind,

uns verlassen fühlen von Gott.

 

Wir wenden uns ab,

ziehen uns mutlos zurück,

reden ratlos, enttäuscht

über das, was geschah.

 

 

 

 

 

Wer gesellt sich diesmal zu uns,

hilft uns zu verstehen?

Wie wird ER sich diesmal

uns zu erkennen geben?                                            

 

© Gisela Baltes

 

Der auferstandene Christus kommt uns nahe. Es liegt an uns, ob wir ihn erkennen und an uns heranlassen.

 

Ich wünsche Ihnen und Euch allen

- trotz allem und gerade jetzt-

Frohe Ostern und viel Kraft, Zuversicht und ermutigende Gedanken!  (MMB)

 

Ihre Ev.-luth. Kirchengemeinde Munster, Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Sexagesimae, 07.02.2021, Vikarin Julia Nikolaus

 

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes,

Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,

Im Namen Jesu Christi,

Du befreist uns zu neuen Wegen,

im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,

die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.

AMEN.

 

Evangelium: Lk 8,4-8 (nach der Übersetzung der BasisBibel)

Eine große Volksmenge versammelte sich um Jesus, und aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: »Ein Bauer ging aufs Feld, um seine Saat auszusäen. Während er die Körner auswarf, fiel ein Teil davon auf den Weg. Die Körner wurden zertreten, und die Vögel pickten sie auf. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden. Die Körner gingen auf und vertrockneten schnell wieder, weil sie keine Feuchtigkeit hatten. Ein weiterer Teil fiel zwischen die Disteln. Die Disteln gingen mit auf und erstickten die junge Saat. Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Die Körner gingen auf und brachten hundertfachen Ertrag.« Dann rief Jesus noch: »Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören.«

 

Impuls

„Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören.“

Hören – das können wir. Manche brauchen dabei technische Unterstützung, wenn das Hören im Alter schwieriger wird. Manche Menschen können von Geburt an nicht hören oder verlieren ihr Gehör schon sehr jung durch einen Unfall. Bei ihnen geht das Gesagte dann nicht mehr durch das Ohr in den Kopf hinein, sondern wird auf anderem Wege, wie mit der Deutschen Gebärdensprache, kommuniziert. Aber ganz gleich, ob wir mit den Ohren, mit technischer Hilfe oder mit den Augen „hören“ – ohne Hören geht es nicht.

Aber Jesus fordert uns am Ende des Evangeliums nicht nur zum Hören auf, sondern auch zum Zuhören! Der Unterschied zwischen Hören und Zuhören passiert zwischen meinen beiden Ohren – in meinem Kopf. „Zieh dich bei diesem Wetter warm an!“ – diese Erinnerung meiner Mutter geht zum einen Ohr hinein in meinen Kopf und an manchen Tagen auch gleich wieder zum anderen hinaus – ich habe sie gehört, aber konnte oder wollte nicht auf sie hören. An anderen Tagen denke ich dran, dass sie Recht haben könnte und ich ja auch wirklich keine Erkältung bekommen will und denke an das Wollhemd, den dicken Pulli und den Wintermantel. Scheinbar ist ihre Mahnung nicht nur wie ein Wind durch meinen Kopf geblasen, sondern da auch hängengeblieben.

Doch schlecht zuhören kann ich nicht nur bei Ermahnungen von meinen Eltern, sondern manchmal auch im Gespräch mit anderen Menschen: Mir passiert es so oft, dass eine Freundin mir etwas am Telefon erzählt und ich hinterher nicht einmal genau sagen kann, worüber sie eigentlich gesprochen hat. Ich habe sie gehört, aber ihr nicht richtig zugehört. Meine Aufmerksamkeit war zwischendurch woanders, aber nicht bei ihr und nicht bei dem, was sie erzählt hat. Von einer besonders guten Zuhörerin erzählt ein Jugendroman, der im Bücherregal meiner Mutter stand und den ich mit 11 oder 12 Jahren in ganz wenigen Tagen auf meinem Sofa eingekuschelt verschlungen habe:

„Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.

Das ist doch nichts besonders, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.

Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.

Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.

Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. – So konnte Momo zuhören!“           
(Aus „MOMO oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“, von Michael Ende, 1973)

Was ist das für eine großartige Begabung, von der Michael Ende da in seinem Roman „Momo“ berichtet! Momo kann nicht nur ganz aufmerksam zuhören, sondern bei dem Menschen, dem sie zuhört, passiert auch etwas. Während er ihr etwas erzählt, kommen ihm neue Gedanken und manchmal findet er sogar eine Lösung für sein Problem oder Glück in seiner Traurigkeit – nicht, weil sie etwas Kluges sagt, sondern einfach nur, weil das Reden über die Situation ihn darüber nachdenken lässt. So ein aufmerksames Zuhören, das anderen Menschen bei ihren Sorgen hilft, wünsche ich mir auch für mich selbst – gerade in Zeiten wie heute, wo viele Sorgen mit sich rumtragen.

 

„Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören.“

Aber wem sollen wir denn zuhören? Im Evangelium erzählt Jesus zuvor ein Gleichnis von einem Bauern, der Saat ausstreut, die auf ganz unterschiedlichen Boden fällt: auf einen platt getretenen Weg, auf Felsen, zwischen Disteln und auf guten Boden. In den Versen, die auf unseren Lesungstext folgen, erklärt Jesus dieses Gleichnis für seine Jünger: Die Saatkörner stehen im Gleichnis für das Wort Gottes und der Boden, das sind wir Menschen, die Gottes Wort hören, aber unterschiedlich gut zuhören. In der Geschichte der Kirche wurden zu diesem Gleichnis dann oft vier verschiedene Gruppen von Menschen unterschieden – diejenigen, bei denen es gar nicht ankommt, wo die Vögel die Saat wegpicken und sie nicht im Boden ankommt. Diejenigen, die keine Energie dafür haben, etwas mit dem Wort Gottes zu machen, wo es auf felsigem Boden vertrocknet. Diejenigen mit so vielen eigenen Sorgen und Problemen, die wie Unkraut über die Saat wachsen und verhindern, dass Gottes Wort in uns aufgehen kann. Und dann diejenigen, die „guter Boden“ sind, die aufmerksam zuhören und nach Gottes Wort handeln.

Aber kann man Menschen wirklich so kleingärtnerisch beurteilen? Lassen sie sich einteilen und bewerten, wie man den Boden einteilen und bewerten kann? Bodenrichtwerte möchte ich den Landwirten überlassen und keine Bewertung des Glaubens anderer Menschen abgeben. Denn ich glaube, dass es eigentlich anders ist: In Wahrheit fällt der Samen auf ein Feld – auf das wilde Feld unseres Herzens. Da gibt es festgetretene Wege und steinige Ecken, da wuchert Kraut, dessen Namen ich nicht einmal kenne und da ist tiefer, guter Boden. Auf dem wilden Feld unseres Herzens passieren unterschiedliche Dinge – etwas geschieht mit dem Samen, der von Gott kommt. So wie ich an verschiedenen Tagen unterschiedlich gut meinen Freunden zuhören kann, höre ich auch unterschiedlich gut auf das Wort Gottes: mal aufmerksam, mal geistesabwesend, mal nur mit halbem Ohr, mal mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt. Nicht jede Bibellektüre und nicht jeder Gottesdienst bringt gute Frucht. Und ich darf mir hinter die Ohren schreiben: Das ist so in Ordnung! Wir sind keine Eremiten, keine Einsiedler, die allein und zurückgezogen leben und den ganzen Tag damit verbringen, in der Bibel zu lesen und zu beten, sondern wir haben ein Leben, einen Alltag und auch unsere Alltagssorgen, die uns beschäftigen. Und da ist es ein Glück, dass Gott nicht geizig ist mit seinem Wort: Es wird nicht in kleinen Tütchen verpackt und verkauft, so wie die Tomatensamen im Gartenfachhandel, sondern er verstreut es großzügig mit vollen Händen. Und auch wenn es heute vielleicht unter Sorgen-Dornen landet, wird es irgendwann auch wieder auf guten Boden fallen. Gott hört nicht auf, mit uns zu sprechen – durch die Worte anderer Menschen heute und durch die Geschichten, die Menschen vor langer Zeit mit Gott erlebt und aufgeschrieben haben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.

 

GOTT segne Dich und behüte Dich.

GOTTES Antlitz hülle dich in Licht, und sie sei dir zugeneigt.

GOTTES Antlitz wende sich Dir zu, und sie schenke Dir heilsame Ruhe.

AMEN.

 

Geistlicher Epiphanias-Impuls von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen zum Letzten Sonntag nach Epiphanias (31.1.2021)

 

Der Predigttext für meine Andacht steht im Matthäus-Evangelium, Kapitel 14 in den 22 – 33 und lautet folgendermaßen:

22   Und alsbald drängte Jesus die Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm ans andere Ufer zu fahren, bis er das Volk gehen ließe.

23   Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er auf einen Berg, um für sich zu sein und zu beten. Und am Abend war er dort allein.

24   Das Boot aber war schon weit vom Land entfernt und kam in Not durch die Wellen; denn der Wind stand ihm entgegen.

25   Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer.

26   Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und riefen: „Es ist ein Gespenst!“, und schrien vor Furcht.

27 Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: „Seid getrost, ich bin´s, fürchtet euch nicht!“

28   Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.“

29 Und er (Jesus) sprach: „Komm her!“  Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.

30 Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: „Herr, rette mich!“

31 Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“

32 Und sie stiegen in das Boot und der Wind legte sich.  

33 Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: „Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!“

Amen.

 

                  Liebe Leserinnen und Leser!

Insgesamt geht es in unserem biblischen Text darum, dass Gott immer auf der Seite derjenigen ist, die unverschuldet in große Not geraten und an ihrer Seite bleibt, - egal, was passiert ist oder noch passiert…

Das gilt auf der großen Weltbühne für die Ebene der Völker oder Volksgruppen, und auf der persönlichen Ebene für jeden einzelnen Menschen, der sich in einer bedrängenden Lage befindet und seine Hoffnung im Denken und vielleicht auch Beten auf Gott setzt.

Auf der großen geschichtlichen Ebene haben wir an eine solche Situation letzten Mittwoch, am Holocaust-Gedenktag erinnert.

Das geschah mit einer Gedenkveranstaltung in Berlin und mit vielen Gedenkandachten überall in Deutschland.

Auch unsere Kirchengemeinde hat mit einem gemeinsamen zentralen Abendgottesdienst in St. Stephanus all der damaligen Opfer gedacht, und dafür gebetet, dass sich Ähnliches niemals wiederholen möge.

Es ist einfach sehr wichtig, sein Leben immer wieder neu auszurichten und zu schauen, ob das, was wir tun, gut ist oder anders gemacht werden sollte.

So ist es auch bei der Geschichte in unserem Predigttext, in dem es ganz stark darum geht, wie der Jünger Petrus versucht, sein Leben immer wieder ganz stark an Jesus auszurichten, der sein großes Vorbild ist.

Dabei stößt er häufig an Grenzen, lässt sich aber trotz aller Rückschläge letztlich nicht davon abbringen, Jesus nachzufolgen.

Insgesamt scheint es mir um drei Dinge ganz speziell in unserer spannenden Geschichte vom Seewandel Jesu und seines Chef-Jüngers Petrus zu gehen:

Erstens: um die Stürme des Lebens,

zweitens: um Glaube und Zweifel tief in unserem Inneren

und drittens um Jesus als sicheren Fels in der Brandung der unberechenbaren Wogen eines Lebenslaufes.

Also: Es geht (erstens) um die Stürme des Lebens:

Ein Sturm ist schon an Land, z.B. hier in der Lüneburger Heide, etwas durchaus nicht Ungefährliches:

Noch schlimmer sind die Auswirkungen von Stürmen aber oftmals auf dem Meer, wie z.B. am Donnerstag dieser Woche, als das Schiff mit Handwerkern und anderen Spezialisten für Helgoland wegen des Sturmes nicht an der Insel anlegen konnte und mit allen Mitarbeitern unversehens nach Cuxhaven

zurückfahren musste.

Und natürlich können bei Stürmen auf dem Wasser wirklich auch Menschen umkommen, wie beim Untergang der großen Ostsee-Fähre Estonia vor ein paar Jahren, wie bei der Havarie der Costa Concordia vor der Amalfi-Küste und wie beim Kentern von ungezählten Flüchtlingsbooten und –Schiffen auf dem Mittelmeer in den letzten 5 – 6 Jahren…

Schwere Stürme auf dem Wasser bringen immer Gefahren für Leib und Leben mit sich und sind von daher sehr stark mit Angst besetzt.

Und genau das passiert in unserer Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium:

Die Jünger sind auf Anordnung von Jesus mit ihrem Boot noch am Abend weit auf den See Genezareth hinausgesegelt, und da fängt es plötzlich an zu stürmen, wie es dort bis heute öfter mal passiert.

Die Jünger sind zwar geübte Fischer und kennen sich mit ihren Booten grundsätzlich gut aus, aber der Sturm ist in dieser Nacht so stark und von den Winden her, die in dieser Nacht zumeist von vorne kommen, so tückisch, dass ihnen ganz anders wird und sie nach und nach in Panik geraten.

Diese Panik erhöht sich noch, als Jesus sich ihnen plötzlich auf dem Wasser naht und sie Angst bekommen, es mit einem Gespenst zu tun zu haben.

Sie schreien um Hilfe wegen des Sturms, aber nun auch zusätzlich noch wegen des vermeintlichen Gespenstes…

Doch Jesus beruhigt sie, indem er ihnen mit sonorer Stimme zuruft:

„Seid getrost, ich bin´s; fürchtet euch nicht!“

In diesem Moment der Geschichte ist im Grunde allen klar: Jesus ist da! Jesus hilft! Es kann erstmal nichts mehr schiefgehen…

… Das kennen wir vielfach von uns selber:

Alleine verlässt uns in brenzligen Situationen manchmal der Mut, aber wenn jemand zur Hilfe kommt, und sei es auch, dass er sich das Problem einfach nur anhört und mithilft, über eine Lösung nachzudenken, ist das oft schon die halbe Miete, wie man so sagt. Es hilft schon, dass einfach jemand da ist und sich für uns und unser Problem ernsthaft interessiert. Wenn es dann allerdings auch noch jemand ist, der schon öfter den einen oder anderen Sturm gebändigt hat, dann haben wir großes Vertrauen, dass alles gut wird und dann ist schon allein nur dadurch ein Stück besser und wird oftmals auch tatsächlich wieder ganz gut…

Das gilt, wenn man sich mit einem Segelboot verfranzt hat. Das gilt aber auch, wenn man an einem Punkt des Lebens angekommen ist, wo ein offenes Ohr eines lieben Mitmenschen einem hilft, wieder klarer zu sehen und sich zu überlegen, wie man in einer schwierigen Situation weiter verfahren und sich für die Zukunft ausrichten möchte…

Nun geht die biblische Geschichte von den Leuten auf dem schwankenden Boot aber noch weiter:

Petrus nämlich fühlt sich durch die Mut-machenden Worte von Jesus plötzlich dermaßen gestärkt, dass er sagt: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser!“ Er denkt sich, wenn Jesus das fertigbringt, sich über das Wasser zu bewegen, ohne unter zu gehen, dann schaffe ich das auch…

Jesus sagt: „Komm her!“ Und Petrus steigt aus dem Boot und bewegt sich – wie auch immer – auf Jesus zu. Doch dann fällt ihm plötzlich wieder auf, dass der Wind ja doch ganz schön stark und gefährlich ist, und:

Er beginnt zu sinken…

Er schreit zu Jesus rüber: „Herr, rette mich!“

Und Jesus reicht ihm die Hand, bringt ihn zurück ins Boot und fragt ihn:

„Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“

Und damit sind wir bei der zweiten Sache, um die es hier geht, um Glaube und Zweifel nämlich…

Natürlich wäre es toll, wenn wir alle immer einen so großen Glauben hätten, dass wir jederzeit – wie man sagt – Berge versetzen könnten.

Das wäre schon irgendwie toll, aber so sind wir Menschen nicht.

Wir sind nicht von morgens bis abends Helden, und wir glauben manchmal ganz fest und manchmal gar nicht so fest. Manchmal zweifeln wir auch regelrecht…

Petrus kriegt deshalb ein bisschen Ärger mit Jesus, aber nicht nachhaltig.

Petrus, der vielleicht wichtigste der Jünger Jesu, ist einer, der sich immer wieder in seinem Glauben ganz viel vornimmt, und dann jedes Mal nach einigen guten Schritten gnadenlos doch wieder an seine Grenzen kommt.

Er versinkt im See Genezareth; er schläft ein paar Monate später im Garten Gethsemane ein, statt mit den anderen zu wachen; er verleugnet Jesus, als der verhört wird und die Wachen meinen, Petrus als Jünger Jesu erkannt zu haben, bis der Hahn kräht; er versteckt sich während der Kreuzigung Jesu und schickt die Frauen zusammen mit Johannes vor, dass die unter dem Kreuz Jesu begleiten; und er glaubt zunächst auch nicht an die Auferstehung, als die Frauen ihm davon berichten.

Und doch wird er von Jesus immer wieder aufgebaut und als Mensch auch akzeptiert.

Das soll uns deutlich machen: Glaube und Zweifel gehören zusammen.

Der Mensch, auch der Christenmensch ist nicht etwa ein Computer, der auf „gläubig“ programmiert werden könnte und dann alles zu jedem Zeitpunkt immer aus der Position des Glaubens betrachten würde,

sondern der Mensch ist ein Mensch, ein eigenständig denkendes und außerdem hoch emotionales Wesen: Gott sei Dank!

Und dazu gehört, dass er eigene Einstellungen, auch die genaue Ausprägung seines Glaubens, immer wieder auch hinterfragt, je nach dem, was das Leben an neuen Erfahrungen mal wieder beigesteuert hat.

So ist der Glaube ein lebendiger Vorgang, der sich immer wieder auch ein Stück weit wandeln kann und muss, damit er noch lebendig ist.

Ein Glaube, über den überhaupt nicht mehr nachgedacht wird, ist toter Glaube, denn er hat mit dem eigenen Leben und den dabei gemachten Erfahrungen offensichtlich überhaupt nichts mehr zu tun.

Das waren mit die wichtigsten Wieder-Entdeckungen der Reformation vor gut 500 Jahren: Dass keiner perfekt ist und es bei Gott auch überhaupt nicht sein muss; und: Dass man sich mit seinem Glauben nicht hinter alten Sitten, Gebräuchen und Institutionen verstecken soll, sondern ihn lebendig halten und immer wieder auch an der Lebendigkeit der Bibel messen soll, damit er nicht verkrustet und verstaubt…

Am Ende der Geschichte vom Seewandel bringt Jesus Petrus ins Boot zurück, der Wind legt sich und die Jünger bekennen Jesus als den wahren Sohn Gottes.

Das verdeutlicht uns am Ende dieser sehr symbolträchtigen Geschichte die wichtige (dritte und letzte) Erkenntnis:

Jesus kann ein Fels in der Brandung des Lebens für alle sein, die auf ihn vertrauen, auf ihn setzen und zu ihm beten.

Das heißt nicht, dass wir sonst gar nichts tun, aber dieses Vertrauen auf Gottes Beistand und dieses ihm Anvertrauen im Gebet ist eine gute Grundlage, um Sicherheit im Leben und Orientierung im Handeln zu bekommen.

Und dann merken wir schließlich auch von innen heraus, dass es richtig ist, sich für Minderheiten und für Niedergedrückte zu engagieren, dass unser Platz an ihrer Seite ist und auch wir selber eine Mitverantwortung dafür haben, dass unser Land ein offenes Land bleibt, das Unterdrückten Schutz bietet und sich durch den Populismus unserer Zeit auf keinen Fall von der Nachfolge Christi von Nächstenliebe und Barmherzigkeit abbringen lassen darf. Amen.

 

Mit den besten Segenswünschen!

Ihr    Johannes Schoon-Janßen, Pastor

 

Gottesdienstablauf für den 3. Sonntag nach Epiphanias in der Friedenskirche  Breloh, am 24. 01. 2021

Meike Müller-Bilgenroth, Ilse Behnke, Karin Lange, Peggy Brömme

 

Musik zum Eingang (Ilse)

Begrüßung

Psalm 86 (Meike im Wechsel mit Gemeinde)

HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin elend und arm.                                                                                                      

Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich.

Denn du, HERR, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.

Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens!

In der Not rufe ich dich an: Du wollest mich erhören!

Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust.

Alle Völker, die du gemacht hast , werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren,

dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott  bist.

Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit;

Erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

 

Eingangsgebet (Meike)

Musik (noch absprechen!): Der Text wird gemeinsam mit der Gemeinde gesprochen (Karin oder Peggy können vom Lesepult den Text mit der Gemeinde zusammen sprechen, entweder nachdem das Lied einmal vorgespielt wurde oder während eines Klangteppichs im Hintergrund; zum Abschluss erklingt das Lied dann noch einmal)

1.) Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude, A und O, Anfang und Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen  so nah!  Himmel und Erde, erzählet`s den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden      2.) Jesus ist kommen, nun springen die Bande, Stricke des Todes, die reißen entzwei. Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; er, der Sohn Gottes, der machet recht frei, bringet zu Ehren aus Sünde und Schande. Jesus ist kommen, nun springen die Bande.

3.) Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. Hochgelobt sei der erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben; dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. Selig, die ihm sich beständig ergeben! Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.

Lesung: Gerne von Karin und Peggy im Wechsel (Absatz für Absatz)

1Und es geschah: in den Tagen, als die Richterinnen und die Richter für Recht sorgten, da war eine Hungersnot im Land. Deshalb brach ein Mann aus Betlehem, das heißt ‚Haus des Brotes‘, in Juda auf, um als Fremder in den Feldern Moabs, das heißt ‚vom Vater‘, zu wohnen, er, seine Frau und seine beiden Söhne. 2Der Name des Mannes war Elimelech, das heißt ‚Mein Gott ist König‘, der Name seiner Frau Noomi, das heißt die ‚Liebliche‘, und die Namen seiner beiden Söhne waren Machlon, das heißt ‚der Schwächliche‘, und Kiljon, das heißt ‚der Gebrechliche‘. Sie waren efratitische Leute aus Betlehem in Juda. Und sie kamen in die Felder Moabs und sie lebten dort.

3Da starb Noomis Mann Elimelech, so dass sie zurückblieb, sie und ihre beiden Söhne. 4Diese nahmen sich moabitische Frauen. Der Name der einen war Orpa, das heißt ‚die den Rücken Kehrende‘, der Name der anderen Rut, das heißt ‚die Freundin‘. Und sie wohnten dort etwa zehn Jahre. 5Da starben auch die beiden, Machlon und Kiljon. Die Frau blieb zurück, ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann. 6Da machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf, um aus den Feldern Moabs zurückzukehren, denn sie hatte in den Feldern Moabs gehört, dass sich die Eine des Gottesvolkes angenommen habe und ihm Brot gebe.

7Gemeinsam mit ihren beiden Schwiegertöchtern zog sie weg von dem Ort, an dem sie gelebt hatte. Als sie sich auf den Weg machten, um in das Land Juda zurückzukehren, 8sagte Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: „Geht! Kehrt zurück, eine jede in das Haus ihrer Mutter. Möge die Eine euch Wohltaten erweisen, wie ihr sie den Toten und mir erwiesen habt. 9Die Eine möge euch geben, dass ihr Ruhe findet, eine jede im Haus ihres Mannes.“ Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimmen einstimmig und weinten. 10Sie sprachen zu ihr: „Nein, mit dir wollen wir zu deinem Volk zurückkehren.“

11Und Noomi entgegnete: „Kehrt doch zurück, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne in meinem Mutterleib, die eure Männer werden könnten? 12Kehrt zurück, meine Töchter! Geht, denn ich bin zu alt für einen Mann. Selbst wenn ich dächte, ich hätte Hoffnung, gar in dieser Nacht mit einem Mann zusammen zu sein und Söhne zu gebären, 13wollt ihr deshalb warten, bis sie groß sind? Wollt ihr deshalb euren Schoß verschließen und mit keinem Mann zusammen sein? Nicht doch, meine Töchter. Es ist mir bitter Leid um euch, da die Hand der Einen sich gegen mich gerichtet hat.“

14Da erhoben sie ihre Stimmen einstimmig und weinten erneut, dann küsste Orpa ihre Schwiegermutter zum letzten Mal, Rut jedoch hängte sich an sie. 15Noomi entgegnete: „Sieh doch, deine Schwägerin kehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott zurück. Folge deiner Schwägerin.“

16Darauf sagte Rut: „Bedränge mich doch nicht, dich zu verlassen, mich von dir abzuwenden. Denn wo auch immer du hingehst, da gehe ich hin, und wo auch immer du übernachtest, da übernachte auch ich. Dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott. 17Wo du stirbst, da sterbe ich, dort will ich begraben werden. Die Eine tue mir alles Mögliche an, denn nur der Tod wird dich und mich trennen!“

18Als Noomi sah, dass sie darauf beharrte, mit ihr zu gehen, hörte sie auf, ihr zuzureden. 19So gingen die beiden, bis sie nach Betlehem kamen. Amen (innerlich bis drei zählen)

Wir halten einen Moment inne (an den Platz zurückgehen)

Glaubensbekenntnis (Meike leitet ein)

Musik wird nur gehört ohne Text: 1.) Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, lobt ihn von Herzensgrunde, preist ihn ihr Völker allzumal, dankt ihm zu aller Stunde, dass er euch auch erwählet hat und mitgeteilet seine Gnad in Christus, seinem Sohne. 2.) Denn seine groß Barmherzigkeit tut über uns stets walten, sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit erscheinet Jung und Alten und währet bis in Ewigkeit, schenkt uns aus Gnad die Seligkeit; drum singet Halleluja.

Predigt zu Rut 1, 1-19a

Gnade sei mit euch…

 

Eine junge Frau folgt dem Ruf ihres Herzens und… verändert die Welt!

Vor 2,5 Jahren hat die damals 15 jährige Schülerin Greta Thunberg wöchentlich vor dem schwedischen Parlament in Stockholm gestreikt für den Klimaschutz. Grenzüberschreitend, unabhängig von Herkunft, Religion, Staatszugehörigkeit werden die Folgen der Klimakatastrophe zu spüren sein. Die Folgen einzudämmen und den CO-2-Ausstoß weltweit zu verringern und sogar gegen 0 zu fahren ist das Ziel dieser Protestbewegung. Fridays for future hat sich daraus entwickelt, zur Zeit in digitaler Form. Greta ist weiterhin aktiv, sie bleibt bei ihren Forderungen und lässt nicht locker. Sie kann nicht anders, sie bleibt ihrem Herzen treu und ruft auf, tätig zu werden.

Eine junge Frau folgt dem Ruf ihres Herzens und… verändert die Welt!

Amanda Gorman erhebt ihre Stimme und die Welt hört ihr zu: The Hill we climb-Der Hügel, den wir erklimmen- so war der Titel des Gedichts bei der Amtseinführung von Joe Biden am letzten Mittwoch. „wir haben eine Kraft gesehen, die unsere Nation zerstören wollte;… indem sie die Demokratie aufhalten wollte… selbst als wir trauerten, wuchsen wir. …Wir sind Nachfahren in einem Land und einer Zeit, in der ein dünnes schwarzes Mädchen, das von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogen wurde, davon träumen kann, Präsidentin zu werden.“ Amanda Gorman, die 22jährige Dichterin spricht unzähligen Menschen aus dem Herzen. Sie animiert, weiter das Ziel einer versöhnten Welt anzustreben und nicht locker zu lassen bevor das Ziel erreicht wurde.

Eine junge Frau folgt dem Ruf ihres Herzens und… verändert die Welt!

Und da ist Rut, eine junge Frau aus dem Land Moab, dem Nachbarland Israels, jenseits des Toten Meeres. Immer wieder gibt es Krieg zwischen den beiden Völkern. Sie folgt ihrem Herzen, hat VERTRAUEN, und hält TREUE zur Familie ihres Mannes. Ihre Schwiegermutter Noomi kehrt verwitwet und verwaist zurück in ihre Heimat, nach Bethlehem und redet auf ihre Schwiegertöchter ein: Kehrt zurück, bleibt in Eurer Heimat, in Moab. Ich kann Euch keine Zukunft versprechen. Als verwitwete und alleinstehende Frau ohne lebende Söhne und Töchter, hat man es sehr schwer: Keine Altersversorgung, keinen Schutz, keine Ansprüche. Aber Rut, die „Freundin“, hält zu ihrer Schwiegermutter. Sie geht mit. Ihr Vertrauen setzt sich durch. Sie ist ein lebendes Beispiel von TREUE, von Loyalität, verbindlicher Beziehung.

Das alles wird belohnt! Kurzum: Rut erfährt Unterstützung, findet Arbeit und setzt sich unerschütterlich und voller Vertrauen für den Aufbau ihrer neuen Existenz ein und sichert damit auch das Leben ihrer Schwiegermutter. Das kann man im weiteren Buch Rut im Alten Testament lesen.

Ich schaue einmal in die Runde und ermuntere alle unter uns, sich einmal eine Schwiegermutter vorzustellen. Es muss nicht die eigene sein. Vielleicht denkt Ihr auch an Schwiegermütter Eurer Mütter, also an Eure Omas oder Uromas.

Es ist eine besondere Beziehung, voller Zunder, voller Kraft, voller Liebe, manchmal auch voller Ärger oder auch Ablehnung, bis hin zum Hass. Die Liebe zum Mann schwappt nicht automatisch zu dessen Mutter über. Es ist ein Segen, wenn das geschieht. Wenn zwei Menschen heiraten, heiraten sie ja immer auch die Herkunftsfamilie mit. So ist die Beziehung zu den Eltern des geliebten Partners von besonderer Wirkung. Bei uns heute und damals bei Noomi und Rut.

Ich kenne viele Familiengeschichten, meine eigenen und die vieler Gemeindeglieder. Ich weiß, welche Wirkung die Beziehung zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter hat. Es gibt Horrorgeschichten und Liebesgeschichten. Wie wohltuend ist es, wenn die Schwiegertochter das Gefühl hat, anerkannt und gewertschätzt zu werden. Vielleicht sogar mütterlich geliebt zu werden. Du fühlst dich dann so stark, als ob du Berge versetzen kannst.

Rut bekommt diese mütterliche Liebe durch Noomi und zieht mit ihr an einem Strang. Sie halten zusammen und stemmen die schweren Herausforderungen.

Rut bekennt sich zu ihrer Schwiegermutter: Bedränge mich doch nicht, dich zu verlassen, mich von dir abzuwenden. Denn wo auch immer du hingehst, da gehe ich hin, und wo auch immer du übernachtest, da übernachte auch ich. Dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott. 17Wo du stirbst, da sterbe ich, dort will ich begraben werden. Die Eine tue mir alles Mögliche an, denn nur der Tod wird dich und mich trennen!“

Welch ein Bekenntnis! Sie folgt ihrem Herzen, hält die Treue und wird belohnt. Ganz am Ende des kleinen Buches Rut stellt sich dann heraus, dass diese Fremdländische, Andersgläubige, Verwitwete zur Urmutter des Volkes Israels wird. Denn sie heiratet noch einmal einen Verwandten ihrer Schwiegermutter, sie bekommt einen Sohn, dessen Enkel dann der große König David ist. Also ist Rut die Urgroßmutter des Königs David, der das damals noch vereinte Reich Israels beherrschte.

Auf Rut geht also die Geschichte Israels zurück, von ihr stammt der spätere König ab. Von einer vertrauensvollen, treuen, beständigen Frau, die nicht anders kann als ihrem Herzen zu folgen. Grenzüberschreitend, vereinend, versöhnend, animierend und ermutigend.

Eine junge Frau folgt dem Ruf ihres Herzens und… verändert die Welt!

Liebe Gemeinde, ich finde es beeindruckend von solchen Frauen zu hören und zu lesen, ihre Biografien zu verfolgen. Sie machen mich selbst ein bißchen mutiger und stärker. Sie machen mir Mut, mir in meinem Herzen darüber klar zu werden, welches Ziel ich eigentlich habe und welchen Weg ich gehen möchte und gehen kann, um es zu erreichen. Sie öffnen mir den Blick für ein Leben im Einklang mit der Natur. In versöhnter Verschiedenheit. In grenzüberschreitender Nächstenliebe, in Gerechtigkeit und mit einem Auskommen, das reicht und die Existenz sichert. Diese Frauen zeigen mir, dass es sich lohnt, beharrlich und mit Ausdauer dran zu bleiben, auch wenn es ungemütlich und unbequem wird, gerade, wenn es dazu führt, andere mit meinen Anliegen zu nerven. Aber nur dadurch kann ich mir selbst treu bleiben und meinen Weg gehen-

Ich kenne hier unter uns einige Frauen, die so ähnlich unterwegs sind, die dem Ruf ihres Herzens folgen, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Überzeugung die Welt verändern in ganz kleinen, aber wirksamen Schritten. Die engagiert, beharrlich und ausdauernd dafür sorgen, dass schwächere Menschen Unterstützung finden, dass eine Kirche lebendig bleibt und Menschen von der Frohen Botschaft hören und dass Kinder diese kennenlernen und im Vertrauen auf Gott aufwachsen können. Sie heißen nicht Greta, Amanda oder Rut, sondern sie heißen Ilse, Monika, Kerstin, Karin oder Peggy, Gislinde, Leni, Annegret, Christel oder Nicole. Und euch fallen noch viele andere Namen ein.

Sie alle gehen ihren Weg in Treue, und im festen Vertrauen auf Gott, der an ihrer Seite ist. In Begleitung von der Einen, die immer schon da war, jetzt mitten unter uns ist und in Ewigkeit sein wird. Amen.

Musik: „Largo“  von Tommaso Albinoni

Abkündigungen I (Verstorbene mit Kerzenanzünden)

Musik :  „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ (4 mal)

Abkündigungen II 

Fürbitten ( werden Ende der Woche noch zugeschickt mit Beteiligung von Karin und Peggy)

Fürbittengebet für 3. Sonntag nach Epiphanias, 24.1. 2021 in Breloh

Pastorin leitet ein: Wir wollen nun Fürbitte halten und dazu aufstehen und jede Bitte abschließen mit dem Ruf. Höre uns!

Peggy: Du Gott der Völker,
du bist das Licht und das Leben.
Du bringst die Hoffnung und den Frieden.
Wir bitten dich gemeinsam: Höre uns.

Karin : Du Gott der Völker,
in allen Nationen leiden die Menschen,
suchen Schutz vor Ansteckung,
sehnen sich nach Heilung,
trauern um ihre Toten.
Du bist das Leben.
Du kannst heilen und trösten.
Wir bitten dich gemeinsam: Höre uns.

Peggy : Du Gott der Armen,
in der Kälte leiden die Schwachen,
frieren ohne Obdach,
suchen nach Essbarem,
verlieren die Hoffnung.
Du bist das Leben.
Du kannst retten und beschirmen.
Wir bitten dich gemeinsam: Höre uns.

Karin : Du Gott des Friedens,
überall hoffen die Menschen deiner Gnade,
sie leben mit den Wunden der Vergangenheit,
reichen die Hände zur Versöhnung,
bauen Brücken.
Du bist das Leben.
Du bist der Friede.
Wir bitten dich gemeinsam: Höre uns.

Peggy: Verwandle uns.
Mache uns zu Menschen des Friedens
durch Jesus Christus.
Er ist das Licht in unserer Dunkelheit
und unsere Hoffnung –
heute und alle Tage.
Amen.

Peggy und Karin stellen sich wieder auf ihre Plätze an der Bank

Pastorin: leitet ein in die Stille und zum Vaterunser:

Alles, was uns auf dem Herzen liegt, vertrauen wir Dir in einem Moment der STILLE an

Gemeinsam beten wir: Vaterunser im Himmel…

Segen

Musik zum Ausgang (Ilse)

 

Predigt am 2. Sonntag nach Epiphanias, 17. 1. 2021

Von Pastor in Ruhe Reinhold Schwind

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Evangelium und Predigttext aus Johannes 2, 1-11:

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Liebe Gemeinde,

auf der ehemaligen Missionsstation Aira in West-Äthiopien arbeitete ich in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit einem amerikanischen Arztehepaar zusammen. Das gehörte zur presbyterianischen Kirche. Und die hatten eine ziemlich radikale Einstellung zum Alkoholkonsum. Wenn die beiden eine Missionarswohnung betraten und auf dem Tisch stand evtl. eine Flasche Wein mit Weingläsern, so verschwand alles ganz schnell unter dem Tisch. Und eines Tages fragte ich den Arzt: Sag mal, wenn du und deine Kirche dem Alkohol so ablehnend gegenüberstehen, was sagt ihr denn zum Weinwunder von Kana? Seine Antwort lautete: Wir kennen diese Geschichte, aber wir halten nichts davon. „We know it, but we don't approve it“. So viel zur Spannung, die in dieser Wundererzählung liegt.

Wir sind ja noch mitten in der Epiphaniaszeit. Wir feiern immer noch, dass Gott in Jesus zu uns gekommen ist und unser Leben geteilt hat. Dieser Jesus steht mit beiden Beinen im Leben. Er teilt unsre Freuden und er teilt auch all das, womit wir nur schwer oder gar nicht klarkommen. Er kann mitleiden. Beides finden wir in unserem Gotteswort.

Jesus wird zu einer Hochzeit eingeladen in dem kleinen Ort Kana in Galiläa. Seine Mutter wird sogar noch vor Jesus erwähnt. Eine Hochzeit, das wissen wir alle, ist ein ganz besonderes Fest. Die Erwartungen sind hoch. Es wird fröhlich gefeiert mit viel Essen und Trinken, mit Gesang und Tanz, mit lustigen und heiteren Gesprächen. Es ist schließlich der wohl wichtigste Tag im Leben eines Brautpaares und alle, die eingeladen worden sind, wollen und sollen daran teilhaben.

Das Brautpaar, bei dem Jesus zu Gast ist, scheint nicht reich zu sein. Die mussten wohl überschlagen, was sie alles mit dem Geld kaufen konnten, das ihnen zur Verfügung stand. Essen gab es reichlich – aber beim Wein hatten sie sich verkalkuliert. Er reichte nicht und ging zur Neige. Die Mutter Jesu erfuhr irgendwie, dass der Wein nicht reichen würde. Sie erkannte das vielleicht daran, dass der Wein nicht mehr so freigiebig eingeschenkt wurde wie vorher oder an den besorgten Blicken der Diener bzw. des Speisemeisters.

Interessant finde ich die Auseinandersetzung zwischen Jesus und seiner Mutter. Irgendwie typisch für so manches Verhältnis zwischen Mutter und Sohn. Maria sagt zu Jesus: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Erst mal scheint das eine Beobachtung zu sein. Jesus hört das mit einem anderen Ohr: „Sie haben keinen Wein mehr – mach mal jetzt etwas.“ Natürlich weiß Maria, dass Jesus mehr ist als nur ihr Sohn und der ihres Mannes Joseph. Sie hat die Aussage der Engel und das, was die Hirten über ihren neugeborenen Sohn gesagt hatten, noch in ihrem Ohr und hat es in ihrem Herzen bewegt. Vielleicht möchte sie Jesus drängen, dass er allmählich in die Hufe kommt.

Die Antwort Jesu war ziemlich ungehörig. Das war mehr als ungezogen. Er reagiert genervt und gereizt. „Was mischst du dich eigentlich dauernd in meine Sachen ein? Kümmere dich um deinen eigenen Kram. Ich denke gar nicht daran etwas zu unternehmen, denn das ist einfach noch nicht dran.“

Aber Maria scheint ihren Sohn zu kennen. Raue Schale, weicher Kern. Sie weiß, sie hat ihn mit ihrer Bemerkung unter Druck gesetzt. Selbst wenn er nicht will, er wird letzten Endes doch tun, was sie möchte. Schließlich ist er doch ihr Sohn. Damit rechnet Maria und sagt den Dienern: „Was er euch sagt, das tut.“ Und recht hat sie.

Vor der Eingangstür zum Festhaus stehen sechs steinerne Wasserkrüge, unterschiedlich groß, und in die passten gut 600 l. Wasser. Man brauchte so viel Wasser, damit sich alle Gäste die Füße waschen konnten, bevor die das Haus betraten. Jetzt waren die wohl relativ leer. Jesus fordert die Diener dazu auf, die Krüge mit Wasser randvoll zu füllen. Dazu hatte man aber keinen Schlauch, den man einfach an eine Wasserleitung anschließen konnte, sondern man musste zu Fuß  mit kleineren Krügen zur nächsten Quelle oder zum nächsten Brunnen gehen und das Wasser heranschleppen. Eine Zumutung für die Diener, denn Wasserholen war Frauensache. Ein Mann, der Wasser auf dem Kopf trug, der konnte auch mit einer Damenhandtasche herumgehen.

Trotzdem, die Diener führen den Auftrag Jesu aus, mit welchen Gedanken auch immer. Und es hat natürlich auch durchaus einige Zeit gedauert. Inzwischen war der Wein auf der Hochzeit ja nicht mehr geworden und der Speisemeister stand ziemlich unter Druck. -Endlich sind die Krüge voll und Jesus fordert die Diener auf, aus den Krügen zu schöpfen und dem Speisemeister zu bringen. Der kostet und schmeckt hervorragenden Wein. Voller Verwunderung lässt er den Bräutigam rufen und sagt ihm: Was bist du doch für ein komischer Gastgeber. Wo hast du denn diesen exzellenten Wein versteckt? Jeder gibt doch erst den besseren Wein heraus, und wenn die Gäste duhn geworden sind und die Geschmacksnerven nachgelassen haben, denn serviert man den schlechteren Wein. Du aber machst es genau umgekehrt. Der Bräutigam wundert sich auch und weiß nicht, was er sagen soll.

Diese Wunder-bare Geschichte gehört in die Epiphaniaszeit. Epiphanias bedeutet: Die Herrlichkeit Gottes, die Herrlichkeit des Gottessohnes leuchtet auf in der Welt. Als erstes erleben wir Jesus auf einem Fest, dem wohl schönsten, das es für Menschen gibt. Jesus ist nicht, jedenfalls nicht nur, der Asket, der auf alles verzichtet, was Spaß macht, sondern er ist mitten in unsrem Leben, mitten in unsrer Freude. Als er merkt, dass da etwas entsetzlich schiefläuft, denn es ist ja keine Kleinigkeit, wenn auf einer Hochzeit der Wein ausgeht, da merkt er, dass er etwas tun muss. Das darf einfach nicht passieren. Daran wird man sich noch nach Generationen erinnern. Solch eine Blamage. Jesus sieht das Drama schon kommen, vielleicht wollte er schon selbst eingreifen, hätte ihn nicht seine Mutter so unter Druck gesetzt. Es geht bei dem Wein auch nicht nur darum, dass ein beliebtes alkoholisches Getränk bei einer Hochzeit nicht mehr da ist. Der Wein steht für Freude, für übersprudelnde Lebensfreude. Kein Wein, keine Freude. So einfach ist die Gleichung. Das muss ja ein furchtbares Vorzeichen sein für eine beginnende Ehe.   Schließlich unternimmt Jesus etwas, damit wieder Wein vorhanden ist. Und zwar nicht so, dass es gerade mal so reicht. Eine Kiste Wein ist vielleicht auch genug. Nein, es müssen 600 l. Wein sein. Was muss das für ein Besäufnis gewesen sein. Und derjenige, der es möglich macht, das ist der Sohn Gottes. „Skandalös“ rufen die Moralisten, „bravo“ die Begeisterten. Für die Begeisterten geht es in der Beziehung zu Gott um mehr als Moral, dass man seinen Sündenpegel möglichst niedrig hält, sondern es geht für sie um die Beziehung zur Quelle des Lebens, zur übersprudelnden Freude.

Viele sinnieren darüber nach, wie das wohl möglich gewesen und ob es überhaupt passiert ist. Dass es möglich gewesen ist, das zeigt allein die Tatsache, dass es der Evangelist Johannes aufgezeichnet hat. Und die Wunder, die er berichtet, sind allesamt groß-artig. Von großem, besonderen Format.

Aber es geht ihm nie um das Wunder an sich, sondern die Wunder haben hinweisenden Charakter. Sie zeigen etwas von Jesus, wer er ist und was er für uns möchte. Hier zeigen sie den mitfühlenden Jesus, der einem Brautpaar eine entsetzliche Blamage ersparen und uns allen ein Übermaß an Freude schenken will. Dabei ist er unendlich großzügig. Mit Kleinigkeiten gibt er sich nicht ab. Diese Großzügigkeit spiegelt sich in der Fantasie Gottes, wie wir sie in der Schöpfung z.B. erkennen und bewundern können.

Jesus ist kein Freund der Traurigkeit, sondern der Freude. Er ist der maitre de plaisier, der Freudenmeister. Er möchte uns zu wahrhaft göttlicher Freude begeistern. Und das in einer Zeit und einer Welt, die dem entgegen zu stehen scheint.

Auch die Hochzeit von Kana war einmal zu Ende; auch der Wein war einmal ausgetrunken und der Rausch ausgeschlafen. Aber es blieb für die Gäste damals die Erinnerung an dieses berauschende Hochzeitsfest, wo es an nichts gefehlt hat und alles in Hülle und Fülle vorhanden war. Das gab Kraft für den Alltag.

Bei uns gibt es viel Gestöhne, manchmal auch Gejaule über die Einschränkungen, denen wir uns wegen Corona unterziehen müssen, obwohl es uns doch eigentlich an nichts fehlt, außer den früheren selbstverständlichen Begegnungen.

Liebe Leute, lassen wir doch mal wirklich die Kirche im Dorf. Diese Pandemie wird

vorübergehen. Es ist sogar schon Licht am Ende des Tunnels. Ist es denn zuviel verlangt, wenn man Geduld anmahnt? Die Kriegsgeneration musste auf viel mehr verzichten, und sie hat so nebenbei die Grundlagen gelegt für unser Land und den Wohlstand, der uns gegeben ist. Ein Blickwechsel ist angesagt. Ein Blickwechsel darauf, wie gut es uns hier, im Vergleich zu den meisten Menschen auf der Welt geht. Ein Blickwechsel auf Jesus als denjenigen, der unser Leben wirklich bereichern kann, der uns übersprudelnde Freude schenken möchte, mit dem an unserer Seite wir auch die dunkelsten Zeiten durchschreiten können. Dann kommen wir auch gut durch diese Zeit. Amen.

Es segne und behüte Dich Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 

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Von Pastorin Müller-Bilgenroth zum 1. Sonntag nach Epiphanias, 10. Januar 2021

Gnade sei mit euch von der, die schon immer da war, die jetzt mitten unter uns ist und in Ewigkeit sein wird. Amen.

Liebe Gemeinde,

das Jahr ist noch frisch und neu, es liegt noch wie eine frische Schneedecke unberührt vor uns. Das Licht von Weihnachten scheint noch, hier vorne ist noch alles weihnachtlich geschmückt. Als Herr Voll fragte, ob er es für diesen Sonntag wegräumen solle, habe ich entschieden: Nein, es soll noch leuchten und strahlen, unsere Gemüter erhellen und erfreuen. Ich brauche das in diesem Jahr sehr. Von den Lichtzeichen in unserem Alltag habe ich Mittwoch in der Andacht am Fest von Epiphanias/Hl. Drei Könige gesprochen.

Auch wenn die Sterne in den Fenstern, die Schwippbögen, Pyramiden und Weihnachtsbäume wieder verschwinden, auch wenn draußen fühlbar das Chaos tobt (wie vor dem Capitol in Washington) und die Inzidenzwerte immer noch viel zu hoch sind: Gott bleibt! Gott kommt zu uns und ermutigt uns! Das möchte ich ganz zu Anfang noch einmal festhalten. Das Licht, das in Jesus von Nazareth in unsere Welt gekommen ist, scheint, erneuert und ermutigt!

Und wenn ich den Predigttext für heute lese, dann ist das eine Motivationsspritze für uns alle. Ich werde die Worte des Apostels Paulus nach und nach lesen und dazu meine Gedanken sagen. Ich wähle die Worte aus dem Brief des Paulus an die Christ*innen in Rom in der Übersetzung in gerechter Sprache. Er schreibt übrigens auch aus der DISTANZ, er kann seine Freund*innen und Glaubensgeschwister in Rom nicht persönlich sehen, da er gerade in Griechenland unterwegs ist: Er schreibt:

1Ich ermutige euch, Geschwister: Verlasst euch auf Gottes Mitgefühl und bringt eure Körper als lebendige und heilige Gabe dar, an der Gott Freude hat. Das wäre für euch die vernünftige Art, Gott zu dienen.

 

Paulus muss in einer Zeit großer Umbrüche den Glaubensgeschwistern Mut machen, angemessene Formen des Gottesdienstes zu finden. Krisenzeiten bringen das mit sich, darüber nachzudenken: Wie ist denn die angemessene Form, Gott zu dienen? Er zeigt eine Alternative auf, die auch für uns heute besonders ansprechend ist: zuerst einmal geht davon aus, dass Gott da ist mit Mitgefühl/ Barmherzigkeit. Unabhängig davon, wo Ihr gerade lebt. Ihr müsst keine Gebäude aufsuchen oder Tempel bauen, sondern auf Euren Körper achten, ihn wertschätzen, ihn als lebendig und heilig wahrnehmen, als Gabe, an der Gott Freude hat.

Unsere Vorfahren haben das mit DEMUT beschrieben: Ich bin demütig, wenn ich mein Leben als heilig und lebendig, als Geschenk wahrnehme und ein demütiges Leben führe-> althochdeutsch: Dimouti , das dienstwillig übersetzt wird. Als Christ*innen werden wir in den Dienst gestellt, führen wir allein durch unser körperliches Dasein immer auch einen Gottesdienst durch.

Wenn wir dem nach-denken, dann ist alles, was wir tun, Gottesdienst: Unser Wachen und Schlafen, unser Arbeiten und Pausemachen, unser Tun und Lassen. Unser Engagement und unser Rückzug, unser Einsatz und die Erholung davon.

Paulus definiert dann genauer, was das mit sich bringt:

2Schwimmt nicht mit dem Strom, sondern macht euch von den Strukturen dieser Zeit frei, indem ihr euer Denken erneuert . So wird euch deutlich, was Gott will: das Gute, das, was Gott Freude macht, das Vollkommene.

Wie aktuell ist das: Nicht mitreißen lassen vom Mainstream, sondern oft gegen den Strom schwimmen, auch einsamer Rufer in der Wüste sein, wach bleiben und dran bleiben an dem, was Gott Freude macht, das Gute, das Vollkommene. Wir müssen uns in unserer Zeit unser Denken erneuern , unseren Verstand gebrauchen in einer neuen Weise und sich dadurch verwandeln lassen. Da steckt etwas drin von dem, was die Bibel Buße oder Umkehr nennt; indem wir weiter täglich fragen: Was ist Gottes Wille? Woran hat Gott Freude? Was ist „das Gute“? Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Oder bin ich schon vom Pfad abgekommen? Laufe ich sogar in die Irren?

Das ist ganz schön schwer; denn das bedeutet ja nicht, einfach Antworten zu finden, sondern das bedeutet, in einer bestimmten Haltung zu leben: wenn wir uns in den Dienst Gottes stellen und dabei immer überlegen: Entspricht das Gottes Willen?

Liebe Gemeinde: -> Das Licht von der Krippe her gibt uns Orientierung und einen Leitfaden: Jesus von Nazareth zeigt später sehr deutlich, was gut ist und was vollkommen, und worauf es Gott ankommt,: Auf die Nächstenliebe, auf Barmherzigkeit (wie es in unserer Jahreslosung so schön heißt), auf die Wahrheit, auf Gerechtigkeit, auf Schutz von Minderheiten und Unterdrückten, und besonders verwundbaren Menschen der Gesellschaft; es kommt Gott auf Rücksichtnahme an und nicht auf die Macht des Stärkeren oder auf Profit und materielle Gewinne. Darum ist es gut, wenn Männer und Frauen in einem Ethikrat darum ringen, wie z.B. bei den angelaufenen Impfungen vorgegangen wird, wer zuerst geimpft wird. Da gibt es Streit, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Der Schutz der Verwundbaren in unserer Gesellschaft steht zum Glück ganz oben. Und das entspricht sehr wohl Gottes Willen.

Unser körperliches Dasein ist Gottesdienst: Paulus schreibt, dass Gott Freude hat an unseren Leibern, die wundervoll geschaffen sind! Damit meint er keinen Körperkult, sondern, das führt er dann weiter aus, Paulus möchte, dass jeder und jede sich mit der eigenen Beschaffenheit und Geschaffenheit einbringt. Hören wir, was Paulus damit meint: 6Wir haben jeweils unterschiedliche Fähigkeiten, die uns in göttlicher Zuwendung geschenkt wurden:

Wer die Gabe hat, prophetisch zu reden, nutze sie, um deutlich zu machen, welches Handeln dem Vertrauen auf Gott entspricht. 7Wer die Gabe hat, für andere zu sorgen, nutze sie zum Wohl der Gemeinschaft. Wer die Gabe hat zu lehren, nutze sie, um andere am Wissen teilhaben zu lassen. 8Wer die Gabe hat zu trösten, nutze sie, um andere zu ermutigen. Wer mit anderen teilt, sei aufrichtig dabei. Wer eine Leitungsaufgabe übernimmt, fülle sie mit Begeisterung aus. Wer solidarisch mit anderen lebt, soll es heiter tun.

Welch eine Vielfalt, welch eine Bandbreite an Gaben, die den Menschen in einer Gesellschaft gut tun und stabil machen. Jeder und jede kann sich und soll sich auch mit seinen Gaben einbringen und dabei begeistert und heiter bleiben, nicht verbissen und frustriert. Auch in unserer Gemeinde profitieren wir davon, wenn viele Fähigkeiten eingebracht werden; keiner kann allein alles können. Zum Glück!

Erstaunlicherweise weiß auch Paulus schon darum, dass Menschen die Tendenz dazu haben, zu viel zu wollen, sich über alle Maßen zu engagieren und sich dabei zu überfordern. Er schränkt nämlich seine anfängliche Aufforderung, mit der leiblichen Kraft Gott zu dienen folgendermaßen ein:

3Erfüllt von der Zuneigung Gottes, die mir geschenkt wurde, sage ich nun einer jeden und einem jeden von euch: Überfordert euch nicht bei dem, wofür ihr euch einsetzt, achtet auf eure Grenzen bei dem, was ihr vorhabt. Denn Gott hat jedem und jeder ein bestimmtes Maß an Kraft zugeteilt, Vertrauen zu leben.

Überfordert euch nicht, achtet auf eure Grenzen, haltet Maß! Wie tut mir das gut, die ich immer zu viel will, die oft ungeduldig und vorschnell nach vorne prescht und sich dann wundert, dass die Kraft flöten geht.  

Wie entlastend und wohltuend ist es zu lesen, dass ich auch Pausen einlegen darf, dass andere da sind, die sich einbringen, die mich mitziehen, wenn ich nicht mehr kann. Die da sind und im großen Netz mit tragen. Wir sind ja nicht allein unterwegs. Direkt danach schreibt Paulus die sehr bekannten Sätze vom EINEN LEIB und den VIELEN GLIEDERN. In der Bibel in gerechter Sprache heißt es:

 

4Denkt an unseren Körper. Er ist eine Einheit und besteht aus vielen Körperteilen, aber nicht jedes Teil hat dieselbe Aufgabe. 5So sind wir, obwohl wir viele sind, doch ein einziger Körper in der Gemeinschaft des Messias. Einzeln betrachtet sind wir Körperteile, die sich füreinander einsetzen.

Paulus ermutigt weiter und betrachtet jeden Einzelnen als Teil einer Gemeinschaft: bis heute heißen die Mitglieder der Kirchengemeinde nicht Mitglieder, sondern Gemeinde-glieder. Ich bin Gemeindeglied, ich gehöre durch mein körperliches Dasein zum großen Leib Christi, zur kirchlichen Gemeinschaft. Jeder und jede von uns ist Bestandteil des großen Leibes Christi, des einen Körpers in der Gemeinschaft des Gesalbten, des Christus, des Messias.

Gerade wenn sich viele von uns oft einsam fühlen, ist es gut, das zu hören: wir gehören zusammen, bilden den Leib Christi, ganz individuell und wird sind im großen Ganzen miteinander verbunden, werden getragen, auch durch die anderen.

Ich höre öfter, wie gut es einigen tut, wenn für sie gebetet wird, wenn sie wissen: Ah, da brennt heute eine Kerze für mich, weil ich es gerade schwer habe.

Ich hoffe und wünsche mir, dass Ihr das in dieser Zeit spüren könnt: Dass Ihr euch aufgehoben fühlt in der liebevollen Verbundenheit unserer Gemeinschaft.

Liebe Gemeinde, um dieses körperlich aufzuspüren und sich dieser Gemeinschaft zu vergewissern, feiern wir Abendmahl.
Weil es wegen der Coronabestimmungen gerade nicht so gut geht, Wein und Brot zu teilen, gibt es an jedem Platz einen Briefumschlag, den Ihr jetzt öffnen dürft.

Ihr entdeckt eine Oblate und drei Rosinen. Sinnbild für Brot und Saft der Trauben, für den Leib Christi und das Blut Christi, Sinnbild für die Hingabe Gottes für uns, in konsequenter Liebe.

Wir dürfen nun ganz körperlich schmecken, dass Gott da ist, uns nah sein will, in uns eingeht und stärkt.

Christus spricht: Nehmt und esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, solches tut zu meinem Gedächtnis. Denn ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern und wer mir vertraut, den wird nimmermehr dürsten. OBLATE ESSEN

Und dann nehmt und schmeckt die Frucht des Weinstocks. Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. .

Wir gehören alle zum Weinstock, wir sind alle verbunden miteinander und werden uns klar darüber, was Gottes Wille ist und bekommen Kraft, uns danach auszurichten und danach zu leben. So essen wir die Frucht des Weinstocks.

Liebe Schwestern und Brüder, „verlasst euch auf Gottes Mitgefühl und bringt eure Körper als lebendige und heilige Gabe dar, an der Gott Freude hat.“

So sei es!

Amen.

 

 

 

 

Andacht zum Epiphaniasfest, 6.1. 2021 von Pastor Dr. Schoon-Janßen

Hier geht es zur Video-Andacht auf Youtube: https://youtu.be/39sovKp8rYk

 

Evangelium zum Epiphanias-Fest aus Mt. 2,1-12:

Als Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:

Wo ist der neugeborene König der Juden?

Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.

Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.

Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten:

„Und du, Bethlehem im Lande Juda,

 bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas;

 denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein

 Volk Israel weiden soll.“

Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach:

Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr´s findet, so sagt mir´ s wieder, dass auch ich komme und es anbete.

Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin.

Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten im Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Und da ihnen im Traum empfohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg wieder in ihr Land. (Amen.)

 

 

Liebe Gemeinde!

An Weihnachten wird Gott Mensch.

Da sind sich die Evangelisten im Prinzip sehr einig.

Aber wie das genau war an Weihnachten vor inzwischen 2020 Jahren, da setzt jeder Evangelist ganz eigene Schwerpunkte.

Beim Evangelisten Matthäus ist die Geburt Jesu tatsächlich von Anfang an ein Ereignis mitten im Leben und dabei eines von Weltrang,

das auch tatsächlich die dementsprechende Resonanz sehr bald schon findet!

Denn schon ganz bald machen sich drei Weise, drei Magier, drei Seher, drei Sternenkundige, drei Könige auf den Weg,

also drei sehr außergewöhnliche Männer,

um zu schauen, was genau da im fernen Palästina geschehen ist…

Hier bei Matthäus wird von Anfang an Weltgeschichte geschrieben:

Die Geburt Jesu ist hier nicht ein rein jüdisches oder christlich-jüdisches Ereignis, in dem es um einen neuen Religionsführer für Menschen in Israel oder Palästina geht,

sondern hier geht es um Dinge, die für Menschen in mehreren Kontinenten und aus allen möglichen Religionen sehr wichtig sind:

Daher reisen wichtige und dabei weise Menschen,

die die Völker aus den drei Kontinenten Asien, Afrika und Europa repräsentieren,

sehr, sehr weit bis ins kleine Bethlehem!

Und diese wiederum kommen nicht wegen irgendwelcher Kleinigkeiten,

sondern weil sie eine ganz besondere Sternenkonstellation mit einem strahlend hellen Stern gesehen haben, den es sonst so nicht gibt und der sie zur Geburtsstelle von Jesus führt.

Diesen Leuten ging es ursprünglich nicht um eine spezielle Religion,

sondern um ein Ereignis, das für Gläubige aus ganz verschiedenen Religionen relevant sein sollte.

Die Weisen aus dem Morgenland waren weder Christen noch Moslems.

Sie waren einfach Wissenschaftler, die erkannt hatten,

dass da etwas Weltbewegendes passiert war im fernen Israel, ganz am Rande des Römischen Reiches…

Auch heute sind wir wieder an einem Punkt, an dem die Menschheit zusammenarbeiten muss – angesichts des Klimawandels, angesichts fehlender ethischer Orientierungspunkte für sehr, sehr viele Menschen und aktuell besonders natürlich auch angesichts Corona und seiner rasanten Ausbreitung…

 

Die Weisen damals ließen sich vom Gotteskind dazu inspirieren, gemeinsam zu forschen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und gemeinsam zu beten.

Es wäre toll, wenn das auch heute wieder gelingen würde:

Dass die Menschheit übergreifend zusammenarbeiten würde,

dass sie etwas Gutes gemeinsam schaffen würde und bei allem Gott mit im Blick behielte.

Möge Vieles in dieser Richtung der Menschheit in diesen Wochen und Monaten gelingen

und möge Gott dazu Kraft, Willen und Verstand schenken, wie damals den drei Sternenforschern!

Amen.

 

Gebet

Herr, hilf uns in diesen Zeiten der Ungewissheit und des Suchens nach Lösungen.

Gib uns Hoffnung ins Herz und Zuversicht,

wie damals den drei Weisen!

Sei bei allen, die krank oder verzagt sind,

und gib ihnen neue Lebenskraft!

Lass uns alle im neuen Jahr viel Gutes und

Auferbauendes erleben,

uns zur Freude, dir, Gott, zur Ehre.

…Vater unser im Himmel…

                                          … Amen.

 

Es segne und behüte dich der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

 

 

 

 

 

Gedanken zu Silvester von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen

Link zur Altjahrsandacht 2020 aus der St. Urbanikirche mit Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen, Kantor Heinrich und Bläser Drost:

https://www.youtube.com/watch?v=-fRJeUv6W0I

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Was haben wir da für ein Jahr hinter uns am Ende von 2020!

Mit großen Plänen allerorts zu Beginn

und einer radikalen Neu-Orientierung seit dem Beginn der Pandemie in unserm Land im letzten Frühjahr!

Ständig mussten wir uns auf neue staatliche Vorgaben einstellen, dauernd unsern Alltag neu sortieren,

ständig Dinge unterlassen – vor allem auch viele schöne gemeinsame Dinge, - die nun so erst einmal nicht mehr erlaubt waren.

Parallel dazu dauernd die im Hintergrund lauernde Bedrohung, selber vielleicht Viren-Träger zu sein,

andere möglicherweise anzustecken

oder eben auch selber angesteckt zu werden.

Und in diesem Dickicht, gerade auch bei kirchlich engagierten Menschen, immer zugleich die Frage:

Was soll ich als Mitmensch anderen Gutes tun,

was brauchen die und

was tut denen vielleicht eben gerade auch gar nicht gut?

Die Frage auch:

Was ist vor allem für ältere Menschen schlimmer:

Die Einsamkeit oder die Ansteckungsgefahr?

Fragen über Fragen, die jeden Tag neu zu beantworten waren und es auch immer noch sind…

All diese Fragen können nur ganz schwer allgemein-gültig beantwortet werden.

Sie erfordern von uns als Christenmenschen einen klaren Kopf,

eine hohe Konzentration

und zugleich auch eine sehr flexible Offenheit für das jeweils gerade aktuelle Geschehen,

das sich ja andauernd ändert.

Viele in meinem näheren Umfeld haben sich – in ganz verschiedenen Berufsfeldern und Verantwortlichkeiten – sehr gut auf das jeweils gerade Nötige eingestellt

und auch ich habe die ganze Zeit versucht,

das möglichst gut hinzubekommen…

Mir selber hilft bei alledem sehr,

dass ich mir sicher bin,

von Gott in alledem begleitet und bestärkt zu

werden,

… so ähnlich wie die Israeliten vor gut 3000 Jahren auf ihrem Weg aus der Sklaverei in Ägypten ins gelobte Land Kanaan, bei dem sie eine sehr lange Wanderung durch eine unwirtliche Wüstenlandschaft hinter sich bringen mussten:

Davon berichtet in kurzen Worten der Predigttext für den Silvesterabend 2020.

Der steht im 2. Buch Mose, Kp. 13 in den Versen 20-22 und lautet:

 

„Die Israeliten zogen aus von Sukkoth

und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste.

Und der Herr zog vor ihnen her

am Tage in einer Wolkensäule,

um sie den rechten Weg zu führen,

u. bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten,

damit sie Tag und Nacht wandern konnten.

Niemals wich

die Wolkensäule von dem Volk bei Tage

noch die Feuersäule bei Nacht.“

 

Für mich persönlich ist der Weg durch diese Pandemie mental gesehen deshalb einigermaßen gut erträglich,

weil ich einerseits denke, am Ende wird die Pandemie besiegt werden, so wie die Israeliten am Ende ja auch ins Land Kanaan kamen,

und weil ich außerdem spüre,

dass Gott uns in allem begleitet – nicht nur durch sein Wort,

auch nicht nur durch das allabendliche gemeinsame Corona-Läuten von vielen Kirchenglocken in unserer Stadt,

sondern auch durch seine Gegenwart, z.B. in Form des Heiligen Geistes,

der vielen Menschen in diesen Monaten schon viele hilfreiche und gute Ideen für das Miteinander von uns allen geschenkt hat.

Mir hilft diese Begleitung durch Gott in diesen Zeiten sehr.

Ich wünsche Ihnen,

dass auch Sie sich von diesem Begleitet—Werden durch Gott nachhaltig stärken lassen

und zu aktivem Handeln im Sinne der Mitmenschlichkeit ermuntert fühlen!

 Amen.

 

 

Gebet:

Herr, unser Gott!

Wir danken Dir für das ablaufende Jahr 2020 mit allem, was es mit sich gebracht hat an Schönem und auch an Dingen, die uns herausgefordert haben.

Wir danken Dir, dass Du uns auch in der Krise immer wieder viel Kreativität geschenkt hast, die uns geholfen hat, auch große Schwierigkeiten immer wieder zu meistern!

Wir bitten Dich: Sei bei allen, die auf der Suche nach Orientierung für ihr Leben sind:

Hilf Ihnen, einen für sie guten Weg zu finden, und begleite sie dabei!

Für das neue Jahr 2021 bitten wir Dich:

Sei und bleibe an unserer Seite in allem, was geschieht: in schweren Zeiten natürlich,

aber auch in guten Zeiten, die wir dankbar aus Deinen Händen entgegennehmen…

Vater unser im Himmel…

 

Es segne und behüte Sie und Ihre Lieben der dreieinige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist!

Amen.

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Link zum Weihnachtsgruß am 2. Weihnachtstag aus der Friedenskirche Breloh

 

https://youtu.be/DAoBNA26w9w

 

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Link zum Weihnachtsgruß am 1. Weihnachtstag aus der Schafstallkirche St. Martin

https://youtu.be/gqzHzwznmjU

 

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Weihnachtsgruß am Heiligen Abend aus St. Urbani

Link zum Weihnachtsgruß am Heiligen Abend aus der St. Urbanikirche mit Vikarin Julia Nikolaus, Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen, Annette Fitzen und Kantor Daniel Heinrich:

https://youtu.be/qQdsalRdSf0

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Link zur Andacht am 4. Advent 2020 in St. Urbani mit Pastor Dr. Schoon-Janßen und Vikarin Nikolaus und Kantor Daniel Heinrich

https://youtu.be/oQH4_9H0E4s

 

Gedanken zum 4. Advent von Lektor Dr. Rogosch

Der Predigttext, den ich meinen Gedanken zum Vierten Advent voranstelle, steht im Alten Testament, 1. Buch Mose im Kapitel 19, Verse 1-2 und 9-15:

„Abraham wohnte bei den Eichen von Mamre. Dort erschien ihm der Herr. Abraham saß gerade in der Mittags-hitze am Eingang seines Zeltes. Als er aufblickte, sah er wenige Schritte vor sich drei Männer stehen. Sofort sprang er auf, warf sich vor ihnen nieder. … Nach dem Mahl fragten die Männer Abraham: »Wo ist deine Frau Sara?« »Drinnen im Zelt«, antwortete er. Da sagte der Herr: »Nächstes Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau einen Sohn haben.« Sara stand im Rücken Abrahams am Zelteingang und horchte. Die beiden waren damals schon alt, und Sara war schon lange über die Wechseljahre hinaus. Sie lachte in sich hinein und dachte: »Jetzt, wo ich alt und verwelkt bin, soll ich noch ein Kind empfangen? Und mein Mann ist auch viel zu alt!« sagte der Herr zu Abraham: »Warum hat Sara gelacht? Warum zweifelt sie daran, dass sie noch ein Kind gebären wird? Ist für den Herrn irgendetwas unmöglich? Nächstes Jahr um die verabredete Zeit komme ich wieder, dann hat Sara einen Sohn.« »Ich habe doch nicht gelacht«, leugnete Sara. Sie hatte Angst bekommen. Aber der Herr sagte: »Doch, du hast gelacht!“ (Übersetzung: „Gute Nachricht Bibel“)

Liebe Leserinnen und Leser!
Sie sind einfach da, mitten in der sengenden Hitze. Drei Gestalten, vielleicht drei Engel, Gott der HERR. Sie überraschen Abraham. Ihr Besuch kommt unangekündigt. Sie fragen nicht, ob es gerade passt oder nicht. Gott ist einfach da mitten im Alltag. Gott sieht Dir mitten ins Herz.

Abraham sitzt am Eingang seines Zeltes, Der HERR lässt sich vor ihm sehen, und zwar bei den Bäumen Mamres. Bäume verbinden gewissermaßen Himmel und Erde miteinander, ähnlich der Himmelsleiter, auf der Jakob im Traum Engel auf- und absteigen sieht. Sie wurzeln in der Erde und wachsen gen Himmel. Bäume sind oft ein Ort der Gottesbegegnung.

 

Abraham sieht hin. Ja, ungewöhnlich ist es, dass um die Mittagshitze jemand ihn besucht. Aber er weiß sofort, dass es Gott ist. An was er es wohl erkennt? Darüber erfahren wir nichts. Auch wird nichts darüber berichtet, wie es zugeht, dass von Gott dem HERRN, aber gleichzeitig von drei Gestalten die Rede ist. Ob das Abraham irritiert? Wir wissen es nicht.

Heute am vierten Advent hören wir diese Geschichte voller Überraschungen und voller Staunen. In wenigen Tagen feiern wir das Leben. Wir feiern das Leben, das Gott in dieser Welt angenommen hat.

Ich möchte Sie mitnehmen in die Begegnung von Sara und Maria, zwei Urmüttern unseres Glaubens. Beiden werden die Schwangerschaft und die Geburt eines Sohnes angekündigt. Sara, hochbetagt, ist unfruchtbar. Maria, eine junge Frau, weiß von keinem Mann. Sara wird indirekt über Abraham durch drei Gestalten, vermutlich Engel, auf dieses Ereignis hingewiesen. Maria dagegen direkt durch den Engel Gabriel. Beide Frauen sind verwundert und erstaunt. Die drei Gestalten in Mamre antworten darauf: „Ist für Gott den HERRN eine Sache zu wunderbar?“ Der Engel Gabriel erwidert „Denn alle Dinge sind möglich bei Gott“ (Lukas 1,37). In beiden Erzählungen gehen die Verheißungen in Erfüllung. Was Sara deutlicher zum Ausdruck bringt als Maria, ist das Staunen, das Jauchzen. Luther übersetzt mit Lachen. Doch Lachen finde ich, passt nicht so ganz in das gesamte Geschehen hinein. Wenn ich mich in Sara hineinversetze, dann stelle ich mir es eher als ein ungläubiges Staunen, ein Überrascht sein, ja ein Überwältigt sein vor. Die Bibel in gerechter Sprache übersetzt mit Jauchzen. Jauchzen wirkt für mich so wie Frohlocken. Prüfen Sie selbst, was für Sie passt, wenn Sie überrascht und überwältigt werden von einem Versprechen.

In beiden Verheißungsgeschichten begegnet uns Gott und überrascht uns. In den verheißenen Gotteskindern überwältigt uns das Unmögliche. Genau das ist es, was uns in die Vorfreude auf Weihnachten gehen lässt: das Staunen, das Überrascht sein, das Überwältigt sein. Das fehlt mir doch so oft im Alltag.

Manches Weihnachtsfest verläuft auch in eingeschliffenen, routinierten Bahnen. Manches Mal nur lasse ich mich anstecken vom kindlichen Staunen. Ich habe es irgendwie verlernt, zu staunen, mich überraschen zu lassen, von etwas überwältigt zu sein. Ich möchte es gerne mit Sara und Maria wiederentdecken. Ich finde Sara besonders mutig. Sie erlaubt es sich, sich ihre Überraschung, ihr ungläubiges Staunen, ihr Überwältigt sein zuzugestehen. Auch wenn sie sich dann von Gott ertappt fühlt und sich vermutlich schämt. Das kenne ich nur allzu gut. Da bin ich ganz bei mir selbst und stehe zu meinen Gefühlen. Vielleicht ist es mir gar nicht so bewusst. Dann zeigt es mir jemand anderes auf und ich werde rot vor Scham.

Eigentlich fühlt es sich dann so an, als ob ich einen Fehler gemacht habe, der mir im Moment nicht bewusst war und auf den mich jemand anderes aufmerksam macht. Doch gerade das darf ich aus dieser Geschichte erkennen: Gott kommt ohne Anmeldung. Er ist einfach da, wenn ich nicht mit ihm rechne. Und er sieht in mein Herz. Er lässt sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken. Ja, er erinnert mich daran, dass ich sein Ebenbild bin. Ich bin Gottes Ebenbild, so wie ich bin. Ich bin von Gott gewollt und geschaffen.

Gott begegnet mir in meinem Alltag. Gott ist da, Das erkenne ich, wenn ich bereit bin und mich ihm öffne. Welche Verheißung sich dann für mich erfüllt, das ist für mich nicht vorhersehbar oder gar planbar. Im Vaterunser heißt es zurecht: „Dein Wille geschehe“ und nicht „Mein Wille geschehe“. Doch ich darf in meiner Sehnsucht nach Leben auf Gott und seine Himmelsboten vertrauen. Ich darf sie um Hilfe bitten. Ich darf mit Sara ungläubig staunen, vielleicht sogar jauchzen darüber, dass sich lange gehegte, inzwischen schon längst abgelegte Sehnsüchte entgegen aller Vernunft doch noch erfüllen.

Ich lade Sie ein, einen Moment in der Stille Ihren Sehnsüchten nachzuspüren und Sie vielleicht Gottes himmlischen Helfern im Gebet anzuvertrauen. Wer weiß, was jede und jeder von Ihnen noch empfangen darf. Ob es Ihnen dann wie Sara geht, dass Sie ungläubig Staunen oder gar in sich hinein Jauchzen.

Ich wünsche es Ihnen! Amen.

Fürbittengebet

Lebendiger Gott, dankbar bin ich gerade für die

Begegnung mit Dir,

ich bitte dich, lass es mir immer öfter gelingen,

mich für dich zu öffnen,

Dankbar bin ich, dass ich dein Ebenbild bin,

ich bitte dich, lass mich immer mehr wachsen und reifen,

Dankbar bin ich, dass du mich als freien Menschen

erschaffen hast,

ich bitte dich, lass mich mein Leben selbstverantwortend

gestalten.

Dankbar bin ich als deine Tochter/dein Sohn über

meine Geschwister,

ich bitte dich, lass mich würdevoll und wertschätzend zu

meinen Mitmenschen sein.

Dankbar bin ich für alles Lebendige,

ich bitte dich, lass mich achtsam mit all dem

Geschöpflichen umgehen.

Dankbar bin ich, dass ich mit allem, was mich bewegt,

zu dir kommen kann,

ich bitte dich, lass mir immer wieder bewusst sein,

dass „dein Wille geschieht“.

Amen.

Es segne und behüte Sie und Euch der dreieinige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen

Weihnachtsspaziergang:
Am 4. Advent, Heilig Abend und den zwei Weihnachtsfeiertagen möchten wir Ihnen die Möglichkeit für einen Weihnachtsspaziergang bieten. Dazu können Sie im Kasten an der St. Urbani Kirche an den jeweiligen Tagen eine Art Rallye-Zettel entnehmen, der Sie bei dem Spaziergang leiten und begleiten soll. Wenn Sie den Angaben auf dem Zettel folgen, so können Sie und Ihre Familie an den Stationen kleine Boxen finden, aus denen Sie sich jeweils etwas herausnehmen können. Den Spaziergang können Sie jederzeit allein, mit Familie oder Angehörigen beginnen. Viel Spaß!

 

Auf unserer Homepage (www.kirchengemeinde-munster.de) und auf unserem YouTube-Kanal (Evangelische Kirchengemeinde Munster) gibt es immer auch Gottesdienste für zu Hause. Bitte nutzen Sie dieses Angebot gerne!

 

 

 

Link zum Gottesdienst am 3. Advent in der Friedenskirche Breloh mit Pastor i.R. Reinhold Schwind

https://youtu.be/1KZt-asDAwo

 

 

Andacht von Vikarin Julia Nikolaus

 

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes,

Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,

Im Namen Jesu Christi,

Du befreist uns zu neuen Wegen,

im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,

die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.

AMEN.

 

Lukas 1,68-79 (Übersetzung: BasisBibel

»Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er ist seinem Volk zu Hilfe gekommen und hat es befreit.

Er hat uns einen starken Retter gesandt,
einen Nachkommen seines Dieners David.

So hat Gott es von jeher angekündigt
durch den Mund seiner heiligen Propheten –

einen Retter, der uns befreit von unseren Feinden
und aus der Gewalt aller, die uns hassen.

Damit hat Gott auch unseren Vätern seine Barmherzigkeit erwiesen.
Er hat an den heiligen Bund gedacht, den er mit ihnen geschlossen hat.
Ja, er hat an den Eid gedacht, den er unserem Vater Abraham geschworen hat:

uns aus der Hand von Feinden zu retten.
Dann können wir ohne Angst Gottesdienst feiern –
heilig und nach seinem Willen, in seiner Gegenwart, solange wir leben.

Aber auch du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden.
Du wirst dem Herrn vorangehen
und die Wege für ihn bereit machen.

Du schenkst seinem Volk die Erkenntnis, dass der Herr es retten will
und ihm die Schuld vergibt.

Unser Gott hat ein Herz voll Erbarmen.
Darum kommt uns das Licht aus der Höhe zur Hilfe.

Es leuchtet denen, die im Dunkel und im Schatten des Todes leben.
Es lenkt unsere Füße auf den Weg des Friedens.«

 

Liebe Gemeinde,

haben Sie schon einmal ein Wunder erlebt? Ist Ihnen etwas passiert oder haben Sie etwas erlebt, was Sie sich beim besten Willen nicht erklären konnten?

Der Duden definiert ein Wunder als etwas Außergewöhnliches, das den Naturgesetzen und all unserer Erfahrung widerspricht. Weil wir so etwas noch nie erlebt haben und es uns nicht erklären können, schreiben wir es dann der Einwirkung einer göttlichen Macht oder anderen übernatürlichen Kräften zu. Dies sind Ereignisse, die großes Staunen erregen. Unter diese Definition fallen auch verschiedene Wunder und wundersame Erzählungen der Bibel: die Hochzeit zu Kana, bei der Jesus Wasser in Wein verwandelt; der Seewandel, bei dem er einfach über das Wasser spaziert; die Speisung der Fünftausend, bei der fünf Brote und zwei Fische von ihm vermehrt werden, sodass davon 5000 Leute satt werden.

Der heutige Predigttext, der Lobpreis des Zacharias, ist der Höhepunkt einer Wundergeschichte: Der Priester Zacharias lobt Gott in den höchsten Tönen, weil seine Frau Elisabeth ein Kind bekommen hat. Auch wenn die Geburt eines Kindes gewiss Anlass zur Freude gibt: Was ist so besonders an Elisabeth, Zacharias und ihrem Sohn Johannes, dass das Lukasevangelium ihre Familiengeschichte noch vor der Geburtsgeschichte von Jesus erzählt?

Der Evangelist berichtet, dass Elisabeth und Zacharias in Jerusalem lebten. Zacharias war Priester im Jerusalemer Tempel. Beide müssen ein gutes Leben gehabt haben. Mit seiner Anstellung ging eine gute Grundsicherung einher. Mittlerweile hatten sie ein höheres Alter erreicht und waren noch immer kinderlos. Lukas schreibt dies der Unfruchtbarkeit Elisabeths zu. Zacharias erscheint bei seinem Dienst im Tempel der Engel Gabriel. Richtig: das ist derselbe Engel, der Maria von ihrer Schwangerschaft berichtet, ihr die Geburt von Jesus verheißt. Zuvor verheißt er Zacharias: Als Erhörung ihrer Gebete erwarte Elisabeth, die eigentlich schon viel zu alt ist, einen Sohn, den die beiden Johannes nennen sollen! Berechtigterweise, wie ich finde, hat Zacharias daran so seine Zweifel. Er fragt zur Sicherheit noch einmal nach – sie sind ja wirklich schon älter. Doch Gabriel gefällt die Nachfrage nicht: vielleicht fühlt er sich von ihr in seiner Ehre als Bote Gottes gekränkt oder vielleicht will er auch noch einmal unterstreichen, dass er wirklich die Wahrheit sagt. Welchen Grund auch immer er dafür hat: er lässt Zacharias verstummen, sodass dieser bis zur Geburt des Kindes nicht mehr sprechen soll.

Elisabeth – die übrigens eine direkte Verwandte von Maria, der angehenden Mutter Jesu, ist – hat es auch nicht einfach mit den Neuigkeiten, die sie am eigenen Leib erlebt: sie verbirgt sich für ganze fünf Monate. Vielleicht tut sie das, weil sie es nicht recht glauben will und Angst um das lange ersehnte Kind hat. Vielleicht findet sie es auch komisch, in ihrem Alter noch ein Kind zu bekommen. Vielleicht freut sie sich auch so sehr, dass sie ihr Glück ganz allein mit ihrem (momentan stummen) Mann genießen und nicht mit anderen Menschen teilen will.

Die Geschichte setzt nach neun Monaten wieder ein: Elisabeth bekommt einen Sohn. Als dieser acht Tage alt ist, kommen ihre Verwandten und die Nachbarn zum Fest der Beschneidung zu Besuch. Traditionell wird an diesem Termin das Kind nicht nur beschnitten, sondern auch benannt. In damaliger Tradition, die sich auch heute noch in manchen Familien findet, wurden Namen weitervererbt: der Name des Vaters oder die Namen der Großväter wurden den Söhnen gegeben. Davon gehen die Besucher aus und wollen das Kind dementsprechend Zacharias nennen. Elisabeth aber verkündet den Namen Johannes, was alle verwundert, weil so noch niemand in der Verwandtschaft hieß. Zur Sicherheit fragen sie auch den stummen Zacharias. Er lässt sich eine kleine Tafel geben und schreibt darauf: „Er heißt Johannes!“ Das ist es, der wundersame Moment: Zacharias hat seinen Auftrag erfüllt, den der Engel ihm gegeben hat. Er hat einen Sohn bekommen und ihn Johannes genannt. Der Knoten platzt – seine Zunge wird befreit – Zacharias kann wieder reden. All die Worte, die sich über neun lange Monate in ihm aufgestaut haben platzen aus ihm heraus. Dieser Lobgesang ist der heutige Predigttext: Zacharias lobt und preist Gott in den höchsten Tönen für das Wunder seines Sohnes, mit dem er und Elisabeth gar nicht mehr gerechnet haben. Es ist nicht irgendein Kind: sie nennen ihn Johannes, was vom hebräischen יוחנן (jo-channan) kommt und übersetzt „Gott ist gnädig“ heißt. Wie passend: Gott hat diesem Paar im hohen Alter seine große Gnade und Güte erwiesen, indem er ihnen ein Kind geschenkt hat. Aber das ist nicht alles: Zacharias berichtet in seinem Lobgesang auch, was ihm der Engel noch über ihren Sohn verraten hat.

„Aber auch du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden. Du wirst dem Herrn vorangehen und die Wege für ihn bereit machen. Du schenkst seinem Volk die Erkenntnis, dass der Herr es retten will und ihm die Schuld vergibt.“ Was für eine riesige Aufgabe für ein so kleines Kind – doch genau so wird es kommen. Dieses kleine Baby, dieser Johannes, erhält später einen Beinamen, in Israel wird man ihn „Johannes den Täufer“ nennen. Im Gegensatz zu seinen Eltern kommt seine Geschichte nicht nur im Lukasevangelium, sondern in allen vier Evangelien vor. Er wird als der große Wegbereiter Jesu gesehen, der das Volk auf seine Heilsbotschaft vorbereitet. Außerdem treffen er und Jesus gleich zu Beginn der Evangelien am Fluss Jordan aufeinander, als Jesus durch Israel reist und Johannes ist derjenige, der ihn in den Wassern des Jordans mit den Wassern des Jordans tauft.

Auch wenn das kleine Baby Johannes zu einer so großen und wichtigen Gestalt heranwächst, soll es heute um das Wunder seiner Geburt gehen. Wenn wir zurückdenken an die Duden-Definition für ein Wunder sind eigentlich alle Kriterien erfüllt: es ist etwas Außergewöhnliches passiert, was eigentlich nicht hätte passieren können. Gott hatte etwas damit zu tun, er lässt seinen Engel die Schwangerschaft dem werdenden Vater verkünden. Die späte Schwangerschaft von Elisabeth und die Geburt von Johannes versetzen ihr Umfeld in Staunen. Der Duden kennt noch eine zweite Art von Wundern: das Wunder, was zwar das uns Gewohnte, das, was in unserem Leben üblich ist, übertrifft, was aber nicht zwangsläufig als direkter Eingriff Gottes in das Weltgeschehen interpretiert wird – man könnte sagen: innerweltliche Wunder. Etwas, was ganz besonders und außergewöhnlich ist und uns dadurch staunen lässt und für Verwunderung sorgt. Redensartlich kennen wir das, wenn wir von den „Wundern der Natur“ sprechen. Ganz persönlich habe ich das erlebt, als ich das erste Mal die Alpen gesehen habe und als ich das erste Mal in der Wüste wandern war. Völlig geplättet von der Schönheit dieser Welt, von der Schöpfung Gottes, stand ich da, habe gestaunt und wusste gar nicht, was ich sagen soll. Ein anderes Wunder der Natur, was ich in meinem Leben unbedingt noch sehen möchte, sind für mich z.B. die Nordlichter. Nicht nur in der Natur gibt es diese Art von Wundern: wir können sie genauso in unseren Mitmenschen entdecken. Auch diese Art von Wunder steckt für mich in der Erzählung von Zacharias, Elisabeth und dem kleinen Johannes: Ein älteres Paar, was trotz ihres höheren Alters noch ein Kind erwartet. Ein Mann, der gar nicht weiß, was er sagen soll, als er davon erfährt, dem es so richtig die Sprache verschlägt – sodass eine ganze Erzählung inklusive Engel um seinen Mutismus, um seine Stummheit entsteht. Dann sind da noch die Nachbarn und Verwandten, die nicht nur ein Wunder erleben, sondern sich auch selbst gehörig wundern: über die überraschende Schwangerschaft, über die Namenswahl für den Sohn, über den Lobgesang des Vaters, nachdem er so lange nicht gesprochen hat. Auch das gehört zu einem Wunder dazu – dass sich jemand über das Wunder wundert. Auch wenn ich noch kein großes, unerklärliches, gottgewirktes Wunder erlebt habe, das ist etwas, was ich andauernd tue: ich wundere mich. Darüber, dass es tatsächlich ein Leben nach dem Studium gibt; darüber, wie schön es in Munster und der Lüneburger Heide ist, obwohl ich vorm Vikariat noch nie von dieser Stadt gehört habe; darüber, wie Corona ein Land spaltet und es gleichzeitig in Fürsorge füreinander näher zusammenrücken lässt – und das trotz des Abstandes. Ich wundere mich darüber, dass nach so einem turbulenten Jahr, wie ich es noch nie erlebt habe, doch wieder die Adventszeit mit ihren Kerzen, dem Glühwein, den Plätzchen und der Besinnlichkeit um die Ecke kommt. Auch nach dem Trubel von 2020 darf ich wundernd an der Krippe stehen und das Wunder der Geburt unseres Erlösers feiern. Zu Folgendem lade ich Sie und euch herzlich ein: lasst uns die verbleibende Zeit des Advents zu einer wundersamen, wundervollen, wunderbaren Zeit machen. Lasst uns mit offenen Augen für die Wunder der Welt und für die Wunder Gottes durch unser Leben gehen. Lasst euch vom Weihnachtswunder verwundern!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

GOTT segne Dich und behüte Dich.

GOTTES Antlitz hülle dich in Licht, und sie sei dir zugeneigt.

GOTTES Antlitz wende sich Dir zu, und sie schenke Dir heilsame Ruhe.

AMEN.

 

Abkündigungen: Gottesdienste & Veranstaltungen

So, 13.12., 11:30 Uhr, St. Urbani: Taufgottesdienst (Pastor i.R. Schwind)

Jeden Di & Do bis Heiligabend, 18 Uhr, St. Martin: Adventliche Miniandacht

Mi, 16.12., 15 Uhr, St. Martin: Offene Kirche für Trauernde

So, 20.12., 10 Uhr, St. Urbani: Gottesdienst (Pastor Dr. Schoon-Janssen, Vikarin Nikolaus)

So, 20.12., 10 Uhr, St. Martin: Gottesdienst (Lektor Dr. Rogosch)

So, 20.12., Friedenskirche Breloh: kein Gottesdienst

So, 20.12., 14 & 16 Uhr, Friedenskirche: Bilderbuchkino (Kindermusicalteam)

Täglich: Offene Kirche in St. Urbani von 9-17 Uhr und St. Martin von 10-17 Uhr

Täglich, 19:30 Uhr: Corona-Läuten – die Glocken aller evangelischen Kirchen in Munster läuten. Es ist ein Zeichen der Solidarität in Zeiten der noch andauernden Corona-Pandemie. Und sie sind ein Aufruf an alle, sich die Zeit zu nehmen für ein Gebet. Auch Kerzen können ins Fenster gestellt werden.

Am 4. Advent, Heiligabend und den zwei Weihnachtsfeiertagen möchten wir Ihnen die Möglichkeit für einen Weihnachtsspaziergang bieten. Dazu können Sie im Kasten an der St. Urbani Kirche an den jeweiligen Tagen eine Art Rallye-Zettel entnehmen, der Sie bei dem Spaziergang leiten und begleiten soll. Wenn Sie den Angaben auf dem Zettel folgen, so können Sie und Ihre Familie an den Stationen kleine Boxen finden, aus denen Sie sich jeweils etwas herausnehmen können. Den Spaziergang können Sie jederzeit allein, mit Familie oder Angehörigen beginnen. Viel Spaß!

 

Weiterhin gibt es auf unserer Homepage www.Kirchengemeinde-Munster.de und auf unserem YouTube-Kanal „Evangelische Kirchengemeinde Munster“ immer auch Gottesdienste für zu Hause. Bitte nutzen Sie diese Angebote gerne!


 

 

Link zur Andacht in der Schafstallkirche am 2. Advent 2020

https://youtu.be/2RZzcdtzwjg

 

Andacht zum 2. Advent 2020, 6. Dezember 2020

von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern , bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. (Jakobusbrief 5, 7+8)

Liebe Schwestern und Brüder,

könnt Ihr es noch aushalten? Oder reißt Euch langsam der Geduldsfaden? Einige sehnen sich so sehr danach, wieder richtig unter Menschen sein zu können, ihre Enkelkinder in den Arm zu nehmen, Freunde zu treffen, zu feiern, fröhlich zu sein, miteinander einfach zu singen, oder unterwegs zu sein, wie sie es immer gewohnt waren. Das ist in diesem Jahr alles anders. So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern.

Wisst Ihr, wer das geschrieben hat? Vor fast 2000 Jahren? Ein Mensch, der sich als Jakobus ausgegeben hat (der wahrscheinlich gar nicht so hieß); der allgemein die damalige Christenheit ermahnen wollte zu einer Lebenshaltung und einem Lebensstil mit Christus als Vorbild: Also ein Leben in Armut, in der Gegenwart Gottes, ein Leben in gerechten Verhältnissen, wo jeder und jede ihren gerechten Lohn erhält für getane Arbeit, wo keiner Besitz anhäuft, der dann verrostet, verrottet oder von Motten zerfressen wird. Eine Lebensweise, wo weltliche Güter nichts bedeuten, wo es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf die barmherzige Tat.

Ich finde, dass wir genau diese Haltung seit Wochen und Monaten einüben können: Sich bewusst machen, was wichtig ist, was zählt und worauf es wirklich ankommt. 

Wie viele Menschen hatten sich verloren in oft unnötigen Stressfaktoren: Neben beruflichen Zwängen waren sie es gewohnt, auf einer Welle des Konsums zu schwimmen, der „normal“ erschien: Einkaufen, Urlaub machen, Feiern, möglichst VIEL aus seiner Zeit herauszuholen, nichts verpassen wollen, mithalten, mitreden, weil alle es so machen.

 

 

Die Coronabeschränkungen zwingen uns dazu, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Kollektiv! Alles verlangsamt sich. Wir werden auf uns selbst zurückgeworfen. Welch eine Chance! Welch ein Lichtblick, das eigene Leben zu überdenken und neu auszurichten. Ein Kind will nicht den dritten Adventskalender geschenkt bekommen, sondern gemeinsame Zeit erleben, in Ruhe Kekse backen, selbst etwas basteln, in echt spielen, in echt reden. Es freut sich über geschenkte Zeit, über Musik und Geschichten. Und das gilt genauso für Erwachsene.

So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. So der Jakobusbrief. Der Schreiber erwartet die baldige Wiederkunft Christi, die Gegenwart des Herrn, des Auferstandenen. Um das Jahr 100 unserer Zeitrechnung hofften die Menschen darauf. Da dieses Wiederkommen von Christus aber auf sich warten ließ, mussten sie Mut zugesprochen bekommen. Sie sollten weiter in Geduld ausharren und ihre Herzen stärken, festigen, und in der Zwischenzeit so leben, wie Christus es vorgemacht hat.
Wie können wir unsere Herzen stärken? Wie können wir uns fest machen in der Hoffnung? Uns in ihr verankern? Wie können wir geduldig werden?

 

 

 

 

 

 

Ich mache gerade die Erfahrung, dass Gottes Wort mir täglich gut tut. Ich halte jeden Tag einen Moment inne, mit einem Impuls aus der Bibel. Wenn Gottes Wort zu mir kommt, in mich eindringt und Raum einnimmt, wenn Gott gegenwärtig wird und ich den liebevollen Blick spüre, dann werde ich satt, werde ich ruhig, gestillt, gelassen, zuversichtlich und: GEDULDIG! Mein Aktionismus wird in ruhigere Bahnen gelenkt, und… es geschieht Wundervolles.

So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern denn das Kommen des Herrn ist nahe.  

Gott kommt! Gott ist schon unterwegs, wächst heran, nimmt Gestalt an und wird entbunden, um ganz bei uns sein zu können. Bereiten wir uns weiter darauf vor und üben wir uns in Geduld!

Amen.

 

Gebet : Du hast Geduld mit uns, ewiger Gott. Wir danken dir für den langen Atem, für die Barmherzigkeit, für die Liebe und das Glück. Du bist geduldig, Gott –

wir warten und werden ungeduldig. Wir hungern danach, dass die Krankheiten aufhören, dass die Infektionen enden, dass die Impfstoffe wirksam sind.    

Du bist geduldig, Gott - wir warten und werden ungeduldig. Wir wünschen uns, dass die Sterbenden in Frieden gehen, dass die Trauernden Trost finden, dass unsere Toten bei dir geborgen sind.

Du bist geduldig, Gott - wir warten und werden ungeduldig. Wir sehnen uns danach, dass Gerechtigkeit sich durchsetzt und die Mitmenschlichkeit, dass die Hungernden satt werden, dass die Notleidenden Hilfe
und die Entwurzelten Heimat finden.

Du bist geduldig, Gott - wir warten und werden ungeduldig,mit dieser Welt und den geltenden Machtverhältnissen, mit unseren Nächsten, mit uns. Du hast Geduld mit uns, ewiger Gott, und gibst uns deinen Atem. Komm mit deiner Barmherzigkeit und Liebe. Wir warten.               Komm!            Amen.

Es segne und behüte Dich Gott, die lebendige und liebevolle Kraft, Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

Trostmotette und letzter Sonntag im Kirchenjahr, Ewigkeitssonntag, 22. November 2020

Link zur Trostmotette zum Ewigkeitssonntag am 21. November 2020 in St. Urbani mit Kantor Daniel Heinrch, Magdalena Jorgas, Pastor Dr. Schoon-Janßen und Vikarin Nikolaus

https://youtu.be/PXQ7vuE1qE8

 

 

Gottesdienst mit Abendmahl – Ewigkeitssonntag, 22. November 2020

Von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Orgelmusik

Begrüßung :

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein.

Herzlich Willkommen zum Gottesdienst am letzten Sonntag des Kirchenjahres, zum Ewigkeitssonntag. Sie sehen hier schon den Tisch mit dem Kreuz, die kleinen Osterkerzen stehen bereit, wir wollen im Verlauf dieses Gottesdienstes unserer Verstorbenen gedenken, von denen wir in diesem Kirchenjahr Abschied nehmen mussten.

Wir wollen Gottes Wort hören, davon, dass Gott alles neu machen wird und daraus Hoffnung schöpfen.  

 

Wir feiern diesen GD nun im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und wie eine Mutter liebt, der uns die Tränen abwischen wird von unseren Augen,

im Namen Jesu Christi, dem Licht des Lebens, das für uns leuchtet,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns tröstet und stark macht. Amen.

 

Lied: EG 450,  1+4+5 Morgenglanz der Ewigkeit (vorgetragen mit gemeinsamer Textlesung mit Gemeinde)

1) Morgenglanz der Ewigkeit, / Licht vom unerschaffnen Lichte,
schick uns diese Morgenzeit / deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht / unsre Nacht.

2) Deiner Güte Morgentau / fall auf unser matt Gewissen;
lass die dürre Lebensau / lauter süssen Trost genießen
und erquick uns, deine Schar, / immerdar.

3) Gib, dass deiner Liebe Glut / unsre kalten Werke töte,
und erweck uns Herz und Mut / bei entstandner Morgenröte,
dass wir eh wir gar vergehn, / recht aufstehn.

5) Leucht uns selbst in jener Welt, / du verklärte Gnadensonne;
führ uns durch das Tränenfeld / in das Land der süssen Wonne,
da die Lust, die uns erhöht, / nie vergeht.

Wochenpsalm Psalm 126

 

Wir wollen den Wochenpsalm 126 der auf dem Zettel abgedruckt ist, im Wechsel beten. Ich bitte Sie und Euch mit den fettgedruckten Versen zu antworten:

Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.

2 Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein.

Da wird man sagen unter den Völkern: Der HERR hat Großes an ihnen getan!

3 Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.

4 HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland.

5 Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.

6 Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen

und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Kollektengebet (Wir sammeln uns zum Gebet (Geste des Aufstehens)

Wir kommen zu Dir, Gott des Lebens und der Liebe, in dir haben wir unseren Grund.

Du weißt, wie es in uns aussieht, du siehst, wie es uns geht: ob wir müde und erschöpft sind, traurig und dankbar, ob wir fragend und suchend unseren Weg ins Leben hinein tasten, du nimmst uns wahr.

Öffne unsere Sinne und Herzen für Dein Wort, sprich zu uns und schenke uns neue Lebendigkeit. Lass uns spüren, dass alles neu wird. Amen.

 

Lesung: Offenbarung 21, 1-7 (zugleich Predigttext)

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7 Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein. Amen.

Wir halten einen Moment inne-

Stille

 

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Melodie vom Lied: EG 147 Wachet auf 

Predigt : Offenbarung an Johannes 21, 1-7

Melodie von EG 588 Der Himmel geht über allen auf

Mitteilungen mit einer Kerze

Kollektenzweck

Kerzenanzünden mit Namen der Verstorbenen

Bei jedem Namen Kerzen anzünden lassen von Angehörigen. Tisch mit Kerzen steht vor dem Altar.

Wir hören nun die Namen aller Verstorbenen und zünden für jeden ein Osterlicht an. Wir denken an die Auferstehung Jesu Christi: Christus hat den Tod überwunden. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Wir stellen unser Erinnern in das Licht von Ostern. Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Sie können selber nach vorne kommen und für Ihren verstorbenen Angehörigen die Kerze anzünden. Wenn Sie es nicht tun möchten, machen wir das für Sie.

Melodie von: Meine Hoffnung und meine Freude (Taizé)

Gott, sei bei uns in unserer Trauer und tröste uns:

Vor dem Angesicht des Ewigen denken wir an:

Nennung der Namen

 

Melodie von: Meine Hoffnung und meine Freude (Taizé)

 

Gebet : Gott, so wie wir sind, wie wir uns heute fühlen, kommen wir zu dir.

Wir haben der Verstorbenen gedacht und legen sie dir ganz ans Herz.

Wir können nichts mehr für sie tun.

Schenke uns die Gewissheit, dass unsere Toten in deinem Frieden geborgen sind, dass wir sie lassen können!

Lass uns spüren, dass du uns zur Seite stehst und hilf uns, dir zu vertrauen, dass du mit uns fühlst und wir uns nicht ängstigen müssen!

Begleite und stärke uns, richte unseren Blick nach vorne,

und mach uns stark für alles, was kommt,

heute und in der kommenden Zeit!

Erbarme dich! Amen.

 

Lied: Möge die Straße uns zusammen führen (Mappe 819)

Erika spielt auf der Orgel/auf dem Stagepiano das Lied einmal durch, Christel liest den Text:

Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken

sein, sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der

Sonnenschein.

 

Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand; und bis

wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.

 

Führe die Straße, die du gehst, immer nur zu deinem Ziel bergab,

hab wenn es kühl wird warme Gedanken und den vollen Mond in dunkler

Nacht.

 

Hab unterm Kopf ein weiches Kissen, habe Kleidung und das täglich Brot;

sei über 40 Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt, du bist schon tot.

 

Bis wir uns mal wiedersehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt.

Er halte dich in seinen Händen, doch drücke seine Hand dich nie zu fest.

 

Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand; und bis

wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.

Erika spielt noch einmal die Melodie des Liedes durch.

Fürbittengebet

 

Gott, ewigreich, trostspendend,

wir bitten dich für alle,

die in diesen Tagen zu den Gräbern gehen

und dem Tod begegnen:

Gib ihnen den Mut, sich ihrer Trauer zu stellen,

damit ihre Freude in ihnen wachsen kann.

 

Wir bitten dich für alle, die Verlust und Abschied erfahren,

Trennung, Abschied von Vorstellungen, die uns lange begleitet haben,

eine Krankheit.

Gib all denjenigen die Zeit und den Mut ihren Zustand zu betrauern.

Schenk ihnen Menschen an ihrer Seite,

die es mit ihnen beweinen und beklagen, wie ein Kind.

 

Vielleicht ist dein Himmel ein Kleid, Gott,

in das wir hineinschlüpfen wie in eine zweite Haut.

Vielleicht wartest Du am Ufer eines Sees,

in den wir mutig springen müssen.

Vielleicht hast Du längst ein Zimmer bereit in deinem Haus

und wir wechseln nichts als die Räume.

 

Gott, lehre uns sensibel mit unseren Geschwistern umzugehen, die trauern.

Jede und jeder hat eigene Ängste und Schwächen.

Sei uns gnädig, wenn wir dabei Fehler machen.

 

Gott, wir bitten dich für die Nächsten,

die du aus unserer Mitte abrufen wirst, und für uns alle:

Stärke und erhalte uns in deinem Dienst,

wecke und mehre in uns die Liebe

und führe uns zum ewigen Leben.

 

Wir vertrauen dir in einem Moment der Stille an, was uns bewegt…

STILLE-

Vaterunser im Himmel...

Sendung und Segen

Orgelmusik

 

 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

ich habe ein paar Herbstblätter mitgebracht: Sie waren im Frühjahr aus den Zweigen eines Baumes herausgesprossen, voller Kraft sind sie ins Licht gedrungen und haben sich entfaltet. Wurden durchströmt von Kraft, waren gut versorgt durch den festen Stamm und die Zweige.

Man kann auch jetzt noch ihre Adern sehen, ihre Lebenslinien.

Jedes Blatt ist ganz verschieden, ganz besonders, einzigartig.

Sie hatten ihre Lebenszeit, ihre Aufgabe, haben durch ihr Wachstum dem Baum gutgetan und ihn am Leben erhalten.

Sie haben viel mitgemacht, haben alle Wetterlagen erlebt, wurden hin und her geweht. Als es gar nicht mehr ging, mussten sie sich lösen, vom Ursprung, sie fielen herab, ohne zu wissen, wo sie landen werden. Sie erreichten wieder die Erde und damit ihren Ursprung, denn durch Wind und Wetter und Vorgänge im Boden zerbröseln sie (Blatt in der Hand zerbröseln), vergehen sie und verwandeln sich, werden zu neuer Erde, aus der neues Leben hervorgehen wird.

Liebe Gemeinde, das Sinn-Bild vom Blatt und dem Baum ist ein Versuch, verständlich zu machen, was kaum zu verstehen ist: Das Leben, das Vergehen, das Sterben und das Neuwerden, -> die Auferstehung vom Tod! Die Hoffnung, dass nach dem Dunkel des Todes neues Leben aufbricht, durch und bei Gott.

Heute denken wir an unsere Verstorbenen, wir denken an ihr Sterben, an den Tod. An das, was zu Ende gegangen ist. Was zerbröselt ist, wie ein Herbstblatt.

Was kann uns trösten?!

Johannes in der Offenbarung, im letzten Buch der Bibel beschreibt, wie Gott alle Tränen abwischen wird, wie ein Vater oder eine Mutter ihrem Kind die Tränen abwischt, wenn es weint und Kummer hat. Johannes schreibt: Der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!

Ist das ein Trost? Können wir daraus Kraft schöpfen? Dass alles neu wird? Dass durch den Tod hindurch etwas Neues anbricht?

Als ChristInnen glauben wir an die Auferstehung Jesu. Nach seinem Tod am Kreuz wurde er in die Grabhöhle gelegt. Jesu Freund*innen blieben traurig, leer, entsetzt und erschüttert zurück, ihre Hoffnung war zerbröselt wie diese Herbstblätter. Und was passierte dann?

Am dritten Tag war die Grabhöhle leer. Und die Freundinnen und Freunde Jesu haben ihn als Auferstandenen gesehen, sogar berührt, ihn gehört, ganz lebendig, ganz tröstlich. Es war nicht alles hoffnungslos vorbei. Sie wurden in ihrer grenzenlosen Trauer getröstet. Denn ihr verstorbener Freund war plötzlich präsent, auf wundersame Weise, er konnte ihnen nahekommen, ihnen begegnen, ihnen zuhören und mit ihnen reden, in ihren Alltag, in ihre Traurigkeit hinein. Er teilte sogar das Brot, aß mit ihnen und schenkte Gemeinschaft und dadurch Trost. Nicht alles vorbei, anders ging es weiter.

Das Kirchenfest, das dieses Ereignis feiert, ist Ostern. An diesem Herbsttag heute möchte ich an Ostern erinnern! An das Fest der Auferstehung.

Als Menschen, die im Vertrauen auf Gott leben, haben wir dieses Ereignis im Rücken, als Rückenstärkung sozusagen.

Deswegen brennt das ganze Jahr über die Osterkerze, die in diesem Jahr etwas klein geraten ist und schon ein Stück weit niedergebrannt ist. Diese von Konfirmand*innen gestaltete Osterkerze haben wir auch in diesem Jahr am Ostermorgen in die Kirche getragen. Wir haben das wegen Corona ohne Euch als Gemeinde machen müssen. Wir haben ein Video gedreht und es ins Netz gestellt, um möglichst vielen Menschen daran Anteil zu geben. Es ist auf unserer Homepage www.kirchengemeinde-munster.de unter dem Link: Gottesdienst zu Hause abzurufen.

Heute klingt die Osterbotschaft von der Neuwerdung durch, wenn wir die Offenbarung des Johannes hören. Der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen. Siehe, ich mache alles neu! … ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Die sich nicht unterkriegen lassen, werden das ererben, ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Sohn und Tochter sein.

Gott verspricht in enger Beziehung zu uns Menschen zu sein. ER ist da, Gott nimmt jede Träne von uns wahr, keine wird umsonst geweint, er wird sie abwischen von unseren Augen. Egal wo wir sie vergießen, ob zu Hause oder im Wald, auf dem Friedhof oder an den Orten, die wir geteilt haben mit dem geliebten Menschen, der nun fehlt. Ob allein oder mit anderen. Gott ist da, sieht uns liebevoll an und wird alles neu machen, wird das Alte verwandeln zu Neuem.

 

Liebe Gemeinde, das Erste ist vergangen! Es wird alles neu!

Was ist bei Euch/bei Ihnen im letzten Jahr vergangen, für immer anders geworden, schmerzhaft anders? Welchen Verlust musstet ihr hinnehmen, der so weh tut, dass in euch selbst etwas mitgestorben ist. Wo habt ihr die Grenze des Lebens kennenlernen und erleiden müssen? Wo zerbröselten eure Hoffnungen wie altes Laub?

Die meisten von Euch/von Ihnen befinden sich noch mitten im ersten Trauerjahr, wo alles verändert ist, alles neu, ungewohnt, alles zum ersten Mal ohne den geliebten Menschen. Zum ersten Mal Advent und Weihnachten, Geburtstage, Jubiläum, Ostern, Erntedank, Familienfeste, alles ohne sie / ohne ihn. Und unsere Gedanken sind doch voll von der Person, die ganz plötzlich oder langsam durch Krankheit oder Altersschwäche nicht mehr leben konnte. Ihr geht durch diese Trauerzeit und findet euren eigenen Weg, mit der Trauer umzugehen.

Liebe Gemeinde, was bleibt, was trägt in diesen schweren Erfahrungen? Zum einen die Dankbarkeit über gemeinsames, gelebtes, erfülltes Leben, die leuchtenden Erinnerungen an geteilte Zeit, die nicht genommen werden können. Sie wärmen und stärken, auch wenn sie gleichzeitig weh tun.

Zum anderen ist da die Hoffnung, dass wir miteinander in Verbindung bleiben durch die Liebe. Denn Gott ist die Liebe und wir können aus dieser Liebe nicht herausfallen. Gott sieht uns an wie eine Tochter, wie ein Sohn.  Sie ist da! Sie gibt Halt und Struktur, ist das A und das O, schenkt den Grund, auf dem wir stehen. Und hält uns verbunden mit denen, die wir geliebt haben und weiter lieb behalten. Unsere Liebe zu unseren Verstorbenen hört durch den Tod nicht auf. Sie ist stärker als der Tod.

Wer sich nicht unterkriegen lässt, der wird das erleben. Der wird spüren, dass da ein Licht aufleuchtet, dass der Weg weitergeht und irgendwann zum Ziel führt. Der wird erleben, dass der Himmel aufgeht, inmitten der Zeit.

 

Liebe Gemeinde, ich wünsche Euch, dass Ihr heute am Ewigkeitssonntag spüren könnt, dass alles neu wird mitten im Schmerz über die Vergänglichkeit; dass Ihr beim Gang zum Grab oder beim nächsten Waldspaziergang das Herbstlaub unter euren Füßen spürt und riechen könnt. Dass dann in euch die Gewissheit aufleuchtet, dass nach dunklen Wochen des Loslassens und des Vergehens und des Schmerzes neues Leben aufbrechen wird.

 

Amen.

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Andacht zum Volkstrauertag, 15. November 2020 von Vikarin Julia Nikolaus

Wir feiern unsere Andacht im Namen Gottes,

Gott, Du bist unsere gemeinsame Quelle,

Im Namen Jesu Christi,

Du befreist uns zu neuen Wegen,

im Namen der heiligen und heilenden Geisteskraft,

die uns alle verbindet. Sie sei mit uns.

AMEN.

Liebe Gemeinde,

kennen Sie Martin von Tours? Vielleicht ist er Ihnen unter diesem Namen noch nicht untergekommen, aber sicherlich unter seinem heute geläufigeren Rufnamen „Sankt Martin“. Am vergangenen Mittwoch jährte sich erneut der Tag, an dem nicht nur in der evangelischen und katholischen Kirche, sondern auch in den orthodoxen und der anglikanischen Kirche seiner gedacht wird – am 11. November 397 verstarb Martin von Tours. Ursprünglich ihm zu Ehren ziehen jedes Jahr singende Kinder mit brennenden Laternen durch die Straßen, wenn auch in diesem Jahr das Singen an den Türen und die Martins-Süßigkeiten Corona zum Opfer fallen mussten. Die Tradition des Martingehens mit Laterne geht dabei entfernt auf die Lichterprozession zurück, mit der sein Leichnam nach seinem Tod nach Tours zu seiner Grabstätte überführt wurde. Die Laterne wird aber häufig auch umgedeutet als das Licht, welches Helligkeit in das Grau des Novembers bringt und für die Hoffnungsflamme in der Dunkelheit steht. Ein Licht, welches sich mit den Weihnachtsdekorationen im Dezember vervielfacht und zum großen, strahlenden Licht des Weihnachtsfestes mit all seinen Kerzen, Lichterketten und Weihnachtspyramiden mitten im dunklen Winter anwächst.

Martins Vater war ein römischer Offizier und selbst Heide. Er erkannte aber, dass es auch beruflich Vorteile hatte, Christ zu sein. Deshalb wurde Martin mit 10 Jahren zum Taufunterricht angemeldet und war sehr fasziniert vom Christentum und vor allem von der Hingabe der Mönche, mit der sie ihr enthaltsames Leben lebten. Doch zunächst war sein Lebensweg noch durch den Beruf des Vaters vorgegeben: Als Sohn eines Militärtribuns und Veteranen verpflichtete ihn das Gesetz dazu, 25 Jahre in der Armee zu dienen. Schon im Alter von 15 Jahren wurde er deswegen eine Leibwache von Kaiser Konstantin II., dem Sohn von Konstantin dem Großen, in Mailand. Schon bald bat er um eine verfrühte Entlassung aus dem Militärdienst, weil er lieber ein „Soldat Christi“ als ein Soldat des Kaisers sein wollte. Dies wurde ihm lange verweigert und er verließ erst nach seiner 25-jährigen Dienstzeit mit 40 Jahren das Militär und zog sich als Einsiedler in der Nähe von Genua zurück. Da sich viele Nachfolger trotz oder gerade wegen dieser Lebensweise als Einsiedler um ihn scharrten, gründete er nur fünf Jahre später das erste Kloster des Abendlandes in Frankreich, wo er und seine Anhängerschaft sich als Mönche niederließen und welches noch bis heute besteht. Seine zweite Klostergründung in der Nähe von Tours – der Ort, nach dem er benannt ist – folgte dann rund 15 Jahre später. Hier wurde Martin auch wegen seiner zahlreichen Auszeichnungen im Dienst für die Kirche zum Bischof geweiht. Doch trotz dieses hohen Amtes wohnte er lieber in den Holzhütten des wachsenden Klosters vor der Stadtmauer als in einer luxuriöseren Unterkunft in der Stadt.

Diese kurze Schau auf Martins Biografie zeigt, dass sein entschiedenstes Wirken für das Christentum – trotz des frühen Interesses – eigentlich erst nach seinem Militärdienst begann. Dennoch stammt die bekannteste Legende über Martin aus seinen früheren Jahren beim Militär: Als Soldat kam Martin viel herum, er zog häufig hoch zu Ross von Stadt zu Stadt. Die Stadtbevölkerung schaute auf zu den hoch erhoben thronenden Soldaten, wenn diese in die Stadt kamen. Vielleicht war diese besondere Position auch etwas, was dem jungen Martin gefiel – wenn die Leute so zu ihm aufschauten. Doch bei einem solchen Einritt in eine Stadt muss etwas anderes geschehen sein. Der Legende nach soll es in einem kalten Winter mit starkem Schneefall gewesen sein, dass Martin beim Einritt in eine neue Stadt einen jungen Mann im Schnee erblickte. Dieser saß mit nur wenig Kleidung am Körper im Schnee und fror ganz furchtbar, vielleicht war er schon kurz vorm Erfrieren. Da stieg Martin herab vom Pferd, zerschnitt seinen Soldatenmantel und wickelte den Mann in die eine Hälfte und nahm ihn wahrscheinlich auch noch mit ins Warme.

Die Geschichte von St. Martin ist ein Beispiel dafür, wie ein Mensch einem anderen Gutes tun kann und dabei nicht nur seinem Nächsten, sondern dadurch Gott dient. Davon spricht auch das Evangelium des heutigen Sonntags:

Evangelium : Matthäus 25, 31-46

Daraus die Verse 34-40:

34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 35 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. 36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? 39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

 

Mit der Geschichte Martins und dem Evangelium im Hinterkopf stellt sich schnell die Frage, was das heute für uns bedeuten kann. Wie können wir auf diese Weise Gottesdienst durch den Dienst an unserem Nächsten tun? Gerade zu Weihnachten finden sich viele Projekte, bei denen man sich beteiligen kann: Weihnachten im Schuhkarton, die Aktion „Weihnachtsfreude im Gefängnis“ vom Schwarzen Kreuz oder auch der alljährliche Spendenaufruf von Brot für die Welt. Neben diesen Aufrufen zu Geld- und Sachspenden beginnt dieser Dienst bereits im Kleinen: mit Nachbarschaftshilfe, wenn man der Nachbarin in Zeiten von Corona etwas vom Einkaufen mitbringt, mit einem aufmunternden Wort (oder nach Corona auch mit einer Umarmung) für das Enkelkind, bei dem es gerade in der Schule nicht gut läuft oder mit einem Lächeln für den Autofahrer, der abgehetzt auf dem Heimweg von der Arbeit ist und einen an der Kreuzung den Vortritt lässt. Auch dies ist bereits Gottesdienst – ein Dienst am Nächsten und damit ein Dienst für Gott!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

GOTT segne Dich und behüte Dich.

GOTTES Antlitz hülle dich in Licht, und sie sei dir zugeneigt.

GOTTES Antlitz wende sich Dir zu, und sie schenke Dir heilsame Ruhe.

AMEN.

 

Ihre

Vikarin Julia Nikolaus

 

Andacht zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, 8. November 2020 von Pastorin Müller-Bilgenroth

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lesung aus 1. Thessalonicherbrief 5, 1-6

 

1 Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; 2 denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. 3 Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen. 4 Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. 5 Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. 6 So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.

 

Liebe Gemeinde,

der Apostel Paulus appelliert an die ersten Christ*innen in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki, zu Friedensstiftern zu werden, sich gewahr zu werden, dass sie zum Licht und zum Tag gehören und den Mächten der Finsternis zu trotzen. Es ist der älteste Brief von Paulus um 50 nach Christus herum geschrieben. Jesus war schon ca. 20 Jahre tot und noch nicht wiedergekommen. Die Erwartung der ersten christlichen Gemeinden, dass der Menschensohn wiederkommen und das Reich Gottes vollenden würde, war ganz präsent aber noch nicht erfüllt worden. Viele warteten noch. Denn es war DIE christliche Hoffnung: Der Tag des Herrn- Die Wiederkunft des Menschensohnes-

    • Jesus kommt wieder, der Sohn Gottes kehrt zurück und vollendet das Friedensreich Gottes, das Himmelreich, eine Dimension, in der Raum und Zeit aufgehoben sind, wo alles in einem paradiesischen Zustand zurückkehren wird, zurück zum Ursprung, zurück zum Ziel!

Hat jemand unter uns solch eine Vorstellung? Solch eine Hoffnung? Das ist einerseits sehr verheißungsvoll und andererseits auch erschreckend:

Der Tag des Herrn wird über Nacht kommen, sogar „wie ein Dieb in der Nacht“, überraschend, unbemerkt, unvorbereitet, mit der Ungewissheit, was er uns nehmen wird! Mich versetzt das in größte Unruhe, denn das heißt ja, dass selbst wir Kinder Gottes, die im Licht stehen, nicht sicher sein können, „davon zu kommen“.

Gerade wenn auf politischer Ebene „Friede und Sicherheit“ versprochen werden, so ist es keinesfalls sicher und gewährleistet, dass nicht doch über Nacht, plötzlich und unerwartet und überraschend alle sicherheitspolitischen Systeme anfällig und hinfällig werden. Wie Wehen eine Schwangere überfallen und sie nicht anders kann als da durch zu müssen, so versagen oft die weltlichen Sicherheitsvorkehrungen. Attentate wie in den letzten Wochen zeigen uns das auf grausame Weise.

Ja, liebe Gemeinde, auch WIR können uns nicht in Sicherheit wiegen, wir sind nicht automatisch auf der sicheren Seite und könnten uns zurückziehen und einrichten in einer Sicherheit. Dann hätten wir Glaube und Vertrauen nicht verstanden.

Auf Gott zu vertrauen, an Gott zu glauben, mit Gott zu rechnen heißt doch: Sich der Realität zu stellen und alles los zu lassen! Nichts mehr, aber auch gar nichts festhalten zu können! Jeden Kontrollzwang aufzugeben. Wie ein Sprung vom Dreimeterbrett in das Schwimmerbecken, im Vertrauen darauf, dass das Wasser uns auffängt und trägt. Wir haben auch da keine absolute Sicherheit, wir springen, wenn wir den Mut haben, es zu wagen! Wenn wir Risiko eingehen und davon ausgehen, dass es schon gut gehen wird.

Wir gehören durch die Taufe, als Kinder Gottes zum Licht, zum Tag! Uns scheint das Licht ins Gesicht, das Licht des Lebens, das Licht der Liebe, warm, stärkend und hoffnungsvoll.

Das richtet uns auf, das macht uns zu aufrichtigen und standhaften Menschen, die wissen, von wem sie abhängen: Von einem Gott, der den Frieden will, der die Welt mit Liebe durchflutet hat und durchfluten will, bis zur letzten Konsequenz. Gott hat dafür alles in Kauf genommen und hat das Licht ein für alle Mal über das Dunkel siegen lassen. Durch Christi Auferstehung am dritten Tag! Gott hat seinen Sohn aufgeweckt vom Tod. Und wir als „kleine“ Christusse haben Anteil an diesem Ereignis der Auferweckung vom Tod, von der Dunkelheit ins Licht. Schon jetzt, auch wenn die große Wiederkunft Christi weiter aussteht.

Lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein .

Einer, der das selbst gelebt hat, der alles losgelassen hat, um wachsam und nüchtern und konzentriert zu sein, war Mahatma Gandhi. Er hat mit seinem eigenen Leib und Leben vorgelebt, wie Gerechtigkeit und Frieden sich durchsetzen können, und zwar auf gewaltlosem Wege. Spirituell durchdrungen von Gottes Liebe, im Einklang mit allem, was lebt, hat Gandhi fast ein halbes Jahrhundert lang Zeichen gesetzt und weltweit Spuren hinterlassen, die wir bis heute weitertragen, von denen wir hören und sie bedenken können. Auch Nelson Mandela hat sich durch ihn inspirieren lassen. Und Martin Luther King, beides Kämpfer für die gewaltfreie Überwindung von Rassentrennung und -diskriminierung. Wir können Gandhi als Beispiel heranziehen, wie Frieden sich in einer ungerechten Welt ausbreiten kann, wie Befreiung von Unterdrückung aussehen kann. Er hat immer wieder jedeN einzelneN ermutigt, zu handeln, mit dem eigenen Tun dafür einzustehen. Ihm ist es gelungen, während seines langen Lebens Menschen zu mobilisieren, für ihre Rechte gewaltfrei zu demonstrieren und Lebensgrundlagen zu ändern.

Lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein .

Wir sind aufgeweckt, aufgeweckte Menschen, die in Verbindung stehen zu einem Gott, der vom Tod, von der Dunkelheit auferstanden ist! Das macht was mit uns, das weckt uns schon jetzt auf, macht uns wach und aufmerksam für alles, was um uns herum geschieht.

Als Christinnen und Christen heute brauchen wir Beispiele lebendiger Friedensstifter, die Mut machen, in dieser inneren Haltung der Wachsamkeit zu sein und damit auch äußerlich Zeichen zu setzen und Spuren zu hinterlassen. Es ist bewundernswert, wie viele Bürgerinitiativen es gibt, um für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen. Menschen, die aufgrund ihrer Überzeugung und ihres Vertrauens aktiv Verhältnisse ändern und gerechter machen, die einfach anfangen und in kleinen Schritten vorangehen.

Liebe Gemeinde, als Kinder Gottes können wir uns nicht in Sicherheit wiegen, aber das Vertrauen haben, dass wir im Licht stehen. Daraus erwächst unser Auftrag, dieses Licht weiterzugeben. Mit unserer kleinen Kraft, aber voller Mut lasst uns in diesen Sonntag und in die neue Woche gehen, allen Herausforderungen zum Trotz; lasst uns das Licht spüren, das uns entgegenstrahlt, wärmend, stärkend und hoffnungsvoll.

Amen.  

 

Lied: Sonne der Gerechtigkeit, EG 262

 

1. Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann.
Erbarm Dich, Herr!

2. Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit,
dass sie deine Stimme hört, sich zu deinem Worte kehrt.     
Erbarm Dich, Herr!

3. Schaue die Zertrennung an, der sonst niemand wehren kann; 
sammle, großer Menschenhirt, alles was sich hat verirrt.
Erbarm Dich, Herr!

 

4. Tu der Völker Türen auf; deines Himmelreiches Lauf
hemme keine List noch Macht. Schaffe Licht in dunkler Nacht!
Erbarm Dich, Herr!

6. Lass uns deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft suchen, was den Frieden schafft.  Erbarm Dich, Herr!

Text: C. David 1741/C.G.Barth 1827/J.C.Nehring 1704/Ökumenische Fassung 1973; Musik: 1467/1556

 

Es segne und behüte dich, Gott, die lebendige und liebevolle Kraft, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Andacht zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 1.11.2020

von Pastor Dr. Schoon-Janßen

Predigtgedanken zur Reformation

 

Der Predigttext, den ich meinen Gedanken zum Reformationsfest voranstellen möchte, steht im alttestamentlichen 5. Buch Mose in Kapitel 6, die Verse 4-9 und lautet folgendermaßen:

 

4   Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer.

5   Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen

7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du im Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore. Amen.

 

Liebe Leserinnen und Leser!

In der Konfirmandenmappe, mit der ich im Unterricht häufig arbeite, steht ein kleines Konfi-Quiz zum Thema „evangelische Kirche“, das ich vor einiger Zeit mit meiner Konfirmandengruppe gemacht habe.

 

Eine der ersten Quizfragen lautet:

„Was wollten Martin Luther und die anderen Reformatoren mit der Reformation erreichen?“

Möglichkeit A:

Ging es um die Gründung einer neuen Kirche?

Möglichkeit B:

Ging es um die Absetzung des Papstes?

Möglichkeit C:

Ging es um eine Erneuerung der damaligen

Kirche?

Viele Konfis tippten auf Möglichkeit A:

Gründung der evangelischen Kirche nämlich…

 

Sie waren dann ein wenig überrascht, dass es Martin Luther genau darum eigentlich ja gerade nicht ging!

Er wollte einige Missstände in der damaligen katholischen Kirche, zu der er selbst ja natürlich auch gehörte, abschaffen, damit die Bibel in der Verkündigung wieder mehr Gewicht bekommen sollte.

Erst als man ihn als Ketzer bezeichnete und er für vogelfrei erklärt wurde, so dass jedermann ihn ohne Strafe hätte töten dürfen, erst da begann er, den Gedanken an eine andere, erneuerte Kirche neben der katholischen Kirche ernsthaft zu denken…  Und so geschah es dann am Ende auch; die Idee war aber eigentlich eine andere gewesen…

Deshalb ist es auch nicht gut, wenn man den Reformationstag als evangelischen Triumpf-Tag feiert, der sich gegen andere Konfessionen oder Religionen richtet.

Der Reformationstag soll vielmehr ein Tag sein, an dem man miteinander überlegt, wie wir vor Gott in unserer Gesellschaft so leben können, dass er jetzt oder später sagt: „Siehe, es ist sehr gut, wie die Menschen das hier machen!“

So soll das Reformationsfest uns also nicht von anderen Menschen, denen Gott etwas bedeutet, trennen, sondern uns mit ihnen verbinden.

Uns Evangelische mit den anderen Christen: mit Katholiken, Freikirchlern, Orthodoxen und Anglikanern z.B.; aber auch ganz besonders mit unseren muslimischen und ebenfalls mit unseren jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen…

Und wenn Anschläge gegen Synagogen oder Moscheen stattfinden, dann ist das für uns genauso verabscheuungswürdig wie die Ermordung von Christen-menschen in einer Kirche in Frankreich.

 

Die Reformation soll uns gottesfürchtige Menschen also nicht voneinander trennen.

Das ist an einem Reformationstag ganz wichtig zu hören!

Und wenn der bei uns nun seit drei Jahren auch als staatlicher Feiertag gilt, heißt das ja nicht, dass er nur für Evangelische da ist, sondern:

Es ist ein Feiertag für alle Bürger und bietet allen Menschen z.B. in Niedersachsen, die Chance, aus dem Arbeitstrott mal ein bisschen herauszukommen und ganz entspannt darüber nachzudenken, was für unser aller Zusammenleben wohl hilfreich sein könnte…

Was aber gibt uns der Reformationstag an guten Impulsen hierfür mit auf den Weg?

Da können wir sehr gut mal in unserem heutigen Predigttext, einem der berühmtesten Grundtexte des jüdischen Glaubens überhaupt, dem sog. Sch´ma Jisrael, nachschauen: Und dort steht:

Wir sollen beachten, dass es nur einen einzigen Gott gibt, und den sollen wir lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all unserer Kraft.

Jesus hat dieses Wort aus dem Alten Testament später übernommen, als ihn jemand fragte, was denn wohl das höchste Gebot sei.

Da hat Jesus geantwortet: Das höchste Gebot ist das:

„Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“.

 

 Das andere ist dies: „Du sollst deinen Nächsten („deinen Mitmenschen“) lieben wie dich selbst.“  Damit zitiert Jesus auch wieder aus dem AT: 3. Mose 19,18.

Er erfindet also nicht Neues, sondern fügt zwei alte jüdische Traditionen,

die ihm beide sehr wichtig sind, direkt zusammen, so dass man noch besser merkt, wie eng diese Dinge zusammengehören:

Die Liebe zu Gott (!), die Liebe zu sich selbst(!) und die Liebe zum Mitmenschen (!), die man alle drei als gläubiger Mensch niemals voneinander trennen sollte…

Wir sollen also Gott lieben und loben und unsren Nächsten lieben wie auch uns selbst natürlich!

 

All dies, so sagt es der Predigttext, sollen wir auch unseren Kindern und Kindeskindern einschärfen, damit sie es niemals vergessen, und niemals Menschen unterstützen oder gar in Ämter wählen, die etwas Anderes vorhaben:

die z.B. Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Religion ausgrenzen oder ihnen weniger Recht geben wollen als anderen Menschen…

 

Am Ende unseres Predigttextes steht:

Wir sollen über die Weisungen Gottes nicht nur unseren Kindern gegenüber sprechen, sondern auch in der Öffentlichkeit, wenn wir z.B. unterwegs sind…

Martin Luther hat tatsächlich von dem biblischen Anliegen des AT, der heiligen Schrift der Juden also, manches in der Reformation ganz klar mit aufgenommen.

So fand er z.B. die 10 Gebote, die Moses von Gott bekommen hatte, sehr, sehr gut und hat sie in seinem Katechismus ausführlich erklärt und den Menschen als Hilfe für ein christliches Leben doch aller-wärmstens empfohlen.

Und auch etwas Anderes aus der jüdischen Tradition hat er gut weiterentwickelt.

Auch das kam neulich in dem Konfi-Quiz als wichtige Frage mit vor.

Und auch da war die richtige Antwort für viele Konfis recht überraschend.

 

Die Frage aus dem Quiz lautet:

„Was unterscheidet den Pastor bzw. die Pastorin in der evangelischen Kirche von den anderen Christen?“

Möglichkeit A:

Nur der Pastor / die Pastorin darf den Gottesdienst halten!

Möglichkeit B:

Er bzw. sie muss ehelos leben!

Möglichkeit C:

Es unterscheidet ihn oder sie nichts von den anderen; er bzw. sie hat nur eine besondere Ausbildung!

Nein: Der Pastor ist nicht heiliger als die anderen!

Evangelische Pastoren und Pastorinnen sind normale Menschen.

Ja: Auch andere Christen, die die eine oder andere Fortbildung dafür gemacht haben, dürfen bei uns Gottesdienste leiten, z.B. Lektoren oder Prädikantinnen, oder auch Leute, die Diakone oder Diakoninnen sind, mancherorts auch die Religionslehrer oder die ehrenamtlichen Kirchenvorstandsmitglieder.

In der evangelisch-lutherischen Kirche gilt grundsätzlich das Priestertum alle Gläubigen. Darum ist Antwort „C“ richtig!

Jeder Christenmensch kann und soll sich auch selber Gedanken über Gott und die Welt machen und diese Gedanken sehr gerne auch mit anderen austauschen.

Deshalb ist es in der evangelischen Tradition so wichtig, dass möglichst jeder Christ eine gut verständliche deutschsprachige Bibel in Besitz hat und darin möglichst auch regelmäßig liest.

 

Wir alle – nicht nur die Pastoren und Pastorinnen –sind aufgerufen, sich etwas Gutes für das Miteinander der Menschen und der Religionen in unserem Land auszudenken und diese Gedanken in und nach der Kirche miteinander zu teilen. Das ist ganz allgemein wichtig und in Zeiten der Pandemie ganz besonders!

Amen.

 

Gebet:

Herr, unser Gott, wie gut, dass es dich gibt!

Sei und bleibe bei uns in diesen schwierigen Zeiten!

Hilf uns zu einem guten Miteinander über Konfessions- und Religions-Grenzen hinweg!  Gib uns gute Ideen für die Zeiten, die wir nun wieder vermehrt zu Hause verbringen müssen, und lass uns die Zeit nutzen, gut auf postalischem, telefonischem oder elektronischem Weg miteinander in Verbindung zu

bleiben…

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden!

Unser tägliches Brot gib uns heute und

vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern!

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen,

denn dein ist das Reich und die Kraft und

die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

Es segne und behüte Sie und Euch der dreieinige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

 

 

Gedanken zum Sonntag, 25. Oktober 2020, 20. Sonntag nach Trinitatis

Von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Das sind die letzten Worte des Matthäusevangeliums, der letzte Satz, den der auferstandene Christus noch los wird, bevor er dann verschwindet, damit der Heilige Geist sich ausbreiten kann. Ein Satz, der bei jeder Taufe gesprochen wird, weil er Teil des Taufbefehls ist.

Liebe Schwestern und Brüder, heute möchte ich, außer der Reihe, mit diesem Satz unsere Frohe Botschaft über diese „Papier-Andacht“ zu Ihnen nach Hause schicken. Die frohe Botschaft vom Leben, das sich durchgesetzt hat und über Zerstörung, Chaos und sogar Tod gesiegt hat. Kann Sie das stärken oder trösten angesichts der tragischen Nachrichten, der steigenden Infektionszahlen auch bei uns in Deutschland, der nicht enden wollenden Kriege, der Toten im Mittelmeer, die diese Woche wieder zu beklagen sind, angesichts der Erkenntnis, dass die Polkappen wirklich am Schmelzen sind wie niemals zuvor? Die Polarstern, die vorletzte Woche zurückgekehrt ist nach Bremerhaven und ein Jahr im Eis festgesetzt war und Forschungen betrieben hat, bringt evidente Beweise für den Klimawandel mit.

Wie können wir weiter leben, mit diesen Herausforderungen, mit den großen und den ganz privaten. Jeder und jede hat ihr Päckchen zu tragen und kämpft oder schleppt sich Tag für Tag durch. Auf „Durchzug“ schalten ist nicht angebracht, alles verleugnen, um es nicht wahrhaben zu müssen auch nicht.

Wir müssen den Tatsachen ins Gesicht sehen und kreativ überlegen, was möglich ist, was in unserer Macht steht, was jeder und jede von uns bewirken kann, was in den großen Zusammenhängen anders gemacht werden kann.

Dass wir bei allen Überlegungen, Planungen und vollzogenen Taten nicht allein sind, tröstet mich sehr. Da geht jemand mit, ist an meiner Seite, ist immer und überall da. Die Zusage in meiner Taufe, dass Gott sich mit mir als sein geliebtes Kind verbindet und mit mir verbunden bleibt, egal, was kommt, stärkt mich. Der letzte Ruf des Auferstandenen gilt auch mir, gilt Dir, gilt Ihnen, bis zum letzten Atemzug… und sogar darüber hinaus.

Gott spricht durch Christus zu uns: Ich bin da! Ich gehe mit Euch, durch die Zeit bis ans Ende der Welt, über die Grenze von Raum und Zeit hinweg. Geht Euren Weg, findet ihn, kehrt um, wenn Ihr merkt, dass Ihr in einer Sackgasse seid! Ich zeige Euch, wie Euer Weg aussehen und weitergehen kann, es gibt immer eine Lösung. Wenn Ihr Euch mit mir verbunden wisst, erkennt Ihr auch, welche Ziele sich lohnen und wie Ihr sie erreichen könnt. Seid mutig, sie anzustreben, nehmt dabei Rücksicht auf Eure Seele und auf Eure Umwelt, in der Ihr Euch selbstverständlich bewegt.

Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Sie können sich gut aufgehoben fühlen, denn nichts kann Euch trennen von meiner Liebe. „Ich bin bei Euch“, wenn Ihr krank seid, wenn Ihr Schmerzen habt, wenn Ihr leidet und keinen Sinn mehr erkennen könnt, wenn Ihr nicht wisst, wie Ihr den nächsten Tag bestehen sollt. „Ich bin bei Euch“, wenn Ihr Fülle und Freude erlebt und das Leben in vielerlei Hinsicht gelingt. Und am Ende hebe ich Euch auf, werdet Ihr hindurchgetragen hin zum letzten Ziel, wo alles Leben seinen Ursprung hat.

Diese Worte möchte ich Ihnen mitten im Herbst an goldenen Oktobertagen und in beängstigenden Entwicklungen an die Seite geben. Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Geduld und einen langen Atem, jeden Tag neu. Amen.  

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen

und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

 

Fürbittengebet für den 20. Sonntag nach Trinitatis:        

Du, Gott, sagst uns, was gut ist.
Dein Wort zeigt uns, was gut ist und
wie wir leben sollen.

Dein Wort zum Leben wünschen wir uns.
Sprich es zu allen, die Entscheidungen für andere treffen: zu den Politikerinnen und Politikern,
zu denen, die Recht sprechen, zu denen, die unser Zusammenleben schützen.
Sprich dein Wort zum Leben –
damit es gut ist.
Höre uns und erbarme dich.

Du, Gott, sagst uns, was gut ist. Deine Liebe zeigt uns, was gut ist und wie wir leben sollen.

Deine Liebe zum Leben wünschen wir uns.
Umgib mit Liebe alle, die für andere da sind:
alle, die sich um Kranke und Infizierte kümmern,
die für uns sorgen, die sich denen in den Weg stellen, die keine Liebe haben.
Zeig uns deine Liebe zum Leben –
damit es gut ist. Höre uns und erbarme dich.

Du, Gott, sagst uns, was gut ist. Deine Demut zeigt uns, was gut ist und wie wir leben sollen.

Deine Demut wünschen wir uns.
Lehre deine Demut alle,
die das Leben anderer beeinflussen:
alle, die unterrichten, die ihre Meinung veröffentlichen, die ihren Glauben bekennen.
Lehre uns deine Demut, damit wir und deine Gemeinde so leben, wie es gut ist.

Dein Wort, deine Liebe, deine Demut
gib uns und deiner Welt.
Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi.

Amen.

 

 

 

Weiterhin gibt es auf unserer Homepage www.Kirchengemeinde-Munster.de und auf unserem Youtube-Kanal Evangelische Kirchengemeinde Munster immer auch Gottesdienste für zu Hause.

Bitte nutzen Sie diese Angebote gerne!

Corona-Läuten:

Täglich um 21 Uhr läuten die Glocken aller Kirchen in Munster. Es ist ein weiteres Zeichen der Solidarität und der Verbundenheit in Zeiten der noch andauernden Corona-Pandemie.

 

 

 

Ihre Spende für unsere Kirchengemeinde

über Ihre Banking-App:

 

oder traditionell als Überweisung:

 

Spendenkonto der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Munster

Empfänger KG Munster

IBAN DE05 2585 1660 0055 0260 41

BIC NOLADE21SOL

Verwendungszweck 2174-9647-allgGemArbeit-Spende

 

 

 

Gottesdienst in der Schafstallkirche St. Martin am 18. Sonntag nach Trinitatis, 11. Oktober 2020 um 10 Uhr

LiturgIn: Meike Müller-Bilgenroth

Orgel: Erika König

Kirchendienst: Volker und Guni Schwenke

 

Glocken

Musik zum Eingang

Begrüßung mit Votum

„Denn das Wort ist ganz nahe bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, dass du es tust.“ Herzlich Willkommen zum GD an diesem Sonntagmorgen, dem 18. Sonntag nach Trinitatis. Das Wort Gottes wahrzunehmen, seine Gebote in die Tat umzusetzen das steht heute besonders im Vordergrund. Dazu haben wir einen Predigttext, zu dem ich noch nie gepredigt habe. Mal sehen, was er uns heute zusagt und ansagt.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Sonntagspsalm: 63, 2-9 (Guni im Wechsel mit Gemeinde)

2 Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir,

mein Leib verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.

3 So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

4 Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen dich.

5 So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.

6 Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;

7 wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

8 Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

9 Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich.

Amen.

Lied: EG 197, Herr, öffne mir die Herzenstür – mit Vers-Lesung 1-3 zwischendrin

Wochenpsalm , Psalm 1 (Meike im Wechsel mit Gemeinde)

1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

2 sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, / der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.

4 Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

5 Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

 

Eingangsgebet

Gott,

wir kommen zusammen in diesem Gottesdienst mit all dem, was uns belastet,

was uns drückt, was uns ängstigt,

mit all dem, was uns gut getan hat in den vergangenen Tagen

und wo wir wichtige Schritte gegangen sind.

Lass uns ankommen hier in der Kirche.

Möge Dein Wort uns berühren in diesem Gottesdienst.

Amen.

Lesung des Evangeliums (Volker): Markus 10, 17-27

17 Und als er hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! 22 Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 27 Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. Amen.

Volker : Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

Gemeinde : Lob sei dir, Christus

Volker : Wir halten einen Moment Stille!

Stille

Glaubensbekenntnis (Meike)

Lied: EG 414 Wochenlied: Lass mich, o Herr, in allen Dingen; Verlesung von Strophe 2+3 zwischendrin

Predigt: 5. Mose 30, 11-14

Lied: EG 295 Wohl denen, die da wandeln, mit Vers-Lesung von 1-4 zwischendrin

Abkündigungen mit Verstorbenen (drei Verstorbene) (Meike)

Gebet und Musik

Mitteilungen (Meike)

Fürbitten :

Meike : Wir sammeln uns zum Gebet (Geste zum Aufstehen)

Volker : Ganz nah ist dein Wort,
gütiger und liebender Gott.
Wenn wir dich suchen,
bist du längst da.
Wenn wir in Angst sind,
hast du Rat und Trost.
Ohne dein Wort wäre die Welt kalt und tot.
Wir bitten dich:
Sprich und erbarme dich.

Guni : Sprich dein Wort zu den Mächtigen,
damit ihre Worte einen und verbinden,
damit ihre Taten helfen und schützen,
damit ihre Pläne dem Frieden und der Gerechtigkeit dienen.
Wir bitten dich:
Sprich und erbarme dich.

Volker : Sprich dein Wort zu den Kranken,
zu den Infizierten,
zu denen, die pflegen und heilen.
Sprich damit dein Wort Trost gibt
und die Angst vertreibt,
damit die Einsamkeit weicht,
damit dein Wort Mitgefühl und Liebe weckt
und die Kälte und Verachtung vertreibt.
Wir bitten dich:
Sprich und erbarme dich.

Guni : Sprich dein Wort zu unseren jüdischen Geschwistern,
damit sie heute deine Weisungen mit Freude feiern.
Sprich dein Wort zu uns,
damit wir es tun.
Sprich dein Wort zu denen,
die zu uns gehören,
damit sie leben.
Sprich dein Wort zu den Suchenden,
damit sie dich finden.
Wir bitten dich:
Sprich und erbarme dich.

Meike : Ganz nah ist dein Wort,
gütiger und liebender Gott.
Heute und morgen und alle Tage
durch Jesus Christus.

Alles, was wir sonst noch auf dem Herzen haben, sagen wir dir in einem Moment der STILLEGemeinsam beten wir: Vaterunser  

Segen

Musik zum Ausgang (Kollekte wird am Ausgang eingesammelt in Körben)

 

Predigt :

Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

Liebe Gemeinde,

„Gib meinem Glauben Mut und Stärke, und lass ihn in der Liebe tätig sein, dass man an seinen Früchten merke, er sei kein eitler Traum und falscher Schein. Er stärke mich in meiner Pilgerschaft und gebe mir zum Kampf und Siege Kraft.“ So hat es Georg Joachim Zollikofer 1766 gedichtet, Pfarrer in Leipzig mit aufklärerischen Dichtungen.

Der Glaube soll nicht nur Schein und eine schöne Vorstellung sein, ein vom Alltag und der Realität weit entfernter Zustand, sondern soll IN DER LIEBE TÄTIG sein. Dass man an seinen Früchten merke, dass der Glaube konkret wird, IN DIE TAT UMGESETZT wird.

Ein Glaube, der im Kopf bleibt und nicht in die Hand rutscht, also in die konkrete Tat, kann leicht zum Hirngespinst werden. Wenn unser Glaube sich nicht im Handeln äußert, bleibt er unwirksam. Vielleicht habe ich kurz ein gutes Gefühl, aber sobald ich aus meinem stillen Kämmerlein oder aus der Kirche heraus in die Welt trete, verpufft es, ganz schnell.

Von Anfang an hat Glaube mit dem Handeln zu tun, und zwar mit dem Tun von dem, was Gott will. Gottes Gebote werden von Anfang an mit benannt, wenn es um uns Menschen und unsere Beziehung zu Gott geht.

Unser Glaube/unser Vertrauen wird unglaubwürdig, wenn es sich nicht in der Tat bewahrheitet. Wenn wir nur Lippenbekenntnisse von uns geben, aber keine Taten folgen lassen. Große Klappe, nichts dahinter. Damit ist keinem gedient, das hat keinen Bestand; wie heiße Luft, die nicht greifbar ist, „da kann sich keiner was von kaufen“ wie es so schön heißt. Das weiß jeder, der sich schon mal auf das versprochene Wort verlassen hat, und dann doll enttäuscht wurde. Ja, ich komme und helfe Dir beim Umzug! Ganz bestimmt! Fest zugesagt und dann am morgen kurzfristig abgesagt, ohne Begründung. Einfach abgetaucht, und man bleibt allein zurück mit den Kartons und dem Zeitdruck und dem Ärger und vor allem mit der Enttäuschung. Man braucht tatkräftige Unterstützer*innen, die mit anpacken und mit ihrer konkreten Hilfe das Leben gestalten und bewältigen und gelingen lassen. Nicht nur bei Umzügen.

Gott gibt sein Wort- einerseits offenbart er sich als der „Ich-bin-da“: am Dornbusch bei Mose zeigt sich Gott und nennt sich selbst: „Ich werde sein, der ich sein werde“- der Gottesname, der nicht ausgesprochen werden darf. Der, der da ist, der Da-Seiende, ich bin mit Dir!

Dieser Gott gibt Mose die zehn Gebote in die Hand.

Die 10 Gebote, die jedes Kind, jeder Heranwachsende lernt, sind die Grundregeln für das Verhältnis des Menschen zu Gott und für das menschliche Zusammenleben. An unseren zehn Fingern abzuzählen, sollen sie uns Wegweiser sein für unser alltägliches Leben.

Ebenfalls von Anfang an gab es zugleich immer schon das Problem, dass die Menschen nicht in der Lage waren, diese Gebote zu halten. Jedenfalls nicht alle. Sie brachen sie immer wieder, konnten dem Anspruch nicht gerecht werden. „Das ist mir zu hoch!“ sagen einige und resignieren, bevor sie es überhaupt versuchen, es zu beherzigen. Trotzdem blieben die Gebote immer in Geltung, bis heute- sie prägen unser Rechtssystem, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Der Predigttext für heute zeigt uns, dass Gottes Gebot eigentlich ganz naheliegend ist:

    • 5. Mose 30, 11-14-

Liebe Gemeinde, normalerweise ist uns doch in Fleisch und Blut übergegangen, was grundsätzlich gilt an Bestimmungen, Regelungen, Gesetzen, was sich so gehört. Die meisten von uns wissen das. Inwendig ist es in uns, es ist in unserem Mund und unserem Herzen, als abendländische Europäerin möchte ich noch ergänzen: In unserem Kopf.

Bei den Hebräer*innen ist nicht der Kopf, sondern das HERZ der Sitz des Verstandes, der Gedanken, aber auch der Lebenskraft, der Empfindungen, der Gefühle. Im Herzen liegt also das Zentrum des geistig-seelischen Lebens und sogar auch des sittlichen Lebens (was sich gehört). Im Herzen entscheidet sich nach alt-hebräischem Menschenbild, was ich plane, entscheide und letztendlich in die Tat umsetze.

In unserem Predigttext heißt es: „Denn das Wort ist ganz nahe bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Dir ist das Wort Gottes so nahe, dass es Teil von dir selbst ist, untrennbar mit dir verbunden. Es ist dir eben nicht zu hoch und nicht zu fern.

Wir sollen uns nicht rausreden mit der Begründung, dass das Gebot im Himmel sei, also total unrealistisch zu erfassen. Oder jenseits des Meeres, wo in alter hebräischer Weltvorstellung die Erde aufhörte und niemals jemand hinkommen konnte. Heute sind wir ja so weit und können sogar in den Himmel fliegen und hinter die Meere schauen. Das war vor 3500 Jahren nicht möglich. Heute würden wir vielleicht sagen: Das Gebot Gottes ist nicht hinter der Sonne oder hinter unserem Sonnensystem, in einer anderen Galaxie… also unerreichbar.

Nein! Ihr lieben Menschen, Gottes Wort ist nicht unerreichbar, sondern ganz nah, so nah, dass Ihr Euch nicht herausreden könnt, dass keine Ausrede der Welt Geltung findet: Denn: Das Wort Gottes ist ganz nahe bei Euch, in eurem Munde und in euren Herzen, dass ihr es tut!

Einerseits finde ich diesen Satz berührend, weil mir klar wird, dass in meinem menschlichen Dasein das Wort Gottes zu finden ist. Es ist Teil von mir, ich trage als Teil der göttlichen Schöpfung Gottes Willen, Gottes Wort und Weisung in mir. Das ist doch toll, sich das klar zu machen.

Das passt zu meiner Erfahrung, dass Gott auch in mir ist, ganz direkt, ungetrennt, einfach da. Nicht weit weg, hinterm Meer oder im Himmel, sondern in meinem Mund, wenn ich singe und bete, voller Freude, Lob und Enthusiasmus; aber auch in der Krise, wenn ich suche und frage oder ratlos bin, wenn ich klage oder schweige! In meinem Herzen ist das Wort Gottes, ist Gott zu finden, mit allem, was in ihm noch zu finden ist-> an Traurigkeit, Belastung, Schwere, Unsicherheit, Dunkelheit, Zuversicht… Gott ist da!

Andererseits, liebe Gemeinde, frage ich mich: Wenn dem so wäre, würde die Welt dann nicht besser aussehen? Dann würden doch mehr Menschen Gutes und Notwendiges TUN. Dann könnte es doch nicht sooo vielen Menschen schlecht gehen, indem sie Unrecht oder Gewalt erleiden, heimatlos umherirren, arbeitslos sind, nicht genug zu essen oder zu trinken haben.

Ich denke, dass viele Menschen sich von ihrem Inneren entfernt haben, dass sie den Zugang zu ihrem eigenen Herzen verstellt haben, zugestellt, sie können nicht mehr hineinhorchen in sich, oder hatten nicht die Möglichkeit, es zu lernen. Herauszufinden, was man wirklich braucht.

Ich nehme war, wie oft sich Menschen in Äußerlichkeiten verlieren, in materiellen Dingen…. Sich verausgaben, um bestimmte Ziele zu erreichen, Geld zu verdienen, ein bestimmtes Leben zu führen usw.  Weil sie es so gelernt haben, weil es in der Familie schon immer so gemacht wurde, weil da niemand auf irgendeine „innere Stimme“ gehört hat. Dabei ist sie doch da. Vielleicht waren andere Stimmen immer mächtiger, andere Worte verlockender, andere Angebote verheißungsvoller. Und dann bleibt am Ende eine Leere zurück oder man findet sich in einer Sackgasse wieder.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen sie in sich haben, diese Stimme (manchmal tief vergraben/überdeckt durch …), die in ihnen klingt und Sehnsucht ausdrückt nach Sinn, nach Liebe, Anerkennung, Freude, Rückgebundensein zu einem tieferen Grund/ bzw. zu einer Gemeinschaft, die mit diesem Grund verbunden ist. Die meisten Menschen haben in sich die Ahnung, wie es eigentlich sein müsste, dass es noch anders gehen kann, weniger erschöpfend, weniger verletzend, sondern kraftvoller, intensiver und wahrhaftiger. Sie spüren die krasse Differenz zwischen dieser Sehnsucht und dem, was gerade aktuell los ist, dass vieles unfassbar schiefläuft. Nicht nur privat, sondern auch in unserer Gesellschaft, unserer Politik, unserer Wirtschaft, unserem Klima.

In uns drin ist es, ganz naheliegend, ja alltäglich. Als Teil von uns selbst: das Gebot Gottes, das WORT Gottes in uns drin, im Mund und im Herzen. Nicht einfach, aber so naheliegend, so sonnenklar, so unüberhörbar.

Kinder sind noch näher an ihr dran, sind noch nicht so entfernt, haben sie oft unverstellt in sich. Aber im Laufe ihres Lebens verklingt sie immer mehr. Wenn sie nicht früh genug wahrgenommen und liebgewonnen wird.

Bei den KonfirmandInnen ist es auch noch so: Sie sehen sonnenklar, was eigentlich notwendig ist, was an vernünftigen Gesetzen gültig sein müssten: Wenn ich mit ihnen über das Thema Schöpfung rede, dann stellen wir oft eine Liste zusammen mit Beispielen, wie wir selbst ganz konkret die Schöpfung bewahren können. Da kommt jedes Mal eine lange, anschauliche Liste zusammen, die jeder und jede von uns in die Tat umsetzen kann. Die jungen Menschen sind Feuer und Flamme, das Naheliegende zu tun (Friday for future): Kein Plastikmüll mehr produzieren, weniger Fleisch essen, mehr Rad fahren, nachhaltig einkaufen … In ihren eigenen Eltern haben sie meistens keine guten Vorbilder! Und oft setzt sich die Bequemlichkeit dann auch schon bei den Konfis durch: man nimmt es mit dem Plastik nicht so genau…oder um zum alltäglichen Freizeitsport zu kommen, wird gerne das Auto in Anspruch genommen.

Der Zwiespalt ist offensichtlich: Wir wissen um das, was geboten ist, und tun es doch nicht.

Schwer auszuhalten!

Mitten in diesen inneren Konflikt hören wir die Worte Gottes: „Denn das Wort ist ganz nahe bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Gottes Wort bleibt bestehen, als Anspruch (Gebot halten) und als Zuspruch. Das löscht den Zwiespalt nicht aus, in dem wir uns befinden. Aber wir bekommen Antrieb, es jeden Tag, jeden Moment, neu zu versuchen: Hinzuhören, was das Wort sagen will, hinzuspüren, wie das Wort im Herzen wirkt und welche Tat sich daraus ergibt.

Ich wünsche uns allen, dass wir mit offenen Herzen und Sinnen in diesen Sonntag gehen und mit viel Mut wagen, das Naheliegende zu tun.

Amen.     Und der Friede Gottes…

 

 

 

Link zum Erntedankgottesdienst in Trauen am 4. Oktober 2020: (Bitte kopieren und in die Zeile bei der Internetsuche eingeben:)

https//youtu.be/dzDDif6yN2M

 

Gedanken zu Erntedank 2020 von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

1 Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: 2 Mich jammert das Volk, denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen. 3 Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen. 4 Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Einöde, dass wir sie sättigen? 5 Und er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben. 6 Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. 7 Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen. 8 Und sie aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. 9 Es waren aber etwa viertausend; und er ließ sie gehen. (Markus 8, 1-9)

Liebe Schwestern und Brüder,

„Es reicht.- Aus der Fülle leben“ , das ist das Motto vom diesjährigen Erntedank-Gottesdienst. In einem umwälzenden Jahr mit der Coronapandemie und dem 30. Jubiläum der Wiedervereinigung regt es in seiner Doppeldeutigkeit zum Nachdenken an.

Es reicht- ich habe die Nase voll von…. Ja, was geht uns auf die Nerven, wo ist die Grenze erreicht an zumutbaren Herausforderungen, wo reicht es in unserem Leben an Ungerechtigkeit, an Verletzungen, an Grenzüberschreitungen? Was wollen wir nicht länger hinnehmen? Ich finde es unerträglich, wie z.B. die Wirtschaft auf globaler Ebene versucht, so weiter zu machen wie vor der Pandemie. Als ob uns die Coronakrise nicht gezeigt hätte, dass die Grenze der Belastbarkeit vor allem für die Schöpfung, aber auch für die Seelen der Menschen längst überschritten ist. Wir tun gut daran, den Neustart nach bzw. in der Pandemie von der Zukunft her zu denken, das heißt, auch neu zu denken und zu wagen, neue Prioritäten zu setzen, die im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert angesichts des katastrophalen CO-2-Ausstoßes angesagt sind: Mehr Achtsamkeit, mehr Blick auf gerechte Strukturen, mehr Nachhaltigkeit bei der Nutzung der Schöpfung, Rücksichtnahme auf die Schwachen und Ausgebeuteten, deren Verhältnisse sich durch gerechtere Strukturen verbessern würden, mehr Besinnung auf das, was wirklich zählt und wichtig ist, was die Menschen wirklich satt macht und nicht nur die Aktienkurse steigen und die Rendite höher ausfallen lässt.               Es reicht! Wir leben aus der Fülle- einerseits haben wir in Deutschland eine überbordende Vielfalt an Nahrungsmitteln, die wir natürlich auch der Technik, dem Fortschritt und den wirtschaftlichen Entwicklungen mit zu verdanken haben. Andererseits brauchen wir mehr als materielle Absicherung und genügend gesunde Lebensmittel. Wir brauchen Kontakt, Resonanz, Gemeinschaftserfahrung und Halt sowie Orientierung. Die Menschen um Jesus erfahren genau diese Kombination aus sinnlicher Kost und Zuwendung und Gemeinschaft. Das Wenige, was da ist, reicht aus, um die Menschen satt und zuversichtlich zu machen. Weil sie teilen, weil sie füreinander da sind und Jesus in ihrer Mitte haben, der den Segen ausschüttet.       Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie diese Botschaft nicht nur hören, sondern auch innerlich sättigend und stärkend spüren können. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Wir wollen Fürbitte halten und leihen uns dafür Worte vom Papst Franziskus aus seinem Werk zur Bewahrung der Schöpfung (Enzyklika „Laudato si“)

 

Fülle schenkender Gott, Du bist in der Weite des Alls gegenwärtig und im kleinsten deiner Geschöpfe. Alles, was existiert, umschließt du mit deiner Zärtlichkeit.

Gieß uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.

Überflute uns mit Frieden, damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.

 

Du, Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen der Erde zu retten.
Sie sind so wertvoll in deinen Augen. Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind- und nicht Räuber, damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.

Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Amen und der Erde.

 

Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu betrachten. Lehre uns zu erkennen, dass wir tief verbunden sind mit allen Geschöpfen auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist.

Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

 

Fülle schenkender Gott, danke für alles, was uns reich macht an Leib, Seele und Geist. Danke für alles, was wir teilen und einander verschenken. Gib uns Mut, Humor, Geduld und Ausdauer bei allem, was uns zu schaffen macht und herausfordert. Lass uns aus Deiner Fülle schöpfen, Gott! Amen.

 

Es segne und behüte Dich Gott, die lebendige und liebevolle Kraft, Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

 

 

 

 

 

 

16. Sonntag nach Trinitatis, 27. September 2020

Predigt über 2. Timotheus 1,7-10

von Pastor i. R. Reinhold Schwind

 

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn, noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium in der Kraft Gottes.

Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt,

jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

eigentlich müsste ich Sie jetzt liturgisch korrekt mit dem Ruf begrüßen: „Der HERR ist auferstanden!“ Und Sie müssten antworten: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“

Genau ½ Jahr nach dem Osterfest, am 16. S. n. Tr. erinnern wir uns an Ostern, feiern wir gewissermaßen ein Ostererinnerungsfest. Als Gotteswort für diese Predigt ist uns dieses Gotteswort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an Timotheus gegeben.

Timotheus ist ein junger Mitarbeiter des Apostels, noch mehr oder weniger gefestigt im Glauben. Er wird später der Bischof von Ephesus. Dieser junge Mann soll in seinem Glauben gestärkt werden. So etwas haben wir alle nötig, egal ob alt oder jung. Und so weist ihn der Apostel darauf hin, erinnert ihn an das, was uns durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt ist. Natürlich hat er dabei die Situation im Blick, in der er selbst sich befindet, er hat auch die Situation im Blick, von der er meint, dass sich Timotheus darin befindet – und wir dürfen unsere eigene Situation mit hineintragen.

Die Situation, in der der Apostel sich befindet, ist nicht rosig. Er bezeichnet sich als Gefangener Jesu. Das kann zweierlei bedeuten. Er versteht sich als an Jesus Christus innerlich gebunden. Er kommt nicht los von ihm. Er ist sein Gefangener. Er ist nicht frei in seinen Entscheidungen, sondern muss sich immer fragen: Was willst Du, Herr, dass ich tun soll? Es kann aber auch bedeuten, und diese Deutung erscheint mir wahrscheinlicher, dass sich der Apostel im Gefängnis befindet. Er weiß nicht, wie es ausgehen wird. Die mächtige Staatsmacht steht gegen ihn. Ein wenig ähnelt die Situation des Apostels der der inhaftierten Demonstranten in Belarus. Die werden z.T. übelst behandelt, geschlagen und gefoltert. Es kann sein, dass sie von einem Tag auf den anderen entlassen werden, sie können auch einfach verschwinden, indem sie umgebracht und irgendwo verscharrt werden, sie können aber auch vor Gericht gezerrt werden und es wird ein Schauprozess abgehalten. All das kann dem Apostel auch passieren. Er weiß es nicht. Und diese Ungewissheit kann lähmen.                   -2-

-2-

In dieser Situation und in diese Situation hinein schreibt der Apostel: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Das ist der Hl. Geist, der Geist Gottes, der uns durch die Taufe geschenkt worden ist, uns begleitet hat und bis heute begleitet – auch wenn wir ihn manchmal nicht verspüren, manchmal nicht verstehen.

Es gibt vieles, das uns Angst einjagt: Die neu steigenden Corona-Zahlen im europäischen Ausland, weltweit und bei uns. Mehr als 200.000 Tote allein in den USA. Viele Menschen haben Angst vor einem neuen lockdown, wo massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens angeordnet werden. Wir haben das vor wenigen Monaten erlebt und es war keine gute Zeit. So etwas möchten wir nicht noch einmal erleben. Oder wir denken an die Feuerwehrleute, die gegen die im wörtlichen Sinn verheerenden Waldbrände im Westen der USA angehen oder im Amazonasgebiet, an die Hunderttausende von Menschen, die davon betroffen sind und um ihren Besitz, um ihr Leben fürchten. Wir denken an die Menschen in Kriegs- und Dürregebieten, die nichts oder viel zu wenig zu essen und keine sichere Bleibe haben. Wir denken an die Flüchtlinge, die sich z.T. In überfüllten Lagern befinden mit grottenschlechter Versorgung und Angst vor Seuchen, die immer noch auf der Flucht sind und auch nicht das Wagnis scheuen, bei der Flucht über das Meer zu ertrinken. Wir denken an die zutiefst verunsicherten Menschen in Alten- und Pflegeheimen, an die auf der Straße, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder sich Sorgen darum machen, ob das Geld auch morgen noch reichen wird.

Der Apostel befindet sich im Gefängnis. Für ihn hat sich die Situation nicht verändert. Die Sorgen und Nöte, die ich beschrieben habe, sind da – und es sind beileibe nicht alle. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Aber wie gehen wir damit um? Eigentlich könnte man doch verzweifeln.

Nicht der Apostel. Er zeigt einen Ausweg und weist uns hin auf den Geist Gottes, der ein Geist der Ermutigung, des Trostes, der Ausdauer, des Aushaltens ist. Er ist der Geist, der uns Kraft gibt mit der Situation umzugehen. Der uns Liebe schenkt, nicht nur zu den Menschen, die wir mögen, sondern zu allen Menschen, denen wir begegnen. Und dieser Geist ist ein Geist der Nüchternheit, der Besonnenheit. Der Situation wird ins Auge geblickt. Sie wird weder verklärt noch dramatisiert. Wir erhalten einen nüchternen, unvoreingenommenen Blick, bedenken die Situation und das, was wir in dieser Situation am Besten tun können. Bei dem Geist der Besonnenheit geht es darum, die beste Lösung zu erkennen und durchzuführen.

In unsren Gemeinde leitenden Gremien ist es manchmal wirklich nicht einfach, wenn immer wieder neue Ansprüche / Vorhaben angemeldet werden, die in sich alle sinnvoll sind, aber wo das Geld einfach nicht da ist, jedenfalls nicht im Moment. Da kann manche/r schlaflose Nächte bekommen.

Und nun kommt das große Aber. Lassen wir uns von den Herausforderungen oder von den Zusagen bestimmen? Der Apostel hält jedenfalls ganz vile von den Zusagen und dem Vertrauen darauf. Wir haben einen großartigen Unterstützer im                -3-

-3-

Heiligen Geist, der uns Mut, Kraft, Liebe und Besonnenheit schenkt. Deshalb halten wir uns zu Jesus Christus, bleiben in seiner Kirche, in unserer Gemeinde, leben unseren Glauben fröhlich, zuversichtlich, so gut es uns eben geht. Und wenn uns der Wind um die Nase weht bzw. uns etwas gegen den Strich geht, dann halten wir das eben aus, weil wir Christen sind.

Das Beste kommt noch, und darauf dürfen wir uns freuen. Und dieses Beste scheint manchmal blitzartig in diesem unsrem Leben auf, wenn wir unerwartet ein Lächeln bekommen, wenn uns Menschen freundlich begegnen, wenn uns blitzartig eine gute neue Erkenntnis zuteil wird, wenn uns unerwartet jemand besucht, der uns ganz viel bedeutet, wenn wir spüren: Jetzt ist Gott da. Jetzt ist alles gut. Das passiert ja auch in unsrem Leben und es gibt nicht nur das, was uns das Leben schwer macht und uns Angst einjagen will.

Das alles hat für uns Christen nur einen einzigen Grund. Dieser Grund liegt darin, dass Jesus, der Sohn Gottes, aus seiner Ewigkeit heraus zu uns aufgebrochen ist, unser Leben geteilt hat, für uns gestorben – aber viel mehr – für uns auferstanden ist und als der Auferstandene auch in diesem Gottesdienst unter uns gegenwärtig ist. „Jesus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebrahct durch das Evangelium“.

Das, was uns das Leben schwer machen kann ist immer noch da und darf nicht verharmlost werden. Aber Jesus ist auch da. Er hat all das überwunden, indem er uns durch seine Auferstehung gezeigt hat, dass das Leben stärker ist als das Sterben, dass das, was uns Not bereitet, auch einmal vorüber gehen wird und vor allem eines passieren wird. Wir gehen auf das Leben zu in der Ewigkeit. Das kann und wird uns niemand nehmen.

Wir lieben das Leben. Wir lieben dies Leben und alles, was uns darin Schönes passiert ist und noch passieren wird. Deshalb setzen wir uns auch dafür ein. Wir streben mit aller Kraft danach das, was wir als gut und richtig erkannt haben, umzusetzen. Aber mit einem Lächeln – hoffentlich! Alles, was uns jetzt als so wichtig erscheint ist vorläufig. Das Bleibende, das Ewige kommt und auf das gehen wir zu. Amen

 

 

 

 

Geistl. Impuls für den 15. Sonntag nach Trinitatis 2020

von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Das Lied zum geistlichen Wort:  EG 499,1-3 (Erd und Himmel sollen singen…)

 

Strophe 1: Erd und Himmel sollen singen vor dem Herrn der Herrlichkeit,

alle Welt soll hell erklingen, loben Gott in dieser Zeit.

Halleluja, dienen ihm in Ewigkeit.

Strophe 2: Sonne, Mond und Stern sich neigen vor dem Herrn der Herrlichkeit;

Tag und Nacht sie nimmer schweigen, loben Gott zu aller Zeit.

Halleluja, dienen ihm in Ewigkeit.

Strophe 3: Darum kannst auch du nicht schweigen vor dem Herrn der Herrlichkeit, deinen Dank ihm zu erzeigen, lobe Gott zu aller Zeit.

Halleluja, diene ihm in Ewigkeit.

 

 

 

Lieber Leser / liebe Leserin!

Viel ist in Fernseh-Dokumentationen und Wissenschaftsmagazinen von Umweltkatastrophen und erhöhtem CO 2 – Ausstoß weltweit die Rede. Überall in den Medien wird darüber diskutiert, ob die Klima-Erwärmung Menschenwerk ist oder von ganz anderen Faktoren, natürlichen bestimmt wird. Und so mancher macht sich Sorgen, was das noch alles werden soll mit der Welt. Das ist auf der einen Seite sehr gut so, denn wenn etwas zusehends schlechter wird, dann muss man die Ursachen dafür wirklich gut erforschen und, wenn möglich, den Trend versuchen zu stoppen bzw. zu wenden! Andererseits soll man über all dem Klagen aber auch nicht übersehen, was wirklich gut und schön ist in der Welt. Und dieses nun besingt das Lied EG 499 „Erd und Himmel sollen singen“ sehr ausführlich!

Es singt von der Schönheit der Schöpfung Gottes!!!

Sowohl der Text als auch die Melodie wirken dabei ziemlich modern und das Lied hat viel Schwung.

Aber besonders neu ist das Lied deshalb noch lange nicht: Der Text der ersten beiden Strophen geht auf einen alten lateinischen Kirchen-Hymnus zurück, und der wiederum stammt aus dem Jahr 405 nach Christus, ist also mehr als 1600 Jahre alt. Und inhaltlich geht das Lob der guten Schöpfung Gottes natürlich noch viel weiter zurück, nämlich bis in die Zeit der Entstehung der Psalmen des Alten Testamentes, und die sind etwa ab 1000 vor Christus entstanden, also vor 3000 Jahren.

Die ganze Schöpfung verbeugt sich vor ihrem Schöpfer, vor Gott, und dankt ihm, dass er sie geschaffen hat. Die deutsche Version der beiden ersten Strophen hat Paul Ernst Ruppel 1957 verfasst. Er war es auch, der eine passende Melodie dazu gefunden hat, nämlich die Melodie des amerikanischen Spirituals „Singing with a sword in my hands, Lord“. Daher kommt der Schwung, der „Drive“ des Liedes! Die Melodie stammt eben aus dem Bereich „Gospel and Spiritual“, aus dem Bereich der versklavten Schwarzen auf den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten des 19. Jahrhunderts. Sie mussten für ihre Herren schwer schuften damals; und wenn sie nicht mehr konnten, wenn ihnen alles zu viel wurde, dann sangen sie Lieder über Gott, der ihnen helfen würde, der sie eines Tages belohnen würde und sie aus der Sklaverei herausführen würde, wie er vor 1000en von Jahren die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt hatte… Paul Ernst Ruppel, der diesen alten lateinischen Hymnus mit dieser kraft- und hoffnungs-vollen Slaven-Musik zusammengeführt hat, war selber ein äußerst produktiver und vom christlichen Glauben hoch-motivierter Kirchenmusiker und Komponist: Er stammte aus einer Baptisten-Familie und wurde am 18. Juli 1913 in Esslingen am Neckar geboren. Sein Vater war viele Jahre ehrenamtlicher Chorleiter des gemischten Freikirchlichen Chores in der Neckarstadt, und so wuchs in seinem Sohn schon bald der Wunsch, auch Chorleiter zu werden. Dazu studierte er von 1933 – 1936 an der Stuttgarter Musikhochschule Kirchen- und Schul-Musik, wo er – sehr prägend für ihn – auch dem Komponisten Hugo Distler immer wieder begegnete. Bis zum Krieg war er nach seinem Studienabschluss als Singwart des christlichen Sängerbundes tätig. Den Krieg musste er als Soldat mitmachen. Im Herbst 1943 kam er in Sizilien in amerikanische Kriegsgefangenschaft: Über Nordafrika wurde er in die USA gebracht, und zwar nach Oklahoma, Arkansas und schließlich in den Bundesstaat Louisiana. Ich vermute, dass er genau dort (vielleicht sogar erstmals), recht intensiv mit der Gospel- und Spiritual-Tradition in Berührung kam, die er später öfter mal musikalisch mit einsetzte… Als Paul Ernst Ruppel 1957 das Lied „Erd und Himmel sollen singen…“ edierte, da brachte er nicht  nur zwei musikalische Traditionen zusammen: die alt-kirchlich-lateinische Liturgik und die amerikanischen Freiheits-Songs; sondern er brachte auch zwei Denkweisen zusammen: Die auf Gott zentrierte Denkweise der alten Kirche und die auf das Handeln der Menschen im Angesichte Gottes gerichtete Denkweise der christlichen Sklaven der Neuzeit. Das Lied 499 bringt beides schon in den ersten beiden Strophen zusammen, wo jeweils am Ende der Strophe die Antwort des Menschen auf die schöne Schöpfung Gottes gegeben wird. Und diese Antwort des Menschen ist natürlich das Lob Gottes und der Dienst für Gott und seine Schöpfung. Diesen letzten Aspekt verstärkt dann noch einmal die dritte Strophe, die Paulus Stein 1961 dazu gedichtet hat: Diese dritte Strophe konzentriert sich ganz und gar auf die Antwort des Menschen: Er kann auf keinen Fall schweigen zu diesem großen Schöpfungswerk Gottes, und stimmt deshalb gerne und klar in das Gotteslob mit ein. Zugleich weist uns die jeweils letzte Text-Zeile ergänzend noch auf etwas Weitergehendes hin: Wir Menschen sollen Gott, dem Schöpfer, dienen, und zwar in alle Ewigkeit. Das heißt natürlich auch: dass wir uns für den Erhalt von Gottes guter Schöpfung einsetzen sollen, aber nicht aus dem Zweifel und der Verzweiflung heraus, sondern aus der Dankbarkeit und Freude heraus! Amen.

 

Gebet

 

Gott wir danken dir für deine gute Schöpfung und für alles, was du uns an schöner Natur mitgegeben hast für unser Leben auf dieser Erde!

Wir bitten dich: Hilf uns, mit dieser Schöpfung pfleglich umzugehen und sie in deinem Sinne auch für nachfolgernde Generationen zu erhalten!

Gib uns gute Ideen in unsere Herzen, was wir selber dazu beitragen können.

Und schenke uns den Willen und die Kraft, das dann auch zu tun!

Sei bei allen, die ohne Kontaktpersonen zu Hause sitzen in diesen Zeiten der Corona-Pandemie und lass sie gute Verbindung zu ihren Lieben halten – notfalls auch auf elektronischem Weg über Telefon oder Computer.

Sei uns allen nahe und schütze uns, dass unsere Gesundheit erhalten bleibt.

Und mach uns Mut, in deine schöne Natur hinauszugehen und sie heilend auf uns unser Gemüt wirken zu lassen. Amen.

 

Und es segne und behüte dich der dreieinige Gott:

Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

 

 

 

 

 

 


 

Andacht zum 14. Sonntag nach Trinitatis, 13. September 2020 von Pastorin Müller-Bilgenroth

Lesung aus dem Römerbrief, Kapitel 8, Verse 14-17

14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. 15 Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! 16 Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. 17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.

Amen

 

Liebe Gemeinde,

manchmal überkommt mich die Sehnsucht nach meiner Kindheit, nach der Freiheit, der Leichtigkeit und Geborgenheit dieser Jahre meiner ersten Lebensjahre. Letztens bin ich wieder ein wenig eingetaucht in diese Stimmung. Da sind wir mit dem Auto in den Urlaub gefahren und ein Hörbuch lief. Es war gemütlich, unbeschwert und spannend. Die Vorfreude auf die gemeinsame freie Zeit, auf das Wandern und den Bergsee, auf leckeren Kaiserschmarrn und Holunder-G’spritzten, haben mir das Gefühl gegeben: Alles ist gut, alles ist in Ordnung! Trotz Corona-Gefahr konnte ich abschalten, den Gedanken freien Lauf lassen, durchatmen und entspannen. Ein bisschen Kindsein, ohne große Verantwortung, ohne schwere Entscheidungen, einfach SEIN und sich gut aufgehoben fühlen.

Der Apostel Paulus macht sich auch Gedanken über das Kindsein, über das Kindsein in Gott, zum „Leben im Geist Gottes“.

„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ Als Christinnen und Christen sind wir „in Christus Jesus“, schreibt Paulus, und als solche empfangen wir keinen Geist der Knechtschaft, der Furcht, der Unterdrückung, sondern einen Geist der Kindschaft, der uns rufen lässt: Abba, lieber Vater! Abba heißt Papa, also die vertrauteste Anrede, die es gibt für den, dem ich mein Leben verdanke. Ich ergänze in Gedanken gerne auch „Mama“, denn Gott ist für mich wie ein Vater und wie eine Mutter, der Ursprung meines Seins, zu dem ich eine innige, persönliche, ja kindliche Beziehung habe. Von Gott werde ich bedingungslos geliebt, so wie Eltern ihr Baby bedingungslos und vorbehaltlos lieben. Im Idealfall erfahren Kinder, wenn sie heranwachsen solch eine Liebe, die sie stark macht für ihr ganzes Leben. Sie erleben Orte der Geborgenheit, wo sie sich entspannen, fallen lassen und neu auftanken können, wo sie sich gut aufgehoben fühlen. Ein Ort, wo der Glanz der Herrlichkeit schon aufscheint, der uns am Ende unseres Lebens versprochen wird. So Paulus.

Aus der stärkenden Erfahrung des Kindseins kann das Erwachsenwerden gelingen. Ich kann mir meiner Verantwortung bewusst werden, Dinge anpacken, die notwendig sind. Ich finde heraus, was ich gut kann, was ich einbringen kann in unserem Zusammenleben. Starke Kinder werden starke Erwachsene, die um ihr „inneres Kind“ wissen und es bewahren. Sie wissen um ihren Grund, auf dem sie stehen und wohin sie gehören, sie finden ihren Platz im Leben und werden krisenfest.

In unserer Kirchengemeinde haben wir das Ziel, die Kinder und Heranwachsenden in dieser Weise zu begleiten und mit ihnen all die, die als Mutter und Vater für sie da sind. In der neuen Krabbelgruppe, bei den sogenannten „Minikonfis“ (Kinder, die in der vierten Klasse schon ein Jahr Vorkonfirmandenunterricht erhalten), in der Schafstallbande, im Kindergottesdienst, bei der Gitarrengruppe, im Konfirmandenunterricht… es gibt sehr viele Begegnungs- und Erfahrungsorte, wo es nach Kaiserschmarrn und Holunder-G’spritzten schmeckt, wo sich der Blick hebt, als ob man auf einem Berggipfel steht, wo Heranwachsende den Geist der Kindschaft im Sinne des Paulus spüren können, der so erfrischt und wohltut wie ein Bergsee.

Ich wünsche Dir, dass Du von diesem Geist ausgefüllt wirst und Du mutig, tatkräftig und fröhlich wirst.

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

 

 

Gottesdienst am 13. Sonntag nach Trinitatis, 6. September 2020

Von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

 

Evangelium: Apostelgeschichte 6, 1-7

1 In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. 2 Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen. 3 Darum, liebe Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Geistes und Weisheit sind, die wollen wir bestellen zu diesem Dienst. 4 Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. 5 Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Proselyten aus Antiochia. 6 Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf. 7 Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.

 

Liebe Gemeinde,

Wir leben als Christinnen und Christen nun aus der Hoffnung heraus, die Jesus Christus uns geschenkt hat: Dass die Liebe über den Tod gesiegt hat und sich neues Leben durch die Zerstörung durchgesetzt hat und durchsetzen wird. Dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Diese Botschaft vom Leben stärkt uns doch nun besonders, tätig zu werden und den Worten, die wir hören und lesen oder beten, durch Taten Gewicht zu verleihen. Also nicht nur zu lieben mit Worten und mit der Zunge, wie es im 1. Johannesbrief heißt, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.

In Christus ist die Liebe Gottes zur Welt gekommen, die durch die Tat spürbar wurde! Auch durch Worte, aber vor allem durch Taten. Ich glaube nicht, dass irgendetwas vom christlichen Glauben sich durch die Jahrhunderte hindurch gehalten hätte, wenn die Tat nicht immer mit dabei gewesen wäre. Kein Wort wäre aufgeschrieben worden und als Bibel überliefert worden, wenn es nur bei Lippenbekenntnissen geblieben wäre.

Christlicher Glaube braucht immer die Tat! Deswegen gehört die DIAKONIE unverbrüchlich zur Kirche dazu. Die karitative Einrichtung der verfassten Landeskirche, die den sozialen, pflegenden, beratenden und in allen Lebenslagen helfenden DIENST gewährleistet, die Diakonie also ist der spürbare, verlängerte Arm unserer Kirche, auch unserer Gemeinde. Wo ja ganz konkret auch Bedürftige Hilfe finden.

Diakonie-= diakonia- Dienst, Bedienung, Ausführung; da werden die Bedürfnisse von jemandem erfüllt. Ursprünglich war ein Diakon ein Gehilfe, der den Dienst verrichtete, um ganz basale Bedürfnisse zu stillen. Man konnte ihn auch Almosenpfleger oder Armenpfleger nennen. Das war der, der dem Wort des Predigers die spürbare Tat hinzufügte. Das wurde aufgeteilt. Hören wir mal, wie das damals in der ersten christlichen Gemeinde neu organsiert wurde: Der Predigttext für heute steht in der Apg 6, 1-7  LESUNG

Die einen blieben ganz im Dienst des Wortes und des Gebets. Die Diakone sollten voll des Heiligen Geistes und Weisheit helfen, die hungrigen Menschen bei der Essensausgabe zu bedienen. Es sollte an alle Bedürftigen gedacht und nicht einige vernachlässigt werden.

Die Verantwortlichen der ersten Gemeinde erwählten dann sieben Armenpfleger/Diakone. Frauen waren in dieser Aufzählung nicht darunter. Stephanus, war einer von ihnen, und mit ihm noch sechs andere aus der ganzen damaligen weiten Welt. Sie wurden durch die Apostel gesegnet und für ihren Dienst stark gemacht. Durch sie, also die Armenpfleger, die konkret Gottes Wort in die helfende Tat umsetzten und durch die predigenden Apostel wurde Gottes Wort ausgebreitet, und viele neue Männer und Frauen konnten für die christliche Sache gewonnen werden.

Der christliche Glaube breitet sich also aus, weil eine sinnvolle Aufgabenteilung vollzogen worden ist. Alle ziehen an einem Strang, sind verbunden durch den Geist Gottes, aber jeder und jede hat ihren Aufgabenbereich und schenkt in ihm Hoffnung durch die konkrete Tat.

Keiner kann alles allein schaffen. Unsere Gemeinde lebt durch die Vielzahl von Menschen, die sich berühren lassen von Gottes Wort und dann Taten folgen lassen: Im Besuchsdienst, im Beirat, im Kirchenvorstand, in der Begleitung von Sterbenden und Trauernden, in der Telefonseelsorge, in der Integrationslotsenarbeit und beim Verteilen des Hahnenschrei, in der Schafstallbande, im Café Atempause oder bei der Munsteraner Tafel. Nur durch die Aufteilung und durch die gute Verbindung im göttlichen Geist kann unsere christliche Gemeinde lebendig sein und innerlich stark sein und wachsen.

Und wie sieht es gerade bei uns in Corona-Zeiten, Flüchtlingsdramen und Klimawandel aus?

Wie können wir weiter leben, ohne total zu frustrieren? Ohne zu resignieren und hoffnungslos zu werden? Oder hedonistisch, also im Streben nach dem permanenten persönlichen Glück.

Für mich ist klar: Wir müssen handeln UND hoffen. Das schließt sich gegenseitig nicht aus. Wir brauchen die, die reden, verhandeln und theoretisch reflektieren und dann auch diejenigen, die ganz konkret tätig werden. Die Theoretiker, Geistlichen und Redenschwinger und die Praktiker, diakonisch Tätige und schweigend-zuhörende-zupackende Helferinnen und Helfer.

Wir müssen handeln- und zwar auf dem Grund unseres Glaubens , aus der Überzeugung heraus, dass diese Schöpfung zu bewahren ist, dass jegliches Leben schützenswert ist und würdig. Seit 12 Jahren haben wir uns als Kirchengemeinde dem Umweltmanagement GRÜNER HAHN verschrieben. Wir versuchen, im konkreten Gemeindealltag nachhaltig zu wirtschaften, Energie zu sparen, faire und umweltfreundliche Produkte zu benutzen, auf Qualität zu achten. Aktuell ist die Sea-Watch-4 im Mittelmeer unterwegs und versucht weiter, Flüchtlinge aus Seenot zu retten. Sie steht vor geschlossenen Häfen. Davon ist kaum etwas in der Presse zu entnehmen. Ein Bündnis von 550 Institutionen, Privatpersonen und Kirchengemeinden und die EKD steht dahinter-> United4rescue! Es ist zur Zeit das einzige Boot, das unterwegs sein darf, weil zwei andere Rettungsschiffe von den italienischen bzw. spanischen Behörde nicht ablegen dürfen wegen Sicherheitsmängel.

Wir müssen handeln- auf dem Grund der Liebe, der göttlichen Liebe, die sich der Nächstenliebe zeigt, die sich Bahn bricht im Miteinander, die der Kit des Zusammenlebens darstellt.

Wir müssen handeln- auf dem Grund der Hoffnung! Die konkrete Tat und Gottes Wort sind beide NOT-wendig, sie sind zwei Seiten der einen Medaille! Wir brauchen beides, um die Not zu realisieren, wahr zu nehmen und zu wenden. Ohne Hoffnung können wir doch nicht leben.

Fulbert Steffensky, ein sehr weiser zeitgenössischer Theologe aus Hamburg, der mit Dorothee Sölle verheiratet war, hat einmal gesagt: Hoffen lernt man dadurch, dass man handelt als sei Rettung möglich: Hoffnung ist Widerstand gegen Resignation, Mutlosigkeit und Zynismus .

Um nicht wahnsinnig zu werden bei all den Herausforderungen, um nicht zu verzweifeln, zu resignieren oder mutlos zu werden, brauchen wir Zuspruch und eine tragende Gemeinschaft, die den Boden unter den Füßen spürbar werden lässt.– Zwei Quellen, die uns unter anderem zur Verfügung stehen, um diesen Boden zu bereiten, sind Lieder und das Abendmahl.

Damals bei den Armenpflegern in Jerusalem wird das auch wohl schon genauso gewesen sein. Die Gemeinschaft wurde von Anfang an großgeschrieben. Es war nicht immer alles eitel Sonnenschein, es gab auch Konflikte. Um ihnen zu begegnen, wurden Lösungen gefunden. Z. B. der Einsatz von Helfern bei der Essensausgabe, beim gemeinschaftlichen Mahl.

Liebe Gemeinde, das Wort Gottes breitet sich aus, durch die Menschen, die von ihm berührt werden durch Hören und Reden und vor allem auch durch Sehen, Schmecken und Fühlen. Alle Sinne werden angesprochen, und das geschieht nur durch Taten, durch das Handeln, durch den Dienst am Nächsten, durch die Nächstenliebe. Das Wort Gottes und, ich möchte sagen, der Glaube, breitet sich aus durch Menschen, durch dich und durch Sie, durch mich, wenn ich mit Vertrauen durchs Leben gehe und mich nicht klein mache und mich ins Bockshorn jagen lasse. Wenn ich in lebendiger Beziehung zu Gott und zu meinen Nächsten lebe, wenn ich in einer inneren Haltung der Zuversicht tatkräftig mit anpacke, wo es Not tut. Dann verändert sich in kleinen Schritten vor Ort im eigenen Umfeld das Leben zum Guten.

Ich wünsche uns allen viel Vertrauen, beständige Liebe und unbeirrbare Hoffnung.

So soll es sein! Amen!

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Fürbittengebet :

Ewiger Gott,
in der Liebe hast du dich selbst aufgegeben,
hast unsere Nähe gesucht,
hast uns zur dir gerufen,
bist dem Sterben nicht ausgewichen,
für uns.

Der du die Liebe bist, Gott,
und wirklich wirst, wo Liebe erscheint,
erbarme dich
über alle, die über ihren Lebensanforderungen
oder ihrer Vergangenheit
verhärtet und kalt geworden und verletzt sind,
die sich ausgebrannt fühlen,
die sich niemandem und nichts mehr öffnen können,
wir rufen:
Kyrie eleison.

Der du die Liebe bist, Gott,
und wirklich wirst, wo Liebe erscheint,
erbarme dich
über alle, die sich für andere aufopfern,
die an Leidenden nicht vorbeisehen,
die aufrecht Unrecht benennen und Lügen entlarven,
die sich nicht zurückziehen ins Private,
wir rufen:
Kyrie eleison.

Der du die Liebe bist, Gott,
und wirklich wirst, wo Liebe erscheint,
sei nah,
wo das Streben nach materiellen Gütern die Liebe unterwandert,
wo diejenigen die Nase vorn haben,
die zuerst nach dem eigenen Nutzen fragen,
wo auch die Fürsorge für Kranke und Bedürftige
Gewinnen untergeordnet wird,
wir rufen:
Kyrie eleison.

Der du die Liebe bist, Gott,
und wirklich wirst, wo Liebe erscheint,
erbarme dich
über alle, die ihre Weltanschauung oder ihre Religion,
ihre Herkunft oder ihre Hautfarbe über die Liebe stellen,
die in die Augen anderer Menschen schauen
ohne Mitgefühl,
wir rufen:
Kyrie eleison.

Ewiger Gott,
in der Liebe hast du dich selbst aufgegeben,
hast unsere Nähe gesucht,
du fragst uns,
was wir an unseren geringsten Brüdern getan haben.
Lass uns nicht schweigen,
lass uns wachsen in deiner Liebe,
in der du uns zu wahren Menschen, zu deinen Ebenbildern machst.

Wir sagen dir in einem Moment der Stille, was uns bewegt:-Stille--  

Wir rufen: Kyrie eleison.

 Amen.

Gemeinsam beten wir: Vaterunser im Himmel …

*Segen

*Musik zum Ausgang

 

 

Go ttesdienst am Sonntag, 12. Sonntag nach Trinitatis,

30. August 2020, 10 Uhr

Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

 

Musik zum Eingang

Begrüßung Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmemden Docht wird er nicht auslöschen.

Psalmgebet: Im Wechsel: Pastorin und Gemeinde (auf Beamer?)

1 Lobet den HERRN! / Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding, ihn loben ist lieblich und schön.

2 Der HERR baut Jerusalem auf und bringt zusammen die Verstreuten Israels.

3 Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.

4 Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen.

5 Unser Herr ist groß und von großer Kraft, und unermesslich ist seine Weisheit.

6 Der HERR richtet die Elenden auf und stößt die Frevler zu Boden.

7 Singt dem HERRN ein Danklied und lobt unsern Gott mit Harfen,

8 der den Himmel mit Wolken bedeckt / und Regen gibt auf Erden; der Gras auf den Bergen wachsen lässt,

9 der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die zu ihm rufen.

10 Er hat keine Freude an der Stärke des Rosses noch Gefallen an den Schenkeln des Mannes.

11 Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.

Amen.

Gebet : Lebendiger, heilender Gott, an diesem Morgen kommen wir zusammen, einige voller Freude, andere geknickt oder matt und kraftlos. Wir wollen hören, was du uns zu sagen hast, wollen uns auf dich ausrichten, wir wollen deine Spuren bei uns entdecken und uns aufrichten lassen durch dein Wort, deine Nähe und Liebe. Öffne unsere Sinne für Deine Gegenwart. Amen.

Lesung: Markus 7, 31-37 (Evangelium des 12. Sonntags nach Trinitatis)

Glaubensbekenntnis

Lied: Wochenlied EG 289 Nun lob, mein Seel, den Herren - instrumental ,  

Predigt zum Wochenspruch Jesaja 42, 3

Gnade sei mit euch und Friede, schon immer da gewesen, jetzt mitten unter uns und in Ewigkeit. Amen .

Liebe Gemeinde,

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmemden Docht wird er nicht auslöschen.

Unser Wochenspruch steht im Prophetenbuch des Jesaja, Kapitel 42. Ich möchte einmal den gesamten Zusammenhang vorlesen:

Lesung von Jes. 42, 1-9

Wissen Sie welche Überschrift Martin Luther dieser Textstelle gegeben hat? Der Knecht Gottes, das Licht der Welt! Na, an wen erinnert uns das? Ist es der Prophet selbst, der sich damit identifiziert? Das ist eine Betrachtungsweise, die sich anbietet. Denn der Prophet spricht ja mit göttlicher Autorität, er wird eingesetzt, berufen und mit Gottes Geist ausgestattet! Und oft muss ein solcher Mensch leiden, er wird angefeindet, für verrückt erklärt, „So ein Spinner!“ sagen andere über ihn. Das ist bis heute so, dass besonders geistbegabte Menschen, die wahre Worte sagen und uns Menschen die Augen öffnen wollen, schwer beschimpft werden.  Der Prophet sagt: Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben ... Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, den glimmenden Docht nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus > „Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte!“ Das weist in meinen Augen über den Propheten hinaus- diese Worte weisen auf eine Rettungsgestalt in der Zukunft, den Messias, der das Volk Gottes erlösen wird, … das weist uns als Christ*innen direkt auf Jesus von Nazareth. Die Gottesknechtslieder dürfen wir als Hinweis, als Hoffnung auf den Messias deuten. Und der ist für uns in Jesus Christus leibhaftig erschienen. In Fleisch und Blut. In ihm ist der Welt das LICHT erschienen und HEILUNG geschehen. Jesus hat Menschen geheilt (Evangelium konnten wird das hören). Er hat sie berührt mit seiner göttlichen Kraft, mit seiner Liebe. Er hat sie aufgerichtet , aus dem Dunkel heraus ins Licht geholt, von den Rändern der Gesellschaft mitten hinein ins Zentrum. Nach der Begegnung mit Jesus konnten sie ein verändertes Leben führen, menschenwürdiger, mit Selbstvertrauen und innerer Stärke, mit Freude und mit Sinn. Jesus hat nicht nur die Menschen aufgerichtet, sondern das Recht . (Mischpat- Gerichtsbarkeit, geltendes Recht) Mit TREUE (ÄMÄT- Beständigkeit, Bestand, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Treue) trägt er das Recht hinaus . Jesus von Nazareth kam auf die Erde, um das Recht aufzurichten, um Recht zu sprechen, nicht nach menschlichen Maßstäben, sondern nach göttlichen. Oft wird alles komplett umgekehrt, ist es überraschend anders als wir denken. Jesus hat als lebendiger Gott auf Erden gezeigt, welches Recht gelten soll: Die 10 Gebote sollten weiterhin bis aufs i-Tüpfelchen in Kraft bleiben. Und darüberhinaus hat er die Goldene Regel formuliert: Ales nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Matthäus 7,12 (Bergpredigt). Und etwas später in Matthäus 22, 39 wiederholt er die Goldene Regel des jüdischen Glaubens, die allem zugrundeliegt: (3. Mose 19,18) „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Und indem er das tat, hat er das Reich Gottes anbrechen lassen. Durch seine Worte, seine Taten ist das Himmelreich auf Erden zum Greifen nahe gekommen, wurde es anschaulich, begreifbar, spürbar, es ist nahe herbeigekommen. Und zugleich steht es noch aus. Es ist noch lange nicht überall Wirklichkeit geworden. Zu viel Unrecht, zu viel Armut, zu viel Ausbeutung, zu viel Erniedrigung und Gewalt, zu viele Machtkämpfe mit unschuldigen Verliererinnen und Verlierern, endlose Kriege. „Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte.“ Diese Frohe Botschaft wird dem entgegengesetzt.

Jesus ist zwar am Kreuz gestorben, aber sein Lebenslicht konnte nicht ausgelöscht werden. Denn sein Weg war der Weg der konsequenten Liebe. Und diese Liebe hat den Tod besiegt. Am Ostermorgen war das Grab leer. Christus war auferstanden! Auferstanden von den Toten, er ist nicht im Tod geblieben, sondern hat neues Leben hervorgebracht, neues Licht angezündet. Gottes Recht hat sich durchgesetzt, Gottes Liebe war stärker als der Tod.

Liebe Gemeinde, wir gehören als Christ*innen zu einer Gemeinschaft, in der die Auferstehung Jesu Christi das Zentrum ist. Von diesem Zentrum, diesem Kern unserer Glaubensgemeinschaft entfaltet sich alles andere.

Wir vertrauen auf einen Gott, der durch den Tod verwandelt zu neuem Leben, der uns zusichert, dass die Zerstörung und der Verfall nicht das letzte sind. Gott verspricht uns, uns aufzurichten .

Es gibt ja genügend Momente bei mir genauso wie bei Euch, in denen wir geknickt sind und durchhängen, wo wir uns ausgepowert und mutlos fühlen. Wo alles keinen Sinn mehr macht, wo die Herausforderungen zu groß und die Aufgaben zu schwer sind. Der Schulanfang ist wieder ein neuer Übergang, eine Diagnose beim Arzt kann ziemlich niederschmetternd sein… Der Abschiedsschmerz nach wundervollen Erlebnissen und Begegnungen kann ein Loch hinterlassen, das erstmal wieder neu gefüllt werden muss.  Außerdem ist nach wie vor die Corona-Pandemie eine schwere, belastende Herausforderung, die manchen von uns niederdrückt.

Sich dann klar zu machen, in welcher Bindung wir stehen, das kann neue Kräfte hervorbringen: Wir sind geliebte Kinder Gottes, die durch einen unsichtbaren Faden mit Gott verbunden sind. Der ist immer da! ->

In der Grundschule-> Kinderchor geleitet… Einsing- und Lockerungsübungen-> abseufzen und fallen lassen, aushängen und langsam Wirbel für Wirbel aufrichten! Dabei habe ich aus Spaß jedem Kind einen imaginären Faden gezogen, der an der Kopfkrone befestigt war. So als ob vom Himmel eine Kraft wirkte, die nach oben zog! Nach oben aufgerichtet werden!!! Hochziehen lassen, nicht runterziehen!

Keine Marionetten, sondern eine unsichtbare Verbindung zu der, von der wir kommen, die uns das Leben einhaucht und verspricht, immer bei uns zu sein. Die uns Halt schenkt und die Richtung weist. Die Bindung, die in der Taufe besiegelt wird- der Bund, der geschlossen wird zwischen Gott und seinem Menschenkind.

Liebe Gemeinde, das ist die Frohe Botschaft, die wir an diesem Morgen hören können, die uns aufrichtet und fröhlich macht. Die uns Mut macht, aufrichtig durchs Leben zu gehen, sich ehrlich einzugestehen, was wirklich dran ist, was oder wer wichtig ist, was ich bewältigen kann. Eine realistische Einschätzung vorzunehmen für meine Alltäglichkeiten.

Ich wünsche uns allen viel Mut, diese Bindung zu entdecken, zu pflegen und mit ihr zu leben, als aufrechte und aufrichtige Menschen.

Amen.  

Und der Friede Gottes, …

 

Lied: Alle Knospen springen auf

Abkündigungen

Fürbitte

Jesus Christus, du bist der Grund des Lebens.
Du sorgst dich,
du zerbrichst das geknickte Rohr nicht.
Wir bitten dich für alle,
die unter Schmerzen leiden,
die Abschied nehmen und trauern.
Wir bitten dich für die, die geknickt sind
und keine Kraft mehr haben.
Jesus Christus, du tröstest,
du heilst, du rettest.
Tröste, heile, rette deine Menschen.
Erbarme dich.

Jesus Christus, du bist der Grund der Gerechtigkeit.
Du trägst das Recht in die Welt,
du löschst den glimmenden Docht nicht.
Wir bitten dich für alle,
die der Gerechtigkeit dienen.
Wir bitten dich für alle,
die zwischen Feinden vermitteln und
die mit Mut Gewaltherrschern entgegentreten.
Jesus Christus, du mahnst,
du versöhnst, du befreist.
Mahne, versöhne, befreie deine Menschen.
Erbarme dich.

Jesus Christus, du bist der Grund unseres Glaubens.
Du weckst in uns die Liebe
und schenkst uns deinen Heiligen Geist.
Wir bitten dich für deine weltweite Kirche,
für die Menschen, die sich nach deinem Wort sehnen.
Wir bitten dich
für die Enttäuschten und Zurückgewiesenen.
Jesus Christus, du sprichst,
du ermutigst du begeisterst.
Sprich, ermutige und begeistere deine Menschen.
Jesus Christus, du Grund unseres Lebens und Grund der Welt,
dir vertrauen wir uns an.
Höre unser Gebet.

Amen.

Vaterunser

Segen

Musik zum Ausklang


 

Predigt 11. nach Trinitatis 2020 (Lk18,9-14)

von Pastor Sascha Jospeh Barth

 

I.

Hochmut kommt vor dem Fall.

So sagt es der Volksmund – und Jesus heute im Evangelium in gewisser Weise auch.

Hochmut kommt vor dem Fall.

Und: wenn wir mal ehrlich zu uns sind, dann sind wir auch immer mal wieder hochmütig.

 

Vor allem die Herren unter uns kennen das – und auch manche Damen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft spielt. Sie spielt nicht so gut, was glücklicherweise nicht mehr so oft vorkommt, aber wir können uns alle an die Zeiten des Rumpelfußballs erinnern. Vielleicht nicht Ihr, Konfis, und dankt Gott dafür auf den Knien.

 

Auf jeden Fall sind viele uns hochmütig beim Fußball – vor allem wenn unsere Nationalmannschaft spielt. Da sind wir nämlich alle die besten Trainer. Zwar Couchpotatoes – vielleicht mit einem Bier in der Hand und Chips, meinen aber dem Trainer sagen zu müssen, wie er es machen soll. Und uns als Trainerexperten war ja eh klar, dass es so kommen musste.

Hochmut kommt vor dem Fall.

 

Oder in der Schule. Wie oft habe ich nicht für Klassenarbeiten oder Klausuren gelernt. Gedacht: ach, ich pack das schon. Ich bin doch schlau genug. In den Fächern, wo es ums Reden und Schreiben ging, klappte das zwar irgendwie meistens, aber wehe es kam Mathe oder Bio… Und da hab‘ ich mich dann regelmäßig auf die Nase gelegt und ich glaube, Ihr Konfis, kennt das auch – und alle anderen auch.

Wir überschätzen uns und denken: das wird schon klappen, ich bin doch so gut. Und am Ende klappt es nicht.

Hochmut kommt vor dem Fall.

 

II.

Wenn wir uns selbst mit unserem Hochmut schaden, dann ist das unser ganz eigenes Problem. Wer nicht für Mathe lernt, der ist selbst schuld. So ein Hochmut ist dumm, aber er tut niemanden weh, außer sich selbst.

 

Hochmut wird aber dann schlimm, wenn er sich gegen andere Menschen wendet. Ein bisschen machen wir das ja, wenn wir Fußballtrainer kritisieren. Da halten wir den Herrn an der Seitenlinie für inkompetent. Ganz schlimm ist es, wenn der Schiedsrichter kritisiert wird. Wir denken, dass muss er doch gesehen haben und am Ende wird in den Gesang eingestimmt: „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht.“ Das ist Hochmut, Verachtung und das noch mit einer Drohung.

 

Wir reden manchmal hochmütig über unsere Nachbarn oder über Leute aus der Siedlung. Und immer dann, wenn wir das tun, tun wir diesen Menschen Unrecht hat und ihnen unglaublich weh. In so einem Ort wie Munster spricht es sich ja schon rum, wie der eine über den anderen denkt.

Hochmut kommt vor dem Fall.

 

Gott will gerade nicht, dass wir so denken und so übereinander reden. Das haben wir vorhin im Evangelium gehört.

Da ist der tolle Pharisäer. Ein Geistlicher – eine Art jüdischer Pastor der damaligen Zeit. Der rühmt sich wie toll er fastet, dass er ziemlich viel Geld spendet und dass er ordentlich lebt. Eben nicht so ist wie der Zöllner, der auch dabei ist. Ich habe den Eindruck, der Pharisäer schwebt so ein wenig in den Tempel hinein, die Nase ganz oben.

 

Der Zöllner eben nicht. Zöllner waren damals nicht angesehen, weil sie den Leuten manchmal mehr abnahmen als nur den vorgeschriebenen Zoll für die Waren. Und dieses Geld wanderte dann natürlich in die eigene Tasche. Zöllner waren deswegen auch nicht arm.

Wir kennen alle den Zöllner Zachäus, der auf dem Baum war, um Jesus zu sehen. Der war reich und konnte Jesus dann ja ein ziemlich großes Mahl auftischen. Und am Ende gab er einen großen Teil seines Reichtums ab.

Auch der Zöllner aus unserer Geschichte hat eins begriffen: er hat Fehler gemacht. „Gott sei mir Sünder gnädig!“

 

 

III.

Hochmütig sein ist einfach.

Leute von oben herab zu kritisieren ist unglaublich einfach. Denn am Ende haben wir selbst immer Recht. Von unserer Meinung kann uns niemand abbringen. Menschen anzugreifen, sie sogar zu beleidigen, ist unglaublich einfach. Jeder von uns kennt das aus seiner Kindheit, wenn auf dem Schulhof Beleidung auf Beleidung folgte oder auch heute noch, wenn wir mit Arroganz über jemanden reden.

 

Wer hochmütig ist, markiert den Starken, obwohl er es meist gar nicht ist. Hochmut kommt eben vor dem Fall und manche sind hochmütig, damit keiner ihre Schwäche erkennt und sie nicht fallen. Sie wissen, dass sie bald fallen würden.

Demütig sein – das scheint viel schwerer zu sein. Es klingt auch total altmodisch. Lehrt uns nicht die Schule, die Wirtschaft, die Ideologie dieser Welt, eben immer unsere Ellbogen einzusetzen. Leute fertig zu machen, damit wir Konkurrenten ausschalten?

 

Als Christen leben wir in dieser Welt. Aber wir sollten nicht so leben wie die Welt. Wir müssen der Stachel im Fleisch dieser Welt sein.

Deswegen müssen wir Christen demütig sein. Und das können wir: weil Gott in uns wirkt. Wir müssen uns gar nicht so sehr anstrengen, sondern Gottes Liebe in uns einfach wirken lassen.

 

Demut ist vor allem eins:

Nicht über andere schlecht reden, sondern sich hinunterbeugen zu den Menschen und mit ihnen auf Augenhöhe reden.

Wir Christen sollen nicht von oben herab mit den Menschen reden, sondern auf Augenhöhe und uns klein machen. Denn erst dann werden wir groß und nicht, wenn wir andere fertigmachen.

 

Gott kommt ja auch immer auf Augenhöhe zu uns. Wenn wir in der Bibel lesen, dann haben wir ihn direkt vor Augen und wenn wir Abendmahl feiern. Er kommt auf diese Erde. Ohne ihn könnten wir gar nichts. Und wenn er dann aufs Neue in uns lebt, dann bekommen wir die Kraft demütig zu sein. Und wer demütig ist, kann anderen Menschen aufhelfen.

 

Hochmut kommt vor dem Fall.

 

Gott will nicht, dass wir fallen. Also: nehmen wir uns am Zöllner ein Vorbild. Seien wir demütig und für Gott und die Menschen da.

„Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“

Jesus hat so Recht.

Amen.

Gebet:

 

Du kennst uns, Gott:

wir schätzen uns selbst zu hoch ein oder zu gering.

Zeige uns, wer wir wirklich sind.

Lass uns deinem Urteil standhalten.

Wir bitten dich um deine befreiende Gegenwart,

wenn wir jetzt beten, hören und reden.

Durch Jesus Christus, unsern Herrn,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.


 

Geistlicher Impuls für den 10. Sonntag nach Trinitatis (16.8.2020).

   von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Der Wochenspruch für den heutigen 10. Sonntag nach Trinitatis lautet:

„Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist,

 dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!“ (Psalm 33,12)

 

Dieser Psalm wird aus gutem Grund auch als „Loblied auf Gottes Macht und Hilfe“ bezeichnet.

 

Er lautet:

Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten;

die Frommen sollen ihn recht preisen.

Danket dem Herrn mit der Harfe;

lobsinget ihm zur Harfe von zehn Saiten!

Singet ihm ein neues Lied;

spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall!

Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig,

und was er zusagt, hält er gewiss.

Er liebt Gerechtigkeit und Recht;

die Erde ist voll der Güte des Herrn.

Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht

und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes.

Er hält die Wasser des Meeres zusammen wie in einem Schlauch

und sammelt in Kammern die Fluten.

Alle Welt fürchte den Herrn,

und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnet.

Denn wenn er spricht, so geschieht´s;

wenn er gebietet, so steht´s da.

Der Herr macht zunichte der Heiden Rat

und wehrt den Plänen der Völker.

Aber der Ratschluss des Herrn bleibt ewiglich,

seines Herzens Gedanken für und für.

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist,

dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!

Der Herr schaut vom Himmel

und sieht alle Menschenkinder.

Von seinem festen Thron sieht er auf alle,

die auf Erden wohnen.

Der ihnen allen das Herz geschaffen hat,

achtet auf alle ihre Werke.

Einem König hilft nicht seine große Macht;

ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft.

Rosse helfen auch nicht; da wäre man betrogen;

und ihre große Stärke errettet nicht.

Siehe, des Herrn Auge sieht auf alle, die ihn fürchten,

die auf seine Güte hoffen,

dass er ihre Seele errette vom Tode

und sie am Leben erhalte in Hungersnot.

Unsere Seele harrt auf den Herrn;

er ist uns Hilfe und Schild.

Denn unser Herz freut sich seiner,

und wir trauen auf seinen heiligen Namen.

Deine Güte, Herr, sei über uns,

wie wir auf dich hoffen.

                                     Amen.

 

Herr, segne dieses Wort an uns allen! Amen.

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Traditionell geht es am 10. Sonntag nach Trinitatis immer um das Verhältnis der Christenheit zum Judentum. Und dazu passt natürlich sehr gut, dass der Wochenspruch aus dem Buch der Psalmen stammt, eben aus Psalm 33!

Das Buch der Psalmen, das ja auch das „Gesangbuch des Volkes Israel“ genannt wird, enthält 150 Psalmen, zu denen es von früher her auch jeweils eine dazugehörige Melodie gab, die wir aber leider nicht kennen. Eigentlich sind es also gesungene Gebete. Wir singen sie in der Regel nicht, sondern sprechen sie.

In den Psalmen kann man Gott je nach Lebenssituation alles Mögliche sagen: Man kann sich bei ihm z.B. beklagen, wenn alles im Leben gerade ganz schrecklich ist.

In unserer modernen Zeit neigen viele Menschen dazu, sich von Gott abzuwenden, wenn es im Leben nicht gut läuft. Dann kann es passieren, dass jemand, der von Gott enttäuscht ist, mit ihm nichts mehr zu tun haben will, vielleicht sogar aus der Kirche austritt. Das war früher und ist auch heute noch im jüdischen Glauben ganz anders: Da sucht man durchaus auch die harte Auseinandersetzung mit Gott: Man sagt ihm, z.B. mit den Worten eines Klagepsalms, deutlich die Meinung und fordert ihn nachdrücklich auf, einem endlich (wieder) zu helfen, einzugreifen und das eigene Schicksal bitte, bitte schleunigst zum Guten zu wenden! Man läuft also nicht vor Gott weg, sondern rechnet mit ihm und spricht mit ihm, gerade auch wenn man sich hilflos fühlt oder sogar sauer auf Gott ist.

Zu solchem Verhalten gehört dann aber auch die andere Seite: Dass man Gott auch ausdrücklich dankt, wenn es gut läuft im eigenen Leben: Das kann man mit eigenen Worten tun. Man kann aber auch z.B. einen Dank- und Lob-Psalm sprechen, wie Psalm 33 ganz klar einer ist.

In ihm wird Gott Dank gesagt für Bewahrung in der Not und für eine gute Begleitung im Leben überhaupt.

Das gemeinsame Sprechen oder das laute Lesen eines solchen Psalms ist ein Signal an Gott, aber auch an die Mitmenschen, dass man sich in einer engen Beziehung zu Gott sieht und das auch gut findet.

Und auch Gott findet das offensichtlich sehr gut, denn der Psalm 33 hat einen seiner Höhepunkte in dem Satz:

„Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!“

Früher als ausschließlich die jüdische Gemeinde die Psalmen zusammen sprach, stellte man sich unter dem auserwählten Volk natürlich einzig und allein das Volk Israel vor.

Heute werden die Psalmen, die ja inzwischen auch zu einem Teil der christlichen Bibel geworden sind, nicht mehr nur von Jüdinnen und Juden gesprochen, sondern auch von Christenmenschen.

Das ändert zunächst einmal nichts daran, dass das Volk Israel das von Gott ganz besonders erwählte Volk ist.

Dadurch dass der Jude Jesus von Nazareth uns Christinnen und Christen in den Bund mit Gott mit hineingeführt hat, sind auch wir ein Teil des Gottesvolkes geworden, das seither mindestens aus dem Volk Israel und der weltweiten Gemeinde der Christinnen und Christen besteht. Und Gottes Güte und Liebe geht wahrscheinlich auch über diesen Personenkreis noch hinaus.

Wir Christenmenschen haben jedenfalls Anteil am Bund Gottes mit seinem Volk.

Das ist für uns sehr gut, wie es der Wochenspruch aus Ps. 33,12 ja auch sagt.

Und zugleich ist es eine Verpflichtung für uns, die besagt, dass wir uns auch für andere einsetzen sollen – egal wo sie herkommen oder was ihre Religion ist:

Für unsere jüdischen Mitbürger zu allererst, aber auch für alle anderen Menschen guten Willens, die anderen Religionen angehören oder auch (noch) gar keiner.

So dürfen wir uns glücklich schätzen, zum Volk Gottes zu gehören, und uns darüber freuen.

Von dieser Freude dürfen und sollen wir ganz viel auch an andere weitergeben und damit auch ihre Hoffnung und Zuversicht stärken – gerade auch in schwierigen Zeiten, wo sich innere Nähe in äußerem Abstand zeigen muss.

(Amen.)

 

Gebet:

Herr, unser Gott!

Wir danken dir, dass du uns geschaffen und uns zu einem Teil deines weltweiten Volkes gemacht hast!

Wir bitten dich:

Sei und bleibe uns ein guter Begleiter in allem, was uns bewegt und uns manchmal auch Angst macht.

Sei bei allen, die sich auf Reisen befinden und lass sie gut und gesund wieder nach Hause kommen!

Sei bei denen, die zu Hause geblieben sind, weil ihnen das sicherer erschien und lass sie auch so gute Erholung finden!

Hilf den in der Politik Tätigen, dass sie für die ihnen anvertrauten Menschen gute Entscheidungen fällen.

Bleib uns nahe in allem, was wir überlegen und hilf uns, Gutes auch umzusetzen!

… gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name!

Dein Reich komme,

dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden!

Unser tägliches Brot gib uns heute!

Und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern!

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen!

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

 

Und es segne und behüte euch alle der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

9. Sonntag nach Trinitatis, 07.08.2020

https://youtu.be/lHI0dwpfyqc

 

Morgenandacht am 9. Sonntag nach Trinitatis, 9. August 2020, in der Schafstallkirche St. Martin

Drehtermin: Dienstag, 4. August 2020, 10 Uhr in St. Martin

Liturgie und Predigt: Meike Müller-Bilgenroth

Orgel: Daniel Heinrich

Kirchendienst: Karin Bühring

Kamera und Bearbeitung: Viktor Sterwald

 

Glocken

Musik zum Eingang

Begrüßung (Meike)-

Herzlich Willkommen zur Morgenandacht am 9. Sonntag nach dem Fest der Heiligen Dreifaltigkeit.

Heute geht es um den Schatz im Acker und die kostbare Perle.

Psalmgebet (Psalm 63)/ in den Gesangbüchern unter Nr. 729!

Meike: 2 Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir,

Karin: mein Leib verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.

Meike: 3 So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

Karin: 4 Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen dich.

Meike: 5 So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.

Karin: 6 Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;

Meike: 7 wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

Karin: 8 Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Meike: 9 Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich. Amen.

Meike und Karin gesprochen: Ehr sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Evangelium (Karin):

Das Evangelium für diesen Sonntag steht bei Matthäus im 13. Kapitel:

44 Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.

45 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte,

46 und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Amen.

Lied: EG 302, 1+2 Du meine Seele singe

Predigt zum Matthäus 13, 44-46

Lied: EG 70, 3+4 (Wie schön leuchtet der Morgenstern)

Fürbittengebet : Wir wollen beten:

 

 

 

Karin:

Fürchte dich nicht, sagst du uns, ewiger Gott.
Gründe zur Furcht gibt es viele in dieser Zeit:
Um Gesundheit, Leib und Leben,
um Vernunft, Frieden und Verständigung,
um Arbeit, Einkommen und Gerechtigkeit,
um diese Erde und was auf ihr lebt.
So fürchten wir uns aus vielen Gründen
und sollen es doch nicht.
Denn in der Furcht können wir nicht leben,
nichts Gutes wirken.

Meike: Ich bin bei dir, sagst du uns, gnädiger Gott.
Ins Leben hast du uns gerufen,
ohne dich wäre nichts da.
Durch Tage und Nächte
hast du uns schon begleitet,
in Tiefen gestärkt,
zu Höhen geführt.
Wecke in uns den Sinn,
dass du da bist, jetzt bei uns.
Damit wir ohne Furcht leben,
dich und unseren Nächsten lieben.

Karin:

Ich will dich erretten, sagst du uns, barmherziger Gott.
Nach Rettung rufen so viele Menschen,
in unserem Land, in vielen Teilen der Erde.
Mach auf, zeige dich,
sende deinen Geist,
dein Licht und deine Wahrheit,
dass es hell werde,
dass die Angst vergehe.
Und mache uns bereit,
deine Mitarbeiterinnen zu werden.

Meike:

Weil du uns erretten willst,
weil du bei uns bist,
deshalb fürchten wir uns nicht,
sondern vertrauen uns dir an,
unser Leben und die, an die wir denken.

Wir sagen Dir in einem Moment der STILLE, was uns bewegt:-

STILLE

Gemeinsam beten wir, wie Jesus Christus es uns beigebracht hat:

 Vater unser im Himmel …

Lied: 1. Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen , mögest du den Wind im Rücken haben.

Refrain: Und bis wir uns wiedersehn, und bis wir uns wiedersehn, möge Gott seine schützende Hand über dir halten. (2x)

2. Möge warm die Sonne auch dein Gesicht bescheinen, Regen sanft auf deine Felder fallen. Refrain: Und bis wir uns wiedersehn…

Segen

Musik zum Ausgang

 

 

 

 

 

Gnade sei mit euch und Friede, schon immer da, jetzt mitten unter uns und in Ewigkeit. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder,

ein Perspektivwechsel: stellt euch vor, Ihr liegt auf der Erde, entspannt und ausgeglichen, alle Viere von Euch gestreckt, stellt euch vor: Ihr SEID selbst der Boden, der Acker, in dem ein kostbarer Schatz begraben ist. Um euch herum riecht es gut, nach Erde, Kräutern und Gras, nach Korn, ihr hört das Summen der Insekten, die Sonne erwärmt euch, sanft fährt der Bauer seine Bahnen und bearbeitet euch, damit das Gesäte gut wachsen kann, ihr spürt die Kraft, die die Saat zum Wachsen bringt bis zur Ernte. Alles ist friedlich, alles hat seine alte, bewährte Ordnung. Der beruhigende Rhythmus des Jahreslaufs ist tief in euch verankert, ihr wisst genau, was kommt. Mit wiederkehrender Regelmäßigkeit erfahrt Ihr Zuwendung sowie gewohnte Missachtung, weil ihr gerade nicht so wichtig seid.

Aber: Ihr habt ein Geheimnis: In Euch steckt ein Schatz! In all den Jahren hat der Bauer das noch nicht erkannt. Er hat in seiner gewohnten Routine nie tiefer gebuddelt, kam nie auf die Idee, euch mal näher zu untersuchen, zu erforschen, was in Euch steckt. Es hat Euch auch bislang gereicht, was Euer Dasein ausmachte: Boden bereiten, empfangen, was da in euch eingepflanzt wird, warten und wachsen lassen, Sonne und Regen über sich ergehen lassen, mal mit Freude, manchmal auch mit Ärger oder in stoischer Gleichmütigkeit, dann mit Freude und Stolz bestaunen, was durch Euch hervorgebracht wird, die Ernte und damit der Abschied, und danach das Warten, bis es wieder von vorne losgeht, ihr wieder erneut empfangen könnt usw.

Und nun das: Ein Schatz im Acker, euer Schatz in euch drin, Ihr seid Euch neu bewusst geworden, dass er ja immer schon in euch war.

Und endlich kommt da mal jemand, der genauer hinschaut, der bis auf den Grund geht, der den tief verborgenen Schatz findet. Der Mensch, dem das gelingt, vergräbt ihn schnell wieder, damit ihn kein anderer finden kann. Um sicher zu gehen, dass er auch wirklich ihm gehört, kauft er den gesamten Acker.

Wie schön ist es für Euch, zu wissen, dass Ihr endlich ganz erkannt worden seid. Ihr stellt nicht nur einen guten Boden zur Verfügung, der gut bearbeitet und genutzt werden kann, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Ihr geht nicht auf in diesem routinemäßigen Kontakt, der in alter Gewohnheit gepflegt wird. In Euch steckt noch so viel mehr, was aber verborgen ist, um gut drauf aufzupassen, weil es euch auch verletzlich macht. Zu groß ist die Gefahr, dass der Schatz von den falschen Menschen entdeckt und gehoben wird, dass Ihr also bloßgestellt werden könntet. Der tief liegende Schatz darf erst ans Licht kommen, wenn die Zeit dafür reif ist und der richtige Mensch kommt, bei dem Euer Schatz gut aufgehoben ist, der sich die Mühe macht, durch die Oberflächlichkeit hindurch mit liebevollem Blick und vorsichtig tastenden Händen vorzufühlen, der bereit ist, sich überraschen zu lassen, was da wohl verborgen ist. Einer, der Mut hat, gegen die Routine und üblichen Gepflogenheiten mal anders an Euch ranzugehen, euch mit neuer Aufmerksamkeit zu betrachten und in die Tiefe vorzudringen. Und der dann mit großer Freude hingeht und alles dafür tut, um mit diesem Fund immer in Verbindung sein zu können.  

Wenn Ihr so etwas erlebt, dann ist das Himmelreich schon zu spüren.

Jesus erzählt das Gleichnis vom Acker und dem Schatz, um das Himmelreich zu veranschaulichen. Weil das so schwer zu begreifen ist, zieht Jesus an vielen Stellen bekannte Vergleiche heran, die den HörerInnen vertraut sind. Mit dem Acker kennen sie sich aus, die meisten sind in der Landwirtschaft tätig, wenn sie nicht gerade vom Fischfang leben. Einige sind auch Kaufleute. Und so ergänzt Jesus sein Gleichnis vom Schatz im Acker noch um den Kaufmann, der all seine Habe verkaufte, um die eine kostbare Perle zu erwerben.

Stellt euch vor, ihr seid wie der Acker mit dem Schatz, wie die kostbare Perle und da ist jemand, der seine ganze Energie darauf verwendet, euch zu finden. Und als er euch gefunden hat, tut er alles erdenklich mögliche, um die engste Bindung herzustellen und sicherzugehen, dass es ihm nicht mehr genommen werden kann. Er veräußert alles, er gibt alles andere auf, um euch zu erwerben.

Okay, da ist eine Grenze beim Vergleich erreicht, denn wir sind zum Glück keine Sklaven, die gekauft werden können und die jemand besitzen kann. Die Zeiten bei uns sind vorbei, wo eine Braut für einen bestimmten Betrag den Besitzer wechselt. Keiner von uns ist in Geld aufzurechnen.

Aber das Gleichnis berührt mich ganz neu, wenn ich den Gedanken durchspiele, was es bedeutet, wenn ich wie der Acker oder wie die Perle erwählt werde. Eigentlich schreckt mich die Passivität der Bilder eher ab. Als Acker mit einem Schatz oder als Perle, die gefunden wird, bin ich eben nicht selbst die Akteurin, sondern bin passiv, mit mir geschieht was. Aber mir gefällt daran, dass ich einfach mal nur sein darf, einfach mal nur daliege, wie auf einer Matte bei einer Entspannungsübung oder bei der Massage, wo mir jemand durch Klänge, Stimme oder Berührung Gutes tut.

Ich bin einfach da und bin kostbar! Es sucht jemand nach mir und hört erst auf, wenn sie mich gefunden hat, wenn sie das Ziel erreicht hat und dann alles dafür tut, um mich nicht wieder zu verlieren.

Kann ich das zulassen? Kann ich das aushalten? Mich finden lassen, mich einfach mal hingeben, um geschehen zu lassen, was ich nicht mehr selbst beeinflussen kann? Kann ich mal einfach nur da sein und die Rolle der Macherin ablegen?  Kann ich das aushalten, mich in andere Hände zu begeben? Habe ich genug Vertrauen, dass gut mit mir umgegangen wird, dass ich in guten Händen bin?

Wie gelingt mir das in meinen Beziehungen: Zu meinem Partner, zu meiner Freundin, zu meinen Eltern, zu meinen Kindern?

Und vor allem: Gelingt mir das in Bezug auf Gott? Dieses Gleichnis erzählt Jesus ja, um das Himmelreich einigermaßen verständlich zu erklären.

Liebe Schwestern und Brüder, Perspektivwechsel: Gottes Reich fängt dort an, wo Du spürst: Ich bin kostbar und berge in mir einen Schatz, der sehr wertvoll ist, der ans Licht will, damit auch andere sich an ihm erfreuen. Gott schaut dich liebevoll an und durchdringt Dich bis in deine tiefsten Untiefen, sogar davor schreckt Gott nicht zurück. Gott erwählt DICH trotzdem, Gott findet Dich und hält Dich fest, hält DICH in guten Händen.  Ist das nicht eine Zusage, mit der du dann aktiv werden kannst? Ohne Druck, weil einfach ganz viel da ist, was gut und wertvoll ist und das Leben bereichert und schöner macht, was Dir selbst und anderen Freude bereitet. Du hast bestimmt noch nicht alles gehoben, was da als Schatz in dir schlummert.

Ich wünsche Euch die Gewissheit, dass Ihr mit liebevollen Augen angeschaut werdet, den Mut, euch finden zu lassen und die Freude über den Schatz, der in Euch verborgen ist und ans Licht kommt .

Amen.

Und der Friede Gottes…

 

8. Sonntag nach Trinitatis, 02.08.2020

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

Liebe Gemeinde,

 

zisch, das Streichholz ist entflammt, und ein Leuchter wird angezündet. Ein heller Schein wird entfacht, in der dunkler werdenden Dämmerung. Weit sichtbar strahlt er in die dunkle Umgebung und gibt den jungen Menschen Orientierung, die auf dem Zeltplatz die Nacht verbringen. Wenn was sein sollte, ist immer jemand da, hatte die Leiterin gesagt.

Ein Kind hat ein Bild gemalt und schenkt es seiner alten Nachbarin. Mit leuchtenden Augen nimmt sie es entgegen, freut sich und bringt das Gesicht des Kindes zum Strahlen.

Eine Frau nutzt die freie Corona-Zeit und fertigt am laufenden Band kleine Engel an, die sie verschenkt. Besonders an die, die sich Sorgen machen und Angst haben, nicht nur vor dem Virus. Für einen Moment sieht die Welt schon heller aus.

Ein Mann hilft bei einer Bastelaktion mit Kindern und bringt seine Zeit, Geduld und Freude am Handwerkeln ein. Nach drei Stunden kehren erfüllte und dankbare Kinder heim, mit einem selbst hergestellten Werk in den Händen und Freude im Herzen.

„Lasst euer Licht leuchten!“ sagt Jesus. Niemandem nützt es, wenn Ihr es unter einen Scheffel stellt. Lasst leuchten, was in Euch steckt, spürt hin, was ans Licht drängt, was in die Welt getragen und sichtbar gemacht werden will. In Euch sind so viele Gaben, Talente und Vorlieben, die ans Licht kommen sollen und dann wie auf einem Leuchter die Welt heller machen. Das bereichert das Leben der Mitmenschen und ist zugleich auch ein Gotteslob.

Nicht nur als Kind oder Heranwachsende darfst Du ausprobieren, was Dir gefällt oder entdecken, woran Du Freude hast und was Dir als sinnvoll und erfüllend vorkommt. Ein Leben lang, darfst Du Deinen Gaben auf der Spur bleiben. Sie werden gebraucht, gerade in dunklen Zeiten, in denen Überforderung und Existenzängste, Missbrauchs- oder Gewalterfahrungen sich ausbreiten und Lebensfreude auslöschen. Gerade dann sind kleine Leuchtfeuer nötig, die Trost spenden und neue Freude und Lebenskraft hervorbringen.   

„Lasst euer Licht leuchten!“ und sei es auch noch so klein oder scheinbar unbedeutend. Anderen können sie Orientierung, Trost und Freude geben. Außerdem zeugen sie von dem einen, großen Licht, das am Anfang der Welt sich Bahn gebrochen hat, mitten unter uns wirkt und bis ans Ende der Zeit bei uns ist.

Ich wünsche allen eine gesegnete neue Woche mit viel Mut zum Leuchten und Ausstrahlen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Es segne und behüte Dich Gott, die lebendige und liebevolle Kraft, Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

 

Von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth


 

 

https://www.youtube.com/watch?v=8b9YwfG82GA

Gottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis, 26. Juli 2020, 10 Uhr St. Urbani

Liturgie und Predigt: Meike Müller-Bilgenroth

Orgel: Erika König, Flöte/Keyboard: Linus Lemke, Trompete: Bernd-Dieter Drost

Kirchendienst: Jens Lemke und Leontine Lemke

Isabella Heydasch: Lesung des Evangeliums

 

Glocken

Musik zum Eingang

Begrüßung (Meike)-

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Epheser 2, 19

Herzlich Willkommen zum GD am 7.S.n. Trin, dem sogenannten Abendmahlssonntag. Letzte Woche war die TAUFE dran und heute steht das andere wichtige Sakrament, das ABENDMAHL, im Mittelpunkt.

Das Heilige bricht sich Bahn mitten in unserer Welt!

In Taufe und Abendmahl berühren sich Himmel und Erde, die göttliche Liebe wird in unserem menschlichen Leben greifbar.

Unsere Sehnsucht nach Leben und Liebe wird gestillt.

Leib, Geist und Seele werden satt!

Dass das mit Philadelphia zu tun hat, das hören wir später in der Predigt.

Wir feiern diese Morgenandacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Hinweise zu den Regeln… (Kollekte am Ausgang; nicht singen und auch nicht summen…)

Sonntagspsalm: 63, 2-9 (Meike im Wechsel mit Gemeinde)

2 Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir,

mein Leib verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.

3 So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

4 Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen dich.

5 So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.

6 Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;

7 wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

8 Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

9 Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich. Amen.

Alle: Ehr sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Lied: EG 444, 1-5 Die güldene Sonne – Lesen von allen Strophen

 

Wochenpsalm 107- (Jens : Wir wollen den Wochenpsalm im Wechsel beten und bitte Sie dazu, aufzustehen, wenn es möglich ist. Bitte antworten Sie mit den fettgedruckten Versen.)

1 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

2 So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, die er aus der Not erlöst hat,

3 die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden.

4 Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,

5 die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete,

6 die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er errettete sie aus ihren Ängsten

7 und führte sie den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:

8 Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,

9 dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem.

Amen

Lesung des Evangeliums: Johannes 6, 1-15 Speisung der 5000 (Isabella)

Wir hören das Evangelium für diesen Sonntag bei Johannes im 6. Kapitel:

1 Danach ging Jesus weg ans andre Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias heißt. 2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. 4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden. 5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? 6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer. 11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. 13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren. 14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Da Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er allein.    Amen

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

Gemeinde : Gelobt sei dir, Christus.

Lasst uns einen Moment Stille halten.

Stille

Glaubensbekenntnis

Lied: EG 320, 1-5 Nun lasst uns Gott dem Herren (zwischendurch Strophen lesen)

Predigt zu Hebräer 13, 1-3

Lied: Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht (Mappe, Nr. 823)

1. Wenn das Brot, das wir teilen , als Rose blüht
Und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
Dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
Dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt,…

2. Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt,
Und die Not, die wir lindern, zur Freude wird,
Dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
Dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt,…

3. Wenn die Hand, die wir halten, uns selber hält und das Kleid, das wir schenken, auch uns bedeckt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht In der Liebe, die alles umfängt, in der Liebe, die alles umfängt.

(T.: Claus-Peter März, M.: Kurt Grahl 1981)

Abkündigung (Meike)- (dabei zwei Kerzen anzünden für zwei Verstorbene)

Gebet

Musikstück (Linus)

Mitteilungen (Meike)- Abendmahl „To Go“ verteilen

Fürbittengebet : Pastorin: Wir wollen Fürbitte halten und dazu aufstehen:

Meike : Barmherziger, ewiger Gott,
schenke uns den Trost der Liebe,
mache aus uns eine Gemeinschaft des Geistes,
wirke durch uns,
damit deine Barmherzigkeit sichtbar wird.

Jens : Wir haben deine Barmherzigkeit gesehen
und danken dir
für die Bewahrung und Rettung vieler Menschen in Not.
Wir haben deine Barmherzigkeit gesehen
und danken dir
für das private Glück, das du uns schenkst:
für die Paare, die sich füreinander entschieden haben,
für die Kinder, die geboren werden,
für die Genesung von schwerer Krankheit, für die Bewahrung unserer Region vor schlimmeren Ausbrüchen des Virus,

wir danken dir
für bestandene Prüfungen,
für die Freude in diesen sommerlichen Tagen, die trotz der Einschränkungen und Regelungen zu spüren ist.
Wir danken dir,
du Barmherzige und Ewige.

 

TeamerIn: Mache aus uns eine Gemeinschaft des Geistes
und wirke durch uns,
damit deine Barmherzigkeit sichtbar wird
.
Wir klagen dir
die Unbarmherzigkeit und Härte,
die in diesen Tagen laut verteidigt wird.
Wir klagen die Toten im Mittelmeer, noch immer,
wir klagen dir die Toten in den Kriegsgebieten.
Wir klagen dir den Hass auf die Menschen,
die deine Barmherzigkeit weitergeben.
Wir klagen dir die Skrupellosigkeit und den Egoismus,
der alle Lebensbereiche durchdringen will.
Wir klagen es dir und hoffen auf dich,
du Barmherzige und Ewige.

Jens : Schenke den Trost der Liebe,
und sei gegenwärtig,
damit deine Barmherzigkeit sichtbar wird:
bei den Flutopfern in Indien, Nepal und Bangladesch,
bei den Obdachlosen und Hungrigen in unserer Nachbarschaft,
bei den Trauernden,
bei denen, die verzweifeln,
bei denen, die einsam sind und verstummen,
bei denen, die mit Sorgen das Zeitgeschehen verfolgen,
bei denen, die zu Neuem aufbrechen und in all den Veränderungen neue Chancen ergreifen.
Wir bitten dich und hoffen auf dich,
du Barmherziger und Ewiger.

Meike : Deine Gemeinde sind wir,
deine Liebe leite uns,
deine Gaben stärken uns,
dein Wort bewege und begeistere uns,
 .
Dir vertrauen wir uns
und alle, die zu uns gehören, an und halten einen Moment inne:

STILLE

mache aus uns eine Gemeinschaft des Geistes,
wirke durch uns, damit deine Barmherzigkeit sichtbar wird.
Amen.

Gemeinsam beten wir: Vaterunser im Himmel…

 

Segenslied: Herr, wir bitten komm und segne uns (Linus)

Segen

Musik zum Ausgang- hinsetzen

(Kollekte wird am Ausgang eingesammelt in Körben)

 

 

 

 

 

Gnade sei mit euch und Friede…

Liebe Gemeinde,

„Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen!“ So sagt es ein Sprichwort. Und das kennt auch die Bibel! Von Anfang an spielen Essen und Trinken eine große Rolle, und zwar immer in Gemeinschaft, im Teilen von dem, was jemand gesammelt, geerntet und zubereitet hat. Die gemeinsame Mahlzeit ist lebenswichtig, für Leib und Seele jedes Einzelnen und für die Gruppe derer, die das Vorhandene teilt.

Wer zusammen isst, haut sich nicht so leicht die Köpfe ein. Frieden kann sich ausbreiten. Wer zusammen isst, der redet miteinander, tauscht sich aus, lernt sich kennen und überwindet Fremdheit. Im ganz kleinen Zusammenhang geschieht das innerhalb einer Familie, im größeren Zusammenhang werden Friedensverträge und Abkommen geschlossen, am sogenannten „runden Tisch“. Aus der Tischgemeinschaft entstehen Ideen für ein besseres Zusammenleben und für die Lösung von anstehenden, brennenden Konflikten. Gemeinsames Essen und Trinken tragen also zu mehr Frieden und Gerechtigkeit bei.

Der Predigttext für diesen Sonntag greift dieses Verständnis auf und appelliert dazu, das zu beherzigen. Wir hören drei Sätze aus dem Hebräerbrief im 13. Kapitel: (Bibel hochhalten)

„Bleibt fest in der geschwisterlichen Liebe. Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt.“

Noch, liebe Gemeinde, existieren wir immer noch leiblich, wir leben noch im Leibe, gehen nicht nur auf in einer geistlichen Größe. Der Brief richtet sich an Menschen der 2. und 3. Generation, die den christlichen Glauben kennengelernt hat, die Mitte bis Ende des 1. Jahrhunderts lebte. Sie kannte also schon eine Gemeindestruktur und war doch nicht sicher beheimatet, war an keinem Ort direkt zu Hause. Diese Hörerschaft des Hebräerbriefs wird auch als „wanderndes Gottesvolk“ bezeichnet, die keine „bleibende Stadt“ hatte, sondern die zukünftige suchte. Die HörerInnen wissen also einerseits um die irdische Dimension des Glaubens und andererseits um die geistliche Dimension des Lebens und des Glaubens. Noch sind sie „im Leibe“, also nicht befreit vom Körper. Allerdings bekommt die Größe der Kirche im Hebräerbrief immer mehr eine geistliche Dimension, die im Körperlichen nicht aufgeht. Zugleich bekommt diese Dimension trotzdem eine wichtige Bedeutung für das irdische, diesseitige, körperliche Leben jetzt und hier.

Der Hebräerbrief ermahnt: Bleibt fest in der geschwisterlichen Liebe - Philadelphia heißt das auf Griechisch. Haltet an der Philadelphia fest, fühlt euch darin verwurzelt, das ist und bleibt die Basis Eures Lebens, Handelns und Hoffens: Die Liebe zum Glaubensbruder, zur Glaubensschwester ist damit gemeint, nicht die allgemeine göttliche Liebe. Aber die Beziehung zwischen denen, die sich zu Christus bekennen und zugehörig fühlen. Und dann folgt gleich die nächste Ermahnung und Handlungsanweisung, die über den eigenen Tellerrand hinausweist: Gastfrei zu sein vergesst nicht ; Gastfreundschaft üben, wörtlich steht dort Freund des Fremden zu sein, der Ausländerinnen und Ausländer, der Nichtbürger, also diejenigen im Blick zu haben und zu beherbergen, die nicht dazu gehören, die fremd und heimatlos sind, die keinen Status haben, nicht als Bürger gelten, weil sie durch Lebensumstände oder Herkunft keinen Anspruch darauf haben. Seid gastfreundlich, denn dann kann es sein, dass ihr, ohne es zu wissen, Engel beherbergt. Was für ein schönes Bild ist das, das auch wieder den Horizont öffnet und den Blick weitet: Es könnte ja sein, dass ein Engel darunter ist, ein Bote der Liebe Gottes, direkt vom Himmel geschickt. Öffnet eure Türen, ladet sie an euren Tisch, esst mit ihnen, teilt eure Mahlzeit und lasst darin den Himmel die Erde berühren. Dann breitet sich bei euch Frieden aus, dann behaltet ihr das Gespür für Gerechtigkeit und Würde.

Und so mahnt der Hebräerbrief weiter: Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt . In dem Moment, wo Ihr miteinander Tischgemeinschaft habt, wo Ihr Leib und Seele sättigt, wo ihr in der Liebe bleibt, da behaltet ihr diejenigen im Blick, die unterdrückt werden und schlimmes Leid erfahren, die menschenunwürdig behandelt werden. Da solidarisiert ihr euch mit ihnen und steht dafür ein, dass dieses Leid aufhört, dass ihre Würde beachtet wird. Da setzt ihr alle Hebel in Bewegung, um die Unterdrückung und Misshandlungen zu beenden. Da zeigt ihr Barmherzigkeit und werdet aktiv für die, die keine Stimme mehr haben.

Ich denke daran, in welchen Widersprüchen wir alle leben: gastfreundliche Länder wie der Irak und der Iran, die immer noch Menschen mit dem Tod bestrafen, weil sie gegen geltendes Recht verstoßen haben sollen.

In den USA existiert ebenfalls noch in einigen Bundesstaaten die Todesstrafe. Und zur Zeit agiert zum „Schutz“ der Bevölkerung gerade eine Einsatzarmee, die jeder Rechtsgrundlage entbehrt und die mit willkürlicher Gewalt für „Recht und Ordnung“ sorgen will. Zum Glück gibt es die „Wall of mums“, eine Mauer von Müttern, die sich dieser Gewalt entgegenstellen und ihre Kinder schützen, die für mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung auf die Straße gehen.

Denkt an die Gefangenen als wärt ihr Mitgefangene und an die Misshandelten .“ Wir leben noch im Leibe , in der begrenzten, irdischen Dimension. Wir haben zwar die geistliche Dimension vor Augen und haben eine Ahnung von ihr. Wir brauchen als Lebewesen aber den Schutz des Leibes auf der Grundlage der Philadelphia, der geschwisterlichen Liebe und natürlich der Agape, der göttlichen Liebe. Leib und Seele und Geist gehören dabei zusammen und werden durch Essen und Trinken und Liebe zusammengehalten. Wo das geschieht, wo das gelingt, da berühren sich schon Himmel und Erde, da blüht das Leben auf, bekommen wir eine Ahnung vom Göttlichen in unserer menschlichen Welt.

Liebe Gemeinde, als ChristInnen haben wir das Sakrament des Abendmahls vererbt bekommen als Kraftquelle für unseren Lebensweg. Wir gehören mit zum wandernden Gottesvolk und brauchen Wegzehrung, um neue Kraft zu bekommen und weiter zu ziehen, weiter zu machen, durch zu halten auf einem oft mühseligen, herausfordernden Weg. Im Abendmahl feiern wir die Gegenwart Gottes, da ist Christus ganz nah, da gesellt sich der Auferstandene zu uns und stärkt uns den Rücken, steht uns zur Seite, zeigt uns den Weg, wo es lang gehen könnte.

Wenn wir das Brot brechen, die Oblate essen, wenn wir den Wein trinken, den Saft des Rebstocks schmecken, dann stellen wir uns für einen kurzen Moment an den Horizont zwischen Himmel und Erde.

    • Für einen Moment Gemeinschaft, die stärkt,
    • für einen Moment Frieden, die Gelassenheit und Zuversicht schenkt,
    • für einen Moment satt werden und im Einklang sein mit sich selbst, den Mitmenschen und Gott und spüren: Alles ist gut!
    • für einen Moment Klarheit, die zeigt, was als nächstes dran ist,
    • für einen Moment Mut, Taten folgen zu lassen, um die Barmherzigkeit in die Tat umzusetzen.

Liebe Schwestern und Brüder, nehmt und esst, nehmt und trinkt. Ihr seid herzlich eingeladen und willkommen geheißen.

In dem Moment bildet sich die Gemeinschaft des Geistes, und Gottes Barmherzigkeit kann in Tat und Wort ganz konkret und leiblich sichtbar werden.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

 

Impuls zum 6. Sonntag nach Trinitatis von Pastor Sascha Joseph Barth

I.

Eine Kirche. Vor gut 1800 Jahren.

Das Handtuch fällt zu Boden.

Nun steht er nackt da. So wie Gott in schuf.

 

Das Becken randvoll mit Wasser gefüllt.

Unten im Becken wird Marcus erwartet – vom Bischof. Denn heute soll er getauft werden.

30 Jahre ist er mittlerweile alt. Hat vieles ausprobiert. Diese Religion und jene Religion. Aber irgendwie hat es nie so richtig gepasst.

 

Seit ein paar Monaten hat er sich der Kirche angeschlossen. Musste richtig in den Unterricht gehen. Überhaupt erst erfahren, wer eigentlich Jesus ist. Der Frage nachgehen: Was bedeutet Gott für mein Leben?

All das hat ihm der Bischof beigebracht und heute ist es so weit: Taufe.

 

Nackt geht er langsam in das Becken. Schritt für Schritt. Jeder Schritt soll bewusst gesetzt sein. Das Taufbecken zeigt nach Osten. Da, wo die Sonne aufgeht. Jesus ist ja wie die Sonne. Er ist das Leben. Und deswegen geht es nun Richtung Osten – der Sonne, dem Leben entgegen.

 

Das lauwarme Wasser reicht Marcus bis zur Brust. Und dann steht er vor dem Bischof. Dreimal wird er ins lauwarme Nass untergetaucht. Und jedes Mal muss er tief durchatmen. Er spürt einen neuen Lebensatem. Und nach dem dritten Mal fühlt er sich wie neugeboren.

 

Er atmet tief ein, wischt sich mit den Händen das Wasser aus dem Gesicht und schaut mit ganz neuen Augen auf die Welt.

Eine Entscheidung getroffen, dreimal untergetaucht, dreimal gestorben und nun ein neues Leben.

Was für eine Taufe!

 

II.

Ja, was für eine Taufe!

Damals vor so 1800 Jahren waren Taufen anders. Vor allem Erwachsene wurden getauft. Kinder auch, aber dieser ganze Ritus, wie wir ihn gerade in der Erzählung gehört haben, hat sich bei den Erwachsenen wohl sehr tief ins Herz eingeprägt.

 

Unsere Taufen heute sind dagegen ja fast schon niedlich. Da wird keiner mehr untergetaucht. Vätern und Müttern würde wahrscheinlich das Herz stehenbleiben, wenn ich ihre Kinder untertauchen würde und das ganze dreimal.

In den orthodoxen Kirchen – also in Griechenland oder auch Russland – wird das weiterhin so gemacht. Vielleicht beruhigt es ja, dass die Priester dort selbst meist Väter sind und das einschätzen können…

 

Aber es muss was Tiefgehendes gewesen sein, wenn Menschen so wie Marcus vor 1800 Jahren getauft wurden.

Marcus ist symbolisch durch das Untertauchen gestorben. Martin Luther sagte dazu: der alte Adam wurde ersoffen. Das Böse sollte also weggewaschen werden. Und dann ersteht Marcus aus dem Wasser wieder auf. Fast so, als ob er in einem Grab gelegen hätte. Er steht wieder auf.

 

Unglaublich, was eigentlich alles in der Taufe so drinsteckt!

Am Anfang steht die Entscheidung zur Taufe, dann soll alte Leben hinter uns gelassen werden, wir werden dreimal symbolisch getötet, stehen aus dem Grab auf und sind neugeboren, denn schließlich kamen wir ja schon bei unserer ersten Geburt aus dem Fruchtwasser.

 

Ich bin ein großer Befürworter von Kindertaufen und liebe es, Kinder zu taufen. Gerade die Kleinsten sollen besonders mit Gott aufwachsen. In der Taufe von kleinen Kindern wird deutlich, dass Gott uns Menschen liebt und uns so annimmt, wie wir erstmal sind. Gerade die Kleinen haben ja ziemlich wenig Leistung vorzuweisen. Bei den Kleinsten steht die Liebe Gottes im Vordergrund.

 

Aber irgendwie vergessen wir dabei, was in der Taufe sonst noch geschieht und gerade bei so einer Taufe wie bei Marcus wird das deutlich.

Es wird deutlich, dass es da einen Neustart im Leben gibt, dass das Alte, was einen gehindert hat frei zu leben, weg soll. Die Taufe von Marcus macht deutlich, dass ein neuer Mensch entsteht. Ein Mensch, der von Gott geliebt wird, und deswegen selbst lieben soll.

 

Taufe bedeutet also: eine Entscheidung für etwas Neues, das Sterben des Alten und eine neue Geburt.

 

Auch wenn die meisten von uns als Kinder getauft wurden und uns gar nicht an unsere Taufe erinnern können, bleiben diese Dinge der Taufe ein Leben lang: eine Entscheidung für etwas Neues, das Sterben des Alten und eine neue Geburt.

Vorhin habe ich den alten Martin Luther ja schon einmal zitiert: der alte Adam soll ersoffen werden. Und Martin Luther ergänzt sogar: das sollen wir jeden Tag machen.

Jeder Tag ist ein Tag, um uns an die Taufe zu erinnern. Und die Taufe ist einfach ein unglaublich großes Geschenk. Gott verspricht, mit uns durch das Leben zu gehen. Ganz eng. Egal was kommt. Er ist in den Tiefen unseres Lebens dabei, aber auch in den großen Höhen. Er will einfach Teil unseres Lebens sein.

 

Und deswegen sollen wir uns an unsere Taufe erinnern – jeden Tag.

Und das heißt: jeden Tag die Entscheidung aufs Neue treffen. Die Entscheidung mit Gott zu leben. Eine Entscheidung, die sich lohnt.

Jeden Tag dafür entscheiden, dass etwas von dem Schlechten in uns stirbt. Das tut uns gut und vor allem all den anderen Menschen.

Jeder Tag soll eine neue Geburt werden. Jeder Tag ist ein Geschenk und schon wie eine neue Geburt. Und mit Gott an der Seite, kann jeder neue Tag gelingen.

Erinnern wir uns also jeden Tag an unsere Taufe. Daran, dass wir zu Gott gehören.

Und wenn wir das tun, dann treffen wir eine der besten Entscheidungen unseres Lebens – vielleicht sogar die beste.

Amen.

TAGESGEBET

Lieber himmlischer Vater,
du hast uns durch die Taufe neu geboren zu Kindern des Lichtes:
Erhalte uns im Glanz deiner Wahrheit
und verdränge alles Dunkel.
Das bitten wir durch Jesus Christus,
deinen lieben Sohn, unsern Herrn und Gott,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.

 

Gottesdienst am 5. Sonntag nach Trinitatis, 12. Juli 2020, 10 Uhr St. Urbani

5. Sonntag nach Trinitatis

Liturgie und Predigt: Meike Müller-Bilgenroth

Orgel: Daniel Heinrich

Kirchendienst: Melanie Bade, Annette Schymanitz

 

Glocken

Musik zum Eingang

Begrüßung (Meike)- Hinweise zu den Regeln… (Kollekte am Ausgang; nicht singen und auch nicht summen…)

Sonntagspsalm: 63, 2-9 (Meike im Wechsel mit Gemeinde)

2 Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir,

mein Leib verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.

3 So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

4 Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen dich.

5 So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.

6 Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;

7 wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

8 Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

9 Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich. Amen.

Ehr sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Lied: Morgenlied – er weckt mich alle Morgen

Wochenpsalm 73 in Auszügen (dazu stehen alle auf, Kirchendienst im Wechsel mit Gemeinde)

1 Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.

2 Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten.

3 Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.

4 Denn für sie gibt es keine Qualen, gesund und feist ist ihr Leib.

5 Sie sind nicht in Mühsal wie sonst die Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt.

6 Darum prangen sie in Hoffart und hüllen sich in Frevel.

7 Sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, sie tun, was ihnen einfällt.

8 Sie höhnen und reden böse, sie reden und lästern hoch her.

9 Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden.

10 Darum läuft ihnen der Pöbel zu und schlürft ihr Wasser in vollen Zügen.

23 Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

24 du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

25 Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

26 Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

27 Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen.

28 Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.

Amen

Lesung des Evangeliums: Lukas 5, 1-11 (Kirchendienst)

1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. 4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach. Amen.

Stille

Glaubensbekenntnis

Lied: EG 313 (vorgetragen von Magdalena)

Predigt zu Lukas 5, 1-11

Lied: EG 595 (vorgesungen von Daniel Heinrich)

Mitteilungen (Meike)- Kollekte für Diakonie der eigenen Gemeinde

Musikstück

Fürbittengebet : Pastorin: Wir wollen Fürbitte halten und dazu aufstehen:

Melanie Bade:

Großer Gott,
mit Dir neue Wege gehen, das wär´s.
Netze auszuwerfen, wo dann auch Fische sind.
Mit Dir leben, getröstet und genährt.
Statt all der Alltagsangst, dem Druck,
dem Müssen und Sollen
und am Ende doch der Hunger.

Ach Gott, erhöre uns:

Alle: Dennoch bleibe ich stets an dir;
Denn Du hältst mich bei meiner rechten Hand.

Annette Schymanitz:

Für Deine Kirche bitte ich Dich, Gott.
Sind die Wasser ausgefischt und die Tempel leer?

Passen Fische und Netze, Handwerk und Hoffnung zueinander?
Für Zahlen und Rechnungen,
Kundgaben und Geist-Worte,
schenk uns Verstehen!

Ach Gott, wir bitten Dich, erhöre uns:

Alle: du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

Melanie Bade:

Für Entscheider und Präsidentinnen,
für Klar-Sein und Maßhalten,
Schutz, Abstand und Nähe.
Dein Weg ist dunkel manchmal, kantig und verwurzelt.
Zeig´ dich, Gott, mitten im Chaos, immer wieder.
Höre uns:

Alle: Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

Annette Schymanitz:

Ich bitte Dich für Ferienkinder und Urlaubserwachsene.
Freie Zeit und leichtes Herz,
zu Hause ohne Schule oder vorsichtig über die Grenze in ein anderes Land -
ach Gott, wir bitten Dich, erhöre uns:

Alle: Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

Melanie Bade:

Und für die unruhigen Herzen bitte ich Dich, Gott.
Für alles „ich müsste mehr tun“,
jedes „ich hab nichts geschafft“.
Mit Dir zu sein, Gott, ist Leben, ist Atem, ist Glück.
Pulsier´ durch uns durch, alle hier,
wie wir sind, und erhöre uns:

Alle: Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn,
dass ich verkündige all dein Tun.

Annette Schymanitz:

Wir halten einen Moment inne und vertrauen Dir in der Stille an, was uns bewegt: STILLE

Gemeinsam beten wir: Vaterunser im Himmel…

Segen

Musik zum Ausgang- hinsetzen

(Kollekte wird am Ausgang eingesammelt in Körben)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, …

Liebe Gemeinde,

„Fahre hinaus, wo es tief ist…“ zur Mitte des Sees, bleib nicht am sicheren Ufer, begebe dich aus der Komfortzone, wage Dich ins Unbekannte, ins Ungewisse. Hab Mut, in die Tiefe zu gehen, nicht an der Oberfläche zu bleiben. Und dort, „werft eure Netze zum Fang aus!“

Probiert es noch einmal, gegen jegliche Vernunft, versucht es anders als sonst, gegen jede Gewohnheit, gegen eure Erfahrung. Bürstet einmal alles gegen den Strich. Ihr werdet überrascht sein und die Fülle haben!

Lassen wir uns doch mal mit Hilfe des Evangeliums, mit Hilfe des Fischzugs von Simon Petrus auf diesen anderen Weg ein. Eine Geschichte, die ein Sinnbild ist für unser Leben, für unseren Glauben, für unsere Seele!

Schauen wir, was da passiert: Simon Petrus, Jakobus und Johannes sind frustriert, die ganze Nacht haben sie gefischt, nichts in den Netzen, so viel Berufserfahrung und doch kein Erfolg.

Jesus ist mit Predigen beschäftigt, sieht die vielen Menschen, die an den See Genezareth gekommen waren, um ihn zu sehen und zu hören; da hat er die Idee, auf den See hinauszufahren, um besser gesehen und gehört zu werden. Simon Petrus ruft er persönlich heraus, er soll Jesus begleiten, ihn hinausfahren, so dass er vom Boot aus verkündigen kann.

Dann ist er damit fertig- und wendet sich nun Simon zu. Dieser hängt entmutigt und erschöpft zwischen den Seilen, die ganze Nacht gefischt… nichts gefangen, wovon sollen sie leben? Jesus ermuntert Simon, nun noch weiter hinaus auf den See zu fahren- dorthin, wo es tief ist! Wo der Grund nicht mehr zu sehen ist! Simon soll noch einmal die Netze auswerfen und einen Fang versuchen. Wie törricht, wie unprofessionell, jeder weiß doch, dass die Fische bei Tage nicht an der Oberfläche schwimmen und vom Schatten des Bootes verscheucht werden. Da kann doch gar nichts ins Netz gehen. Aber Simon sagt: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf Dein Wort hin will ich die Netze auswerfen . Eigentlich denkt er im Stillen, dass Jesus ein bisschen spinnt, aber er lässt sich drauf ein!

Und das Wunder passiert: Es werden so viele Fische, so dass die Netze fast reißen und das andere Boot (mit Jakobus und Johannes drin) zu Hilfe eilen muss, um den Fang zu sichern. Beide Boote drohen fast zu versinken vor lauter Fischen. Simon ist so überrascht aber auch peinlich berührt und hat wohl auch ein schlechtes Gewissen, dass er wider Willen die Netze ausgeworfen hat, und gedacht hatte: Was soll denn der Quatsch, am hellichten Tage Fische fangen. Und er gesteht reumütig ein: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch! Simon möchte am liebsten im Erdboden versinken. Es ist aber nicht nur die Scham, sondern auch ein Schrecken, von dem er erfasst wird. Und wie reagiert Jesus? Er maßregelt nicht, er schimpft nicht aus, er genießt nicht irgendeine Art von Genugtuung: Siehste, hab ich’s nicht gesagt…NEIN:

Drei Worte sagt Jesus, wie so oft in seinen Begegnungen: Fürchte dich nicht! Hab keine Angst! Der Schrecken hat keine Macht über Dich! Deine Erschütterung ist verständlich, Deine Scham auch, aber das zählt alles gar nicht, ist nicht wichtig. Fürchte dich nicht ! – und dann setzt er noch was drauf, was eine völlig neue Richtung vorgibt: Von nun an wirst Du Menschen fangen.   RUMMS! Was für ein Auftrag, was für ein RUF, weg vom Beruf des Fischers, hin zur BeRUFung des Jüngers. Plötzlich ist alles anders, steht alles im anderen Licht. Das, was vielleicht eine längere Zeit gedauert hat, ein Prozess ist über Tage, Wochen, Jahre, das geschieht von jetzt auf gleich: Sie hängen den Beruf an den Nagel und folgen dem Ruf Jesu, einem Ruf ins Ungewisse, ohne jede Absicherung, aber sie folgen ihrer Berufung, sie werden zu Assistenten Jesu, zu Freunden, Wegbegleitern, Schülern, zu Jüngern, sie lassen sich in Bewegung setzen und wechseln nicht nur den Beruf, sondern auch die Richtung und die Ausrichtung: Unsere biblische Geschichte endet dann mit nur einem Satz:

Und sie brachten die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.  

Liebe Gemeinde, so einfach ist das also. Es gibt solche Ereignisse, wo ich mir plötzlich, von jetzt auf gleich, klar werde, was ich zu tun habe, was ich ändern muss. Aber oft geht dem ein längerer, auch quälender Prozess voraus.

Von Jesus werden Simon, Johannes und Jakobus dermaßen berührt, dass sie erschrecken und ihnen klar wird, wem sie ab jetzt vertrauen werden. Und wo passiert das? Nicht bei am Ufer, nicht im Hause, nicht auf einem Berg, nicht in der Synagoge… nein, da, wo es tief ist und das ist dort, wo sie alltäglich arbeiten und unterwegs sind!

Fahre hinaus, wo es tief ist … da, wo Tiefe ist, Tiefgang! Keine Oberflächlichkeit, keine Vordergründigkeit, keine Etikette, keine Schminke, sondern da, wo es ans Eingemachte geht, an die ungeschminkte Wahrheit, dort, wo es tief geht, in die Tiefe der Seele-> da passiert die Berührung, da passiert das Wunder, dass der Fang Erfolg hat, dass da die FÜLLE ist.

Vorher hatte Jesus vor einer Masse von Menschen, die da am Ufer stand, gepredigt. Danach wendet er sich Simon zu, dann fahren sie dahin, wo es tief ist, sie sind geschützt vor den Blicken der vielen anderen, sie sind nur noch zu zweit, eine Vier-Augen-Situation, erweitert um Jakobus und Johannes, die im anderen Boot auch noch in der Nähe sind. Im geschützten Rahmen kommt es zur Begegnung, zur Frage: Kann ich Jesus vertrauen? Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen- auf dein Wort hin lasse ich mich auf dich ein, lasse ich das Netz ganz tief runter, guck mal, was da ist, was sich da zutage fördern lässt, da öffne ich mich!  Das Vertrauen setzt sich durch und besiegt den Zweifel! Das Vertrauen darauf, dass es sich irgendwie lohnen wird, nicht aufzugeben, es nochmal zu versuchen.

Es ist etwas Mystisches in dieser Erfahrung! Das Eigentliche passiert im Verborgenen, hinterm Schilf, vor Blicken geschützt, weit weg von der Masse, da, wo es tief ist, dort, wo wir uns auf eine ganz persönliche Begegnung mit Jesus/Gott einlassen. DORT ist die Fülle verborgen. Nehme ich sie wahr, kann ich sie wie einen guten Fang, heben, und an Land ziehen, um von ihr zu zehren, sie zu genießen.

Liebe Gemeinde, diese Geschichte ist ein Bild für unser eigenes Leben, für unseren persönlichen Glauben, für unsere Seele, ist ein Bild für die Seel-Sorge, für Gottesbegegnung, für das Vertrauen in die Liebe, das sich letztendlich durchsetzt und belohnt wird.

Ich frage mich: Wo steigt Jesus in mein Lebensboot? Wo kommt er ganz persönlich zu mir? Wo lasse ich mich auf die Begegnung mit Jesus, mit dem Göttlichen, mit der Lebenskraft ein? Wo lasse ich sie zusteigen, wo mache ich ihr Platz, wo gebe ich ihr Raum und Zeit?

Können wir sie hören? Die ermunternden Worte: Versuch’s nochmal! Gib nicht auf! Wirf das Netz nochmal aus. Du denkst zwar, es lohnt sich nicht mehr, du bist erschöpft und am Ende Deines Lateins. Aber ich sage dir: Fahr hinaus, wo es tief ist- wage es, das sichere Ufer zu verlassen und zur Mitte des Sees zu fahren, zur Mitte, wo es tief ist, ich bin MIT DIR in deinem Lebensboot. Und: Hab keine Angst! Du wirst reich belohnt werden. Unfassbare Fülle wirst Du erleben, wenn Du dieser Einladung folgst.

Mir fallen Menschen ein, die das erlebt haben und erleben. Die aus dieser Fülle heraus schöpfen, die in Gott ihren Grund hat; Menschen, die sich nicht erschüttern lassen, sondern ihr Vertrauen in die göttliche Lebenskraft bewahren, stärken, teilen und weitergeben, es ausstrahlen und andere damit anstecken.

Oft sind es tatkräftige, tiefgründige, oft auch humorvolle und lebensfrohe Menschen; Menschen, die dem Ruf folgen: Wirf noch einmal dein Netz aus, in die Tiefe, lass dich drauf ein, fürchte dich nicht. Die mutig ihre Komfortzone verlassen, die den unbequemen Weg gehen, oft ins Ungewisse, die ihren Finger in die Wunde legen und aktiv mithelfen, Lösungen zu finden. Die dran bleiben, sich nicht gleich zufrieden geben, sondern es noch einmal versuchen.

Liebe Gemeinde, jedeR kann selbst überlegen, wo er/sie sich in dieser Geschichte wiederfindet. Der RUF Jesu gilt auch uns! Gegen unsere Zweifel und Erschöpfung ermutigt er uns: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! –: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst Du Menschen fangen .

Probiert es noch einmal, gegen jegliche Vernunft, versucht es anders als sonst, gegen jede Gewohnheit, gegen eure Erfahrung. Bürstet einmal alles gegen den Strich. Ihr werdet überrascht sein und die Fülle haben!

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist….

 

 

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

I.

 

Paulus vor etwas weniger als 2000 Jahren:

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

II.

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Die Hitze ist unerträglich und dann ist die Klimaanlage auch noch ausgefallen. Der Bus wird zu einem Ofen. Und dann sind da auch noch diese Masken vor dem Gesicht. Es ist schwer, das alles auszuhalten. Fast jeder ist leicht reizbar.

Die eine Dame nervt die Fliege. Die ganze Zeit schwirrt sie um sie herum und mit der Bunten schlägt sie voller Wut nach ihr, aber sie erwischt sie nicht.

Und dann ist da noch der Junge aus der Schule. Irgendetwas an seinem Handy will einfach nicht, wie er will. Am liebsten würde er das Handy auf den Boden schmeißen.

Und hinten im Bus ist die Mutter. Nicht nur sie ist fertig mit den Nerven, sondern auch ihr kleines Kind auf dem Arm. Es ist einfach zu heiß. Sie denkt sich gerade: wie schön wäre das Leben gerade ohne dieses schreiende Kind. Sie erschreckt innerlich – hat sie das wirklich gerade gedacht?

 

In dieser Ofenhitze des Busses sind alle mit sich beschäftigt. Wut, Genervtheit, Reizbarkeit. Alle haben einfach keinen Bock mehr auf diesen Bus.

Viele schimpfen mit dem Busfahrer. Und er schimpft zurück. Die Stimmung ist unglaublich angespannt.

An der nächsten Haltestelle kommt endlich wieder etwas Luft in den Bus. Und sie kommen herein.

Springerstiefel.

Glatze.

Natürlich keine Masken.

Fast alle Fahrgäste schauen auf den Boden. Bloß kein Sichtkontakt mit denen.

Laut ertönt ihre rechte Musik.

Sie gehen nach hinten und dort sitzen sie.

Eine kleine Familie. Eine farbige Familie.

„Na, ihr Affen! Ihr schwitzt wohl nicht? Ist ja auch perfektes Affenwetter für euch! Bei euch in Afrika ist es auch so heiß, oder? Warum antwortet ihr nicht? Ach ja, ihr kommt ja gar nicht aus Deutschland. Könnt ja gar nicht unsere Sprache!“

Die Glatzen äffen Affengeräusche nach. Und mit dem Schweiß auf der Stirn sehen die Glatzen affig aus.

„Ich glaube, seitdem ihr Affen hier seid, sind die Klimaanlagen in den Bussen aus. Ihr sollt euch hier anscheinend wohlfühlen. Wie auf euren Bäumen in Afrika. Aber wir wollen euch gar nicht hier.“

 

Die nächste Haltestelle.

Alle Fahrgäste schauen zu Boden. Die Tür hinten geht auf. „Haut endlich ab aus unserem deutschen Bus.“

Frische Luft kommt rein, trotzdem ist die Luft zum Schneiden. Entlädt sich die Wut im Ofen namens Bus?

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

III.

Wie würden wir in so einer Situation reagieren? Im Bus oder im Zug? Oder an anderen Orten?

Hätten wir den Mut, was zu tun?

Oder würden wir uns nicht auch lieber auf etwas anderes konzentrieren? Wie auf das Handy starren?

Oder weiterhin die Fliege erschlagen und wenn sie dann erlegt ist, die Bunte aufblättern, uns hinter den Seiten verstecken?

Oder uns hinter unserem Kind verstecken, das halt gerade getröstet werden muss?

 

Ich weiß selbst gar nicht, ob ich den Mut hätte, da was zu tun…

Und trotzdem schreibt Paulus jedem von uns ins Stammbuch:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

Was das Gute ist, das müssen wir in jeder Situation irgendwie herausfinden. Auf jeden Fall eben nicht Böses mit Bösem zu vergelten. Sondern unsere Aufgabe als Christen ist es, dafür zu sorgen, dass Streit nicht größer wird. Dass Leute eine Pause einlegen, wenn sie streiten und so vielleicht dazu kommen, ein wenig darüber nachzudenken, was sie da gerade tun.

Unsere Aufgabe ist es also nicht, die Neonazis im Bus anzuschreien, sondern zu helfen, dass nichts passiert und das vor allem mit Worten.

 

Und eins sollten wir Christen dabei nicht vergessen: wir sind eben nicht alleine. Sondern wir sind eine Gemeinschaft. Wir können uns gemeinsam gegen das Böse stellen. Brauchen das nicht immer allein machen, sondern gemeinsam. Und wenn wir das tun, dann ist unsere Botschaft auch viel eindrücklicher.

Es braucht also keine Superhelden, sondern uns als Gemeinschaft. Aber jeder von uns sollte diesen Satz verinnerlichen: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

Und wenn uns das gelingt, dann können wir alle ein wenig unseren Beitrag leisten, dass es friedlicher in dieser Welt zugeht.

 

IV.

„So, die Tür ist auf für euch Affen. Nun husch hinaus. Oder muss ich erst Bananen werfen, damit ihr rausgeht?“

Aufgeregt redet die Mutter ins Ohr des Vaters. Es scheint, als ob sie ihm sagt: „wir müssen raus, sonst geschieht hier noch was!“

 

Mittlerweile schauen alle im Bus auf die Familie und die Neonazis. Keinen lässt diese Situation kalt. Aber nichts geschieht.

 

„So, Äffchen, nun geht’s raus! Braucht ihr eine schriftliche Einladung?“

Keine Sekunde später hat das Kind Spucke im Gesicht. Einer der Neonazis hat dem Kind ins Gesicht gespuckt.

„Wie widerwärtig“, denkt sich der Junge mit dem Handy. Er schaut sich im Bus um und guckt, ob jemand mit dabei ist. Ein anderer Mann und die Frau mit dem Kind schauen dem Jungen ins Gesicht. Sie nicken sich zu.

Ihre Herzen pochen, aber sie nehmen allen Mut zusammen. Sie haben genug vom Bösen heute gesehen. Gemeinsam gehen sie zur Familie und stellen sich vor sie. Was für ein Bild: ein kleines weißes Kind, das quasi auf das farbige Kind aufpasst.

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

„Aber, Deutschland doch den Deutschen? Warum seid ihr gegen uns?“, fragt einer der Neonazis stotternd.

Der Junge mit dem Handy antwortet darauf nur: „Ja, Deutschland für die Menschen, die gegen das Böse kämpfen!“

 

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Amen.

 

Gebet:

Barmherziger Gott,

wo sollten wir hin, wenn es kein Verstehen und Verzeihen gäbe,

sondern nur Kälte und Härte und Lauheit?

Gib uns Anteil an der Weite deines Herzens.

Lass uns Barmherzigkeit finden und üben,

wie du sie uns erweist in Jesus Christus,

unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.

 

Es segne und behüte euch der dreieinige Gott,

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist!

Amen.

 

 

Hier geht es zur Youtube-Andacht:

https://www.youtube.com/watch?v=qhhn5hMltb8

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Im Evangelium für den 3. So. nach Trinitatis aus Lk. 15,1-24 + 32 lesen wir:

 

Es nahten sich Jesus alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.

Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen:

Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.

Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:

Ein Mensch hatte zwei Söhne.

Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater:

Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht.

Und er teilte Hab und Gut unter sie.

Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.

Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land

und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten.

Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen;

Und niemand gab sie ihm.

Da ging er in sich und sprach:

Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben,

und ich verderbe hier im Hunger!

Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen:

Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.  Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich einem deiner Tagelöhner gleich!

Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater.

Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn,

und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.

Aber der Vater sprach zu seinen Knechten:

Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an

und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße

und bringt das gemästete Kalb und schlachtet´s;

lasst uns essen und fröhlich sein!

Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden…

… Er war verloren und ist wiedergefunden.

                                                             (Amen.)

Herr, segne dieses Wort in dieser Stunde an uns allen! Amen.

 

 

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Zu der sehr berühmten und hier etwas gekürzten Geschichte vom verlorenen Sohn passt sehr gut auch der Wochenspruch für die gerade beginnende neue Kirchenwoche. Der steht ebenfalls im Lukas-Evangelium, und zwar in Kp. 19, Vers 10 und lautet:

„Der Menschensohn ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Amen.)

 

Gott ist tatsächlich nicht tagein tagaus auf der Suche nach perfekten Siegertypen, wie wir es aus manchen Fernsehsendungen kennen;

sondern Gott neigt sich ganz besonders denen zu, die so gar nicht perfekt sind und die von manchen Mitmenschen dafür manchmal auch verachtet werden.

In der Geschichte, die Jesus erzählt, ist es der jüngere von den beiden Söhnen, der so gar nicht das tut, was man von einem verantwortungsvollen Mitbürger erwarten würde:

Er lässt sich sein Erbe lange vor der Zeit ausbezahlen.

Er bringt das ganze Geld innerhalb kürzester Zeit durch.

Er muss mieseste Jobs machen und hungert trotzdem noch.

Und schließlich kehrt er zum Vater zurück – aber eigentlich nur, um dort als Tagelöhner zu arbeiten, um sich irgendwie vor dem Hungertod zu retten.

Aber sein Vater – ein gutes Sinnbild für unseren Vater im Himmel – nimmt ihn als vollwertigen Sohn wieder auf, fragt nicht, was er Blödes gemacht hat, sondern schließt ihn in die Arme und lässt ein großes Willkommensfest vorbereiten.

Gott sucht nicht den Superstar,

Gott sucht das Herz der ganz normalen Menschen,

die manchmal so gar nicht perfekt sind:

Denen die Gesichtsmaske dauernd verrutscht,

die ihre Maske zu Hause vergessen haben,

die ihren Mitmenschen sehr nahekommen, weil sie sie sonst einfach nicht richtig verstehen können.

Man soll nicht mit Absicht alles falsch machen,

aber wenn wir Fehler machen, dann merkt man dadurch einfach auch, dass wir Menschen sind, und Menschen machen immer auch mal Fehler.

Gott hat da sehr viel Verständnis für.

Er mahnt uns deshalb auch ausdrücklich, uns nicht über andere Menschen zu erheben, weil wir uns selber irgendwie für besser halten als diese.

Hochmut kommt vor dem Fall, sagt man ja auch.

So lasst uns danach streben, Gutes zu tun und uns sozialverträglich zu verhalten.

Wenn es aber mal nicht klappt, brauchen wir nicht zu verzweifeln.

Gott kennt uns und liebt uns und hilft uns wieder auf, wenn wir gestrauchelt sind. Amen.

 

 

Gebet:

Herr, sei bei uns in diesen Wochen und Monaten der Verunsicherung und des Neu-Ausrichtens.  Gib uns gute Gedanken in unser Herz, dass wir das Richtige tun und dabei auch Rücksicht auf andere nehmen.

Das bitten wir dich und manches andere, das wir dir noch in der Stille sagen können…  

… gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel; geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Und es segne und behüte euch alle der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Eine weitere gute Nachricht am Ende: in unseren Sonntagsgottesdiensten braucht man in Niedersachsen ab sofort die Gesichtsmasken nur noch,

solange man in der Kirche umherwandert,

also vor allem beim Kommen und Gehen.

Während man in den Bänken sitzt, darf man die Maske abnehmen.

Das ist, wie ich finde, eine gute Erleichterung!

Bleiben Sie munter!

 Ihr

Johannes Schoon-Janßen, Pastor

 


 

Vorschlag für die Feier eines Gottesdienstes/ Andacht zu Hause

„Gottesdienst zeitgleich“

LITURGIEN FÜR ZUHAUSE
 

    • Glocken läuten zur vereinbarten Zeit (sonntags um 10 Uhr)

 

    • Kerze entzünden

 

    • Einstimmung

(selbst lesen oder in der Hausgemeinschaft vorgelesen)

 

Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.

Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.

Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

    • Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten (gleicher Text an jedem Tag – Gebet für sich oder gemeinsam laut)

 

Gott.

Ich bin hier.

Und Du bist hier.

Ich bete zu Dir.

Und weiß: ich bin verbunden.

Mit Dir.

Mit anderen, die zu Dir beten.

Genau jetzt.

Genau so.

Ich bin hier.

Und Du bist hier.

Das genügt.

Und ich bringe Dir alles, was ist.

Stille

Höre auf unser Gebet.

Amen

 

    • Bibeltext des Tages

 

    • Lied des Tages (Text lesen oder in Hausgemeinschaft miteinander singen)

 

    • Verkündigungsimpuls (Text lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor)

 

    • Fürbitten

 

Gott.

Wir sind verbunden.

Als Menschen mit Menschen.

Als Glaubende miteinander.

Als Glaubende und Menschen mit Dir.

 

Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen.

Heute.

 

Stille

 

Wir denken an alle, die wir lieben.

Was tun sie gerade.

 

Stille.

 

Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.

 

Stille.

 

Wir denken an alle Kranken.

Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können.

 

Stille.

 

Wir denken an alle, die helfen.

Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander.

 

Stille.

 

Gott.

Wir sind Deine Menschen.

Wir sind miteinander verbunden.

Atmen die Luft Deiner Schöpfung.

Beten zu Dir in allem, was ist.

Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:

 

    • Vater Unser

 

    • Segen

 

Hände öffnen und laut sprechen:

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen

 

Oder

Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen. Spüren, dass Du da bist. Spüren, dass andere da sind. Genau jetzt. Genau so. Verbunden. Miteinander. Mit Gott. Im Glauben. Einatmen. Ausatmen. Und leise sprechen „Gott spricht: Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“(oder ein anderes Segenswort oder ein anderes Wort, das gerade Kraft gibt). Mehrmals wiederholen und dabei vielleicht lauter werden. Stille. Einatmen. Ausatmen. Fenster schließen.

 

    • Kerze löschen

 

Andacht zum 1. Sonntag nach Trinitatis

von Lektor Dr. Grabowski

 

Liebe Gemeinde,

unser heutiger Predigttext steht in der Apostelgeschichte, Kapitel 4, die Verse 32-37. Es geht es um traumhafte Zustände. Eine Gemeinschaft, in der niemand Not leidet, in der es keinen Hass gibt.

32 Die Menge derer aber, die gläubig wurden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.

33 Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen.

34 Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen, denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Preis des Verkauften

35 und legten ihn nieder zu den Füßen der Apostel; es wurde aber jedem zugeteilt, so wie einer Bedürfnis hatte.

36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde — was übersetzt heißt: Sohn des Trostes —, ein Levit, ein Zyprer von Geburt,

37 der einen Acker besaß, verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es zu den Füßen der Apostel nieder.

Na, sind das nicht traumhafte Zustände?

Man muss sich das mal vorstellen. Wenige Tage zuvor, an Pfingsten, war der Heilige Geist „ausgegossen worden“, wie es heißt; mit anderen Worten, der Grundpfeiler der Dreieinigkeit war als Dogma der neuen Kirche verankert worden. Drei in einem, ganz Gott, ganz wahrer Mensch.

Nach dem Pfingstbericht in der Bibel sind an und um Pfingsten herum viele Menschen Christen geworden; Menschen, die aus allen Ecken der damals bekannten Welt kamen. Insgesamt 19 verschiedene Völker waren anwesend, als der Wind des Heiligen Geistes durch die Gemeinde fuhr; und jeder hörte die Apostel in seiner eigenen Sprache reden.

Und alle die, die sich zu Christus bekannt hatten, waren weit weg von zu Hause; weit weg von ihren Äckern, ihren Herden, ihren Häusern, weit weg von allem, was ihnen den Lebensunterhalt sicherte.

Eigentlich ist das eine loose-loose-Situation; eine Lage, in der es nur Verlierer geben konnte. Spätestens wenn das Reisegeld aufgezehrt war, würden sie alle nach Hause gehen, und die neugeborene Gemeinde in Jerusalem, die erste Gemeinde überhaupt, würde diesen Aderlass wohl kaum überleben.

Aber hier läuft das anders. „..mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen…“. Mit großer Kraft – das griechische Wort für Kraft ist „Dynamis“, das verrät uns schon, dass da auch Bewegung in der Sache steckt – ein dynamischer Prozess eben. Durch Gottes Kraft entsteht diese Dynamik; Gottes Kraft und Gnade ermöglichen es der Gemeinde, das scheinbar Unmögliche zu leben:

„Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen“ und, „es wurde aber jedem zugeteilt, so wie einer Bedürfnis hatte.“ heißt es weiter. Für mich persönlich ist das ein Wunder, das wohl nur durch Gottes Kraft in den Aposteln möglich war. So, mit der Liebe zum Nächsten und Gottes Kraft, konnte die Gemeinde überleben.

Jeder hatte, jeder bekam, was er brauchte. Das heißt NICHT: alles gehörte Allen. In der Urgemeinde herrschte kein „Ur-Kommunismus“, es gab nach wie vor Privateigentum; eine Enteignung der einen zu Gunsten der anderen hätte auch im Widerspruch zum 7. Gebot gestanden – „Du sollst nicht stehlen“.

Diese Schilderung ist sehr allgemein gehalten; sie soll wohl hauptsächlich ein Stimmungsbild, ein Gefühl vom Leben in der Gemeinde in Jerusalem vermitteln.

Und in der Nachfolge Christi war die Liebe die treibende Kraft in der Gemeinde – die Liebe des dreieinigen Gottes, den sie alle gerade erfahren hatten, und die geschwisterliche Liebe untereinander.

Es hätte so schön sein können…wenn, ja wenn, es so weitergegangen wäre. Wir alle wissen, dass das nicht so war. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als die Verfolgung der Christen endete, endete auch diese Form der Gemeinde, und die Liebe zum Nächsten rückte weit nach hinten im Leben. Kreuzzüge und Kolonialisierung sind gute Beispiele dafür; auf der anderen Seite ist der Zusammenhalt der christlichen Gemeinden dort, wo sie unterdrückt werden, ein Beispiel dafür, dass in Zeiten der Not Gottes Kraft auf den Gemeinden liegt.

Es gibt den altbekannten Satz „Not lehrt beten“. Anscheinend braucht es die Not dazu; anscheinend sind wir Menschen nicht in der Lage, aus uns selbst heraus selbst-los zu handeln, die oder den Nächsten als Geschwister zu sehen. Wir sehen ihn oder sie als Konkurrenten und behandeln ihn auch so – erst komm‘ ich, und wenn ich etwas über habe, bist du dran. Das liegt tief in unserem Innern, und daran hat leider auch das Vorbild Christi nicht viel geändert.

Oder doch?

Wir sind wohl die einzige Art auf unserem Planeten, die sich Gedanken darum machen kann, warum sie etwas tut. Das ist das Eine. Und Christus hat uns gelehrt und vorgelebt, wie wir sein sollen, um ihm nachzufolgen; das ist das Andere.

Wir wissen also, wie wir handeln sollen; und wir sind in der Lage, das zu verstehen und darüber nachzudenken. Und wir tun das auch. Die Zahl der Bücher, die das Problem des Umganges miteinander behandeln, ist riesengroß; sowohl aus ethischer als aus religiöser Sicht. Wir können nicht sagen, wir wüssten nicht, was wir tun.

Nur mit dem Handeln, da hapert es. Millionen Menschen haben nicht das, was sie zum Leben brauchen; aber wir sind weit davon entfernt, nach dem Vorbild der Urgemeinde zu leben.

So, jetzt ist der Punkt gekommen, wo man in einer Predigt eine Antwort auf die Frage erwarten würde, WARUM wir nicht handeln. Wir haben Gottes Auftrag zur Nächstenliebe doch verstanden, warum also handeln wir nicht danach?

Wenn Sie jetzt von mir eine Antwort erwarten, muss ich Ihnen sagen – ich weiß es nicht. Ich kann die Frage schlicht und einfach nicht beantworten. Ich weiß, dass ich selber in diesem Punkt den Ansprüchen nicht genüge. Immer wieder. Ich bemühe mich, ich spende mal hier, mal da etwas, ich kaufe nachhaltig ein, und so weiter. Aber ich gehe nicht hin und verkaufe mein buchstäblich letztes Hemd, damit jemand anderes auch eines hat.

Vielleicht liegt die Antwort ja in der alten Binsenweisheit „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“. Ich weiß, was von mir erwartet wird, ich bemühe mich ja – aber ich schaffe es nicht. Die eigene Bequemlichkeit ist stärker.

Vielleicht aber ist die Antwort auch „es geht voran – mit kleinen Schritten“. Wenn ich mich in unserer Stadt einmal umsehe, ist da doch sehr vieles, was wir getan haben und noch tun. Die Projekte zur Eingliederung von Flüchtlingen, wie das Kochprojekt; das Kaffee Atempause mit seinem Kleiderstübchen; die Einkaufs-Hilfe, die für Zeiten der häuslichen Quarantäne organisiert wurde; der Lieferdienst der Tafel, tatkräftig unterstützt von lokalen Betrieben und der Feuerwehr; und es gibt noch mehr solche Beispiele.

Ich bin dankbar, dass all diese Dinge geschehen. Das sagt mir, dass unser Bemühen, dem Anderen das zu geben, was er braucht, doch auf einem guten Wege ist. Gott weiß, dass ich hier nicht perfekt bin; Er bzw. Sie hat mich schließlich gemacht. Und ich weiß, dass er oder Sie mir für meine Fehler auf diesem Weg bereits vergeben hat. Und das macht mich stark, das macht es mir möglich, meinen Weg weiterzugehen.

Ich wünsche uns allen Gottes Segen auf diesem Weg.

AMEN

 

Gebet:

Vater im Himmel!

Du hast uns ausgestattet mit Herz, Verstand und gutem Willen!

Hilf uns, dass wir erkennen, was dem Nächsten hilft in der jetzigen Krise!

Schenke uns den Willen, das dafür Nötige zu tun!

Und schenke uns ein festes Herz, dass wir dann auch wirklich bei der Sache bleiben und uns im Beten wie im Handeln tatsächlich als deine Kinder erweisen.

Hilf den Politikern zu weisen Entscheidungen!

Weise uns auf die hin, die in Not sind uns lass sie durch uns und andere Hilfe erfahren.

Das bitten wir Dich und manches mehr, was wir Dir jetzt noch in der Stille sagen können….

… Vater unser im Himmel …

 

 

 

Andacht zum Sonntag Trinitatis, 7. Juni 2020 von Pastor Dr. Joh. Schoon-Janßen:

 

Wir beginnen unsere Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir lesen den Psalm 113 (Wochenpsalm zum Trinitatisfest):

 

Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn,

lobet den Namen des Herrn!

    Gelobt sei der Name des Herrn

    von nun an bis in Ewigkeit!

Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang

sei gelobet der Name des Herrn!

    Der Herr ist hoch über alle Völker;

    seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.

Wer ist wie der Herr, unser Gott,

im Himmel und auf Erden?

    Der oben thront in der Höhe,

    der herniederschaut in die Tiefe,

der den Geringen aufrichtet aus dem Staube

und erhöht den Armen aus dem Schmutz,

    dass er ihn setze neben die Fürsten,

    neben die Fürsten seines Volkes;

der die Unfruchtbare im Hause zu Ehren bringt,

dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.

Halleluja.

(alle): Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Zum Sonntag Trinitatis möchte ich mit Ihnen über den aktuellen Wochenspruch nachdenken.

Er steht ganz am Ende des 2. Korintherbrief, und zwar in Kapitel 13, Vers 13 und lautet folgendermaßen:

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

  und die Liebe Gottes

  und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

  sei mit euch allen.“  (Amen.)

 

Liebe Gemeinde!

Wenn man in diesen Tagen Nachrichten-Sendungen im Fernsehen anschaut oder auch nur die Tageszeitung aufschlägt, geht es fast überall um eine gerechte Gesellschaft.

Dies ist das Thema hinter den Protesten in den USA, wo es um eine Gleichbehandlung aller Menschen geht – unabhängig von Hautfarbe, Weltanschauung oder Religion. Das ist auch das Thema, wenn die deutsche Regierung ein großes Corona-Hilfs-Programm schnürt. Immer geht es darum, dass möglichst keiner abgehängt werden sollte und allen ein Leben ermöglicht wird, das der Menschenwürde entspricht…

Um ein Leben frei von gegenseitiger Unterdrückung, geprägt von guter Gemeinschaft und erfüllt von der Liebe Gottes geht es in unseren heutigen Bibeltexten zum Sonntag Trinitatis!

Schon der Name dieses Sonntags weist uns massiv auf Gott hin und auf die verschiedenen Weisen, in denen er uns in unserm Denken und Handeln helfen und unterstützen kann:

Man nennt ihn ja auch Dreieinigkeits-Sonntag oder Dreifaltigkeits-Sonntag:

Die Dreieinigkeit weist uns darauf hin, dass wir nicht etwa drei Götter verehren, sondern nur einen Einzigen!

Dreifaltigkeit betont in diesem Zusammenhang, dass unser Gott drei Wirkweisen hat und man Gott sozusagen aus drei Blickwinkeln betrachten und erleben kann:

Nämlich als Vater im Himmel und Schöpfer der Welt,

als Sohn, der uns Gott nähergebracht hat, für unsere Sünden gestorben ist und inzwischen zu Gott als unser Anwalt in den Himmel zurückgekehrt ist,

sowie als Heiliger Geist, der uns von unserer Taufe her in unserem Leben immer wieder zu einem guten Miteinander inspiriert!

Im Schlusswort des zweiten Korintherbriefes grüßt der Apostel Paulus die Brief-Empfänger mit einem Segenswort im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Er verbindet diesen Segen im Namen des dreieinigen Gottes mit der Bitte an Gott um Gnade, Liebe und Gemeinschaft für die Menschen!

Genau diese drei Formen der Hinwendung Gottes zu uns Menschen können wir sehr, sehr gut gebrauchen:

Denn kein Mensch ist perfekt. Jeder und jede hat immer auch egoistische Anteile in sich.

Darum brauchen wir unbedingt die Gnade Gottes,

die er uns wegen seines Sohnes einfach so schenkt, denn sonst könnten wir unser Leben, so wie es ist, niemals rechtfertigen und das würde uns auf Dauer handlungsunfähig machen. Verantwortung für unser Leben und das Leben anderer Menschen können wir nur übernehmen, wenn wir wissen, dass uns unsere Fehler ggf. verziehen werden…

Und dann ist da die Liebe Gottes!

Sie gibt uns die Gewissheit, dass es richtig ist, sich immer wieder auch stark für andere einzusetzen, auch wenn manche uns darum für naiv halten.

Nur weil Gott uns liebt und wir das auch wissen, können wir selber viel Liebe auch an Leute weitergeben, die diese Liebe gerade sehr dringend brauchen – egal, ob sie uns sowieso sympathisch sind, oder eben auch nicht.

Und dann wünscht Paulus uns Mitchristen schließlich die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Da geht es nicht um Geheimbünde oder darum, dass wir uns von anderen in einer Art Wagenburg-Mentalität bewusst stark abgrenzen.

Sondern: Es geht um ein Leben mitten in dieser Welt, bei dem der Heilige Geist, der gute Geist Gottes, uns immer wieder hilfreiche Ideen eingibt, mit denen wir andere Menschen zu einander führen können statt dem häufig zu beobachtenden Gegeneinander tatenlos zuzusehen.

Und das hat dann auch wieder etwas mit Gerechtigkeit zu tun, nach der sich so Viele so sehr sehnen:

Wenn wir Christenmenschen immer wieder versuchen, andere Leute zum Gespräch und zum Miteinander zusammenzuführen, dann hat das etwas mit unserem Menschenbild zu tun.

Wir sehen den Menschen gemäß dem ersten Schöpfungsbericht als Ebenbild Gottes an, und zwar jeden Menschen!

Dass die Menschenwürde immer und überall absolut zu beachten ist, hängt damit zusammen, dass wir ein Werk Gottes sind:

„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,27).

Das heißt: Kein Mensch darf den andern unterdrücken. Alle sind vor Gott gleich viel wert!

Diesen Gedanken finden wir auch im heutigen Wochenpsalm, dem Psalm 113, wo die Gemeinde betet:

„Wer ist wie der Herr, unser Gott, …

  der den Geringen aufrichtet aus dem Staube

  und erhöht den Armen aus dem Schmutz,

  dass er ihn setze neben die Fürsten,

  neben die Fürsten seines Volkes“ (Ps. 13,5a +7+8).

Der Apostel Paulus führt diesen Gedanken in seinem Brief an die Galater fort, wenn er in Kapitel 3, 26-28 formuliert:

„Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn Ihr alle, die Ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn Ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“

Wir sind als Christenmenschen aufgerufen, einander zu achten.

Und wenn die Würde eines Menschen in Frage gestellt wird, haben wir als Christenmenschen das Wort zu ergreifen und uns einzumischen.

Dazu gehört eine gute Portion Mut, und manchmal fällt es uns schwer, aber immerhin wissen wir dabei Gott auf unserer Seite – und das ist nicht wenig!

Auch in der Bewältigung der Corona-Krise ist es wichtig, dass die immer schon Benachteiligten nicht noch weiter ins Hintertreffen kommen,

sondern ihnen ganz besonders geholfen wird – durch politische Entscheidungen, aber auch durch großes persönliches Engagement, wie z.B. bei der Tafel oder im Cafe Atempause oder in der Arbeit unserer Diakoniestation.

Zu alledem schenke uns Gott seinen Segen, verbunden mit göttlicher Gnade, gegenseitiger Liebe und einer guten Gemeinschaft, immer wieder erneuert und frisch inspiriert vom Geist Gottes, der in uns wohnen und wirken möge!

Amen.

 

Gebet:

Vater im Himmel!

Du hast uns ausgestattet mit Herz, Verstand und gutem Willen!

Hilf uns, dass wir erkennen, was dem Nächsten hilft in der jetzigen Krise!

Schenke uns den Willen, das dafür Nötige zu tun!

Und schenke uns ein festes Herz, dass wir dann auch wirklich bei der Sache bleiben und uns im Beten wie im Handeln tatsächlich als deine Kinder erweisen.

Hilf den Politikern zu weisen Entscheidungen!

Weise uns auf die hin, die in Not sind uns lass sie durch uns und andere Hilfe erfahren.

Das bitten wir Dich und manches mehr, was wir Dir jetzt noch in der Stille sagen können….

… Vater unser im Himmel …

 

Segen:

Es segne und behüte Euch und uns alle der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.


 

 

Andacht zu Pfingstmontag 2020

https://www.youtube.com/watch?v=1WGpmVIT-FQ

ORT: St. Stephanus  

Guido Busche, Lars Rüdiger Kahnwald, Meike Müller-Bilgenroth

Orgel: Michael Penkuhn-Wasserthal

Kamera: Max-Fabian Wolff-Jürgens

 

Glockengeläut!

Orgelmusik

Begrüßung:

Friede sei mit euch!

Herzlich Willkommen zum Ökumenischen Pfingstgottesdienst in Munster. Dieses Jahr nicht wie gewohnt unter freiem Himmel am Mühlenteich mit mehreren hundert Menschen, sondern in der Militärkirche St. Stephanus mit Kantor Penkuhn-Wasserthal, dem katholischen Pfarrer Guido Busche von St. Michael, mit dem Vorsteher der neuapostolischen Kirche in Munster Lars Rüdiger Kahnwald und mit Max-Fabian Wolff-Jürgens an der Kamera. Ich bin Meike Müller-Bilgenroth und leite in diesem Jahr den Ökumeneausschuss.

Die heilige Geistkraft wird ausgegossen! Der Tröster kommt, und zwar genau dorthin, wo Menschen zusammen sind, um zu feiern, um zu Gott zu beten, um sich an Jesus zu erinnern. Genau dort, wo sie zu Hause sind, an ihrem alltäglichen Ort. Da fließt der Trost!

Dem wollen wir nachgehen und dabei herausfinden, dass dadurch KIRCHE lebendig gestaltet wird.

 

Und so feiern wir auch diesen Gottesdienst

im Namen Gottes,

der uns wie ein Vater und wie eine Mutter liebt,

im Namen des Sohnes, Jesus Christus, dem Auferstandenen,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns aufrichtet und tröstet.

 Amen.

 

Lied: EG 130, 1+4+6 O Heilger Geist, kehr bei uns ein!

 

Psalm 118

24 Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

 

25 O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!

 

26 Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch vom Haus des HERRN.

 

27 Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!

 

28 Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen.

 

29 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

Lesung: Johannes 20, 19-23

Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!

20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.

21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!

23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

 

Predigt:

Liebe Schwestern und Brüder,

da saßen sie, die Freundinnen und Freunde Jesu, seine Jüngerschar, durch dick und dünn waren sie mit ihm gegangen. Nun waren sie traurig zurückgeblieben, hatten auch Angst, was wohl kommen möge. Es war der Abend am Ostersonntag. Und was geschah? Der Auferstandene stand plötzlich persönlich vor ihnen mit seinem typischen Gruß: Friede sei mit euch! Seine Verletzungen waren deutlich zu sehen, in den Handflächen und an seiner Seite. Und da ahnten sie langsam, dass Jesus wirklich der FRIEDE war, der Christus, der Retter und Heiland, mit der Kraft, neues Leben hervorzubringen, so wie er es versprochen hatte. Es war die Wahrheit, wie sie es erhofft hatten: Christus konnte den Tod überwinden! Er war nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden!

Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich Euch. Sagte der Auferstandene zu ihnen. Und dann blies er sie an mit den Worten: Nehmt hin den Heiligen Geist! Mit einem Atemhauch gelangt er zu ihnen. Ganz direkt, persönlich, ja, körperlich spürbar. Er kam ihnen ganz nahe, um sie zu erreichen und auszustatten mit der Heiligen Geistkraft. So als ob Jesus auf Nummer SICHER gehen wollte: Seine Freund*innen sollten ausgerüstet werden mit Zuversicht, mit Kraft und Trost.

Wir wissen, was dann geschah: 40 Tage danach war die Himmelfahrt. Nun mussten sie endgültig von ihrem Freund Abschied nehmen. Christus musste zum Ursprung zurückkehren, von wo er gekommen war, um letztendlich überall sein zu können. Auch wenn das im ersten Moment ein schlimmer Abschied bedeutete. Und noch einmal versicherte sich der Auferstandene doppelt und dreifach, dass seine Anhängerschar getröstet zurückblieb. ER sagte ihnen die „Kraft aus der Höhe“ zu. Dazu sollten sie nach Hause gehen, nach Jerusalem.

10 Tage später war es dann soweit, in der Stadt wurde das jüdische Wochenfest gefeiert (50 Tage nach dem Passahfest folgte das Pfingstfest): Die Jünger*innen hatten sich zum Gebet versammelt und dann geschah es: Plötzlich ein Brausen vom Himmel wie ein gewaltiger Sturm, Zungen wie von Feuer, die über den Köpfen zu schweben schienen, sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und sie predigten in verschiedenen Sprachen. Es war umwälzend, nichts blieb, wie es war, alles erschien in neuem Licht, bekam Sinn, sie spürten eine unfassbar starke Energie, der sie sich nicht entziehen konnten.

 

Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute Pfingsten! Können wir etwas von diesem Pfingstgeist spüren?

Die heilige Geistkraft wird doch ausgegossen! Der Tröster kommt, und zwar genau dorthin, wo Menschen zusammen sind, um zu feiern, um zu Gott zu beten, um sich an Jesus zu erinnern. Genau dort, wo sie zu Hause sind, an ihrem alltäglichen Ort. Da fließt der Trost!

An Pfingsten erinnern wir uns daran, dass Gottes heiliger und tröstender Geist alle Grenzen von Raum und Zeit überwindet. Wir feiern, dass dieser Geist über Kontaktverbote, Abstände und Distanzen hinweg wirkt, dass der Tröster sich Bahn bricht und genau dort auf die Erde trifft, wo Menschen Kraft und Trost brauchen, wo sie gefordert sind und viel von ihnen erwartet wird. Dort, wo sie zu Hause sind, wo sie alltäglich ihre Kraft einsetzen, wo sie ihrer Arbeit nachgehen, ihren Alltag bewältigen, wo sie im täglichen Einerlei wie in einer Sackgasse feststecken, oder himmelhochjauchzend Freude erleben, wo sie aber auch Abschied nehmen und sich trennen müssen, wo sie trauern und leiden, wo sie oft hinnehmen müssen, was sie nicht ändern können, wo sie sich ärgern oder unverstanden fühlen.

Gottes Heilige Geistkraft kommt vom Himmel herab und sagt uns zu: Friede sei mit Euch! Ganz ohne Mundschutz, persönlich und direkt werden wir begleitet und getröstet, gestärkt und ermutigt, beruhigt, ermuntert und inspiriert. Und so werden wir selbst in die Welt gesandt.  Wir haben einen Auftrag! Wir werden aufgefordert den Heiligen Geist zu empfangen und in uns aufzunehmen. Das ist Geschenk und Aufgabe zugleich. Das bleibt nicht ohne Folgen, das strahlt aus, das bringt Licht ins Dunkel, lässt Menschen neuen Mut fassen und gibt ihnen die Kraft, ihre eigenen Gaben zu entdecken und einzubringen. Dadurch entsteht eine lebendige Kirche, die unabhängig von Gebäuden Gestalt annimmt. Eine sichtbare Kirche durch Menschen, die von Liebe erfüllt sind und Gutes tun, die mit Sinn und Verstand helfen und sich einsetzen, die beten und sich in aller Freiheit beteiligen. Die inspiriert sind von dem Geist, der Pfingsten herabkam auf uns und der sich immer weiter ausbreitet.

Amen. 

 

Komm, heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft- das Lied wollen wir nun singen!

 

Lied: Komm heil‘ger Geist mit deiner Kraft (Soldatengesangbuch LebenshYthmen, Nr. 97)

Fürbitten-Gebet:

Lars: Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die es gerade sehr schwer haben, die zweifeln und klagen, die die Welt nicht mehr verstehen. Dass sie Verständnis aufbringen für das, was um sie herum geschieht und erkennen, was ihre eigene Aufgabe ist.

Guido: Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die täglich herausgefordert sind, um ihre Existenz zu sichern. Dass sie die nötige Unterstützung finden und mit neuer Energie in die Zukunft schauen.

Lars: Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die an den Außengrenzen Einlass begehren, um ein menschenwürdiges Leben zu beginnen. Dass die Einflussreichen ihre Macht einsetzen, um ein friedliches Miteinander zu erreichen.

Guido: Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die Verantwortung tragen in der Wirtschaft. Dass sie sich für den Klimaschutz einsetzen und langfristige Folgen in den Blick nehmen.

Lars: Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die ihre Gaben längst entdeckt haben und einbringen. Dass sie neu inspiriert werden und weiter mit Freude und Ausdauer in einer lebendigen Kirche mitwirken.

Guido: Alles, was uns sonst noch  auf dem Herzen liegt, sagen wir Dir in einem kurzen Moment der Stille
STILLE

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. Amen.

Gemeinsam beten wir: Vater unser im Himmel…

 

Segen: (Meike)

Gott segne dich und behüte dich, Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

 

Orgelmusik zum Ausgang

 

Gedanken zum Pfingstsonntag von Pn. Müller-Bilgenroth

 

Apostelgeschichte 2, 1-4

1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort.

2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen,

4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Amen

 

*Gedanken zum tröstenden Geist Gottes

Liebe Damen und Herren,

letzte Woche haben wir Himmelfahrt gefeiert: Jesus muss nun endgültig die Erde verlassen, um zurück zu Gott zu gehen, zurück zum Ursprung. Er muss Abschied nehmen. Dafür hatte Jesus als Auferstandener seinen Freund*innen noch einmal alles genau hinter die Ohren und ins Herz geschrieben, er sicherte sich mit Netz und doppeltem Boden ab, dass seine Angehörigen getröstet zurückbleiben.

Er verheißt ihnen zu guter Letzt noch das Allerbeste, das Allerwichtigste, das Zentralste: Er verheißt ihnen die „Kraft aus der Höhe“! Und zwar genau dort, wo sie leben, wo sie Zuhause sind, in ihrem Wohnort, mitten in ihrem Alltag! Für Jesu Anhänger ist das Jerusalem, bei uns ist es Munster, hier in Ihrem Haus! Jesu Anhängerschar wird mit Kraft aus der Höhe angezogen, ausgestattet, ja ausgerüstet werden. Der auferstandene Christus versichert es noch einmal: Ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat, nämlich die himmlische Geistkraft: Sie wird euch wie eine schützende Hülle umgeben und Euch für alles stärken, was auf Euch zukommt, ohne dass ich in vertrauter Weise bei euch sein kann. Sie wird euch trösten, wenn Ihr mich vermisst. Auch wenn ich von Euch scheide, nicht mehr sichtbar bei euch bin, so wird die göttliche Kraft mit Euch sein. Und das wird den Schmerz lindern, wird den Abschiedsschmerz erträglich machen.   

An Himmelfahrt segnete Jesus seine Freund*innen zum letzten Mal und fuhr von dannen. Und seine Angehörigen kehrten sogar mit FREUDE nach Hause zurück. Sie wussten ja nun, dass sie das Beste erwarten durften.

Und 10 Tage später war es dann soweit, in der Stadt wurde das jüdische Wochenfest gefeiert (50 Tage nach dem Passahfest folgte das Pfingstfest): Die Jünger*innen hatten sich zum Gebet versammelt und dann geschah es: Plötzlich ein Brausen vom Himmel wie ein gewaltiger Sturm, Zungen wie von Feuer, die über den Köpfen zu schweben schienen, sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und sie predigten in verschiedenen Sprachen. Es war umwälzend, nichts blieb, wie es war, alles erschien in neuem Licht, bekam Sinn, es war eine unfassbar starke Energie spürbar, der konnte sich keiner entziehen.

Pfingsten wurde der Heilige Geist ausgegossen! Und jedes Jahr an unserem Pfingstfest erinnern wir uns daran: Die göttliche Kraft, die alle Grenzen von Raum und Zeit überwindet, kommt vom Himmel auf die Erde, bricht sich Bahn, lässt sich zu uns herab. Wir sind ihr nicht zu schade, weil wir ihr wichtig sind! Die heilige Geistkraft tröstet, ermuntert und hilft. Sie wird zur Fürsprecherin für die eigenen Anliegen, für meine Bedürfnisse, für meine Freude und meine Trauer. Für meine Zweifel und meine Fragen. Sie ist immer ansprechbar für das, was ich auf dem Herzen habe.

Durch den Heiligen Geist ist Gott, ist Jesus, immer bei uns, werden wir begleitet und getröstet. Sie ist die Kraft, die verbindet und Leben schafft, die Leben einhaucht und Distanzen überwindet. Sie war in den letzten Wochen und Monaten besonders nötig, wo wir Alle Abstand halten mussten, um die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Die Heilige Geistkraft wird auch weiter nötig sein. Wir müssen auch in Zukunft aufpassen und mit Sinn und Verstand unser gemeinsames Leben so gestalten, dass wir niemanden gefährden. Aber natürlich brauchen wir gerade deswegen die Zusage, dass da eine starke Kraft ist, die über die Distanz hinweg wirkt, in uns einströmt und uns innerlich aufrichtet und uns wieder fröhlich macht, wenn wir traurig sind oder durchhängen, die uns beruhigt, wenn wir überfordert oder wütend sind. Wir brauchen diese tröstende Geistkraft, um mit den Herausforderungen fertig zu werden, denen wir uns stellen müssen.

Fürbittengebet :

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die es gerade sehr schwer haben, die zweifeln und klagen, die die Welt nicht mehr verstehen. Dass sie Verständnis aufbringen für das, was um sie herum geschieht und erkennen, was ihre eigene Aufgabe ist.

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die täglich herausgefordert sind, um ihre Existenz zu sichern. Dass sie die nötige Unterstützung finden und mit neuer Energie in die Zukunft schauen.

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die an den Außengrenzen Einlass begehren, um ein menschenwürdiges Leben zu beginnen. Dass die Einflussreichen ihre Macht einsetzen, um ein friedliches Miteinander zu erreichen.

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die Verantwortung tragen in der Wirtschaft. Dass sie sich für den Klimaschutz einsetzen und langfristige Folgen in den Blick nehmen.

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft zu denen, die ihre Gaben längst entdeckt haben und einbringen. Dass sie neu inspiriert werden und weiter mit Freude und Ausdauer in einer lebendigen Kirche mitwirken.

Alles, was uns sonst noch auf dem Herzen liegt, sagen wir Dir in einem kurzen Moment der Stille….

Komm, heiliger Geist mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. Amen.

Vater unser im Himmel…

Segen:

Gott segne dich und behüte dich, Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.


 

 

Gottesdienst als Video bitte hier klicken.

 

Liebe Leserinnen und Leser!

An diesem Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten geht es um zwei Dinge: um Gebet und um Aufbruch.

Dem Thema „Gebet“ hat dieser Sonntag auch seinen Namen zu verdanken. „Exaudi!“   Das lateinische Wort audi heißt „Höre!“

Das Wort exaudi verstärkt diesen Wunsch noch: „Höre doch bitte!“

Diese Zeile stammt aus Psalm 27 und steht dort in Vers 7:

Die Verse 1 + 7 lauten:

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?

Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

… Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!“

   Diesen Wunsch haben auch Viele von uns in diesen Wochen und Monaten:

   Dass Gott ein Einsehen haben und uns gut durch diese Zeit bringen möge!

         So geht es hier wie schon letzten Sonntag sehr stark ums Beten;

aber es geht zugleich auch um einen Aufbruch,

um einen Aufbruch, der sich aus der Kraft entwickelt,

die so mancher aus dem Beten für sich und seine Mitmenschen ziehen kann.

Vom Aufbruch hören wir auch in einigen der Verse des Evangeliums für diesen Sonntag etwas.

 

So lesen wir im Johannes-Evangelium in Kp. 16 u. a. folgende Verse:

Jesus sprach zu seinen Jüngern:

„Jetzt geh ich hin zu dem, der mich gesandt hat.

Ich sage euch die Wahrheit:

Es ist gut für euch, dass ich weggehe.

Denn wenn ich nicht weggehe,

kommt der Tröster nicht zu euch.

Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden.

… Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit,

 wird er euch in aller Wahrheit leiten.

… Was er hören wird, das wird er reden

und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen…“  (Amen.)

 

Bei der Himmelfahrt haben die Jünger Abschied genommen von Jesus, wie sie ihn alle gekannt haben.

Nun schicken Gott, Vater und Sohn etwas Neues vom Himmel,

das in die Zukunft weisen wird und allen die Erkenntnis der Wahrheit bringen soll.  Diesen neuen Wegen sollen die Jünger und Jüngerinnen vertrauen.

Wir singen das Lied EG 395,1-3 („Vertraut den neuen Wegen…“)

 

Lied: EG 395,1-3

Liebe Leser und Leserinnen!

Vertraut den neuen Wegen…

Das ist leichter gesagt, als getan:

Da brauchen wir fast überall einen Mund-Nasen-Schutz.

Da müssen wir sehr sorgfältig Abstand halten.

Da dürfen wir einander nicht berühren, weder beim Begrüßen

noch beim Tschüss-Sagen.

Und zugleich geht´s in den Schulen wieder los,

in fast allen Läden,

in den Automobil-Werken,

beim Friseur,

in den Banken und Sparkassen

und seit Kurzem auch in den Kirchen, allerdings ohne Singen, ohne Hände-Auflegen zum Segnen, ohne Chöre, ohne Abendmahl;

aber mit Musik, mit Ansprachen, mit Gebeten

und mit dem Gefühl, mit seinem Glauben nicht allein auf der Welt zu sein,

sondern sich endlich als Gemeinde mit anderen Christenmenschen

auch wieder zum Gottesdienst versammeln zu können…

… Alle müssen nun neue Wege ausprobieren:

Die Schülerinnen und die Lehrer,

die Frisöre und ihre Kundinnen,

die Restaurant-Betreiberinnen und ihre hungrigen Besucher,

die Diakoninnen und ihre Konfis, wenn es auch da bald wieder

losgeht…

Das ist mühsam, aber man lernt tatsächlich ja auch fast täglich etwas dazu,

und sei es, wie man ein Pastorenfrühstück als Video-Konferenz abhält,

nur dass jeder nun für das eigene Frühstück am Computer selber sorgen

muss.

Die Corona-Krise ist belastend für fast alle Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Und die Welt wird auch nach der Krise nicht mehr wieder dieselbe werden, die sie gewesen ist.

Das ist an ganz vielen Stellen schade, aber an manchen Stellen wird es dadurch auch Verbesserungen geben, und sei es,

dass weniger Dienstreisen kreuz und quer durch die Welt nötig sein werden, weil man gelernt hat, auch anders gut miteinander Sach-Themen besprechen zu können.

Fassen wir Mut! Geben wir dem Heiligen Geist in dieser Welt eine Chance! Wagen wir den Aufbruch in eine andere Zeit!

Im Beruflichen, im Wirtschaftlichen und natürlich auch bei der Kirche!

Möge Gott uns dabei helfen und behüten! Amen.    

 

 

Lasst uns beten!

Herr, unser Gott,

hilf uns in diesen komplizierten Tagen und Wochen,

den Überblick zu behalten,

diszipliniert zu bleiben und

zugleich mit Zuversicht in die Zukunft zu starten!

Lass uns weiterhin die Kontakte zu den Menschen halten und vielleicht noch ausbauen,

die uns immer schon wichtig waren oder uns in der Krise wichtig geworden sind, vor allen auch zu solchen, die uns einsam vorkommen.

Erneuere unsern Glauben täglich neu

und gib uns Schwung für die Aufgaben und Erfahrungen,

die nun vor uns liegen.

Lass uns immer wieder deine hilfreiche Gegenwart spüren!

Sei bei denen, die unter Quarantäne stehen

oder in Krankenhäusern sind

als Patienten oder als medizinisches Personal.

Gib auch ihnen Kraft, warme Gedanken und ein gutes

Durchhaltevermögen!

Das alles bitten wir dich

und noch manches mehr, was wir dir, Gott, jetzt auch noch in der Stille sagen können…

   … gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute;

Und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern!

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit. Amen.

 

So segne und behüte euch der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

Amen.

 

 

Zur Ansicht hier klicken: https://www.youtube.com/watch?v=i7zhS7XKaIA

 

Video-Andacht am 17.  Mai 2020, Schafstallkirche St. Martin

Rogate- Betet! Pastorin Meike Müller-Bilgenroth

Orgel: Erika König,

Gesang: Vanessa Huss

Lesung: Christa Herrmann

 

Glocken

Musik zum Eingang

Begrüßung: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“

Herzlich Willkommen zur Andacht am 5. Sonntag nach Ostern. Heute geht es ums Beten!

Und wir werden das Gebet aller Gebete näher betrachten: Das Vaterunser! Das steht in der Bibel bei Matthäus und wird uns von Jesus an die Hand gegeben und ins Herz geschrieben.

Mit diesen sieben Bitten ist alles gesagt.

Wir feiern diese Andacht im Namen Gottes,

der uns wie ein Vater und wie eine Mutter liebt,

im Namen von Jesus, dem Christus, dem Auferstandenen, der den Tod besiegt hat,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns tröstet und befreit. Amen.

 

Lied: EG 162 Gott Lob, der Sonntag kommt herbei

Lesung des Evangeliums: Matthäus 6, 5-15, (Christa)

Perikopenbuch S. 286

5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.

6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.

8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

9 Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.

10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

11 Unser tägliches Brot gib uns heute.

12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]

14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.

15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Amen.

Lied: Unser Vater, Strophe 1+2 mit Refrain

Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nie vergisst, der trotz all seiner Größe immer ansprechbar ist. Deine Herrschaft soll kommen, das, was du willst, geschehn, auf der Erde, im Himmel sollen alle es sehn.

Vater, unser Vater, alle Ehre deinem Namen. Vater, unser Vater, bis ans Ende der Zeiten. Amen.

Predigt zum Evangelium, 1. Teil

Liebe Schwestern und Brüder, wenn ich dieses Lied höre, dann komme ich gleich in Mardorf-Stimmung: Das ist der Ort an dem wir seit 12 Jahren unsere große Konfirmandenfahrt durchführen. In der schönen Jugendherberge am Steinhuder Meer. Da erklingt abends bei unseren Andachten und beim Abendmahlsgottesdienst unter freiem Himmel oft dieses Lied: Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nie vergisst , … und 100 junge Menschen, KonfirmandInnen und TeamerInnen stimmen in den Gesang mit ein, der ja eigentlich ein Gebet ist.

In dem neuen Kirchenlied von Christoph Zehendner und Hans-Werner Scharnowski wird das Vaterunser auf neue Weise gebetet. Jesus fasst ja im Vaterunser wie in einem Brühwürfel alles zusammen, was wichtig ist.

Und zuerst wird das Verhältnis klar gemacht: Da betet jemand wie ein Kind zum Vater, zur Mutter, zur Schöpferkraft, die immer ansprechbar ist, die sich trotz all ihrer Größe (trotz heiligem Namen) nicht verschließt, sondern erreichbar bleibt. Sie hört! Sie hört das Gebet, den Dank, die Bitte, auch die Klage und das Lob. Nicht so, wie wir es uns auf menschliche Weise vorstellen. Nicht mit Ohren wie wir sie als Menschen haben, sondern auf verborgene, unfassbare und unerklärliche Weise. Das ist schwer zu begreifen und bleibt ein Mysterium. Mir fallen dann auch gleich all die kritischen Äußerungen zum Beten ein: Du machst Dir da was vor, Du führst eigentlich ein Selbstgespräch, du befindest dich in einer Art Einbahnstraße, das ist doch alles Autosuggestion.

Auch Jesus hat sich kritisch mit dem Beten auseinandergesetzt. Er hält eindeutig fest, dass wir „nicht plappern sollen wie die Heiden“. Es geht nicht um viele Worte, nicht um eine Selbstdarstellung, sondern um eine innere Haltung, um die Ausrichtung auf Gott. Und die ist am besten im stillen Kämmerlein einzuüben, dort, wo du geschützt bist. Wenn du zur Ruhe kommst und dich einschwingst auf den Lebensgrund, auf die Kraftquelle, die dich speist, dann nimmst Du Kontakt auf zu Gott. Dann bist du offen für Gottes Wirken, erkennst Gottes Willen an (bekommst jedenfalls im Ansatz eine Ahnung davon, dass Gott etwas gewollt hat, etwas vorhat) und begibst dich in das Spannungsfeld von Himmel und Erde.

Lied: Unser Vater, Strophe 3+4 mit Refrain

Gib uns das, was wir brauchen, gib uns heut unser Brot, und vergib uns den Aufstand gegen dich und dein Gebot. Lehre uns zu vergeben, so wie du uns vergibst. Lass uns treu zu dir stehen, so wie du immer liebst.

Vater, unser Vater, alle Ehre deinem Namen....

Predigt zum Evangelium, 2. Teil

Unser tägliches Brot gib uns heute- Jesus geht selbstverständlich davon aus, dass Gott schon vorher weiß, was du brauchst, bevor du ihn bittest. Aber sich mal die eigenen Bedürfnisse klar zu machen, sich bewusst zu machen, was ich brauche, ist in jeder Beziehung wichtig. Auch in der Beziehung zu Gott. Was ist mein tägliches Brot? Neben Essen und Trinken. Eine sinnvolle Beschäftigung, eine menschenwürdige Unterkunft, Mitmenschen, die mein Leben teilen. Für Viele gehören auch Tiere dazu, Musik, Kunst und Theater. Natur und Kultur! Wir brauchen all das, um satt zu werden an Leib und Seele.

Jesus wusste schon, dass das alles nicht so einfach ist mit den Menschen und ihren Bedürfnissen. Er hatte es am eigenen Leib erfahren, dass die Menschen oft wie abgeschnitten lebten von der Quelle, die doch eigentlich immer fließt und Fülle schenkt. Jesus hat erfahren, was Menschsein bedeutet: Nämlich schuldig zu werden. Es ist unmöglich, völlig unschuldig durchs Leben zu gehen. Wir sind auf Vergebung angewiesen. Denn immer da, wo ein Mensch leben möchte und Raum einnimmt, wirkt sich das auf seine Umwelt aus. Positiv und negativ. Wir können viel Gutes bewirken, aber geraten auch in Schuldzusammenhänge, aus denen wir uns nicht selbst befreien können. Wir brauchen die Vergebung. Wie wohltuend und befreiend ist es, wenn alle Schuld erlassen wird.

Lied: Unser Vater, Strophe 5+6 mit Refrain

Nimm Gedanken des Zweifels und der Anfechtung fort, mach uns frei von dem Bösen durch dein mächtiges Wort.

Deine Macht hat kein Ende, wir vertrauen darauf. Bist ein herrlicher Herrscher, und dein Reich hört nie auf.

Vater, unser Vater, alle Ehre deinem Namen....

Abschluss der Predigt, 3. Teil

Jesus wusste auch, wie sehr der Mensch sich verführen lässt und dann sehr schnell vom Weg abkommt, der zum Ziel führt. Das ist nicht immer die dramatisch schiefe Bahn. Aber es beginnt in dem Moment, wo ich die Ausrichtung auf Gott verliere. Wo ich mich ablenken lasse und falschen Versprechungen Glauben schenke. Das kann ganz böse enden. Es gibt genug Beispiele in unserer eigenen Umgebung von dieser bösen Fratze der Gewalt, der Erniedrigung, der Macht, der Sucht. Wie erlösend ist es, wenn Menschen daraus befreit werden können, manchmal aus eigener Kraft, oft durch stärkende Begleitung und Beratung.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus hat in das Vaterunser alles hineingelegt, was ihm für das Beten zu Gott wichtig war. In aller Kürze umfassen die sieben Bitten und der Schluss das, worauf es Jesus ankommt.

Jedesmal, wenn du es betest, gerät eine Dynamik in Gang, die Himmel und Erde verbindet; so wie wir es in Mardorf auf der Konferfahrt oft gespürt haben. Das klingt auch im stillen Kämmerlein nach und hat eine Wirkung, denn sie hört dich!

Amen.

Musik zum Nachklingen ohne Gesang („Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen—da berühren sich Himmel und Erde“ als Melodie?)

 

 

Fürbitten :

Meike : Wir wollen Fürbitte halten und jede Bitte abschließen mit dem Liedvers (EG 562)

Christa: Himmlischer Vater, du erhörst unser Gebet auch ohne große Worte. Wir wollen dir danken für glückliche Momente, für wohltuende Begegnungen, für gelungene Versöhnungen.

Wir rufen zu dir: Vater unser im Himmel, dir gehört unser Leben, wir loben dich.

Meike : Liebevolle Mutter, du bist für uns da! Wir bitten dich für alle, die ihr tägliches Brot nicht bekommen, die ums Überleben kämpfen und an Leib und Seele leiden. Stärke alle, die mithelfen, Not zu lindern. Lass diejenigen an Einfluss gewinnen, deren Herz für Frieden und Gerechtigkeit schlägt.

Wir rufen zu dir: Vater unser im Himmel, dir gehört unser Leben, wir loben dich.

Christa : Wir bitten dich, lass uns alle vernünftig sein und wachsam mit den Lockerungen umgehen, damit der Virus sich nicht weiter ausbreitet.

Wir rufen zu dir: Vater unser im Himmel, dir gehört unser Leben, wir loben dich.

Meike : Wir sagen dir in einem Moment der Stille, was uns bewegt: STILLE

Gemeinsam beten wir noch einmal die sieben Bitten, wie sie uns Jesus ans Herz gelegt hat:

Vaterunser

Segen

Musik zum Ausgang


 

 

Evangelium: Lukas 19, 37-40

37 Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, 38 und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! 39 Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! 40 Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.

 

Auslegung von Pastorin Meike Müller-Bilgenroth:

 

Liebe Schwestern und Brüder,

der Sonntag heute heißt KANTATE- SINGT! Das können Sie zu Hause oder draußen unbeschwert tun. Nur im Gottesdienst ist es gerade nicht erlaubt. Trotzdem können uns die Corona-Regeln nicht davon abhalten, Gott zu loben und uns zu Gott zu bekennen!

Im Evangelium versuchen die studierten Schriftgelehrten, Jesus zu mobilisieren, seine Anhängerschar mundtot zu machen. Sie wollen nicht, dass sie laute Lobgesänge anstimmen und Jesus als den Messias bekennen: Gelobt sei der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Nicht direkt stauchen sie die JüngerInnen zusammen. Sie appellieren an deren Lehrer: Tadele sie, weise sie zurecht! Aber Jesus, der auf seinem Eselsfüllen schon fast weggeritten war, hört das noch und zischt zurück: Ich sage euch, wenn diese schweigen werden, werden die Steine schreien. Jesus greift ein altes Wort vom Propheten Habakuk auf, der den Mächtigen, den Unterdrückern seiner Zeit ins Gewissen redet: Habakuk beklagt so viel Unrecht und prangert Missstände an, dass die Steine in der Mauer schreien und die Sparren am Gebälk antworten werden. Klare, bildreiche Worte, die eine Wirkung erzielen. Dieser sozialkritischen Worte bedient sich Jesus, gerade noch so im Weggehen: Wenn meine Anhängerschar, meine vertrauten FreundInnen, schweigen werden, werden die Steine schreien ! Was heißt das? Ihr lieben Schriftgelehrten: Ihr seid machtlos, die, die mich erkannt und bekannt haben, werden davon erzählen, so oft und wo sie nur können, mit frohem, lautem Gesang. Dagegen habt Ihr keine Chance, Ihr Rechtgläubigen, die Ihr meint, die RICHTIGE Lehre zu vertreten. Aber ich muss euch

 

enttäuschen: die frohe Botschaft könnt Ihr nicht im Keime ersticken. Dass ICH der Messias bin, so Jesus, werden die Menschen lauthals verkündigen und weitersagen, andere damit anstecken, so dass sich diese Botschaft immer weiterverbreitet. Wie haben die Pharisäer wohl darauf reagiert? Sie schmieden ihre Pläne, um nicht nur den Freundeskreis um Jesus mundtot zu machen, sondern Jesus selbst. Kurze Zeit später wird Jesus verraten, verurteilt und am Kreuz hingerichtet.

Und wir heute, liebe Gemeinde, vier Wochen nach Ostern? Der Stein war weggewälzt, am Ostermorgen. Wir haben Grund zur Freude, zum Jubeln und zum Loben. Wir preisen den Auferstandenen! Wir freuen uns über das Wunder des Lebens, das durch den Tod hindurch aufgebrochen ist. So wie es uns die Natur in diesen Maitagen vor Augen führt: Neues Leben bricht sich Bahn! Wahnsinn, unfassbar schön!

In den letzten Wochen der Corona-Krise haben manchmal Steine gesprochen, manche haben fast geschrien, so bunt waren sie, eindrücklich beschriftet und bemalt. Über facebook wurde zu einer kreativen Aktion aufgerufen und viele Menschen sind dem gefolgt. Ich habe mehrere im Oertzetal gefunden, mit einem Regenbogen, mit Gesichtern und Blumen, guten Wünschen und der Mahnung: Bleib zuhause! In ein paar Tagen werden auch am Gemeindezentrum St. Martin am Eingang bunte Steine liegen, die Hoffnung machen und Trost spenden. Jutta Sell von der Diakoniestation wird eine Malaktion starten. Wer Lust hat, kann ebenfalls einen Stein bemalen, mit Namen versehen und dazulegen, um auszudrücken, dass sie an die Menschen denken, die sich gerade nicht treffen können.  

Es gibt viele Möglichkeiten, seine Stimme zu erheben, um das Leben zu loben, um Gottes Schöpferkraft hervorzuheben. Es können bunte Steine sein, aber auch unser Gebet und unsere Gesänge, die wir draußen in der Natur, oder zu Hause laut erklingen lassen können. Und zum Glück tragen wir viele Lieder in uns, die auch ohne stimmlichen Gesang in uns klingen und schwingen, die uns trösten und ermutigen, die uns Antrieb geben, gerade auch in diesen unwirklichen und herausfordernden Zeiten.

Amen.

 

 

So segne und behüte uns alle der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

Amen.

 

Ihnen und Euch allen eine gesegnete Woche!


 



Andacht zum 3. Sonntag nach Ostern, 3. Mai 2020

in der Schafstallkirche

Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben!

Pastorin Müller-Bilgenroth

 

https://www.youtube.com/watch?v=ZmyYmXPscVs

Glockengeläut!

Orgelmusik

Begrüßung

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Herzlich Willkommen in der Schafstallkirche St. Martin in Munster. Altes und Gewohntes vergeht, Neues wird bestimmt.
Tja, dazu gehört auch, dass wir seit dieser Woche eine Maske tragen müssen! – Leider behindert sie das Sprechen, deswegen nehme ich sie ab. Liebe Schwestern und Brüder,
am 3. Sonntag nach Ostern heißt der Sonntag JUBILATE- Jauchzet, frohlocket! Eigentlich werden heute Konfirmationen gefeiert. Auch in unserer Gemeinde. Wir wären nächsten Sonntag dran gewesen.
Wir mussten unsere Konfirmation verschieben, auf den Herbst. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden werden aber heute trotzdem mit einbezogen. Wir werden später von ihnen hören.
Auch wenn vielen nicht zum Feiern zu mute ist, wollen wir es in dieser Andacht tun im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und wie eine Mutter liebt, im Namen des Sohnes, Jesus Christus, der auferstanden ist  und
im Namen des Heiligen Geistes, der alles neu macht. Amen.
Ich danke für die Musik von Kantor Daniel Heinrich und Magdalena Jorgas, Kora Bergunde für die Lesung, Hannah Bilgenroth für das Mitwirken bei der Ansprache und Max-Fabian Wolff-Jürgens für die technische Umsetzung dieser Andacht. 
Ich bin Meike Müller-Bilgenroth und lade alle ein, mit zu singen: Aus dem Gesangbuch Nummer 455 Morgenlicht leuchtet.
Lied: EG 455 Morgenlicht leuchtet (ganz) (Daniel)

Lesung:

Wir hören das Evangelium für diesen Sonntag. Es steht bei Johannes im 15. Kapitel:
1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

Auslegung:

Woche für Woche haben wir diesen Satz von Jesus gebetet:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Jeden Donnerstag um 16 Uhr haben wir unseren Konfirmandenunterricht damit begonnen.
Jesus spricht in Bildern und sagt in sieben Ich-Bin-Worten, wer er ist: In seiner Abschiedsrede vergleicht er sich mit einem Weinstock. Seine Angehörigen seien wie eine Rebe, die von ihm abhängt. Ich habe hier die Konfirmandengruppe einmal als Rebe an das Kreuz gehängt. So als ob Christus der Weinstock ist und die Konfis als große, saftige Früchte von ihm herabhängen. Sie hängen von ihm ab, sie bilden eine Rebe, die mit ihm verbunden ist, mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen, mit Gott.
Es besteht also eine Abhängigkeit, die erstmal Widerstand auslösen kann. Ich möchte doch lieber unabhängig sein, selbst bestimmen, wo es lang geht, mich befreien von Zwängen und aus der Enge. Und das wollen die 13-15 Jährigen erst recht. Sie wünschen sich Freiheit, vor allem von Leistungsdruck und hohen Erwartungen.
Wir haben im Februar im Zusammenhang mit dem Vorstellungsgottesdienst darüber gesprochen, was sie bewegt.
Ich lese die Gedanken dazu von drei Konfirmanden vor, sie sind im Schema eines Elfchens festgehalten, also immer in elf Worten:
Autoritäten
System            Ego(tod)
Freiheit           Opposition                  Regierung
Menschlichkeit           Revolution                  Politik             Funktionieren
Erleuchtung
Schulfrei
Essen          müde
Zocken       schlafen               Sturm
Langeweile     PC       zu hohe Steuern          Spaß
Nutzlosigkeit
Glück
Züge           Essen
Zocken       Schule      Klimawandel
Sport          Freunde       Frieden       Krieg
Schlafen
Inzwischen ist durch die vergangenen Wochen vieles anders geworden. Der Schulstress wurde von jetzt auf gleich auf null gefahren, weil die Schulen geschlossen wurden. Geschlafen haben viele von uns mehr als sonst, wenn sie nicht gerade in Schlüsselberufen tätig sein mussten. Die Virus-Pandemie macht es erforderlich, Neues zu erdenken und flexibel zu reagieren. Nichts ist planbar. Unsere Veranstaltungen, die Menschen zusammenführen und die von der Begegnung und dem direkten Kontakt leben, müssen ausfallen. Die Kitas und Schulen werden erst langsam wieder geöffnet. Vieles muss neu überlegt, strukturiert und organisiert werden.
Ihr Konfis müsst euch auch an viel Neues gewöhnen. Ihr dürft noch nicht wieder in die Schule, sondern müsst eure Aufgaben zu Hause erledigen und Euren Lehrerinnen und Lehrern zurückschicken. Ich habe Euch im Hinblick auf unseren Bibelspruch von Jesus als Weinstock gefragt, wovon oder von wem Ihr abhängt, wer oder was Euch Kraft gibt und Euch hilft, euch voll zu entfalten und welche Beziehung Euch wichtig ist. Es kamen einige Rückmeldungen von Euch.
Hannah:
Was mir hilft, mich voll zu entfalten und welche Beziehung mir wichtig ist. Antwort von den Konfirmanden im Elfchen-Schema:
Familie
Freunde      Tanzen
Musik         Angeln     meine Playstation 4
Liebe          Träume     Freiraum        Glück
Ehrlichkeit
Internet
Kommunikation          lustig
Kontakt      trotz         Corona
Ich              mag          lustige memes
Verbindung
Man merkt, wie stark die Welt des Internets bei einigen Jugendlichen durchschlägt, besonders durch den Zwang zum Abstandhalten. Es ist aber auch auffällig, wie wichtig die Familie ist und die Bewegung, eine sinnvolle Beschäftigung und Freunde. Jedenfalls bei manchen von ihnen.
Als Menschen leben wir immer in Beziehung! Wir brauchen den Kontakt und die Ansprache, sonst verwelken wir und gehen ein. Der Wunsch nach Freiheit und Entfaltung muss dem ja nicht entgegenstehen. Wer in glücklichen Bindungen lebt, der fühlt sich trotzdem frei und kann seine Potenziale und Gaben voll zur Geltung bringen und entfalten.
Das gilt auch für die Bindung zu Gott. Je mehr wir mit der lebendigen Geistkraft Gottes verbunden sind, desto mehr können wir Frucht bringen, uns also entfalten und zu einer glücklichen Person werden voller Tatkraft und Freude.
Wenn Christus sich als Weinstock und uns als Reben bezeichnet, die von ihm abhängen, heißt das doch nicht, dass wir untätig und passiv abhängen sollen, sondern dass wir fest verbunden sind mit Gott. Und das ist eine lebendige Verbindung, zu der die Jugendlichen bei ihrer Konfirmation JA sagen. Sie stimmen ihr zu, lassen sich auf sie ein. Im Verlauf des Lebens wird die Beziehung dann gestaltet und gepflegt, sie erlebt Höhen und Tiefen und ist mal intensiver, mal abgekühlter.
DASS die Bindung da ist, daran erinnert der heutige Sonntag. Und deswegen heißt er auch JUBILATE- Jauchzet, frohlocket! Es ist ein Grund zum Jubeln, dass wir nicht herausfallen können aus der liebevollen Bindung zu Gott, und dass sie frei macht, uns reifen lässt und zur vollen Entfaltung bringt.
Amen.
Lied: EG 432 Gott gab uns Atem, damit wir leben (ganz)
Gebet:
Meike:
In dir bleiben,
Christus.
Die Kraft von dir empfangen.
Aus deiner Wurzel leben.
Aufnehmen und weiterreichen,
was du uns gibst.
Frucht bringen.
Christus, ohne dich können wir nichts tun.
Hannah:
Du gibst die Kraft.
Aus dir strömt sie.
Gib sie denen,
die müde sind,
die erschöpft sind von Corona,
die sich aufreiben in der Sorge für andere,
deren Mut aufgebraucht ist,
die sich fürchten vor dem, was kommt.
Du bist die Wurzel, die trägt.
Erbarme dich.
Kora:
Du bist der Friede.
Du berührst die Herzen.
Verwandle die Hartherzigen,
die Kriegsherren und
die Lügner.
Ihr Gift sei wirkungslos,
weil du ihre Opfer heilst.
Du bist das Glück für die Schwachen.
Erbarme dich.
Hannah:
Du bist die Liebe.
Du machst alles neu.
Du bleibst.
Bleib bei den Trauernden, Christus
und bei den Liebenden,
denn ohne dich verlieren sie sich.
Kora:
Du Liebe,
sprich zu uns,
zu deiner Gemeinde
und zu deiner weltweiten Kirche.
Bleib bei uns.
Christus, ohne dich können wir nichts tun.
Meike:
Du bist der Weinstock. Von dir hängen wir ab.
Wir vertrauen dir in einem Moment der Stille, was uns bewegt:
STILLE
Wir beten mit Worten, die Jesus Christus uns beigebracht hat: Vater unser im Himmel…Amen.
Segen:
Gott segne dich und behüte dich, Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
Orgelmusik zum Ausgang

Impuls zum Sonntag Misericordias Domini – der gute Hirte:

 

I.

 

Manchmal sind wir ja so richtig auf 180.

Jeder von uns kennt das Gefühl. Wir sind mit jemanden so richtig heftig im Streit oder er provoziert uns einfach bis zum Geht-Nicht-Mehr.

Und wir?

Wir könnten vor Wut platzen und wir wehren uns!

Manch einer ballt sogar die Faust und würde am liebsten diese Faust auch nutzen.

Gott sei Dank verbietet es uns der Anstand, dass wir draufloshauen. Meist zumindest.

 

Aber oft reagieren wir – und ich mache das nicht unbedingt viel anders – mit heftigen und bösen Worten. Wir sind so von der Wut gepackt und lassen es einfach raus – egal wie verletzend wir dann sind.

Irgendwas müssen wir doch tun?

Wenn uns jemand ungerechter Weise beschimpft und fertig macht, dann müssen wir uns doch wehren!

 

Dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt.

 

Wir müssen uns doch wehren?

 

Der Predigttext sagt ganz klar: Nein!

 

Und das Krasse an diesem Predigttext ist, dass er sich an eine bestimmte Gruppe von Christen richtet. Eine Gruppe, die wir in Deutschland heute glücklicherweise nicht mehr im Blick haben müssen, weil es sie bei uns zumindest nicht mehr gibt. Der Predigttext aus dem ersten Petrusbrief richtet sich an die Sklaven.

 

Gerade die Sklaven.

Gerade die Sklaven sollen die Füße stillhalten, wenn ihnen Unrecht widerfährt.

Wir können uns Sklaverei nicht mehr vorstellen – und das ist gut so. Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen zu einer Ware geworden sind.

Nicht alle Sklaven hatten es schlecht. Es gab welche, die bei ihren Herren ein wirklich gutes Leben führen konnten. Aber eben auch die anderen. Sklaven, die den Launen ihrer Herren ausgeliefert waren. Die geschlagen und verprügelt werden durften, wie es der Herr wollte, denn der Sklave war ja sein Eigentum.

 

Wenn ich mir das so vorstelle: da kommt ein Sklavenhalter der schlechteren Sorte vielleicht sturzbesoffen in den Schlafraum seines Sklaven und lässt im Suff einfach mal allen Frust raus, den er hat.

Würde ich mich als Sklave dann nicht gegen ihn wehren? Ich würde es wahrscheinlich. Ich würde mich nicht verprügeln lassen – denke ich.

Aber der Predigttext denkt heute gar nicht so:

Dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt.

 

Wenn uns Leid angetan wird, sollen wir uns nicht wehren.

Warum? Wie kommt der Predigttext auf diese dumme Idee?

Weil Jesus es nicht getan hat. In seinen Fußstapfen sollen wir treten und das heißt: Nicht beschimpfen, wenn wir beschimpft werden. Nicht drohen, auch wenn uns gedroht wird.

 

Ist das nicht eigentlich dumm?

 

Es ist dumm, dass es Menschen gibt, die Gewalt anwenden. Menschen, die beleidigen und beschimpfen, die drohen.

Jesus hat erkannt, dass es keinen Sinn ergibt, wenn wir auf Gewalt mit Gewalt antworten. Es kann für ihn nur eine Antwort geben und die gibt der erste Petrusbrief ein paar Verse nach unserem Predigttext weiter: Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Beschimpfung mit Beschimpfung, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid.

 

Wir Christen müssen mit dieser Herausforderung leben. Das ist anspruchsvoll. Aber wir können das auch packen!

Aber eben nicht alleine. Jesus als guter Hirte ist dabei. Er ist der Hirte, der uns ja auch nie verlässt – selbst nicht im Leiden, wenn wir beschimpft werden und uns gedroht wird. Er bleibt da.

 

Und wir sind eine Herde. Wir alle können uns stärken und auch immer mal wiedererzählen, wie wir es geschafft haben, Streit nicht hochkochen zu lassen und zu vermeiden.

Denn Jesus weiß genau: Wenn wir streiten, dann sind wir wie irrende Schafe. Wir tun das Falsche. Deswegen ist es gut, wenn wir dann an Jesus denken – an unseren Hirten – und eben nicht Böses mit Bösem oder Beschimpfung mit Beschimpfung vergelten.

Unsere Aufgabe in dieser Welt ist es, zu segnen. Nicht zu verfluchen. Nicht die Spirale der Gewalt weiterzudrehen.

 

Also: wenn wir mal auf 180 sind – lieber durchatmen, ein wenig nachdenken, ein gutes Wort sagen, den Streit beenden. So kann Nachfolge gehen.

Amen.

 

Gebet:

Herr Jesus Christus, du bist der gute Hirte,

du führst uns auf deinen Wegen

und lässt uns nicht Mangel leiden.

Von dir werden wir nicht verlassen.

Wir bitten dich:

Halte uns zusammen bei dir.

Suche die Verlorenen.

Sammle die Verstreuten,

dass am Ende dieser Zeit die Deinen geschart sind um dich,

der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst

und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

 

Als Video auf unserem Youtube-Kanal:  hier klicken.

 

Das Evangelium für diesen Sonntag, Quasimodogeniti aus Joh. 20, 19-20.24-29 lautet:

 

Am Abend des ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt

und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden,

kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: „Friede sei mit euch!“

Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite.

Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.   …

Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird,

war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

Da sagten die anderen Jünger zu ihm: „Wir haben den Herrn gesehen.“

Er aber sprach zu ihnen:

„Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägel-Male sehe und lege meinen Finger in die Nägel-Male und lege meine Hand in seine Seite, kann ich´s nicht glauben.“

Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen.

Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren und tritt mitten unter sie und spricht: „Friede sei mit euch“

Danach spricht er zu Thomas: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“

Thomas antwortete und sprach zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“

Spricht Jesus zu ihm: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

                                                                     (Amen.)

 

Liebe Leser und Leserinnen!

In den Bibeltexten dieses Sonntages geht es darum, wie wir Menschen – gerade auch in einer Krise - Orientierung für unser Leben und für die Zukunft insgesamt bekommen können.

In der berühmten Geschichte vom zweifelnden Thomas, der darauf besteht, erst einmal seinen Finger in die Wunde zu legen, bevor er irgendetwas entscheiden kann, sagt Jesus am Ende sinngemäß: „Du solltest meinem Wort auch glauben, ohne dass ich meine Auferstehung erstmal lückenlos beweisen muss!“

Jesus ruft uns zu einer Art Ur-Vertrauen auf, das ja auch tatsächlich von Kindheit an in uns schlummert.

Aber als erwachsenen Menschen geht uns dieses Ur-Vertrauen leider oftmals verloren oder es gerät zumindest in Vergessenheit aufgrund von schlechten Erfahrungen, die so mancher im Laufe des Lebens gemacht hat und die das gute Ur-Vertrauen in das Leben manchmal überdecken.

Eine sehr gute Möglichkeit, dieses Vertrauen zurückzugewinnen oder einfach auch neu zu stärken, haben einige Mitglieder unserer Gemeinde im April 2019 erlebt, als wir zusammen am Jordan-Fluss die Stelle aufsuchten, wo Jesus einst seine Taufe erlebte, und dort

 

gemeinsam eine Tauferinnerungsfeier für alle Teilnehmer durchführten. Wir erinnerten uns dort an einem Sonntagmorgen unserer eigenen Taufe, bekamen ein Kreuz mit Jordanwasser

auf die Stirn gezeichnet und ein Segenswort zugesprochen und gingen gestärkt in den Alltag zurück.

Eine Rückbesinnung auf die eigene Taufe, die uns mit Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist aufs Engste verbindet, kann Kräfte freilegen, die verschüttet waren, und ein Ur-Vertrauen wieder ins Bewusstsein bringen, das vielleicht lange Zeit völlig in Vergessenheit geraten war.

Diese Rückbesinnung auf die Kraft des Getauft-Seins passt auch sehr gut zusammen mit dem Namen dieses Sonntags „Quasimodogeniti“, der aus dem ersten Petrusbrief, Kp. 2, Vers 2 stammt, wo die neu-getauften Christen (ob jung oder schon erwachsen) alle als die „neugeborenen Kindlein“ bezeichnet werden, die sich auf dem Weg zum Heil befinden:

Die Erinnerung daran, getauft zu sein, möge uns mental und auch geistlich so erfrischen, dass wir uns (gerade auch in der Krise) voller Vertrauen in das Leben der Welt mit einbringen – den Mitmenschen zur Hilfe, Gott zur Ehre.

                                               

Ihr

  Johannes Schoon-Janßen, Pastor in Munster  

 

Gebet:

Herr, unser Gott,

wir danken dir für unsere Taufe und die Kraft, die wir daraus für uns und andere ziehen können!

Wehre unserer menschlichen Verzagtheit, die manchmal an uns nagt.

Schenke uns Besonnenheit im Umgang miteinander!

Hilf uns, menschliche Nähe und Wärme mit körperlicher Distanz in diesen Tagen und Wochen in einen guten Einklang miteinander zu bringen!

Sei auch bei denen, die auf der Flucht sind oder in Auffanglagern leben:

Gib den in der Politik Verantwortlichen auch für diese Menschen hilfreiche Ideen in die Herzen!

Das alles bitten wir dich und manches mehr, das wir dir noch in der Stille sagen können

     …

Gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel…

                                         Amen.

 

So segne und behüte uns alle der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

Amen.

 

Ihnen und Euch allen eine gesegnete Woche!

 

 

 

Hinweise:

 

Nachbarschaftshilfe

Sollten Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld dringend Hilfe beim Einkauf oder ähnlichem benötigen, melden Sie sich bitte zu den Öffnungszeiten telefonisch unter der Tel.-Nr. 2321 oder auch per E-Mail unter kg.munster@evlka.de im Kirchenbüro. Einige Teamer*innen sowie ehrenamtliche Helfer*innen haben ihre Hilfe angeboten.

 

Hahnenschrei

Der Hahnenschrei wird dieses Mal ausnahmsweise in einer geringeren Auflage an Supermärkte, Apotheken usw. öffentlich zur Mitnahme ausgelegt. Wir hoffen sehr, den nächsten Hahnenschrei wieder in gewohnter Form präsentieren zu können. Bitte teilen Sie diese Information!

 

Ökumenisches Läuten um 21 Uhr

In schwierigen Zeiten wollen die Kirchengemeinden in Munster den Menschen Raum bieten, sich zu besinnen, an andere zu denken, vielleicht auch zu beten.

Fünf Minuten werden in Munster täglich um 21 Uhr die Glocken aller Kirchen geläutet. Auch wenn derzeit keine Gottesdienste stattfinden dürfen, möchte die Kirche für die Menschen da sein.

Es geht darum, die Zeit zu nutzen, um innezuhalten und angesichts der Coronakrise mit ihren Bedrohungen für andere in der ganzen Welt zu beten.

 

Gleichzeitig wird angeregt, dass die Menschen während der Zeit des Glockengeläuts ein Fenster öffnen und dort eine brennende Kerze platzieren, um als ökumenische Gemeinschaft Zeichen zu setzen. „Wir müssen jetzt, wo man nicht persönlich zusammenkommen darf, neue Wege finden, das Gemeindeleben zu pflegen.“

 

 

 

 

 

Ihre Spende für unsere Kirchengemeinde

über Ihre Banking-App:

 

oder traditionell als Überweisung:

 

Empfänger: KG Munster

IBAN: DE05 2585 1660 0055 0260 41

BIC: NOLADE21SOL

Geschäftsbereichskennung: CHAR

Zahlungsreferenz:

2902-13556-allgGemArbeit-Spende

Hinweistext :

Allgemeine Gemeindearbeit Munster

 

 

 

 

Gedanken zum Sonntag Palmarum, 5. April 2020

 

Als Video auf unserem Youtube-Kanal:  www.youtube.com/watch?v=7okQIZcJmDk

 

Das Evangelium für diesen Sonntag aus Joh. 12,12-19 lautet :

Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“

Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht:

„Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen!“

Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war,

da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte.

Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugt die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan.

Die Pharisäer aber sprachen untereinander: „Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; alle Welt läuft ihm nach!“  (Amen.)

 

Liebe Leser und Leserinnen!

Am Einzug Jesu in Jerusalem scheiden sich von Anfang an die Geister!

Der Einzug Jesu in Jerusalem weckt bei verschiedenen Leuten nämlich sehr verschiedene Gefühle:

Bei denen, die von seinen Wundertaten gehört haben: Hoffnung auf Befreiung von Leiden und Unterdrückung, vielleicht auch Befreiung vom Tod…

Bei seinen mitziehenden Jüngern: ganz bestimmt Freude und Stolz…

Bei seinen Widersachern: Ratlosigkeit und Wut über so viel Jubel…

Und bei ihm selber: wahrscheinlich Rührung und ganz sicher auch

Entschlossenheit…

Wir wissen heute, dass die Stimmung damals innerhalb weniger Tage nach diesem Einzug gleich zweimal umschlug:

Einmal, als Jesus am Kreuz gestorben war und seine Anhänger sehr traurig und teilweise auch geradezu verzweifelt waren.

Und dann ein zweites Mal, als Jesu auferstanden war und sich dies wie ein Lauffeuer herumsprach.

Doch zurück zum Einzug Jesu:

Der, glaube ich, wichtigste Satz, den Jesu selber bei diesem Einzug nach dem Johannes-Evangelium als Kommentar dazu gesagt hat, lautet:

„Fürchte dich nicht, du Tochter Zion!“

Jesus erinnert damit an die Messias-Weissagung des Propheten Sacharja, der formuliert hatte: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr!“

Jesus selber legt die Betonung nicht auf so sehr auf den Jubel, sondern auf das Mut-Machen, auf die Furchtlosigkeit und zeigt damit indirekt ganz viel von seinen eigenen Gefühlen, die ja sehr gemischt sind…

Gemischte Gefühle kennen auch wir nur zu gut in diesen verrückten Wochen, die wir gerade gemeinsam – wenn auch auf körperliche Distanz bedacht – miteinander durchleben.

Statt einer Konfirmation zu Palmarum gibt es aus der Kirchengemeinde Wort und Gebet per Papier-Ausdruck bzw. per Video-Andacht.

Statt Besuchen gibt es Seelsorge-Anrufe der Pastoren oder der Pastorin und natürlich für alle immer auch die Telefonseelsorge!

Statt großer Familienfeiern gibt es viele Telefonate und auch wieder Briefe.

Statt Bundesliga gibt es Radio-Musik oder Spiele zu Hause oder per Internet.

„Fürchte dich nicht!“, so ruft es uns Jesus zu.

Das heißt nicht: Alles ist in bester Ordnung.

Aber es heißt: Lasst Euch nicht vereinzeln, nehmt per Telefon oder Email Kontakt mit denen auf, die euch wichtig sind und vielleicht auch mit denen, an die ihr schon lange nicht mehr gedacht hattet.

Freut euch über das, was an Rücksichtnahme und Organisation gut funktioniert z. Zt. in unserm Land, und versucht, euch auch selber mit guten Ideen hier und da mit einzubringen!

Haltet zusammen im Praktischen, aber auch in Gedanken und Gebeten!

Hört auf die guten Worte Jesu, über den der Wochenspruch aus Joh. 3,14f. sagt:

„Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“

Am Ende siegt doch das Leben über den Tod, die Lebendigkeit über die innere Lähmung, nicht nur bei Jesus, sondern auch bei uns!  (Amen.)

 

Ihr Johannes Schoon-Janßen, Pastor

 

Gebet:

Herr, unser Gott,

danke, dass du da bist und uns stärkst bei allen Herausforderungen und Ungewissheiten!

Gib uns einen klaren Verstand, ein waches Mitdenken u. ein gutes Miteinander!

Sei bei uns und unseren Lieben hier und auch in der Ferne und in unseren Herzen…

Das alles bitten wir dich und noch manches mehr, was wir dir, Gott, jetzt auch noch in der Stille sagen können

Gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel…    

Amen.                                         

      

So segne und behüte uns alle der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!  

Amen.

 

Ihnen und Euch allen eine gesegnete Woche!

 

 

Gedanken zum Sonntag Judika, 29. März 2020

Als Video auf unserem Youtube-Kanal:  www.youtube.com/watch?v=hkad_JHMF7w

oder zum Lesen

Das Evangelium für diesen Sonntag aus Mk. 10,35-45 lautet:

 

Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, gingen zu Jesus und sprachen zu ihm: „Meister, wir wollen, dass du für uns tust, war wir dich bitten werden.“

Er sprach zu ihnen: „Was wollt ihr, dass ich für euch tue?“

Sie sprachen zu ihm: „Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.“

Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“   Sie sprachen zu ihm: „Ja, das können wir.“   

Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.“

Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.

Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.

Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“     (Amen.)  

 

 

Liebe Leser und Leserinnen!

Wir schon letzte Woche, so steht auch für den Sonntag Judika der Wochenspruch ganz am Ende der Evangelien-Lesung:

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Mk. 10,45/Mt. 20,28)

Das ist eine ganz grundsätzliche Aussage Jesu über sich selbst, aber auch über das Zusammenleben von uns Christen-Menschen in der Kirche

und in der Welt.

Von sich selber sagt Jesus in diesem Gespräch, dass er sein Leben für uns Menschen hingeben wird, damit dadurch unsere Sünden getilgt sind.

Von den Christenmenschen untereinander sagt er sinngemäß, sie sollen einander höflich und zuvorkommend begegnen und nicht nach Macht oder Ehre streben, denn das würde überhaupt nicht zum Verhalten Jesu passen!

Und auch das Leben von uns Christenmenschen innerhalb der gesamten Gesellschaft soll nicht vom Streben nach besonderer Bedeutung geprägt sein, sondern vom Dienen.

Diese Aufgabe der Christenmenschen und der Kirche innerhalb der Gesellschaft hat der bekannte Pastor Dietrich Bonhoeffer , der im Frühjahr 1945 von den Nazis umgebracht worden ist, einmal in einem Brief aus seiner Gefängniszelle als „Kirche für andere“ bezeichnet: Die Kirchenleute müssen immer auch ihre Mitmenschen mit im Blick haben, die in Not sind oder die Hilfe brauchen, sowohl die christlichen Mitmenschen als auch die nicht-christlichen!

Dabei versteht man unter Kirchen-Leuten alle Menschen, die zu einer Kirche gehören. In der aktuellen Corona-Krise gibt es – auch in Munster - ganz viele Menschen, die sich für andere engagieren, darunter auch viele kirchlich Engagierte, z.B. die jungen Leute aus den Reihen unserer Teamer und darüber hinaus, die angeboten haben, Einkäufe für Ältere zu machen, z. B. die Tafel-Leute, die gerade an einem Konzept basteln, das demnächst vielleicht eine etwas andere, angepasste Form der Hilfe wieder ermöglichen könnte. Aber auch das ökumenische Glockenläuten anlässlich der Corona-Krise immer um 21.00 Uhr, das viele Menschen als Einladung zu einem persönlichen Gebet und / oder einem Vaterunser annehmen, ist sicher eine Form von Hilfe in schwieriger Zeit.

Der Wochenspruch sagt uns zu alledem: Jeder Mensch möge tun, was er oder sie kann. Das ist sehr im Sinne Jesu. Aber es soll sich auch keiner übernehmen oder sich verrückt machen lassen, denn die Welt kann und muss keiner von uns retten, denn das hat Jesus durch seinen Tod am Kreuz längst schon für uns getan. (Amen.)     

Ihr Johannes Schoon-Janßen, Pastor in Munster          

 

Gebet:

Herr, unser Gott,

wir danken dir für deine Gegenwart und für jegliche Stärkung durch dich!

Hilf uns zu erkennen, wo wir aktiv helfen können,

aber auch, wo wir schlicht Ruhe bewahren und Gelassenheit walten lassen sollten!

Schenke uns Selbstdisziplin und hilf uns dabei, uns trotzdem auch unsern Humor zu bewahren!

Sei bei denen, die unter Quarantäne stehen oder in Krankenhäusern sind

als Patienten oder als medizinische Helfer und Helferinnen.

Gib auch ihnen Kraft, warme Gedanken und ein gutes Durchhaltevermögen.

Sei auch bei den Verstorbenen der letzten Wochen und ihren Angehörigen!

Das alles bitten wir dich

und noch manches mehr, was wir dir, Gott, jetzt auch noch in der Stille sagen können…

 

… Gemeinsam sprechen wir:

Vater unser im Himmel…

                                         Amen.

 

So segne und behüte uns alle der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

                                                            Amen.

 

Ihnen und Euch allen eine gesegnete Woche!

Gedanken zum Sonntag Laetare (22.3.2020)

Das Evangelium für diesen Sonntag aus Joh. 12,20-24 lautet:

Es waren einige Griechen unter denen,

die herausgekommen waren,

um anzubeten auf dem Fest.

Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war,

und baten ihn und sprachen:

„Herr, wir wollen Jesus sehen.“

Philippus kommt und sagt es Andreas,

und Andreas und Philippus sagen´s Jesus.

Jesus aber antwortete ihnen und sprach:

„Die Stunde ist gekommen,

dass der Menschensohn verherrlicht werde.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt,

bleibt es allein;

wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“

Amen.

 

Liebe Leser und Leserinnen!

Das Evangelium für den Sonntag Laetare (auch „Klein-Ostern“ genannt) endet mit dem berühmten Wort Jesu über das Weizenkorn, das nur Frucht bringt, wenn es zuvor in die Erde gefallen und gestorben ist.

Dieses Wort ist einerseits ein Hinweis auf den Tod und die anschließende Auferstehung Jesu Christi.

Dann ist es natürlich auch ein Hinweis darauf, dass für uns, die wir an Jesus Christus glauben, nach unserem irdischen Tod eben nicht alles vorbei ist, sondern ein Leben in anderer Form (ohne Leid, ohne Schmerz, ohne Elend) bei Gott auf uns wartet.

In unserer heutigen besonderen und schwierigen Lage, die durch den Corona-Virus bedingt ist, kann es aber auch ein ganz praktischer Hinweis darauf sein, dass man manchmal alte Gewohnheiten, die sich eingeschliffen haben, hinter sich lassen muss, um an wichtigen Punkten umzusteuern:

Das Herunterfahren des Landes für eine begrenzte Zeit kann auch so etwas wie eine Chance dafür sein, öfter mit seinen Lieben (auch in der Ferne) zu telefonieren, mal wieder einen schönen Brief zu schreiben oder per Email etwas öfter und ausführlicher Kontakt zu halten, als das sonst vielleicht lange Zeit der Fall gewesen ist.

Jede Krise bietet neben Unannehmlichkeiten und so manchen Herausforderungen immer auch Chancen auf etwas Neues.

So lasst uns aufeinander Acht geben, lasst uns viel miteinander (und auch mit solchen, die vielleicht ganz alleine sind und von denen wir das wissen oder ahnen), telefonieren und schreiben. Möge unser Gott uns dazu gute Ideen eingeben und uns in allem stärken und ermutigen, auch wenn wir rein äußerlich aus guten Gründen für eine Zeit weiter auseinanderrücken müssen.

Mit guten Wünschen für die neue Woche  

 

Ihr Johannes Schoon-Janßen, Pastor

 

Gebet:

Herr, unser Gott,

schenke uns in diesen Tagen und Wochen

gute Gedanken, ein aktives Mit-Denken,

eine gute Selbstdisziplin und viele gute

telefonische oder digitale Kontakte zu

allen, die uns lieb und wert sind

uns auch zu solchen, die uns einsam vorkommen!

Schenke uns Kraft aus dem Glauben an dich.

Und lass uns ganz viel fühlen von deiner aufbauenden Gegenwart!

Sei bei denen, die unter Quarantäne stehen

oder in Krankenhäusern sind

als Patienten oder als medizinische Helfer und Helferinnen.

Gib auch ihnen Kraft, warme Gedanken und ein gutes Durchhaltevermögen.

Das alles bitten wir dich

und noch manches mehr, was wir dir, Gott, jetzt auch noch in der Stille sagen können…

 

Das alles bitten wir dich und fassen es zusammen mit den Worten, die dein Sohn Jesus Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel…

                                         Amen.

 

So segne und behüte uns der dreieinige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

                                                            Amen.

 

Allen eine gesegnete Woche!

 

 

 

 

Sonntag, Okuli 15. März 2020

 

Predigttext: Lukas 9, 57-62

Vom Ernst der Nachfolge

57 Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst.

58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.

60 Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!

61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.

62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

 

Predigt über Lk. 9,57-62

 

Liebe Gemeinde,

irgendwie scheint Jesus von modernen Werbemethoden nichts gehört und nichts begriffen zu haben. Wenn man Erfolg haben will, dann muss man doch sein Produkt anpreisen, in den höchsten Tönen loben, es so verlockend machen, dass den Leuten das Wasser im Mund zusammenläuft. Das ist so wie bei einem Medikament, das gegen alles Mögliche helfen soll. Und dann wird auf den Beipackzettel verwiesen. Die Risiken und möglichen Nebenwirkungen sind dort vermerkt, aber in der Regel so klein gedruckt, dass man sie kaum lesen kann und auch oft nicht versteht. Schließlich soll das Medikament ja verkauft werden. 

Und manchmal nimmt man es mit der Wahrheit bei gewissen Produkten nicht so genau, wie z.B. beim Dieselskandal oder bei Boing, nur um seine Produkte loszuwerden. Die sollen wahre Wunder vollbringen – aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Dann kann einem allwerdings auch die Wahrheit ganz unangenehm auf die Füße fallen.

Bei modernen Evangelisationen würde man die Leute nicht vor den Kopf stoßen.  Man würde versuchen aufzuzeigen, wie schön und sinnvoll es ist, sein Leben mit Jesus zu führen. So habe ich es jedenfalls oft genug erlebt. Dann werden Beispiele erzählt, wo so etwas geschehen ist. Und dann passiert es tatsächlich, dass solche Prediger oder Evangelisten Erfolg haben und Menschen ihr Leben ändern. Sie treten in die Kirche dieser Prediger ein und manche Kirchen haben enormen Zuwachs, vor allem von jungen Menschen. Da brummt die Hütte.  Und manchmal stellen solch neu gewonnen Gemeindeglieder aber irgendwann fest: Es hat sich nichts verändert. Die Probleme sind geblieben, vielleicht sogar schlimmer geworden – und wenden sich enttäuscht ab- bei der Kirche wird man eh nur getäuscht – oder blenden die Wirklichkeit aus.

Jesus macht es anders als moderne Evangelisten oder Werbefachleute. Er macht das Gegenteil! Er warnt davor ihm einfach blauäugig nachzufolgen.

In unserem Gotteswort begegnen uns drei Menschen, die für verschiedene Typen von Menschen stehen. Der erste hat von Jesus gehört. Jesus wurde ihm in den leuchtendsten Farben geschildert. Das Leben mit Jesus muss wunderbar unkompliziert sein. Er sorgt für alles, für mein körperliches und seelisches Wohlbefinden. Ich brauche mich um nichts zu kümmern. Es muss wunderbar sein, bei diesem Jesus zu sein. Aber Jesus warnt ihn und sagt: Halt, Freund. Hast Du Dir das richtig überlegt? Jagst Du nicht möglicherweise einem Phantom hinterher, das gar nicht existiert, jedenfalls nicht so, wie du es dir vorstellst? „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Da sagt Jesus ihm: Ich bin heimatlos. Du denkst vielleicht, ich führe mein Leben in göttlicher Sorglosigkeit, weil mein himmlischer Vater für mich sorgt. Aber das ist ein Trugschluss. Ich habe meine himmlische Heimat verlassen     -2-

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und auch hier auf der Erde bin ich heimatlos. Jeder Tag ist ein neues Abenteuer – aber auch anstrengend. Willst Du dieses Leben tatsächlich mit mir teilen?

An anderer Stelle warnt Jesus vor einem übereilten Entschluss zur Nachfolge, indem er gleich zwei Gleichnisse erzählt: Mit der Nachfolge verhält es sich wie bei einem Bauherrn, der einen Wohnturm bauen wollte. Vor dem Bauen fängt er an die Kosten zu überschlagen, ob er auch das nötige Geld dafür hat. Denn so eine unfertige Ruine bringt nichts ein als Spott. Oder ein König, der erfährt, dass der Nachbarkönig gegen ihn mit einer großen Armee in kriegerischer Absicht gegen ihn heranzieht. Dann überlegt der König, ob seine Armee stark genug ist um dem feindlichen König Paroli bieten zu können. Und falls er zu dem Ergebnis kommt, dass er zu schwach ist, schickt er ein Friedensangebot. Also, bevor du Jesus nachfolgen willst, sei schlau und denk darüber nach, ob Du überhaupt in der Lage bist ein solches Leben zu führen.

Bei dem Zweiten Mann bzw. der zweiten Gruppe sieht die Sache anders aus. Da betätigt sich Jesus nahezu so wie ein moderner Evangelist. Er fordert einen anderen Menschen dazu auf ihm nachzufolgen. Aber dem passt das momentan nicht. Der hat noch etwas auf seinem Terminkalender. Er muss noch unbedingt seinen Vater beerdigen. Dabei ist es nicht klar, ob der Vater noch lebt und er so lange bei dem Vater bleiben möchte, bis der stirbt, oder ob der Vater schon gestorben ist. In jedem Fall muss er seinen Vater beerdigen, wenn der gestorben ist. Das ist nicht etwas, über das man verhandeln, das man tun oder lassen kann. Das schreiben die jüdischen Werke der Barmherzigkeit zwingend vor! Und Jesus antwortet ihm ziemlich schroff: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!“ Tja, schwierig.

Die dritte Person bzw. dritte Gruppe scheint ähnlich gestrickt zu sein wie die erste Person. Auch dieser Mensch hat wohl etwas von Jesus gehört und will ihm nachfolgen. Jesus scheint an ihm vorbeiziehen zu wollen. Diesen Moment möchte er nicht verpassen und so bittet er Jesus: „Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.“ Was kann daran verkehrt sein? Man kann sich ja wohl wenigstens verabschieden. Und wieder ist die Antwort Jesu ziemlich harsch: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“

Den meisten unter uns ist dies Wort vom Hand an den Pflug legen bekannt. Aber was macht ein Bauer heute, wenn er auf seinem Trecker sitzt und pflügt? Er sieht zurück und achtet darauf, dass die Pflugscharen ganz genau an die umgepflügten Furchen anschließen. Früher, zur Zeit Jesu, und auch lange danach hatten die Leute keine Trecker, sondern nur Ochsen, Kühe oder Pferde. Der Ochse zog den Pflug, der Bauer ging hinterher und drückte den Pflug so tief wie möglich ins Erdreich. Er achtete darauf, dass die neue Furche nahtlos an die vorherige anschloss. Wenn er zurückschauen würde, dann würde die neue Furche nicht mehr anschließen. Also, das Ziel soll man fest im Auge haben, sonst geht es in die Hose.

Wie sich die drei Personen entscheiden, wird nicht gesagt. Es bleibt offen.                 -3-

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Wir sind noch in der ersten Hälfte der Passionszeit. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und er weiß, was ihn dort erwartet. Wir als Gemeinde sind aufgefordert, Jesus dorthin zumindest innerlich zu begleiten. Dabei geht es auch um mehr als nur um neben Jesus zu gehen: Wir sollen Jesus nachfolgen. Nachfolgen heißt in den Schritten zu gehen, die Jesus gegangen ist. Das kann sehr unterschiedlich aussehen: Es kann bedeuten, dass man sich für Menschen, die bei uns Schutz und Zuflucht suchen, einsetzt. Ich stelle fest, dass die Einstellung vieler Menschen hier von Verlustangst und Neid geprägt ist. Aber was möchten wir denn für uns selbst, wenn wir vor Krieg und Vertreibung flüchten müssten? Das haben viele Deutsche und Europäer in den vergangenen Jahrhunderten doch auch immer wieder erfahren und sind ausgewandert bzw. geflüchtet.

Es gibt es ganz viele Möglichkeitensich für andere einzusetzen, z.B. für ein gerechtes und friedliches Miteinander, ohne Hass. Und wenn man das mitbekommt, dann ist Zivilcourage gefragt, indem man sich dagegen stellt. Es gab in der vergangenen Woche ein ganz wichtiges Treffen in Zwickau, wo es um Hass und Anfeindungen gegen Bürgermeister und sonstige öffentliche Amtsträger ging. Wir Christen sind mit verantwortlich für ein Klima, in dem sich Frieden entfalten kann.

Viele Menschen reagieren panisch auf den Ausbruch der Corona Seuche. Auch in Munster ist es zu Hamsterkäufen gekommen. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Aber so sind die Menschen. Hier tut Besonnenheit gut. Wir Christen glauben und wissen, unser Leben steht in Gottes Hand. Es gibt keinen Grund zur Panik – wohl aber zu gut überlegtem Handeln. Gott hat uns deshalb unsren Verstand gegeben, dass wir ihn auch einsetzen und vernünftig handeln. Deshalb weden sich Christen gegen Fatalismus oder Schicksalsergebenheit, wo man die Hände in den Schoß legt oder wie das Kaninchen auf die Schlange starrt.

Dieser Sonntag trägt den schönen Namen Okuli, nach dem lateinischen Leitvers für den Wochenpsalm: „Meine Augen sehen stets auf den HERRN, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.“ Mit diesen Augen auf Gott hin gerichtet ist Elia durch die Wüste bis zum Gottesberg, dem Horeb gewandert. Das war wahrscheinlich eine anstrengende Wanderung – aber er ist an seinem Ziel angekommen, das Gott ihm gesteckt hat. Wir sind aufgefordert unsre Augen auf Jesus zu richten, ihn zu begleiten, uns innerlich an ihm auszurichten.

Es kann sein, dass uns das zu anstrengend ist. Viele haben sich auch längst innerlich verabschiedet, wie man an der Zahl der Gottesdienstteilnehmer sehen kann. Aber es ist der Kirche nicht die Verheißung der großen Zahl gegeben, sondern das ist uns verheißen: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wille euch das Reich zu geben.“ In dieser Zuversicht wollen wir uns an Jesus ausrichten. Es wird kein Zuckerschlecken, auch wenn wir das gerne hätten – aber der Weg, den Jesus uns führt, der führt zum Ziel. Zu Gott, zum Guten für Seine Menschen, zum Guten für Seine Welt. Amen. 

 

Reinhold Schwind

Pastor im Ruhestand

 

 

Dank- und Fürbittgebet am Sonntag Okuli, 15.03.2020

 

Barmherziger Gott,

 

wir danken dir für das Brot des Lebens und den Kelch des Heils:

Gib uns auch künftig Anteil an deiner Liebe, die ins Leben führt

und Gewalt und Schrecken, Sünde und Tod überwindet.

 

Wir bitten dich um deinen Geist und offene Augen für unsere Kirchen,

dass sie im Gespräch miteinander bleiben, respektvoll und klar.

 

Wir bitten dich um deinen  Geist für unsere Politikerinnen und Politiker,

dass sie dem Wohl aller Menschen dienen,

der Gerechtigkeit und dem Frieden verpflichtet.

 

Wir bitten dich um deinen Geist für uns und un sere Gemeinde,

dass wir als Schwestern und Brüder miteinander leben,

die Hand am Pflug, den Blick nach vorn gerichtet.

Lass unbs nach deinem Willen für uns fragen und gib uns die Kraft, dies auch zu tun.

 

Gott, viele Dinge beschäftigen uns und bereiten uns Sorge:

Die Ausbreitung des Corona-Virus verunsichert ganz viele Menschen und schränkt uns ein. Gib uns einen klaren Blick für das, was wir selbst tun können.

Bewahre uns den Glauben an Dich für uns, unser Leben, unsere Welt.

Du hältst uns und deine Welt in deiner Hand.

 

Wir sehen die Not vieler Menschen in den Medien: Die Not der Flüchtlinge an den Grenzen Europas, in ihren Heimatländern, die von Kriegen und Hungersnöten verwüstet werden.

Viele Menschen bei uns haben Angst vor diesen vielen Menschen, die bei uns Schutz und Hilfe suchen. Zeige uns realistische Möglichkeiten, wo wir helfen können, ohne dass unsere Gesellschaft auseinanderbricht.

Bewahre den inneren Frieden in unserem Land.

Nimm uns die Angst und gib uns den Mut, das was richtig ist umzusetzen.

 

Wir bitten dich für unsere Kranken. Schenke ihnen Gesundheit nach deinem Willen.

Wir bitten dich für unsere Sterbenden. Lass sie sich getrost in deine Hände legen. Nimm sie auf in dein ewiges Reich.

 

Wir leben von deiner Gnade. Dir wollen wir vertrauen.

Alles, was uns sonst noch bewegt, sagen wir dir in der Stille...

 

Kollektengebet am Sonntag Okuli, 15.03.2020

 

Guter Gott,

du siehst uns Menschen, du hörst unser Gebet.

Du kennst unsere Freuden, aber auch unsere Sorgen und Ängste.

All das bringen wir jetzt zu dir.

Wir möchten ganz fest auf dich schauen, auf dein Wort hören,

dir fest vertrauen. Gib uns Worte, auf die wir uns verlassen können,

die uns den rechten Weg weisen und lass uns dein Licht sehen.

Das bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn.

Amen